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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Prädispositionen für die Kategorisierung sprachlicher Elemente 161<br />

Als Grundlage für die Grammatikalisierung von NUMERUS betrachte ich dabei nicht die<br />

Fähigkeit zu zählen, sondern sehr einfache Konzepte von numerischer Quantität wie "Einsheit",<br />

"Zweiheit", "Dreiheit". Für diese Konzepte konnte gezeigt werden, daß sie bereits in der<br />

frühen Kindheit erworben werden und auf der schnellen, mühelosen und genauen Erfassung<br />

von maximal vier Elementen beruhen (vgl. Stephany 1998, Butterworth 1999). Die primären<br />

Konzepte numerischer Quantität stellen meiner Auffassung nach die Basis für die [+PL]/[-PL]-<br />

Distinktion dar, die für die Pronomensysteme natürlicher Sprachen charakteristisch ist und in<br />

vielen Sprachen darüber hinaus durch morphologische Markierungen an weiteren nominalen<br />

Elementen ausgedrückt wird (vgl. Stebbins 1997, Corbett 2000). Die primären numerischen<br />

Quantitätskonzepte können auch die Basis für weitere Distinktionen innerhalb des [+PL]-<br />

Bereichs bilden: (i) für die Unterscheidung zwischen [+DUAL] und [-DUAL], die in Sprachen<br />

wie dem Altgriechischen für Markierungen der Zweizahl verantwortlich ist, (ii) für die<br />

[+TRIAL]/[-TRIAL]-Distinktion, die Markierungen der Dreizahl in Sprachen wie dem Fidschi<br />

ermöglicht, sowie (iii) für die Unterscheidung zwischen [+PAUCAL] und [-PAUCAL], die<br />

Markierungen für den Plural der überschaubaren Anzahl zugrundeliegt.<br />

Neben der Dimension NUMERUS trägt auch die Dimension PERSON zur Spezifikation<br />

des referentiellen Arguments von Nomina bei. PERSON-Markierungen zeigen die Partizi-<br />

pantenrolle im Sprechkontext an. Dabei erfolgt in allen bislang untersuchten Sprachen eine<br />

Unterscheidung zwischen dem Sprecher (1.Ps.), dem Adressaten (2.Ps.) und Partizipanten,<br />

die weder Sprecher noch Adressaten sind (3.Ps.; vgl. u.a. Greenberg 1963b:96, Aikhenvald/<br />

Dixon 1998:57). Darüber hinaus kann die 1.Ps.Pl. eine exklusive und eine inklusive Lesart<br />

haben, je nachdem ob der Adressat ausgeschlossen oder eingeschlossen wird. Solche Distink-<br />

tionen in bezug auf die Dimension PERSON lassen sich durch Merkmale wie [±HÖRER]<br />

oder [±SPRECHER] erfassen. So ließen sich z.B. die 1.Ps. und 2.Ps. als [+SPRECHER]<br />

bzw. als [+HÖRER] charakterisieren, und die inklusive Lesart der 1.Ps.Pl. könnte man durch<br />

die Spezifikation [+HÖRER, +SPRECHER] beschreiben.<br />

Das referentielle Argument von Verben ist komplexer als das referentielle Argument von<br />

Nomina, die im allgemeinen auf Individuen referieren. Verben dienen nämlich prototypischer-<br />

weise zur Beschreibung von Ereignissen, die einerseits zeitlich verankert und andererseits auf<br />

eine bestimmte Welt bezogen sind - z.B. auf die aktuale Welt, auf eine nicht-aktuale Welt oder<br />

auf eine gewünschte Welt. Dem trägt man in der PPT dadurch Rechnung, daß man sich in

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