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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Minimalismus und Spracherwerbsforschung 107<br />

Grammatikmodellen abgelehnt. In der LFG und der HPSG bildet das Lexikon die zentrale<br />

Komponente, und sämtliche syntaktischen, semantischen und phonologischen Informationen<br />

werden einheitlich in Form von komplexen Merkmalsstrukturen repräsentiert (vgl. Kiss 1995,<br />

Shieber 1986).<br />

Für eine andere, ebenfalls nicht syntaxzentrierte Organisation der verschiedenen Gram-<br />

matikkomponenten argumentieren Wunderlich (1997) und Jackendoff (1997). Beide nehmen<br />

zwar für semantische/konzeptuelle, 37 syntaktische und phonologische Informationen jeweils ein<br />

eigenes, spezifisches Repräsentationsformat an; die Verarbeitung auf diesen Repräsentations-<br />

ebenen erfolgt aber parallel und nicht unabhängig voneinander. Dabei geht Wunderlich (1997)<br />

davon aus, daß auf allen drei Repräsentationsebenen Stämme und Affixe zu komplexen Wort-<br />

formen und Phrasen kombiniert werden. Da Stämme und Affixe als minimale Phonologie-<br />

Syntax-Semantik-Abbildungen aufgefaßt werden, ergeben sich durch ihre Kombination auf<br />

jeder Komplexitätsebene (Stämme, komplexe Wortformen, Phrasen) Abbildungen zwischen<br />

phonologischen, syntaktischen und semantischen Repräsentationen.<br />

Jackendoff (1997) betrachtet die syntaktische Komponente, die semantisch-konzeptuelle<br />

Komponente und die phonologische Komponente als gleichwertige generative Systeme, die<br />

über das Lexikon miteinander in Verbindung stehen. Beschränkungen für die Beziehungen<br />

zwischen Repräsentationen in den drei zentralen Komponenten ergeben sich Jackendoff<br />

(1997) zufolge <strong>zum</strong> einen aus der Kombination von syntaktischen, phonologischen und seman-<br />

tisch-konzeptuellen Informationen in Lexikoneinträgen wie (37); <strong>zum</strong> anderen aus sehr gene-<br />

rellen Korrespondenzbeschränkungen. 38 Diese Korrespondenzbeschränkungen bewirken<br />

Jackendoffs Auffassung nach, daß Einbettungsbeziehungen zwischen Konstituenten bei der<br />

Abbildung von konzeptionellen Strukturen auf syntaktische Strukturen im allgemeinen erhalten<br />

bleiben (vgl. (38)) und daß die Abfolgebeziehungen zwischen phonologischen Konstituenten<br />

37 Wie ich in Kapitel II.1.1 erläutern werde, unterscheidet Wunderlich (1997) zwischen semantischen<br />

und konzeptuellen Repräsentationen, Jackendoff (1997) hingegen nicht.<br />

38 Jackendoff (1997) verwendet auch den Terminus "Korrespondenz-Regel". Dieser Terminus ist - wie<br />

Jackendoff selbst zugesteht - irreführend, da es sich bei den von Jackendoff angenommenen<br />

Korrespondenz-Regeln weder um syntaktische Regeln noch um Regeln für die 1:1-Abbildung einer<br />

Repräsentation auf eine andere handelt (vgl. Jackendoff 1997:24, 219). Die Korrespondenz-Regeln<br />

beschränken Jackendoff (1997:24) zufolge vielmehr lediglich die Abbildung eines Repräsentationsformats<br />

auf ein anderes.

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