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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Prädispositionen für die Kategorisierung sprachlicher Elemente 152<br />

3.2 Beschränkungen für grammatikalisierbare Dimensionen und<br />

Distinktionen<br />

Im Rahmen der bisherigen Debatten über Kategorisierungsprädispositionen wurde zwar deut-<br />

lich, daß in natürlichen Sprachen nicht beliebige Konzepte (z.B. die Farbe von Objekten)<br />

grammatikalisiert werden; zugleich zeigte sich aber eine große Variabilität darin, welche<br />

Dimensionen grammatikalisiert werden und welche Distinktionen in bezug auf diese Dimen-<br />

sionen overt markiert werden (Greenberg 1963a, Talmy 1978, 1983, 1985, 1988, Bybee<br />

1985, Slobin 1982, 1997, Bowerman/Levinson 2001).<br />

So verfügen zwar viele Sprachen über ein Genus- oder Nominalklassensystem, was auf<br />

eine Prädisposition hindeutet, Nomina aufgrund ihres Kongruenzverhaltens in Klassen einzu-<br />

teilen (vgl. Kapitel II.3.6 sowie Corbett 1991). Einige Sprachen weisen aber überhaupt kein<br />

solches System auf (z.B. das Finnische), und die vorliegenden Systeme unterscheiden sich so-<br />

wohl in bezug auf die Anzahl der entsprechenden Klassen als auch im Hinblick auf die seman-<br />

tische bzw. phonologische Basis für die Klassenbildung (vgl. z.B. Corbett 1991). Dabei<br />

scheinen Sprachen keine beliebig große Anzahl von Nomina aufgrund ihres Kongruenz-<br />

verhaltens zu unterscheiden. Dies könnte allerdings durch außergrammatische Faktoren der<br />

Sprachverarbeitung bedingt sein, und muß nicht notwendigerweise aus einer direkt genetisch<br />

determinierten Anzahl von Genera resultieren. So müßte man sich beispielsweise beim Erwerb<br />

und bei der Produktion eines Genussystems mit 50 Nominalklassen 50 verschiedene Kon-<br />

gruenzmuster merken und abrufbereit halten. Dies würde einen relativ großen kognitiven Auf-<br />

wand erfordern. Somit folgt aus der Annahme eines angeborenen Inventars grammatikalisier-<br />

barer Dimensionen noch nicht die Notwendigkeit, ein festgelegtes Inventar grammatischer<br />

Merkmale und Merkmalswerte als angeboren anzusehen.<br />

Im folgenden gehe ich von Beschränkungen für die Dimensionen aus, die durch obligatori-<br />

sche morpho-syntaktische Markierungen der entsprechenden Distinktionen grammatikalisiert<br />

werden - d.h. durch grammatische Morpheme, Funktionswörter oder overte Bewegungs-<br />

prozesse: Erstens kommen nur solche Dimensionen für eine obligatorische Markierung in<br />

Frage, die - wie die Dimension NUMERUS - eine zentrale Rolle für die Repräsentation und<br />

Speicherung der unterschiedlichsten Typen von Ereignissen spielen (vgl. u.a. Slobin 1997,<br />

Bowerman/Levinson 2001). Periphere Aspekte von Ereignissen oder Aspekte, die nur für

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