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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Prädispositionen für die Kategorisierung sprachlicher Elemente 153<br />

bestimmte Typen von Ereignissen relevant sind, werden nicht obligatorisch markiert. U.a. ist es<br />

für die meisten sprachlichen Beschreibungen von Ereignissen irrelevant, welche Farbe die<br />

Objekte aufweisen, auf die syntaktische Argumente in einer Äußerung referieren. Die Objekt-<br />

farbe wird daher auch nicht durch eine morpho-syntaktische Markierung kodiert, sondern ge-<br />

gebenenfalls durch entsprechende Adjektive oder Nomina erfaßt.<br />

Zweitens muß sich die Domäne, auf die sich eine grammatikalisierbare Dimension bezieht,<br />

eindeutig und vollständig in eine kleine Anzahl von Subdomänen aufteilen lassen (vgl. u.a.<br />

Slobin 1997). So erlaubt etwa die Dimension NUMERUS eine eindeutige und vollständige<br />

Aufteilung der entsprechenden Domäne in [-PL]- und [+PL]-Elemente. Außerdem darf die<br />

Zuordnung zu den jeweiligen Subdomänen keinen großen Berechnungsaufwand erfordern oder<br />

unklare Kriterien involvieren. Nur dann kann man nämlich bei der Produktion jeder einzelnen<br />

Äußerung direkt entscheiden, welche morphologische Markierung jeweils zu wählen ist. Dem-<br />

entsprechend existieren z.B. keine obligatorischen morphologischen Markierungen der Umge-<br />

bungstemperatur <strong>zum</strong> Sprechzeitpunkt.<br />

Zur Erfassung der Distinktionen entlang der grammatikalisierbaren Dimensionen, die Kinder<br />

im Verlauf des Spracherwerbs vornehmen, verwende ich ausschließlich binäre Merkmale (vgl.<br />

Jakobson 1936/1971, Bierwisch 1967). Ich nehme somit keine komplexen Merkmale mit<br />

mehr als zwei Werten an, wie sie u.a. in der LFG und der HPSG gebraucht werden (wie z.B.<br />

das Merkmal [GENUS] mit den Werten MASKULIN, FEMININ und NEUTRUM). Binäre Merk-<br />

male teilen die entsprechende Domäne nämlich entlang der betreffenden Dimension eindeutig<br />

und vollständig in zwei Teile auf und gewährleisten so die obligatorische Markierung der ent-<br />

sprechenden Distinktion: Jedes kategorisierte Element fällt entweder in den "+"-Bereich oder<br />

in den "-"-Bereich und muß entsprechend markiert werden.<br />

Weitergehende generelle Beschränkungen für grammatikalisierbare Distinktionen lege ich<br />

nicht zugrunde. Statt dessen gehe ich davon aus, daß man Beschränkungen des Merkmalsin-<br />

ventars für eine bestimmte Dimension aus den Eigenschaften der betreffenden Domäne ab-<br />

leiten kann. Dies soll anhand der folgenden Typen von Merkmalen diskutiert werden: 14<br />

14 Hierbei werde ich die folgenden Notationsformen verwenden: Großbuchstaben für grammatikalisierbare<br />

Dimensionen (z.B. NUMERUS), Großbuchstaben und eckige Klammern für Merkmale (z.B.<br />

[±PL]) und Kapitälchen für die Kategorien, die in der traditionellen Grammatik und in der PPT<br />

postuliert werden (VERB, AKKUSATIV).

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