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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Minimalismus und Spracherwerbsforschung 112<br />

Gerken (1996), Crisma und Tomasutti (2000) und anderen zufolge sind die beobachteten<br />

Abweichungen von der Zielsprache nicht durch Defizite im pragmatischen Bereich bedingt.<br />

Ihrer Auffassung nach werden Determinierer und andere Funktionswörter in frühen Entwick-<br />

lungsphasen ausgelassen, weil sie im allgemeinen durch unbetonte Silben realisiert werden und<br />

unbetonte Silben in frühen Erwerbsphasen generell häufiger ausgelassen werden als betonte<br />

Silben. Dabei sollte die Auslassungsrate besonders hoch sein, wenn sich die Funktionswörter<br />

nicht in das vorherrschende prosodische Muster der Zielsprache integrieren lassen (vgl. u.a.<br />

Gerken 1991, 1994a, b, 1996, Demuth 1992, 1996, 2001, Peters/Menn 1993, Wijnen/<br />

Krikhaar/den Os 1994). So sollten z.B. englischsprachige Kinder den einsilbigen unbetonten<br />

bestimmten Artikel eher auslassen, wenn er sich nicht in den für das Englische charakteristi-<br />

schen trochäischen Fuß einordnen läßt, d.h. in eine metrische Einheit, die aus einer betonten<br />

Silbe und einer optionalen unbetonten Silbe besteht (S-(w)). Dies ist z.B. in (40a) der Fall, wo<br />

der unbetonte Artikel zwischen einer unbetonten und einer betonten Silbe steht. In (40b) kann<br />

der Artikel hingegen mit der vorangehenden betonten Silbe einen Fuß bilden und sollte daher<br />

nicht ausgelassen werden.<br />

(40) (a) He CATCHes the PIG<br />

| | | | |<br />

* S-----w * S-(w)<br />

(b) He KICKS the PIG<br />

| | | |<br />

* S----------w S-(w)<br />

Wenn diese Annahme zuträfe, sollten die Auslassungsraten für Funktionswörter von den<br />

prosodischen Eigenschaften der betreffenden Wörter und ihren prosodischen Kontexten<br />

abhängen, und sämtliche beobachteten Abweichungen von der Zielsprache sollten sich auf<br />

prosodische Eigenschaften der involvierten Strukturen zurückführen lassen. Dies bedeutet, daß<br />

man praktisch keine Auslassungen in Kontexten beobachten sollte, in denen die Integration<br />

des betreffenden Funktionswortes in einen Fuß problemlos möglich ist.<br />

Es nehmen allerdings nicht alle Vertreter der Hypothese der vollständigen Kompetenz an,<br />

daß Kinder in der frühen Zwei-Wort-Phase bereits alle morpho-syntaktischen Eigenschaften<br />

funktionaler Projektionen erworben haben. Beispielsweise postulieren Bottari, Cipriani und<br />

Chilosi (1993) und Lleo (2001), daß Kinder zu diesem Zeitpunkt die syntaktischen Eigen-<br />

schaften dieser Projektionen entdeckt haben - z.B. die distributionalen Eigenschaften von

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