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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Metaprinzipien 141<br />

(14) Das Strukturabhängigkeitsprinzip (Chomsky 1971)<br />

(a) Domänenspezifische Formulierung (vgl. z.B. Fanselow/Felix 1987b:24):<br />

Syntaktische Regeln und Gesetzmäßigkeiten sind stets strukturabhängig.<br />

(b) Domänenunspezifische Formulierung:<br />

Sämtliche Operationen, die eine Repräsentation betreffen, beziehen sich ausschließlich<br />

auf die funktionalen Einheiten dieser Repräsentationen und die zwischen ihnen<br />

bestehenden Rela tionen.<br />

Beide Formulierungen erfassen, daß syntaktische Operationen ausschließlich funktionale Ein-<br />

heiten der syntaktischen Repräsentation betreffen - d.h. Elemente, die bestimmte grammatische<br />

Merkmale aufweisen oder eine bestimmte Position in der hierarchisch strukturierten syn-<br />

taktischen Repräsentation einnehmen. Dadurch verhindert das Strukturabhängigkeitsprinzip,<br />

daß Kinder angesichts von Daten wie (15) und (16) die Hypothese aufstellen, daß Fragesätze<br />

im Deutschen gebildet werden, indem man das zweite Wort voranstellt. Dies erklärt, warum<br />

Kinder beim Erwerb des Deutschen nie Fragesätze wie huhn das gehört dir? statt gehört<br />

das huhn dir? produzieren.<br />

(15) (a) Hühner mögen Würmer.<br />

(b) Mögen Hühner Würmer?<br />

(16) (a) Hühner fressen solche Körner.<br />

(b) Fressen Hühner solche Körner?<br />

Die generelle Formulierung des Strukturabhängigkeitsprinzips in (14b) erlaubt im Gegensatz<br />

zur syntaxspezifischen Formulierung in (14a) auch die Ableitung anderer Wohlgeformtheits-<br />

bedingungen für grammatische Operationen. Unter anderem läßt sich aus (14b) Inkelas (1989)<br />

Hypothese der indirekten Referenz herleiten, der zufolge sich phonologische Regeln nicht<br />

direkt auf syntaktische Konstituenten beziehen, sondern stets nur auf prosodische Konstituen-<br />

ten, d.h. auf funktionale Einheiten der phonologischen Repräsentation. Darüber hinaus lassen<br />

sich durch die generelle Formulierung in (14b) auch Wohlgeformtheitsbedingungen für andere<br />

Domänen erfassen. So beziehen sich beispielsweise sämtliche Regeln für mögliche Züge beim<br />

Schachspiel auf die funktionalen Einheiten dieses Spiels, d.h. auf die unterschiedlichen Typen<br />

von Figuren. Regeln für funktionale Elemente anderer - z.B. räumlicher - Repräsentationen<br />

existieren nicht (z.B. "die Figur, die gerade am nächsten <strong>zum</strong> Spielfeldrand steht, darf nur einen<br />

Zug geradeaus ziehen").

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