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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Minimalismus und Spracherwerbsforschung 110<br />

Solche unterspezifizierten Kategorien werden in allen aktuellen minimalistischen Ansätzen<br />

angenommen. Somit werden keine Ansätze mehr vertreten, in denen sich Abweichungen von<br />

der Zielsprache allein aus lexikalischen Lücken ergeben. 39 Dies ist meines Erachtens auf<br />

Studien zurückzuführen, die gezeigt haben, daß sich die beobachteten Abweichungen von der<br />

Zielsprache nicht einfach auf Auslassungen lexikalischer Elemente zurückführen lassen (vgl.<br />

u.a. Weissenborn 1994, Clahsen/Eisenbeiß/Penke 1996). So gelangt man z.B. zu falschen<br />

empirischen Vorhersagen, wenn man root-infinitives als vollständige CP-Strukturen mit aus-<br />

gelassenem Modalverb analysiert, wie dies z.B. Boser et al. (1991) oder Whitman (1994) tun.<br />

Insbesondere sollten dieser Analyse zufolge auch root-infinitives mit W-Elementen wie warum<br />

Max musik machen? belegt sein; dies ist jedoch nicht der Fall (Weissenborn 1994:221).<br />

Vielmehr besteht ein enger Zusammenhang zwischen morphologischen Realisierungen von<br />

funktionalen Kategorien auf der einen Seite und syntaktischen Effekten dieser Kategorien auf<br />

der anderen Seite. So geht z.B. das Auftreten von zielsprachlichen Verbflexiven mit zielsprach-<br />

lichen Verbstellungsmustern einher (Clahsen/Penke 1992, Poeppel/Wexler 1993, Clahsen/<br />

Eisenbeiß/Penke 1996). Außerdem korreliert das Auftreten von W-Elementen oder Komple-<br />

mentierern in [-pro-drop]-Sprachen mit der overten Realisierung von Subjekten (Clahsen/<br />

Kursawe/Penke 1996). Dies deutet darauf hin, daß das "Fehlen" von Oberflächenelementen<br />

nicht einfach auf morphologische und lexikalische Lücken reduziert werden kann, sondern<br />

Ausdruck von Unterschieden in zugrundeliegenden Repräsentationen ist.<br />

In aktuellen merkmalsbasierten minimalistischen Ansätzen nimmt man zur Erfassung von<br />

nicht-zielsprachlichen Strukturen nicht nur stets unterspezifizierte Strukturen an; man postuliert<br />

auch keine Reifungsprozesse mehr, die zentrale Komponenten der Grammatik - wie z.B.<br />

formale Prinzipien oder das Inventar funktionaler Kategorien - betreffen. Dies ist meines<br />

Erachtens v.a. auf die in Kapitel I.5.2 und Kapitel I.6.2 diskutierten empirischen Befunde<br />

zurückzuführen, die Evidenz für die frühe Gültigkeit formaler Prinzipien, frühe Anpassungen an<br />

die Struktur der jeweiligen Zielsprache und den Einfluß der Zielsprache auf die zeitliche<br />

Struktur des Entwicklungsverlaufs erbracht haben. Solche Befunde lassen sich im Rahmen von<br />

"starken" Reifungsansätzen, nur schwer erklären.<br />

39 <strong>Eine</strong>n solchen Ansatz hatten z.B. Boser et al. (1991), Whitman, Lee und Lust (1991) sowie Lust<br />

(1994) im Rahmen der PPT vertreten; vgl. Kapitel I.6.

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