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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Prädispositionen für die Kategorisierung sprachlicher Elemente 164<br />

(26) (a) Akkusativsystem (z.B. Deutsch)<br />

intransitiv Nominativ<br />

AGENS PATIENS<br />

transitiv Akkusativ<br />

(b) Ergativsystem (z.B. Baskisch; vgl. Lafitte 1962)<br />

AGENS PATIENS<br />

intransitiv Absolutiv<br />

transitiv Ergativ<br />

(c) Aktiv/Inaktivsystem (z.B. Bats(isch); vgl. Holisky 1987)<br />

intransitiv<br />

transitiv<br />

AGENS PATIENS<br />

Aktiv Inaktiv<br />

Wie man in (26) sieht, unterscheiden sich die drei Grundtypen von Kasussystemen in der<br />

Distribution von Kasusmarkierungen: Bei Akkusativsystemen weisen das einzige Argument in-<br />

transitiver Verben und das AGENS-Argument transitiver Verben dieselbe Kasusmarkierung<br />

auf. Bei Ergativsystemen werden Argumente intransitiver Verben hingegen wie das PATIENS-<br />

Argument transitiver Verben markiert; und bei Aktiv/Inaktivsystemen tragen AGENS-<br />

Argumente unabhängig von der Transitivität des betreffenden Arguments dieselbe Kasus-<br />

markierung.<br />

Pinker (1984) hat aus der Hypothese des semantischen Bootstrapping eine Erklärung für<br />

den Erwerb von Akkusativ- und Ergativsystemen abgeleitet. Diese beruht auf der Annahme,<br />

daß Kinder unabhängig vom <strong>Grammatikerwerb</strong> die Bedeutung einiger Inhaltswörter lernen und<br />

mit Hilfe von Kontextinformationen erste semantische Repräsentationen für Inputsätze kon-<br />

struieren können. Anhand dieser semantischen Repräsentationen können sie dann ermitteln,<br />

welche Θ-Rolle eine Nominalphrase hat, und die overten Markierungen an diesen Nominal-<br />

phrasen analysieren. Dabei können sie sich Pinker zufolge die folgenden Korrelationen zwi-<br />

schen Kasuskategorien und Θ-Rollen zunutze machen:<br />

(27) (a) AGENS einer transitiven Handlung NOMINATIV/ERGATIV<br />

(b) PATIENS einer transitiven Handlung AKKUSATIV/ABSOLUTIV<br />

(c) ACTOR einer intransitiven Handlung NOMINATIV/ABSOLUTIV<br />

(d) GOAL, BENEFIZIENS DATIV<br />

So können sie z.B. GOAL-Nominalphrasen im Input finden und diese Markierungen als<br />

Dativmarkierungen analysieren. Anschließend müssen sie diese Markierungen dann durch

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