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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Prädispositionen für die Kategorisierung sprachlicher Elemente 158<br />

Tab.II-1: Merkmale lexikalischer Kategorien<br />

(vgl. Steinitz 1995, Wunderlich 1996, Hale/Keyser 1997)<br />

Merkmal 1 (ART)<br />

+ -<br />

Merkmal 2 + PRÄPOSITION ADJEKTIV<br />

(DEP) - VERB NOMEN<br />

Diese Merkmalsanalyse erfaßt nicht nur die diskutierte Bildung natürlicher Klassen und ihrer<br />

semantischen und distributionalen Eigenschaften. Sie ermöglicht auch eine Erfassung der typo-<br />

logischen Distribution von kategorialen Distinktionen: Zum einen wird die NOMEN/VERB-<br />

Distinktion in typologischen Studien im allgemeinen als die primäre Distinktion betrachtet und<br />

in vielen dieser Studien auch als universell angesehen (vgl. die Diskussion in Sapir 1921,<br />

Hopper/Thompson 1984, Sasse 1993). Dies ließe sich durch die Annahme erfassen, daß das<br />

Merkmal [±ART] auf der grundlegenden Unterscheidung zwischen Prädikaten und Argu-<br />

menten beruht, die für alle natürlichen Sprachen zentral ist.<br />

Zum anderen gibt es in einigen Sprachen keine Evidenz für die Kategorien ADJEKTIV und<br />

PRÄPOSITION (Dixon 1977, Schachter 1985). Dies ließe sich darauf zurückführen, daß in<br />

Sprachen ohne die Kategorien ADJEKTIV und PRÄPOSITION das Merkmal zur Unterscheidung<br />

zwischen Nomina/Verben und Adjektiven/Präpositionen ([±DEP]) nicht instantiiert ist und es<br />

dementsprechend keine von [-DEP]-Elementen zu unterscheidenden [+DEP]-Elemente gibt.<br />

In bezug auf den Spracherwerb gehe ich im folgenden von der Annahme aus, daß das<br />

Kookkurrenzverhalten von funktionalen Elementen den Ausgangspunkt für die Instantiierung<br />

der beiden Merkmale [±ART] und [±DEP] bildet. Affixe und Funktionswörter kookkurrieren<br />

nämlich mit unterschiedlichen lexikalischen Elementen. Im Deutschen wird z.B. das Affix -t nur<br />

mit Verben verbunden, das Affix -m hingegen nur mit Adjektiven. Außerdem werden Artikel<br />

und das Affix -s sowohl mit Adjektiven als auch mit Nomina kombiniert, aber nicht mit<br />

Verben.<br />

Für solche Kookkurrenzmuster sind Kinder schon vor Beginn der Zwei-Wort-Phase sensi-<br />

tiv (vgl. u.a. Höhle/Weissenborn 1998, 1999, 2000, Golinkoff/Hirsh-Pasek/Schweisguth<br />

2001). So haben z.B. Auslassungen oder Vertauschungen von Determinierern und anderen<br />

Funktionswörtern einen Einfluß darauf, wie lange Kinder einem Text zuhören. Um solche Be-<br />

funde zu erklären, muß man aber nicht annehmen, daß Kinder bereits über die Output-

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