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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Die Architektur der Grammatik 132<br />

(7) (a) -s [+PL]<br />

(b) -ent [+PL] / [+V] 5<br />

Als Inputbedingungen kommen meiner Auffassung nach nicht nur Eigenschaften des Stamms in<br />

Frage, mit denen das betreffende Element kombiniert wird. Wenn man annimmt, daß sich<br />

Inputspezifikationen auch auf Eigenschaften von anderen Wörtern beziehen können, die mit<br />

dem betreffenden Element interagieren, kann man Inputspezifikationen auch zur Erfassung von<br />

Kookkurrenzrestriktionen verwenden. 6 Dementsprechend werde ich im folgenden die Genus-<br />

merkmale von Nomina als Inputbedingungen für Artikelformen analysieren (vgl. auch Kapitel<br />

II.3.6). Dabei nehme ich für die drei deutschen Artikelformen der (Nom.Mask.Sg.), die<br />

(Nom./Akk.Fem.Sg.) und das (Nom./Akk.Neut.Sg.) die folgenden Spezifikationen an: 7<br />

(8) (a) die [+DEF] / [+FEM]<br />

(b) der [+DEF] / [+MASK]<br />

(c) das [+DEF] / [ _ ]<br />

Alle drei Formen in (8) sind für das Merkmal [±DEF(initheit)] positiv spezifiziert, aber für<br />

Kasus und Numerus unterspezifiziert. Daß sie nur in bestimmten Numerus- und Kasus-<br />

kontexten auftreten, läßt sich auf die Konkurrenz mit anderen Formen zurückführen, die<br />

positive Plural-, Akkusativ- oder Dativspezifikationen in ihrem Output aufweisen. So erklärt<br />

z.B. die Verfügbarkeit der Form den mit einer positiven Akkusativspezifikation, warum die<br />

Nom.Mask.Sg.-Form der nicht in Akk.Mask.Sg.-Kontexten einsetzbar ist.<br />

Die Distribution der drei Artikelformen in Nom.Sg.-Kontexten läßt sich durch die Output-<br />

spezifikationen in (8) allein nicht beschreiben. Man kann sie aber erfassen, wenn man der<br />

Nom./Akk.Fem.Sg.-Form die und der Nom.Mask.Sg.-Form der die Inputspezifikationen<br />

5 In Kapitel II.3.3 werde ich dafür argumentieren, statt des Merkmals [+V] das Merkmal [+ART] zu<br />

verwenden. Dies hat jedoch keine Auswirkungen auf die Diskussion um die Inputbedingungen für<br />

die Pluralformen in (7). Daher werde ich hier das gebräuchlichere Merkmal [+V] verwenden.<br />

6 Die Unterscheidung zwischen Anforderungen eines Affixes an einen Stamm und Kookkurrenzrestriktionen<br />

mag für grammatiktheoretische Überlegungen oder linguistische Analysen der<br />

Erwachsenensprache wichtig sein. Für die folgenden Überlegungen zur Rolle von Inputspezifikationen<br />

ist sie nicht entscheidend. Wichtig ist nur die Abgrenzung solcher Spezifikationen von<br />

Outputspezifikationen sowie die Annahme, daß Kinder solche Informationen im Erwerb in Lexikoneinträge<br />

integrieren.<br />

7 Die Formen der und die treten auch an anderen Stellen im Artikelparadigma auf (der z.B. in<br />

Dat.Fem.Sg.-Kontexten). Für die Formen in diesen Kontexten werde ich separate Repräsentationen<br />

mit anderen Spezifikationen annehmen, da sich z.B. der Synkretismus zwischen der Dat.Fem.Sg.-<br />

Form der und der Nom.Mask.Sg.-Form der meiner Ansicht nach nicht durch Unterspezifikation<br />

erfassen läßt (vgl. auch Bierwisch 1967, Blevins 2000).

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