25.02.2013 Aufrufe

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Architektur der Grammatik 131<br />

1996). Dementsprechend können sie auch keine Position für finite Verben einnehmen, sondern<br />

verbleiben in der satzfinalen Verbposition.<br />

Im folgenden gehe ich nicht nur von der radikalen Unterspezifikation von lexikalischen<br />

Repräsentationen aus; ich verwende auch stets nur die minimale Anzahl von Merkmalen, die<br />

zur Erfassung der entsprechenden Distinktionen erforderlich ist. Dabei ist die Anzahl der ver-<br />

wendeten Merkmale immer geringer als die Anzahl der durch sie unterscheidbaren Klassen<br />

von Elementen: Bei binären Merkmalen genügt ein Merkmal zur Unterscheidung zwischen<br />

zwei Klassen von Elementen, und mit drei Merkmalen kann man zwischen bis zu neun Klassen<br />

von Elementen unterscheiden. So benutze ich im folgenden nur ein Numerusmerkmal, zwei<br />

Genusmerkmale und zwei Merkmale für Kasusdistinktionen, um die zwei Numeri (Singular,<br />

Plural), drei Genera (Maskulin, Feminin, Neutrum) und vier Kasus des Deutschen (Nominativ,<br />

Akkusativ, Dativ, Genitiv) zu erfassen (vgl. Kapitel II.3).<br />

ad (ii) Inputspe zifikationen, Outputspezifikationen und phonologische<br />

Repräsentationen<br />

Bei der Repräsentation morpho-syntaktischer Merkmale unterscheide ich zwischen zwei<br />

Typen von Spezifikationen: Outputspezifikationen und Inputspezifikationen. Outputspezifika-<br />

tionen charakterisieren die morpho-syntaktische Funktion des betreffenden Elements. Input-<br />

spezifikationen geben hingegen an, welchen Anwendungsbereich die betreffende Form hat.<br />

Dies läßt sich am Beispiel von französischen Pluralmarkierungen erläutern: Sowohl die<br />

Verbendung -ent als auch die nominale Endung -s markieren die betreffenden Formen als<br />

Pluralformen. Daher nehme ich für diese Formen die Outputspezifikation [+PL] an. Beide<br />

Endungen haben in radikal unterspezifizierten Lexikoneinträgen keine zusätzlichen Merkmale:<br />

Das nominale Affix ist nicht auf bestimmte Kasuskontexte beschränkt, und das Verbaffix ist<br />

weder für Präsens noch für die 3.Ps. spezifiziert. Es kommt auch in anderen Tempuskontexten<br />

vor, und daß es nur in der 3.Ps. auftritt, ergibt sich aus dem Kontrast mit den positiv spezifi-<br />

zierten Formen der 1.Ps. und 2.Ps. (vgl. Kapitel II.2). Die beiden Affixe unterscheiden sich<br />

aber in ihrem Anwendungsbereich: -ent kann nur mit Verben kombiniert werden, und -s nur<br />

mit Nomina. Dies läßt sich durch eine Inputspezifikation im Eintrag für das Verbaffix -ent<br />

erfassen. Damit ergeben sich die folgenden Spezifikationen für die Einträge von -s und -ent:

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!