25.02.2013 Aufrufe

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Architektur der Grammatik 130<br />

sog. Teilmengenprinzip gemäß stets denjenigen Parameterwert als Ausgangswert wählen, der<br />

die wenigsten grammatischen Strukturoptionen erlaubt. Beide Annahmen sind jedoch proble-<br />

matisch, da bei den meistdiskutierten Parametern überhaupt keine echte Teilmengenrelationen<br />

vorliegt (vgl. Kapitel I.5.2 sowie MacLaughlin 1995).<br />

Durch die Annahme radikal unterspezifizierter Repräsentationen kann man erklären, warum<br />

im Erwerb keine Teilmengenprobleme entstehen, die nur durch negative Evidenz oder die<br />

Annahme des umstrittenen Teilmengenprinzips zu überwinden wären. Wenn man von solchen<br />

Repräsentationen ausgeht, ist die Nullhypothese für jedes in Frage kommende Merkmal näm-<br />

lich stets, daß überhaupt keine Spezifikation vorliegt. Dann weist die betreffende Sprache<br />

keine entsprechenden Distinktionen auf. Die Zurückweisung der Nullhypothese, d.h. die<br />

Instantiierung positiver Merkmalsspezifikationen, erfolgt ausschließlich auf der Basis ein-<br />

deutiger positiver Evidenz: Wie ich in Kapitel II.3 erläutern werde, instantiieren Kinder positive<br />

Merkmalsspezifikationen meiner Auffassung nach nur dann, wenn sie in ihrem Input auf mini-<br />

male Formunterschiede stoßen und diese Formunterschiede auf Unterschiede in der Funktion<br />

oder im Anwendungsbereich der betreffenden Formen zurückführen können. Demzufolge<br />

sollten Kinder zu keinem Zeitpunkt nicht-zielsprachliche Spezifikationen vornehmen, die sie<br />

dann revidieren müßten. Vielmehr sollten sich alle beobachtbaren Abweichungen von der Ziel-<br />

sprache aus der Unterspezifikation von Repräsentationen ableiten lassen.<br />

Die in Kapitel I bereits diskutierten empirischen Befunde bestätigen diese Annahme:<br />

Erstens gibt es bislang keine überzeugende Evidenz für nicht-zielsprachliche Spezifikationen in<br />

frühen Erwerbsphasen (vgl. die Diskussion in Kapitel I.6.4). So ließ sich beispielsweise die<br />

These von Hyams (1986), daß der pro-drop-Parameter anfänglich auf den Wert [+pro-drop]<br />

festgelegt ist, nicht bestätigen. Vielmehr scheint die Distribution leerer Argumente bereits sehr<br />

früh durch die jeweilige Zielsprache beeinflußt zu sein (vgl. u.a. Valian 1991, Rizzi 1992,<br />

Clahsen/Kursawe/Penke 1996, Austin et al. 1997).<br />

Zweitens ermöglicht es das Unterspezifikationskonzept zu erklären, warum manche Pro-<br />

zesse, die in der Zielsprache obligatorisch sind, in frühen Erwerbsphasen entweder überhaupt<br />

noch nicht zu beobachten oder optional sind. So läßt sich das in Kapitel I diskutierte Auftreten<br />

von nicht-finiten satzfinalen Formen in der frühen deutschen Kindersprache (z.B. mone auch<br />

lump ausziehen; vgl. u.a. Clahsen 1988) durch die Annahme erfassen, daß die betreffenden<br />

Verbformen nicht positiv für Finitheitsmerkmale markiert sind (vgl. Clahsen/Eisenbeiß/Penke

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!