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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Prädispositionen für die Kategorisierung sprachlicher Elemente 150<br />

können sie dann morphologische Realisierungen von angeborenen Kategorien im Input<br />

ermitteln, da sie bestimmte Korrelationen zwischen diesen Kategorien und perzeptuell zugäng-<br />

lichen angeborenen semantischen Konzepten erwarten. So haben Kinder Pinkers Auffassung<br />

nach die Erwartung, Handlungen würden prototypischerweise durch Verben ausgedrückt, und<br />

Namen von Personen oder Dingen würden durch Nomina realisiert. Außerdem erwarten sie<br />

z.B., daß Nominalphrasen mit der Θ-Rolle GOAL Dativmarkierungen tragen. Dementspre-<br />

chend sollten Kinder Wörter, die Handlungen bezeichnen, als Verben kategorisieren und<br />

Namen von Personen oder Dingen als Nomina analysieren können. Ebenso sollten sie GOAL-<br />

Nominalphrasen im Input finden und Markierungen an diesen Nominalphrasen als Dativ-<br />

markierungen analysieren können.<br />

Die anfänglichen Annahmen über Korrelationen zwischen Konzepten und grammatischen<br />

Kategorien müssen Pinkers Auffassung nach im Verlauf des Erwerbs allerdings revidiert wer-<br />

den, da in natürlichen Sprachen keine strikten 1:1-Beziehungen zwischen Konzepten und<br />

grammatischen Kategorien bestehen. So dienen z.B. nicht nur Verben wie tanzen zur<br />

Bezeichnung von Handlungen, sondern auch Nomina wie Tanz. Semantisches Bootstrapping<br />

ist für Pinker daher lediglich eine frühe Lernstrategie, die den Einstieg in das syntaktische<br />

System ermöglicht. Sobald die Grundstruktur der Sprache ermittelt ist, können Kinder auch<br />

Elemente erwerben, für die keine einfachen Abbildungen von Konzepten auf grammatische<br />

Kategorien gelten, z.B. Nomina wie Tanz, die Handlungen bezeichnen. Dies geschieht Pinkers<br />

Auffassung nach dadurch, daß Kinder die Distribution dieser Elemente in den bereits bekann-<br />

ten Strukturen analysieren, d.h. durch strukturabhängiges distributionelles Lernen.<br />

In der folgenden Diskussionen werde ich Pinkers Annahme zugrunde legen, daß Beziehun-<br />

gen zwischen konzeptuellen und morpho-syntaktischen Repräsentationen eine zentrale Rolle<br />

beim Einstieg ins zielsprachliche grammatische System spielen; ich postuliere aber keine<br />

angeborenen Verknüpfungen von grammatischen Kategorien und grammatikalisierbaren<br />

Konzepten. Statt dessen werde ich für eine minimalistische Analyse argumentieren, bei der nur<br />

das Relationserhaltungsprinzip die Abbildungen zwischen konzeptuellen, semantischen und<br />

morpho-syntaktischen Repräsentationen und deren Erwerb beschränkt. Außerdem nehme ich<br />

zwei Modifikationen vor, die ich in den folgenden Kapiteln konzeptuell und empirisch<br />

begründen möchte: Erstens werde ich keinen kategorienbasierten Ansatz vertreten, sondern<br />

einen merkmalsbasierten. Ein solcher Ansatz erlaubt nicht nur eine differenzierte Beschreibung

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