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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Prädispositionen für die Kategorisierung sprachlicher Elemente 171<br />

höhere Rolle) und [±lr] (= es gibt (k)eine niedrigere Rolle), trägt das einzige Argument intransi-<br />

tiver Verben ([-hr,-lr]) keine positiven Merkmalsspezifikationen. Es wird nämlich nicht von<br />

anderen Argumenten des betreffenden Verbs abgegrenzt. Die Argumente transitiver Verben<br />

haben hingegen jeweils eine positive Spezifikation ([+hr,-lr] bzw. [-hr,+lr]), da sie von jeweils<br />

einem anderen Argument zu unterscheiden sind. Dreiwertige Verben haben zusätzlich zu diesen<br />

Argumenten noch ein mittleres Argument, das von den beiden anderen abgegrenzt wird und<br />

daher zwei positive Spezifikationen aufweist ([+hr,+lr]). 22<br />

Wenn Kinder semantische Repräsentationen wie in Abb.II-1 aufgebaut haben, sind sämt-<br />

liche Argument-DPs in diesen Repräsentationen für [±hr] und [±lr] spezifiziert. Mit den Merk-<br />

malen [±hr] und [±lr] lassen sich aber nicht nur die strukturellen Argumentpositionen selbst<br />

charakterisieren; auch Kasusmarkierungen und Kongruenzmarkierungen sowie die Komple-<br />

mentpositionen des Verbs weisen solche Spezifikationen auf (vgl. Wunderlich 1997 sowie<br />

Kiparsky 1992, 1997, 2001 für ähnliche Überlegungen zur Verwendung der Merkmale<br />

[±HR] und [±LR]).<br />

Diese Spezifikationen erwerben Kinder meines Erachtens, wenn sie auf minimale Form-<br />

kontraste zwischen verschiedenen Kasusformen stoßen, z.B. auf den Kontrast zwischen der<br />

Nominativpostposition ga und der Akkusativpostposition o im Japanischen. Wie in Kapitel<br />

II.3.1 erläutert, zwingt das Spezifizitätsprinzip Kinder angesichts solcher Formkontraste, nach<br />

unterschiedlichen Spezifikationen für die beiden kontrastierenden Postpositionen zu suchen.<br />

Dabei können sie feststellen, ob das Auftreten bestimmter Kasusmarkierungen stets mit dem<br />

Vorliegen einer positiven Spezifikation für die Merkmale [±hr] oder [±lr] einhergeht. Ist dies<br />

der Fall, wird diese Spezifikation in den Lexikoneintrag für die entsprechende Kasusmarkie-<br />

rung integriert. Negative Merkmalsspezifikationen spielen hingegen - dem Prinzip der radikalen<br />

Unterspezifikation (vgl. Kapitel II.1.2) gemäß - beim Aufbau von Lexikoneinträgen für Kasus-<br />

markierungen keine Rolle.<br />

22 Verwendet man Kiparskys Merkmale [±H(igher)R(ole)] und [±L(ower)R(ole)], hat das einzige Argument<br />

eines intransitiven Verbs zwei positive Spezifikationen, während das mittlere Argument<br />

dreiwertiger Verben keinerlei positive Spezifikationen aufweist. Diese Distribution von Merkmals -<br />

werten entspricht nicht der morphologischen Markiertheit, da das mittlere Argument dreiwertiger<br />

Verben typischerweise morphologisch markierter ist als das einzige Argument eines intransitiven<br />

Verbs.

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