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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Minimalismus und Spracherwerbsforschung 117<br />

hypothese in bezug auf Phrasenstrukturrepräsentationen, wie sie in der Debatte um die Hypo-<br />

these der Funktionalen Parametrisierung diskutiert wurde, wird nicht mehr vertreten. Vielmehr<br />

geht man davon aus, daß der Aufbau von syntaktischen Repräsentationen allein durch die aus-<br />

gewählten lexikalischen Elemente und ihre grammatischen Merkmale gesteuert wird (vgl. u.a.<br />

Chomsky 1995). Damit sind auch unterspezifizierte Strukturen, in denen nur eine Teilmenge<br />

der potentiell verfügbaren Merkmale syntaktisch aktiv ist, wohlgeformte Strukturen natürlicher<br />

Sprachen. Dementsprechend können Kindersprachdaten, auch wenn sie durch unterspezifi-<br />

zierte Projektionen charakterisiert sind, wie Daten einer wohlgeformten natürlichen Sprache<br />

behandelt werden.<br />

Zweitens nimmt man im Rahmen merkmalsbasierter minimalistischer Ansätze nicht mehr an,<br />

daß die typologische Variation auf die Eigenschaften funktionaler Kategorien beschränkt ist.<br />

Vielmehr ergeben sich die spezifischen Charakteristika der einzelnen natürlichen Sprachen aus<br />

der Interaktion sämtlicher grammatischer Merkmale mit den formalen Universalien. Diese<br />

Annahme hat Auswirkungen auf die Vorhersagen für die zielsprachlichen Einflüsse auf frühe<br />

Grammatiken. Der Hypothese der Funktionalen Parametrisierung zufolge können die Eigen-<br />

schaften der betreffenden Zielsprache erst dann erworben werden, wenn die entsprechenden<br />

funktionalen Kategorien syntaktisch aktiv sind. Dementsprechend kann man frühe Anpassun-<br />

gen an die Zielsprache auf der Basis dieser Hypothese nur dann erklären, wenn man davon<br />

ausgeht, daß <strong>zum</strong>indest ein Teil der zielsprachlichen funktionalen Kategorien bereits in der<br />

frühen Zwei-Wort-Phase syntaktisch aktiv sind. Merkmalsbasierten minimalistischen Ansätzen<br />

zufolge können Anpassungen an die Zielsprache hingegen bereits durch die Instantiierung der<br />

grammatischen Merkmale von lexikalischen Kategorien bewirkt werden. So ließe sich z.B. der<br />

frühe Erwerb der zielsprachlichen Linearisierung von Verb und Objekt (vgl. z.B. Penner/<br />

Schönenberger/Weissenborn 1994, Schönenberger/Penner/Weissenborn 1997) durch die An-<br />

nahme erklären, daß die Kopf-Komplement-Abfolge variabel ist (vgl. z.B. Haider 1992b,<br />

Chomsky 2001) und Kinder bereits sehr früh die zielsprachlichen distributionalen Eigenschaf-<br />

ten von Verben erkennen und die entsprechenden kategorialen Merkmale zielsprachlich spezi-<br />

fizieren. Dies könnte geschehen, bevor funktionale Merkmale wie TEMPUS oder ASPEKT<br />

instantiiert werden.<br />

Somit lassen sich Erwerbsdaten aus der frühen Zwei-Wort-Phase im Rahmen von merk-<br />

malsbasierten minimalistischen Ansätzen nicht nur als Daten einer natürlichen Sprache

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