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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Minimalismus und Spracherwerbsforschung 103<br />

Insgesamt betrachtet lassen sich somit das Prinzip der universellen Rechtsverzweigung, das<br />

Endozentrizitätsprinzip, das Maximalitätsprinzip und das Binaritätsprinzip auf die Notwendig-<br />

keit einer eindeutigen Abbildung von hierarchischen Strukturen auf linear organisierte Laut-<br />

ketten zurückführen.<br />

Die verbleibenden modulspezifischen Prinzipien, die v.a. die Distribution von grammati-<br />

schen Merkmalen und die entsprechenden Bewegungsprozesse betreffen, versucht man in<br />

aktuellen linguistischen Modellen aus formalen Metaprinzipien wie (34) oder (35) abzuleiten<br />

(vgl. u.a. Fanselow 1991, Bierwisch 1992).<br />

(34) Prinzip der vollständigen Spezifikation (vgl. Fanselow 1991:5)<br />

Alle Kategorien müssen für alle relevanten Merkmale spezifiziert sein.<br />

(35) (a) Elsewhere-Prinzip (vgl. Kiparsky 1982:136f.)<br />

Rules A, B in the same component apply disjunctively to a form Φ if and only if<br />

(i) The structural description of A (the special rule) properly include the<br />

structural description of B (the general rule).<br />

(ii) The result of applying A to Φ is distinct from the result of applying B to Φ.<br />

(b)<br />

In that case, A is applied first, and, if it takes effect, then B is not applied.<br />

Spezifizitätsprinzip (generalisierte Variante des Elsewhere-Prinzips)<br />

Wenn der Anwendungsbereich einer Operation O1 eine Obermenge des Anwendungsbereichs<br />

der Operation O2 ist, darf O1 nicht in der Domäne von O2 angewendet<br />

werden.<br />

Solche Metaprinzipien enthalten lediglich generelle formale Beschränkungen und sind selbst<br />

nicht inhärent grammatikbezogen; d.h., sie gelten auch für andere Domänen. So besagt z.B.<br />

das Spezifizitätsprinzip in (35b), das eine nicht domänenspezifische Generalisierung des<br />

domänenspezifischen Elsewhere-Prinzips in (35a) ist, lediglich, daß spezifische Operationen<br />

Vorrang vor weniger spezifischen Operationen - insbesondere vor Defaultoperationen - haben<br />

und diese blockieren. Mit Hilfe eines solchen Prinzips läßt sich nicht nur erklären, warum bei<br />

der Bildung von Perfektformen irreguläre, als Einheiten im Lexikon gespeicherte Perfektformen<br />

wie gelaufen Vorrang vor Formen haben, die durch die Affigierung des Defaultaffixes gebildet<br />

werden, wie z.B. gelauft; durch das Elsewhere-Prinzip lassen sich auch außersprachliche Ge-<br />

setzmäßigkeiten erfassen, z.B., daß Ausnahmeregelungen für den Fahrplan an bestimmten<br />

(Feier-)Tagen an diesen Tagen Vorrang vor den generellen Fahrplanregelungen haben.<br />

Neben den Metaprinzipien zur Regelung der Merkmalsdistribution postuliert man in Arbei-<br />

ten im Rahmen des Minimalistischen Programms eine Reihe von Metaprinzipien, die möglichst

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