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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Minimalismus und Spracherwerbsforschung 109<br />

Hyams 1986); man bezieht sich aber nicht mehr auf Parameterwerte, sondern auf Merkmals-<br />

werte.<br />

Diese Strategie verfolgt z.B. Platzack (1996). Ihm zufolge weisen alle Sprachen eine strikte<br />

Spezifizierer-Kopf-Komplement-Abfolge auf (Kayne 1994), und der Defaultwert für die<br />

Stärke morphologischer Merkmale ist [-STARK]. Dementsprechend sollten alle frühen<br />

Kindersprachgrammatiken - unabhängig von den Oberflächenabfolgen in der betreffenden<br />

Zielsprache - durch die Abfolge Subjekt-Verb-Objekt charakterisiert sein. Ein solcher Ansatz<br />

kann die zu beobachtende relativ frühe Anpassung an die Struktur der Zielsprache nicht<br />

erklären. Insbesondere kann er nicht den frühen Erwerb der zielsprachlichen Serialisierung von<br />

Verb und Objekt erfassen (vgl. u.a. Penner/Schönenberger/Weissenborn 1994, Schönen-<br />

berger/Penner/Weissenborn 1997).<br />

Die zweite Erklärungsstrategie basiert auf der Annahme, daß <strong>zum</strong>indest ein Teil der ziel-<br />

sprachlichen Merkmale in frühen Erwerbsphasen noch nicht aktiv oder noch nicht obliga-<br />

torisch für die zielsprachlichen Werte spezifiziert ist (vgl. u.a. Wexler 1994, 1999, 2002,<br />

Hoekstra/Hyams 1995, 1996, 1998, Clahsen/Eisenbeiß/Penke 1996, Hoekstra/Hyams/<br />

Becker 1997, Hyams 1999, Roeper 1996). Diese Strategie, die auch ich im Rahmen dieser<br />

Arbeit verfolgen werde, ähnelt der Vorgehensweise von Ansätzen, die auf der Hypothese der<br />

Funktionalen Parametrisierung beruhen. Der Bezug auf Merkmale statt auf Kategorien ermög-<br />

licht es jedoch, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Kinder- und Erwachsenen-<br />

sprache mit kleineren Einheiten, d.h. differenzierter, zu beschreiben. Insbesondere können so<br />

Entwicklungsdissoziationen erfaßt werden, die bei Erwerbsuntersuchungen zu den unterschied-<br />

lichen Realisierungen von funktionalen Kategorien beobachtet wurden.<br />

<strong>Eine</strong> solche Dissoziation zeigte sich z.B. bei <strong>Untersuchung</strong>en zu Instantiierungen der funktio-<br />

nalen Kategorie C beim Erwerb von V2-Sprachen: Satzstrukturen mit V2-Stellung treten<br />

nämlich schon relativ früh auf; W-Elemente in SpecCP werden hingegen erst spät systematisch<br />

overt realisiert (vgl. u.a. Clahsen/Penke/Parodi 1993, Clahsen/Kursawe/Penke 1996, Penke<br />

2001). Diese Dissoziation ließe sich z.B. durch die Annahme erfassen, daß die Finitheitsmerk-<br />

male in C, die für die V2-Stellung verantwortlich sind, vor den W-Merkmalen in C spezifiziert<br />

werden (vgl. u.a. Clahsen/Penke/Parodi 1993, Clahsen/Eisenbeiß/Penke 1996). Die Position,<br />

in die finite Verben bewegt werden, entspricht somit nicht der zielsprachlichen C 0 -Position,<br />

sondern ist im Vergleich zu dieser unterspezifiziert.

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