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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Metaprinzipien 140<br />

Wie ich in Kapitel I.7.1 bereits erläutert habe, lassen sich durch das Spezifizitätsprinzip<br />

nicht nur sprachliche, sondern auch außersprachliche Gesetzmäßigkeiten erfassen, z.B., daß<br />

Ausnahmeregelungen für den Fahrplan an bestimmten (Feier-)Tagen an diesen Tagen Vorrang<br />

vor den generellen Fahrplanregelungen haben. Dementsprechend ist auch das Spezifizitätsprin-<br />

zip nicht domänenspezifisch.<br />

Zugleich konnte mit Hilfe von Computersimulationen nachgewiesen werden, daß das Else-<br />

where-Prinzip - und damit das Spezifizitätsprinzip - nicht stipuliert werden muß. Vielmehr kann<br />

es aus der Funktionsweise neuronaler Netzwerke abgeleitet werden, wie z.B. Corina (1994:<br />

139) sowie Daugherty und Seidenberg (1994:384ff.) gezeigt haben: Wenn man ein Netz mit<br />

einer einzelnen Form F sowie mit einer Reihe von anderen Formen trainiert hat, hat das<br />

Training mit der Form F nämlich stärkere Auswirkungen auf die spätere Verarbeitung von F<br />

als die Gesamtheit der übrigen Formen aus der Trainingsphase und ihre Beziehungen zuein-<br />

ander. Solche Simulationsbefunde machen das Spezifizitätsprinzip zu einem guten Kandidaten<br />

für ein generelles formales Metaprinzip, das zwar für sprachliche Strukturen gilt, aber nicht<br />

domänenspezifisch ist, sondern sich aus der Struktur des menschlichen Informationsverarbei-<br />

tungsmechanismus ergibt. Außerdem werde ich in Kapitel II.3.1 zeigen, daß dieses Prinzip die<br />

Basis für den Erwerbsmechanismus für morpho-syntaktische Merkmale bilden kann.<br />

ad (ii) Der Aufbau von Repräsentationen<br />

Das zentrale Prinzip für den Aufbau und die Veränderung von Repräsentationen ist das Struk-<br />

turabhängigkeitsprinzip (Chomsky 1971; vgl. (14)). Dieses Prinzip liegt allen im folgenden<br />

vorgeschlagenen Erwerbsmechanismen zugrunde. Es gewährleistet, daß grammatische Pro-<br />

zesse sich stets auf strukturelle Einheiten wie "Kopf" oder "Phrase" beziehen - und nicht auf<br />

semantische Einheiten oder lineare Positionen in Ketten von Wörtern. Das Strukturabhängig-<br />

keitsprinzip, das bereits in frühen Erwerbsphasen beachtet wird (vgl. Crain/Nakayama 1987<br />

sowie die Diskussion in Kapitel I.5.2), wurde bislang meines Wissens stets domänenspezifisch<br />

formuliert; es erlaubt aber auch eine generellere Formulierung:

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