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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Prädispositionen für die Kategorisierung sprachlicher Elemente 167<br />

Argumenten transitiver und intransitiver Verben vergleichen. Damit involviert der Erwerbs-<br />

prozeß auch in Pinkers neuerer Analyse neben dem eigentlichen Bootstrappingprozeß den<br />

Vergleich von Kasusmarkierungen an Argumenten transitiver und intransitiver Verben.<br />

Dies liegt meiner Auffassung nach daran, daß die Analysen von Pinker (1984, 1989) auf<br />

atomaren Θ-Rollen wie AGENS oder "1. Argument von ACT" und atomaren Kasuskatego-<br />

rien wie AKKUSATIV oder ERGATIV beruhen. Mit solchen Rollen bzw. Kategorien kann man<br />

nicht erfassen, warum zwei Argumente mit unterschiedlichen Rollen (z.B. AGENS und<br />

ACTOR) denselben Kasus tragen - d.h. in bezug auf die Kasusmarkierung eine natürliche<br />

Klasse bilden. Daher lassen sich auch keine einheitlichen Konzepte angeben, auf deren Basis<br />

Kasusmarkierungen instantiiert werden können. Wie in Kapitel I.7.1 erläutert, eignen sich<br />

Merkmale besser zur Erfassung natürlicher Klassen als unabhängig definierte Kategorien.<br />

Daher werde ich im folgenden für einen merkmalsbasierten Ansatz argumentieren und zu<br />

zeigen versuchen, daß ein solcher Ansatz die Annahme von Vergleichsstrategien überflüssig<br />

macht. 20<br />

Um die Distribution von Kasusmarkierungen und ihren Erwerb zu erfassen (vgl. Kapitel<br />

III.3), nehme ich ebenso wie Pinker an, daß Kinder <strong>zum</strong>indest für einen relativ großen Teil<br />

ihrer Inputäußerungen feststellen können, auf welchen Ereignispartizipanten die einzelnen DP-<br />

Argumente referieren. 21 Im Gegensatz zu Pinker postuliere ich aber weder angeborene Kasus-<br />

kategorien wie AKKUSATIV oder DATIV noch angeborene Abbildungs- und Kasusmarkie-<br />

rungsregeln. Statt dessen orientiere ich mich an Ansätzen, die die Distribution von Kasus-<br />

20 Vgl. auch Jakobsons (1936/1971:29) Merkmalsanalyse von Kasussystemen und seine Argumente<br />

dafür, "daß die Versuche, die einzelnen Kasus isoliert zu bestimmen vergeblich sind, und daß es<br />

unumgänglich ist, vom Gesamtsystem der Kasusgegensätze auszugehen".<br />

21 In der folgenden Diskussion setze ich zur Vereinfachung der Argumentation voraus, daß das Kind<br />

beim Erwerb von Kasusmarkierungen in der Lage ist, DP-Argumente von Präpositionalphrasen wie<br />

mit dem Hühnerfutter zu unterscheiden. Unterstützung für diese Annahme, die auch Pinkers (1984)<br />

Bootstrappinganalyse zugrundeliegt, liefern Verstehensexperimente, bei denen Kinder bereits im<br />

Alter von 17 Monaten zuvor präsentierte Präpositionen in Texten wiedererkennen können (vgl. z.B.<br />

Höhle/Weissenborn 1998). Außerdem finden sich in den von mir analysierten Daten bereits vor<br />

dem Auftreten der ersten Kasusdistinktionen <strong>zum</strong>indest gelegentlich Präpositionen; vgl. z.B.:<br />

(i) mit tecker (= Trecker) (Annelie 3)<br />

(ii) für beine (Hannah 3)<br />

Dies spricht dafür, daß der Erwerb der kategorialen Merkmale von Präpositionen dem Kasuserwerb<br />

vorausgeht, so daß Kinder beim Kasuserwerb zwischen DPs und PPs unterscheiden können.<br />

Außerdem beruht der vorgeschlagene Erwerbsmechanismus nicht auf Entscheidungen, die auf der<br />

Basis einzelner Sätze gefällt werden, sondern auf dem schrittweisen Aufbau von Lexikoneinträgen.<br />

Daher gehe ich davon aus, daß er robust genug ist, um gelegentliche Fehlanalysen zu verkraften.

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