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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Die Architektur der Grammatik 125<br />

nebeneinander). Dadurch wird das beschriebene Ereignis als Eigenschaft eines Partizipanten<br />

(oder einer Partizipantengruppe) konstruiert. Zugleich entstehen notwendigerweise asymme-<br />

trische Beziehungen zwischen den Argumenten, die auf die Partizipanten(gruppen) referieren.<br />

So wird etwa mit einer Äußerung wie Das Ei liegt neben dem Huhn eine Prädikation über<br />

ein Ei gemacht, und dieses Ei wird in bezug auf das Huhn lokalisiert und nicht umgekehrt.<br />

Zusammengenommen sprechen die diskutierten Argumente demnach für die Annahme einer<br />

eigenständigen, von der konzeptuellen Repräsentationsebene unterschiedenen Ebene der<br />

semantischen Repräsentation. Zugleich ergeben sich aus ihnen drei Anforderungen an das For-<br />

mat von semantischen Repräsentationen: Zum einen dürfen semantische Repräsentationen nur<br />

invariante Bedeutungskomponenten involvieren; <strong>zum</strong> anderen müssen sie als Schnittstelle zwi-<br />

schen konzeptuellen Repräsentationen und morpho-syntaktischen Repräsentationen fungieren<br />

können. Außerdem müssen sie so organisiert sein, daß die Situation aus der Perspektive eines<br />

Partizipanten konstruiert wird. Angesichts dieser Anforderungen haben Bierwisch und Lang<br />

(1987) vorgeschlagen, semantische Informationen von Lexikoneinträgen durch Dekomposi-<br />

tionsstrukturen wie (3) zu repräsentieren: 4<br />

(3) (a) geben λz λy λx CAUSE ( x, BECOME ( POSS ( y, z )))<br />

(b) essen λy λx EAT ( x, y )<br />

(c) trinken λy λx DRINK ( x, y )<br />

In diesen Dekompositionsstrukturen werden diejenigen invarianten semantischen Eigenschaften<br />

des betreffenden Lexems notiert, die für sein syntaktisches Verhalten und die Realisierung<br />

seiner Argumente relevant sind. Dabei erfolgt nur eine minimale Dekomposition: Verben, die<br />

zwar gewisse Interpretationsunterschiede aufweisen, sich in ihrem syntaktischen Verhalten<br />

aber nicht unterscheiden (z.B. essen und trinken), erhalten strukturell identische semantische<br />

Repräsentationen und unterscheiden sich nur in atomaren Prädikaten (wie EAT bzw.<br />

DRINK). Diese Prädikate werden in der semantischen Repräsentation nicht weiter zerlegt,<br />

aber auf der Ebene der konzeptuellen Repräsentation weiter ausspezifiziert. Somit erfüllen<br />

4 Auf die in vielen Zwei-Stufen-Modellen der semantischen Repräsentation übliche Angabe eines<br />

referentiellen Arguments (s) werde ich in der folgenden Darstellung verzichten, da sie zur Diskussion<br />

nichts beiträgt; zur Charakterisierung des referentiellen Arguments von Verben vgl. u.a.<br />

Kapitel II.3.4.<br />

Die Konjunktion wird in Dekompositionsstrukturen wie (3) asymmetrisch interpretiert. So ist z.B.<br />

das "GOAL" -Argument (y) in (3a) höherrangig als das "PATIENS"-Argument (x) (vgl. u.a. Hale/<br />

Keyser 1992, Wunderlich 1997).

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