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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Minimalismus und Spracherwerbsforschung 101<br />

Den Ausgangspunkt für diese Entwicklung bildete die Diskussion um Lokalitätsbeschrän-<br />

kungen, d.h. um Beschränkungen über die Reichweite von grammatischen Prozessen. Solche<br />

Beschränkungen wurden in der PPT anfangs modulspezifisch formuliert: In den einzelnen Teil-<br />

theorien der PPT postulierte man jeweils eigene lokale Domänen für die betreffenden gramma-<br />

tischen Operationen (z.B. Bewegung oder die Herstellung von Koreferenzbeziehungen). So<br />

bezog sich z.B. die Theorie der Grenzknoten auf Phrasen, die Bindungstheorie hingegen auf<br />

"Rektionskategorien" (vgl. (23) sowie Chomsky 1981). Diese modulspezifische Formulierung<br />

lokaler Domänen war sowohl in deskriptiver Hinsicht als auch konzeptionell unbefriedigend<br />

(vgl. u.a. Chomsky 1986, Fanselow 1991) und wurde daher schon bald durch einheitliche<br />

Lokalitätsbeschränkungen ersetzt. Die vorgeschlagenen Beschränkungen waren hierbei zu-<br />

nächst noch intrinsisch sprachbezogen, insofern sie explizit auf linguistische Begriffe wie<br />

"Θ-Rolle" Bezug nahmen (vgl. z.B. Chomsky 1986). In aktuelleren Ansätzen werden hingegen<br />

lediglich allgemeine Strukturbedingungen und Minimalitätsforderungen postuliert, deren<br />

Sprachbezug sich erst aus der Anwendung dieser Prinzipien auf sprachliche Strukturen ergibt<br />

(z.B. "Nimm stets das nächstliegende relevante Element" (Fanselow 1991:8)). 35<br />

Die Tendenz zur Ersetzung domänenspezifischer Prinzipien durch generelle formale Prinzi-<br />

pien blieb nicht auf den Bereich von Lokalitätsforderungen beschränkt. Vielmehr bemüht man<br />

sich, sämtliche modulspezifischen Prinzipien der PPT auf generellere Prinzipien oder auf die<br />

Architektur der menschlichen Sprachfähigkeit zurückzuführen (vgl. z.B. Fanselow 1991,<br />

Kayne 1994, Chomsky 1995, 1998, 1999, 2001). Im Mittelpunkt der Diskussion um die<br />

X-bar-Theorie stehen dabei das Prinzip der universellen Rechtsverzweigung und die X-bar-<br />

Prinzipien der Endozentrizität, der Maximalität und der Binarität (vgl. (6)).<br />

Diese modulspezifischen Prinzipien versucht Kayne (1994) aus dem Linear-Correspond-<br />

ence-Axiom abzuleiten (vgl. auch Chomsky 1995). Dem Linear-Correspondence-Axiom<br />

zufolge werden Phrasenstrukturrepräsentationen so auf Lautketten abgebildet, daß die<br />

asymmetrischen strukturellen Relationen 36 zwischen den involvierten lexikalischen Elementen<br />

35 Vgl. auch Koster (1987), Rizzi (1990).<br />

36 Die zentrale strukturelle Relation in Phrasenstrukturen ist das c-Kommando. Dieses liegt vor, wenn<br />

jeder verzweigende Knoten Z, der ein Element X dominiert, auch das Element Y dominiert, und X<br />

und Y einander weder dominieren noch miteinander identisch sind. X c-kommandiert Y asymmetrisch,<br />

wenn X Y c-kommandiert, aber Y X nicht c-kommandiert. Für eine Dis kussion über verschiedene<br />

Definitionen von c-Kommando und ihre Auswirkungen auf die X-bar-Theorie vgl. u.a. Kayne<br />

(1994), Chomsky (1995). Für die Annahme, daß Phrasen universell rechtsverzweigend sind, sind die

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