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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Prädispositionen für die Kategorisierung sprachlicher Elemente 157<br />

in unabhängigen Äußerungen verwendet werden können, während Adjektive und Präposi-<br />

tionen primär als Modifikatoren auftreten. 15<br />

In bezug auf die mit diesem Merkmal verbundene semantische Distinktion hat Wunderlich<br />

(1996) dafür argumentiert, daß die Kategorisierung durch das Merkmal [±DEP(endent)] auf<br />

den referentiellen Eigenschaften der betreffenden Elemente beruht: [-DEP]-Elemente (Nomina<br />

und Verben) haben ein eigenes referentielles Argument, das durch funktionale Merkmale (z.B.<br />

[±PL]) spezifiziert wird und die Verankerung im nicht-sprachlichen Kontext gewährleistet. Sie<br />

referieren somit unabhängig von anderen lexikalischen Kategorien. Dementsprechend können<br />

Nomina und Verben in unabhängigen Äußerungen gebraucht werden. [+DEP]-Kategorien<br />

(Adjektive und Präpositionen) weisen hingegen kein eigenständiges referentielles Argument auf<br />

und fungieren primär als Modifikatoren von [-DEP]-Kategorien, die ihre referentielle Ver-<br />

ankerung gewährleisten.<br />

In bezug auf die Distribution von Merkmalsspezifikationen nehmen Jackendoff (1977) und<br />

Déchaine (1993) an, daß Nomina und Verben positiv spezifiziert sind. Hengeveld (1992),<br />

Steinitz (1995), Wunderlich (1996) sowie Hale und Keyser (1997), zufolge weisen hingegen<br />

Adjektive und Präpositionen eine positive Spezifikation auf. Diese Annahme entspricht nicht<br />

nur der naiven Intuition, daß Präpositionen "markierter" sind als Nomina; sie läßt sich auch<br />

semantisch begründen: Das Auftreten von referentiell abhängigen Elementen ([+DEP]) setzt<br />

nämlich die Verfügbarkeit von referentiell unabhängigen Elementen voraus, die eine referen-<br />

tielle Verankerung ermöglichen ([-DEP]).<br />

Insgesamt ergibt sich aus den bisherigen Überlegungen somit die in Tab.II-1 dargestellte<br />

Merkmalsanalyse für die vier lexikalischen Kategorien:<br />

15 Chomsky hatte neben dem Merkmal [±N], das in seiner Analyse Nomina und Adjektive von Verben<br />

und Präpositionen abgrenzt, ein Merkmal [±V] postuliert, das Nomina und Präpositionen ([-V]) von<br />

Adjektiven und Verben ([+V]) unterscheidet. Für dieses Merkmal läßt sich aber weder eine distributionale<br />

noch eine semantische Entsprechung finden: Nomina und Präpositionen bilden weder in<br />

bezug auf ihre Kasuseigenschaften noch in bezug auf ihre Kombination mit funktionalen Elementen<br />

oder ihr syntaktisches Verhalten eine natürliche Klasse (vgl. Wunderlich 1996 für eine ausführlichere<br />

Diskussion).

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