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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Minimalismus und Spracherwerbsforschung 115<br />

erwerbs ohne Zusatzannahmen erklären. Dann involviert nämlich jeder <strong>Grammatikerwerb</strong>s-<br />

prozeß - mindestens - die folgenden Schritte:<br />

(i) die Identifikation von Distinktionen auf der Laut- und Bedeutungsebene,<br />

(ii) die Instantiierung der entsprechenden Merkmale,<br />

(iii) die robuste Speicherung der Merkmale in Lexikoneinträgen für einzelne Wortformen,<br />

(iv) die Erstellung von Lexikoneinträgen für irreguläre Wortformen, Stämme und grammatische<br />

Morpheme. 41<br />

Darüber hinaus ermöglicht es die Unterscheidung zwischen den Schritten (iii) und (iv) zu<br />

erklären, warum manche grammatischen Prozesse anfangs optional sind - z.B. die V2-Bewe-<br />

gung in frühen Erwerbsphasen: Wie Clahsen (1990) und Clahsen, Penke und Parodi (1993)<br />

berichten, verfügen deutsche Kinder in der frühen Zwei-Wort-Phase nur über eine kleine<br />

Anzahl von finiten Verbformen, die die V2-Position einnehmen können (Modalverben,<br />

Auxiliare, Formen von sein und haben sowie Verben mit dem Affix -t). Die übrigen Verben<br />

tragen keine Finitheitsmarkierungen und verbleiben in der satzfinalen V-Position. Dies ließe<br />

sich darauf zurückführen, daß das Merkmal [±FIN] zwar bereits relativ früh instantiiert wird,<br />

aber zunächst auf Lexikoneinträge für einzelne Verbformen bzw. für das Affix -t beschränkt<br />

ist. Erst wenn für die einzelnen Kongruenzaffixe robuste Lexikoneinträge mit zielsprachlichen<br />

Spezifikationen aufgebaut werden, sollten demnach für jedes Verb systematisch finite und<br />

nicht-finite Verbformen gebildet werden können. Diese können dann wie in der Zielsprache<br />

bewegt werden bzw. in situ verbleiben. D.h., es sollte einen Zusammenhang zwischen dem<br />

Erwerb des zielsprachlichen Kongruenzparadigmas und der Generalisierung der V2-Bewe-<br />

gung geben. Dies ist in der Tat der Fall, wie Clahsen und Penke (1992) sowie Clahsen, Eisen-<br />

beiß und Penke (1996) nachgewiesen haben.<br />

Ein merkmalsbasierter minimalistischer Strukturaufbauansatz wird darüber hinaus den in<br />

Kapitel I.6 diskutierten Anforderungen gerecht, die an ein Modell zu stellen sind, das sowohl<br />

die beobachtbare typologische Variation als auch den Spracherwerb erklären soll: Die Basis<br />

für den Erwerb der zielsprachlichen Eigenschaften sind minimale Distinktionen auf der Laut-<br />

und der Bedeutungsebene, d.h. einfache Strukturinformationen, und der <strong>Grammatikerwerb</strong><br />

erfolgt durch die Verknüpfung solcher Informationen mit lexikalischen Elementen.<br />

41 Zur Motivation von Lexikoneinträgen für irreguläre Wortformen, Stämme und grammatische<br />

Morpheme vgl. u.a. Clahsen (1999), Pinker (1999) sowie Kapitel II.1.2.

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