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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Minimalismus und Spracherwerbsforschung 92<br />

grammatischen Merkmale lexikalischer und funktionaler Elemente sind somit die eigentlich<br />

syntaktisch aktiven Elemente.<br />

Grammatischen Merkmalen, die bereits im Strukturalismus eine entscheidende Rolle<br />

gespielt hatten, wurde daher in aktuellen Modellen der generativen Grammatik wieder eine<br />

zentralere Rolle zugeschrieben. In der LFG und der HPSG wurden von Anfang an sämtliche<br />

linguistischen Beschreibungseinheiten durch Merkmalsstrukturen repräsentiert, die Merkmale<br />

für die Kodierung phonologischer, semantischer und syntaktischer Informationen enthalten<br />

(vgl. Bresnan 1982, Pollard/Sag 1987, 1994). In Weiterentwicklungen der PPT wurden<br />

funktionale Projektionen zunächst in immer kleinere Einheiten aufgeteilt. So wurde z.B. die IP<br />

in Asp(ect)P, Agr(eement)S(ubject)P, T(empus)P, ... aufgespalten (vgl. Pollock 1989,<br />

Schmidt 1995, Webelhuth 1995). Mittlerweile werden sowohl funktionale als auch lexikalische<br />

Kategorien nur noch als Epiphänomene angesehen, als reine Merkmalsbündel, deren Eigen-<br />

schaften sich allein aus den betreffenden Merkmalen und deren Kombination ergeben (vgl. u.a.<br />

Bierwisch 1992, Chomsky 1995, Schmidt 1995, Radford 1997).<br />

Die Aufspaltung von Kategorien in ihre Merkmale erlaubt nicht nur differenziertere syntak-<br />

tische Analysen mit Hilfe minimaler linguistischer Beschreibungseinheiten; zwischen Kategorien<br />

und Merkmalen besteht auch ein qualitativer Unterschied: Kategorien sind lediglich das Resul-<br />

tat einer Klassifikation sprachlicher Elemente, d.h. einer Zuordnung zu Distributionsklassen.<br />

Merkmale beziehen sich hingegen auf die spezifischen Eigenschaften der betreffenden sprach-<br />

lichen Elemente, die solchen Zuordnungen zugrundeliegen. Dies hat zwei entscheidende<br />

Konsequenzen:<br />

Erstens ermöglicht die Verwendung von Merkmalen die Aufstellung von Generalisierungen<br />

ober- und unterhalb der Ebene von Kategorien. Dies läßt sich am Beispiel der Kategorie N<br />

verdeutlichen. Elemente dieser Kategorie lassen sich in Subklassen einteilen, z.B. anhand des<br />

Merkmals [±ZÄHLBAR]: Nomina mit der Merkmalsspezifikation [+ZÄHLBAR] (z.B.<br />

Henne) erlauben die Bildung morphologischer Pluralformen und erfordern in Singularkontexten<br />

einen Determinierer oder Quantor. Nomina mit der Spezifikation [-ZÄHLBAR] (z.B. Futter)<br />

werden hingegen im allgemeinen nicht pluralisiert und können ohne Determinierer oder<br />

Quantor verwendet werden.<br />

Zugleich lassen sich kategorienübergreifende Klassen bilden. Auf der einen Seite teilen<br />

Nomina mit Adjektiven syntaktische und semantische Eigenschaften, die sie von Verben und

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