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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Metaprinzipien 147<br />

sich auch die Konsequenzen der in Kapitel I.4.1 diskutierten X-bar-Prinzipien ableiten. Diese<br />

sind damit als unabhängige Prinzipien überflüssig.<br />

Außerdem bietet die Annahme, daß Phrasenstrukturrepräsentationen binär organisiert und<br />

rechtsverzweigend sind, den Ausgangspunkt für eine Erklärung des Erwerbs von Bewegungs-<br />

prozessen. Wie ich in Kapitel I.7.1 erläutert habe, nimmt man in aktuellen generativen Analy-<br />

sen an, daß Bewegungsprozesse durch Merkmale ausgelöst werden. Wie man diese Merk-<br />

male erwirbt, ist aber weitestgehend unklar. Da overte Bewegung häufig mit "reicher" Flexion<br />

einhergeht, wurde von einigen Autoren vorgeschlagen, daß Kinder an der morphologischen<br />

Form eines Elements erkennen können, ob es bewegt wird (vgl. u.a. Platzack/Holmberg 1989,<br />

Gelderen 1993, Rohrbacher 1994, Vikner 1994, 1995, Roberts 1996, Solà 1996, Thráinsson<br />

1996, Bobaljik 1997). Wie z.B. die Existenz von V2-Sprachen ohne reiche Kongruenzflexion<br />

zeigt, ist das Vorliegen von reicher Morphologie aber keine notwendige Voraussetzung für das<br />

Auftreten von overter Bewegung. Somit genügt es nicht, die morphologische Realisierung eines<br />

Merkmals zu analysieren, um festzustellen, ob es overte Bewegung auslöst.<br />

Im folgenden werde ich dafür argumentieren, daß Kinder die relative lineare Position eines<br />

Elements in der phonologischen Repräsentation mit seiner hierarchischen Position in der<br />

semantischen Repräsentation vergleichen und so erkennen können, ob dieses Element bewegt<br />

worden ist. Wenn das Relationserhaltungsprinzip zutrifft, sollte ein Element α, das eine niedrige<br />

hierarchische Position in der semantischen Repräsentation einnimmt, nämlich einem höher<br />

angesiedelten Element β folgen. Dementsprechend muß ein spracherwerbendes Kind bei der<br />

Suche nach Bewegungsprozessen lediglich feststellen, ob ein Element α weiter links steht als<br />

ein Element β, obwohl die Basisposition von β hierarchisch höher anzusiedeln ist als die Basis-<br />

position von α. Ist dies der Fall, muß α bewegt worden sein. Das Relationserhaltungsprinzip<br />

erlaubt damit nicht nur die Erfassung von Generalisierungen, die im Rahmen der PPT durch<br />

domänenspezifische Prinzipien erfaßt wurden; dieses Prinzip ermöglicht auch eine Erklärung<br />

für den Erwerb von Bewegungsprozessen, die ohne die umstrittene Annahme von morpho-<br />

logischen Auslösern für Bewegungsprozesse auskommt. Diese Erklärung soll in Kapitel III.4<br />

empirisch überprüft werden.<br />

Zugleich bietet das Relationserhaltungsprinzip einen Ausgangspunkt für die Lösung des von<br />

Pinker (1984) angesprochenen Formatproblems: Konzeptuelle, semantische, syntaktische und<br />

phonologische Repräsentationen weisen zwar unterschiedliche Elemente auf, verfügen aber

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