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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Prädispositionen für die Kategorisierung sprachlicher Elemente 165<br />

distributionelles Lernen auf Nominalphrasen mit anderen Θ-Rollen generalisieren - z.B. auf<br />

EXPERIENCER-Argumente von Verben wie schmecken. Darüber hinaus müssen sie die<br />

Kasusmarkierungen an AGENS-, PATIENS- und ACTOR-Argumenten miteinander ver-<br />

gleichen, um festzustellen, ob ihre Zielsprache ein Akkusativsystem aufweist (ACTOR =<br />

AGENS) - oder aber ein Ergativsystem (ACTOR = PATIENS). Somit involviert der<br />

Erwerbsprozeß in Pinkers Analyse neben dem eigentlichen Bootstrappingprozeß auch distri-<br />

butionelles Lernen und zusätzliche Vergleiche von Kasusmarkierungen an Argumenten tran-<br />

sitiver und intransitiver Verben (vgl. Bowerman 1985 zur Diskussion). 18<br />

Die in (27) dargestellten Zusammenhänge zwischen Kasusmarkierungen und Θ-Rollen<br />

treffen außerdem nicht für alle Inputsätze zu. Vielmehr gelten sie Pinker zufolge nur in sog.<br />

Basissätzen - d.h. in pragmatisch neutralen, uneingebetteten deklarativen Aktivsätzen mit mini-<br />

mal flektierten Hauptverben. So geht z.B. die PATIENS-Rolle in Aktivsätzen wie (28a) mit<br />

einer Akkusativmarkierung einher. In Passivsätzen wie (28b) ist dies hingegen nicht der Fall.<br />

Wenn man Sätze wie (28b) als Basis für den Kasuserwerb nähme, würde man die Nominativ-<br />

markierungen an PATIENS-Argumenten in Passivsätzen fälschlicherweise als Absolutiv- oder<br />

Akkusativmarkierungen analysieren.<br />

(28) (a) Der Junge füttert [den Hahn]AKK.<br />

(b) [Der Hahn]NOM wird (von dem Jungen) gefüttert.<br />

Pinker (1984) muß daher annehmen, daß Kinder sich beim Kasuserwerb auf die Analyse von<br />

Basissätzen beschränken, in denen die für den Kasuserwerb erforderlichen Korrelationen<br />

gelten. Für diese Annahme konnte bislang allerdings noch keine überzeugende Evidenz<br />

erbracht werden. Vielmehr haben eine Reihe von Erwerbsstudien gezeigt, daß Passivsätze in<br />

einigen nicht-indoeuropäischen Sprachen häufig im Input vorkommen und bereits in der Zwei-<br />

Wort-Phase zu beobachten sind (vgl. z.B. Suzman 1985, Pye/Poz 1988, Demuth 1989, 1990,<br />

Allen 1994, Allen/Crago 1993, 1996).<br />

18 Ähnliche Probleme ergeben sich auch aus der Analyse von Slobin (1985). Slobin zufolge müssen<br />

Kinder zunächst feststellen, daß Akkusativ- und Ergativmarkierungen bei Aktivsätzen, die sichtbare<br />

Handlungen an einem physischen Objekt beschreiben, das AGENS bzw. das PATIENS<br />

kodieren. Dann müssen sie diese Markierungen auf Beschreibungen anderer Handlungstypen<br />

generalisieren und mit Markierungen an Argumenten intransitiver Verben vergleichen (vgl.<br />

Bowerman 1985).

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