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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Die Architektur der Grammatik 127<br />

(5) (a) P2 und P3 sind abhängig von P1.<br />

(b) P3 ist abhängig von P2.<br />

Diese Beziehungen zwischen den Ereignispartizipanten P1 - P3 lassen sich auf hierarchische<br />

Beziehungen zwischen den korrespondierenden Argumenten A1 - A3 in semantischen Dekom-<br />

positionsstrukturen abbilden. Dabei unterliegt diese Abbildung dem Relationserhaltungsprinzip<br />

(vgl. Kapitel II.2): Wenn ein Partizipant P2 als abhängig von einem Partizipanten P1 konstruiert<br />

wird, nimmt A2 auch eine niedrigere Position in der semantischen Repräsentation ein als A1.<br />

Daher ergibt sich aus (5a), daß A2 und A3 eine niedrigere Position einnehmen als A1. Außer-<br />

dem muß A3 sich in einer niedrigeren Position befinden als A2. Zusammengenommen ergibt<br />

sich demnach die folgende Hierarchie: A3, d.h. das Argument, das sich auf den Partizipanten<br />

P3 bezieht, ist das niedrigste Argument, A2 das mittlere und A1 das höchste.<br />

Die semantische Dekompositionsstruktur ist zugleich isomorph mit einer strikt binär organi-<br />

sierten und rechtsverzweigenden syntaktischen Repräsentation für das Verb geben und seine<br />

Argumente und kann daher direkt auf diese abgebildet werden. Die syntaktischen Argumente<br />

werden dann so linearisiert, daß hierarchisch höhere Argumente in der Basiswortstellung<br />

hierarchisch niedrigeren Argumenten vorangehen. Dies bedeutet, daß die Basisabfolge von<br />

syntaktischen Argumenten aus der Hierarchie der Argumente in der semantischen Repräsenta-<br />

tion abgeleitet wird. Somit erfüllen Dekompositionsstrukturen, die aus Elementen wie in (3)<br />

aufgebaut sind, die Anforderung, daß semantische Repräsentationen als Schnittstelle zwischen<br />

konzeptuellen Repräsentationen und morpho-syntaktischen Repräsentationen fungieren<br />

können.<br />

Die Situationsperspektivierung, die mit der Abbildung konzeptueller Repräsentationen auf<br />

semantische Repräsentationen verbunden ist, ergibt sich ebenfalls aus der strikt binären und<br />

rechtsverzweigenden Struktur semantischer Repräsentationen und der daraus resultierenden<br />

eindeutigen Argumenthierarchie (vgl. Kaufmann 1995). In einer solchen Struktur werden<br />

Ereignisse nämlich nicht durch eine Liste von gleichberechtigten Fakten erfaßt. Vielmehr stehen<br />

alle Prädikate und ihre Argumente in einer Spezifikationsbeziehung: Hierarchisch niedrigere<br />

Prädikate spezifizieren die von hierarchisch höheren Prädikaten eingeführten Informationen<br />

weiter. Dadurch werden Ereignisse stets als Eigenschaften desjenigen Partizipanten konstruiert,<br />

auf den das höchste Argument referiert.

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