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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Prädispositionen für die Kategorisierung sprachlicher Elemente 151<br />

von natürlichen Klassen grammatischer Elemente; wie ich in Kapitel II.3.3, Kapitel II.3.5 und<br />

Kapitel III.3 zeigen werde, macht er auch die Unterscheidung zwischen semantischem Boot-<br />

strapping und distributionellem Lernen sowie die Annahme von weiteren Lernstrategien<br />

überflüssig.<br />

Zweitens werde ich im Gegensatz zu Pinker nicht annehmen, daß Kinder von Konzepten<br />

ausgehen und im Input nach Realisierungen dieser Konzepte suchen. Wie ich in Kapitel II.3.6<br />

und Kapitel III.3 darlegen werde, ergeben sich bei einem solchen konzeptbasierten Ansatz<br />

nämlich Probleme, wenn man den Erwerb von formalen grammatischen Distinktionen erklären<br />

will, für die auch Pinker (1984) keine direkten konzeptuellen Entsprechungen angeben kann<br />

(z.B. Nominalklassendistinktionen oder Genusdistinktionen). Daher werde ich im folgenden für<br />

einen formbasierten Ansatz argumentieren, dem zufolge Kinder morpho-syntaktische Merk-<br />

male instantiieren, wenn sie bei der Analyse des sprachlichen Inputs auf minimale Form-<br />

kontraste stoßen - z.B. auf den Kontrast zwischen den beiden Formen Kamera und<br />

Kameras. 13<br />

Angesichts solcher Formkontraste müssen Kinder davon ausgehen, daß sich die Opera-<br />

tionen, die für die Erzeugung dieser beiden Formen verantwortlich sind, in ihren Outputspezifi-<br />

kationen oder aber in ihren Inputbedingungen unterscheiden. Ansonsten wäre das Spezifizitäts-<br />

prinzip nämlich nicht anwendbar, und der Sprecher, der diese Formen produziert hat, hätte bei<br />

der lexikalischen Auswahl keine Entscheidung zwischen diesen beiden Formen treffen können.<br />

Dementsprechend müssen Kinder angesichts von Formkontrasten ermitteln, ob sich die<br />

betreffenden Elemente in ihrer Funktion oder in ihrem Anwendungsbereich unterscheiden.<br />

Hierbei wird der Hypothesenraum des Kindes meiner Auffassung nach durch Beschränkungen<br />

für grammatikalisierbare Dimensionen und Distinktionen eingegrenzt.<br />

13 Zur Ermittlung von minimalen Formkontrasten muß der Input in Einheiten zerlegt werden, die mit<br />

grammatischen Funktionen sowie mit anderen sprachlichen Einheiten in Bezug gesetzt werden<br />

können. Bei dieser Segmentierungsaufgabe leisten phonologische Informationen einen entscheidenden<br />

Beitrag: Zum einen weist der sprachliche Input von Kindern prosodische Markierungen für<br />

phrasale Einheiten auf (vgl. u.a. Bernstein Ratner 1986, Morgan 1986, Lederer/Kelly 1991, Fisher/<br />

Tokura 1996), <strong>zum</strong> anderen scheinen bereits Kinder im Alter von neun Monaten eine gewisse Sensitivität<br />

für solche Markierungen zu haben und sie bei der Enkodierung und Erinnerung von<br />

sprachlichen Informationen zu berücksichtigen (Hirsh-Pasek et al. 1987, Kemler Nelson et al. 1989,<br />

Jusczyk et al. 1992, Mandel/Jusczyk/Kemler Nelson 1994, Mandel/Kemler Nelson/Jusczyk 1996,<br />

Morgan 1996, Echols 2001). Darüber hinaus gibt es auch erste Hinweise darauf, daß phonologische<br />

Informationen einen gewissen Beitrag zur Kategorisierung von Inputelementen leisten können (vgl.<br />

u.a. Höhle/Weissenborn 1999, Durieux/Gillis 2001). Im Rahmen dieser Arbeit werde ich nicht näher<br />

auf den phonologischen Beitrag zur Inputsegmentierung eingehen, sondern ihn voraussetzen.

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