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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Metaprinzipien 139<br />

an, die ja sowohl Outputspezifikationen als auch Inputbedingungen haben, kann man zwischen<br />

Output- und Inputspezifizität unterscheiden. 10 Dies leistet die folgende Formulierung:<br />

(13) Das Spezifizitätsprinzip<br />

(a) Inputspezifizität<br />

Wenn der Anwendungsbereich einer Operation O1 eine Obermenge des Anwendungsbereichs<br />

der Operation O2 ist, darf O1 nicht in der Domäne von O2 angewendet<br />

werden.<br />

(b) Outputspezifizität<br />

Wenn der Funktionsbereich einer Operation O1 eine Obermenge des Funktionsbereichs<br />

der Operation O2 ist, darf O1 nicht in der Domäne von O2 angewendet<br />

werden.<br />

(13a) gewährt Formen mit Inputbedingungen den Vorrang vor Formen ohne Input-<br />

spezifikationen. So garantiert sie der Nom./Akk.Fem.Sg.-Form die mit ihrer [+FEM]-Input-<br />

spezifikation in [+FEM]-Kontexten den Vorrang vor der unterspezifizierten Nom./Akk. Neut.<br />

Sg.-Form das (vgl. (10)). Ebenso gewährleistet (13a), daß Verben die verbale Pluralendung<br />

-ent mit der [+V]-Inputspezifikation tragen - und nicht die Pluralendung -s, die keine Input-<br />

bedingung aufweist (vgl. (11)).<br />

(13b) sorgt hingegen dafür, daß Elemente mit komplexen Outputspezifikationen Vorrang<br />

vor Formen haben, die nur einen Teil dieser Spezifikationen aufweisen. Dadurch erhält z.B.<br />

das Affix -t mit seiner [+2.PS,+PL]-Spezifikation Vorrang vor den beiden Affixen -en und -st,<br />

die nur eine einfache [+PL]- bzw. [+2.PS]-Spezifikation haben. Dies verhindert ungramma-<br />

tische Formen wie sag-st-en oder sag-en-st.<br />

10 <strong>Eine</strong> Unterscheidung zwischen Input- und Outputspezifizität nehmen auch Wunderlich und Fabri<br />

(1995) vor. Ihre Input- und Outputspezifizitätsprinzipien unterscheiden sich allerdings in einigen<br />

Punkten von den hier vorgeschlagenen Prinzipien: Erstens werden die Prinzipien domänenspezifisch<br />

formuliert. Zweitens besagt das Inputspezifizitätsprinzip von Wunderlich und Fabri<br />

(1995), daß ein Affix stets mit der spezifischsten Form kombiniert wird. Aus dem Inputspezifizitätsprinzip<br />

in (13a) ergibt sich hingegen, daß ein Affix mit spezifischeren Inputbedingungen Vorrang<br />

vor einem Affix mit einer weniger spezifischen Inputbedingung hat. Drittens nehmen Wunderlich<br />

und Fabri (1995) noch weitere Prinzipien an, insbesondere das Simplizitätsprinzip, das einfacheren<br />

Formen wie sagt (2.Ps.Pl.) Vorrang vor komplexeren Formen wie sag-st-en gibt. Ich leite diesen<br />

Effekt aus dem Outputspezifizitätsprinzip ab (vgl. (13b)). Insofern ist die vorgeschlagene Analyse<br />

ökonomischer und entspricht eher dem hier verfolgten Ziel, Generalisierungen über sprachliche<br />

Phänomene aus möglichst wenigen, möglichst generellen Prinzipien abzuleiten.<br />

Welche Konsequenzen die Unterschiede zwischen dem Prinzip in (13) und den Prinzipien von Wunderlich<br />

und Fabri (1995) für die Erklärung morphologischer Phänomene haben, bleibt allerdings eine<br />

empirische Frage, deren <strong>Untersuchung</strong> den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Für die folgende<br />

Diskussion über die Rolle des Spezifizitätsprinzips im Erwerbsprozeß spielen diese Unterschiede<br />

aber meiner Auffassung nach keine Rolle.

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