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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Prädispositionen für die Kategorisierung sprachlicher Elemente 155<br />

Wenn dies zuträfe, sollten Kinder anfangs nur solche Wörter als Verben betrachten, die zur<br />

Beschreibung von Handlungen oder Zustandsveränderungen dienen. Umgekehrt sollten sie an-<br />

fangs auch nicht-verbale lexikalische Elemente wie Verben behandeln, wenn diese Elemente<br />

sich auf Handlungen oder Zustandsveränderungen beziehen. Beide Vorhersagen lassen sich<br />

jedoch nicht bestätigen, wie insbesondere Studien zur frühen englischen Kindersprache zeigen<br />

(vgl. Maratsos 1988, Stenzel 1997): Auf der einen Seite treten bereits in der frühen Zwei-<br />

Wort-Phase Verben auf, die weder Handlungen noch Zustandsveränderungen beschreiben<br />

(z.B. need, want, know, like, fit, see, sleep), aber syntaktisch und morphologisch wie Hand-<br />

lungsverben behandelt werden. Auf der anderen Seite finden sich keine Übergeneralisierungen<br />

von verbaler Morphologie auf Adjektive mit dynamischen Bedeutungskomponenten (z.B. fast)<br />

oder auf Partikel wie away, up, down, back, obwohl diese Elemente zur Bezeichnung von<br />

Handlungen dienen und in der frühen englischen Kindersprache eine zentrale Rolle spielen. Die<br />

vorliegenden Befunde liefern demnach keine Evidenz für Pinkers konzept- und kategorien-<br />

basierten Bootstrappingansatz.<br />

Mit dem hier vertretenen form- und merkmalsbasierten Lösungsansatz <strong>zum</strong> Bootstrapping-<br />

problem sind sie hingegen vereinbar, wie ich im folgenden zeigen möchte. Den Ausgangspunkt<br />

für diesen Ansatz bilden linguistische Analysen, in denen man die Unterscheidung zwischen den<br />

vier lexikalischen Kategorien NOMEN, VERB, ADJEKTIV und PRÄPOSITION auf zwei binäre<br />

Merkmale zurückführt: Das eine Merkmal unterscheidet Nomina und Adjektive von Verben<br />

und Präpositionen; und das zweite Merkmal grenzt Verben von Präpositionen und Nomina<br />

von Adjektiven ab (vgl. Kapitel I.7.1).<br />

Ein Merkmal, das Nomina und Adjektive einer natürlichen Klasse zuordnet und Verben<br />

und Präpositionen in eine andere Klasse einordnet, hat bereits Chomsky (1970) postuliert.<br />

Durch dieses Merkmal läßt sich erfassen, daß die vier lexikalischen Kategorien in bezug auf<br />

ihre Kasuseigenschaften zwei natürliche Klassen bilden: Verben und Präpositionen weisen<br />

ihren Argumenten Kasus zu, tragen aber selbst keine Kasusmarkierungen. Nomina und<br />

Adjektive können hingegen kasusmarkiert sein. Darüber hinaus markieren Verben und Präpo-<br />

sitionen in Akkusativsprachen wie dem Deutschen Komplemente mit dem Akkusativ; die<br />

Komplemente von Nomina und Adjektiven weisen hingegen nie Akkusativmarkierungen auf.<br />

Die Idee, ein Merkmal zur Unterscheidung zwischen Nomina/Adjektiven und Verben/<br />

Präpositionen anzunehmen, wurde u.a. von Jackendoff (1977), Bresnan (1982), Hengeveld

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