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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Minimalismus und Spracherwerbsforschung 96<br />

das Subjekt in der Basiswortstellung dem direkten Objekt voran. Dies spricht dafür, daß Spe-<br />

zifiziererpositionen stets links von Komplementpositionen angesiedelt sind.<br />

Neben diesen typologischen Befunden, unterstützen auch psycholinguistische Befunde die<br />

Annahme einer universellen Rechtsverzweigung von Phrasen. <strong>Eine</strong> Reihe von Befunden aus<br />

Sprachverarbeitungsexperimenten mit strukturell ambigen Sätzen deuten nämlich darauf hin,<br />

daß die Versuchspersonen stets minimale rechtsverzweigende syntaktische Repräsentationen<br />

aufzubauen versuchen (vgl. u.a. Phillips 1994).<br />

Solche Befunde unterstützen die Annahme, daß alle Phrasen eine rechtsverzweigende<br />

Struktur haben, d.h. daß der Spezifizierer immer dem Komplement vorangeht. 30 In einer<br />

rechtsverzweigenden Struktur bestehen zwei Möglichkeiten der Linearisierung von Kopf und<br />

Komplement (vgl. (32a) und (32c)). Ob beide Möglichkeiten in natürlichen Sprachen realisiert<br />

werden, ist zur Zeit noch Gegenstand intensiver Debatten. Kayne (1994) und Chomsky<br />

(1995) argumentieren dafür, daß das Komplement stets dem Kopf folgt (vgl. (32a)).<br />

Chomsky (2001:7) geht davon aus, daß Spezifizierer stets dem Kopf der betreffenden Kon-<br />

stituente vorangehen, während die Abfolge von Kopf und Komplement parametrisiert ist. Dies<br />

ist mit der Annahme von Haider (1992b, 1993b, 2000, 2001, 2002) vereinbar, daß Phrasen-<br />

strukturrepräsentationen zwar universell rechtsverzweigend sind, die Linearisierung von Kopf<br />

und Komplement aber variabel ist. Dementsprechend sind sowohl Strukturen wie (32a) als<br />

auch Strukturen wie (32c) möglich. D.h., Haider nimmt an, daß es neben Sprachen mit<br />

zugrundeliegender Verb-Objekt-Stellung auch Sprachen mit zugrundeliegender Objekt-Verb-<br />

Stellung geben kann.<br />

Die Linearisierung von Köpfen und Komplementen spielt in der folgenden Argumentation<br />

keine weitere Rolle. Daher werde ich auf die Serialisierungsmöglichkeiten für Köpfe und<br />

Komplemente nicht weiter eingehen. Wichtig ist hier nur, daß man auch dann keinen Seriali-<br />

sierungsparameter annehmen muß, wenn man von einer variablen Stellung von Kopf und<br />

Komplement ausgeht, d.h. sowohl Strukturen wie (32a) als auch Strukturen wie (32c) zuläßt.<br />

Um den Erwerb von Objekt-Verb-Sprachen und Verb-Objekt-Sprachen zu erfassen, genügt<br />

30 Für weitere Argumente vgl. u.a. Haider (1992b, 1993b, 2000, 2001, 2002), Kayne (1994), Phillips<br />

(1994), Chomsky (1995, 2001), Schmidt (1995). In Kapitel III.4 werde ich im Rahmen meiner Analysen<br />

<strong>zum</strong> Erwerb von Possessivkonstruktionen zusätzliche psycholinguistische Evidenz für diese<br />

Annahme dis kutieren.

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