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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Zusammenfassung 119<br />

8 Zusammenfassung<br />

Wie der Überblick über die Entwicklung der Spracherwerbsforschung gezeigt hat, ist die bis-<br />

herige Diskussion zur Angeborenheit, Domänenspezifizität und Funktionsweise des Sprach-<br />

erwerbsmechanismus entscheidend durch zwei Extrempositionen geprägt: In linguistisch orien-<br />

tierten Reifungsansätzen postuliert man einen angeborenen domänenspezifischen Erwerbs-<br />

mechanismus und Reifungspläne (vgl. z.B. Radford 1990, Wexler 1999, 2002). Im Beha-<br />

viorismus und in holistisch orientierten psychologischen Ansätzen lehnt man hingegen einen sol-<br />

chen Mechanismus ab und geht von einem kontinuierlichen Lernprozeß aus (vgl. z.B. Skinner<br />

1957 bzw. Bates/MacWhinney 1979, 1982, 1987). Aktuelle minimalistische Ansätze ver-<br />

suchen, den Gegensatz zwischen diesen beiden Extrempositionen aufzuheben: Es werden zwar<br />

genetisch determinierte Prädispositionen für den Spracherwerb angenommen, man versucht<br />

aber, die Annahmen zu angeborenen domänenspezifischen Universalien und Reifungsplänen zu<br />

minimieren. Dazu führt man die formalen Universalien auf generelle formale Metaprinzipien zu-<br />

rück, die den Hypothesenraum beim Spracherwerb beschränken, und leitet die substantiellen<br />

Universalien aus domänenspezifischen Kategorisierungsprädispositionen ab, die es ermög-<br />

lichen, grammatische Merkmale zu instantiieren und in Lexikoneinträge zu integrieren (vgl. z.B.<br />

Fanselow 1991, Bierwisch 1992, Chomsky 1995). Außerdem geht man angesichts der vor-<br />

liegenden empirischen Befunde davon aus, daß die formalen Prinzipien von Anfang an verfüg-<br />

bar sind und keinen Reifungsprozessen unterliegen (vgl. z.B. Pinker 1984, Crain 1991, 2002);<br />

man nimmt jedoch an, daß die Repräsentationen, die der Spracherwerbsmechanismus zu<br />

Beginn der syntaktischen Entwicklung erzeugt, aber noch unterspezifiziert sein können (vgl.<br />

z.B. Bottari/Cipriani/Chilosi 1993, Wexler 1994, 1998, 1999, 2002, Hoekstra/Hyams 1995,<br />

1996, 1998, Clahsen/Eisenbeiß/Penke 1996, Gerken 1996, Roeper 1996, Schütze 1997,<br />

1999a, b, 2001, Crisma/Tomasutti 2000, Lleo 2001). Damit können Spracherwerbsstudien<br />

nicht nur zur <strong>Untersuchung</strong> von genetisch determinierten sprachlichen Universalien beitragen;<br />

sie können auch einen Typ von Evidenz liefern, der durch Analysen von Erwachsenensprach-<br />

daten nicht zu erlangen ist. Zugleich eignen sich die Konzepte minimalistischer linguistischer<br />

Modelle, v.a. das Merkmalskonzept, besonders gut zur Entwicklung von Lösungsansätzen zu<br />

zentralen Problemen der Spracherwerbsforschung - v.a. <strong>zum</strong> logischen Problem und <strong>zum</strong> Ent-<br />

wicklungsproblem. Meines Erachtens wird dieses Potential zur Zeit aber noch nicht

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