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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Die Architektur der Grammatik 126<br />

Dekompositionsstrukturen, die aus Elementen wie in (3) aufgebaut sind, die Anforderung, daß<br />

semantische Repräsentationen nur invariante Bedeutungskomponenten involvieren sollen.<br />

Das Format von Dekompositionsstrukturen wie (3) ist zugleich die Basis für ihre Schnitt-<br />

stellenfunktion, d.h. für die Erfüllung der zweiten Anforderung an semantische Repräsenta-<br />

tionen. Dekompositionsstrukturen wie (3) sind binär organisiert und strikt rechtsverzweigend.<br />

Wie ich in Kapitel I.7.1 anhand von Phrasenstrukturrepräsentationen gezeigt habe, bestehen in<br />

binären rechtsverzweigenden Repräsentationen zwischen allen Argumenten eindeutige asym-<br />

metrische strukturelle Beziehungen. Solche Beziehungen spielen eine zentrale Rolle bei der Ab-<br />

bildung der komplexen Beziehungen, die zwischen Ereignispartizipanten bestehen, auf lineare<br />

Abfolgebeziehungen in phonologischen Repräsentationen.<br />

Wie Beziehungen zwischen Ereignispartizipanten konstruiert und auf Beziehungen zwischen<br />

Argumenten abgebildet werden, soll in Kapitel II.3.5 im Rahmen der Diskussion <strong>zum</strong> Kasus-<br />

erwerb ausführlicher erläutert werden. Hier werde ich es nur kurz am Beispiel eines Besitz-<br />

transferereignisses skizzieren: Bei einem solchen Ereignis führt ein Partizipant P1 (das<br />

"AGENS") eine Situation herbei, in der ein Partizipant P2 (das "GOAL") einen Partizipanten P3<br />

(das "PATIENS") besitzt. Dabei wirkt P1 zugleich auf P2 und P3 ein. Bei der Versprachlichung<br />

dieser komplexen Situation wird erstens eine Auswahl aus den Partizipanten getroffen; vgl.<br />

z.B.:<br />

(4) (a) P1 und P2: Der Junge (P1) füttert den Hahn (P2).<br />

(b) P1 und P3: Der Junge (P1) verteilt das Futter (P3).<br />

(c) P2 und P3: Der Hahn (P2) bekommt das Futter (P3).<br />

(d) P1, P2, P3: Der Junge (P1) gibt dem Hahn (P2) das Futter (P3).<br />

Zweitens müssen jeweils asymmetrische Abhängigkeitsbeziehungen zwischen den ausgewähl-<br />

ten Partizipanten konstruiert werden. Diese müssen dann auf eine eindeutige asymmetrische<br />

Anordnung der entsprechenden Argumente in der semantischen Dekompositionsstruktur<br />

abgebildet werden. So werden z.B. P2 und P3 bei Äußerungen mit dem Verb geben (vgl.<br />

(4d)) als abhängig von P1 konstruiert, da P2 und P3 von P1 kausal affiziert werden. P1 wirkt<br />

nämlich auf P2 und P3 ein und führt die Situation herbei, in der P2 im Besitz von P3 ist. Zugleich<br />

wird P3 als Besitz - und damit als abhängig - von P2 betrachtet. Damit ergeben sich die folgen-<br />

den Abhängigkeitsbeziehungen:

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