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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Einleitung 2<br />

sprachliche Fähigkeiten zu postulieren; und die Aufgabe der Spracherwerbsforschung<br />

sieht man im allgemeinen darin, durch Analysen der Kindersprache Aufschluß über das<br />

sprachliche Wissenssystem Erwachsener zu erlangen. Durch die unterschiedlichen Auf-<br />

fassungen und Präferenzen in den beiden Disziplinen entstehen naturgemäß Debatten<br />

über den Umfang und Charakter der genetischen Prädispositionen für den Erwerb<br />

sprachlichen Wissens und die Beziehung dieses Wissenssystems zu anderen Wissens-<br />

systemen und deren Erwerb.<br />

Konflikte ergeben sich aber nicht nur aus den Divergenzen zwischen den invol-<br />

vierten Disziplinen, sondern auch aus widerstreitenden Tendenzen innerhalb dieser Dis-<br />

ziplinen selbst. So versucht man in linguistischen Ansätzen einerseits zu immer<br />

differenzierteren Beschreibungen einzelsprachlicher Systeme zu gelangen; andererseits<br />

bemüht man sich darum, die ermittelten deskriptiven Generalisierungen aus generellen<br />

universellen Prinzipien abzuleiten. In der Spracherwerbsforschung besteht das Problem<br />

darin, sowohl den Unterschieden zwischen Kinder- und Erwachsenensprache als auch<br />

ihren Gemeinsamkeiten gerecht zu werden und dabei den dynamischen Charakter des<br />

Entwicklungsprozesses zu berücksichtigen.<br />

Im folgenden möchte ich dafür argumentieren, daß es möglich ist, diese unterschied-<br />

lichen Erkenntnisinteressen zu vereinbaren, wenn man die Idee des merkmalsbasier-<br />

ten Strukturaufbaus zugrundelegt, die ich in der vorliegenden Arbeit diskutieren und<br />

weiterentwickeln werde. Dazu soll in Kapitel I zunächst ein Überblick über die Grund-<br />

fragen, -probleme und -positionen der Spracherwerbsforschung und ihre Kooperation<br />

mit der theoretischen Linguistik gegeben werden. Im Mittelpunkt stehen dabei <strong>zum</strong><br />

einen die Debatten um die Angeborenheit, Domänenspezifizität und Funktionsweise des<br />

Spracherwerbsmechanismus, <strong>zum</strong> anderen die Diskussion um die zentralen Probleme<br />

der Spracherwerbsforschung.<br />

Zu diesen zählen insbesondere das sogenannte "logische Problem des Sprach-<br />

erwerbs", das Entwicklungsproblem, das Bootstrappingproblem und das Ordnungs-<br />

problem: Das logische Problem ergibt sich daraus, daß Kinder die komplexen gramma-<br />

tischen Regularitäten einer beliebigen natürlichen Sprache erwerben, ihr Input aber aus<br />

einer endlichen Menge von Einzelsätzen besteht (vgl. u.a. Baker 1979). Dadurch sind<br />

sie nämlich gezwungen, Generalisierungen über einer endlichen Menge von konkreten<br />

Daten vorzunehmen. Diese Daten sind jedoch stets mit einer Vielzahl verschiedener<br />

Generalisierungen vereinbar. Darunter sind auch solche, die nur auf der Basis von

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