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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Beschränkungen für die linguistische und psycholinguistische Theoriebildung 88<br />

syntaktischen Effekte der funktionalen Kategorien und ihrer zielsprachlichen Merkmalswerte<br />

bestehen. Diese Effekte - z.B. Bewegungsprozesse - sollten nämlich vor der Instantiierung der<br />

entsprechenden funktionalen Kategorien nicht zu beobachten sein.<br />

Trifft die Variabilitätshypothese zu, muß eine Sprache kein bestimmtes vorgegebenes<br />

Inventar funktionaler Kategorien instantiieren, um eine UG-konforme Sprache zu sein. Um die<br />

UG-Konformität zu gewährleisten, genügt es vielmehr, wenn die formalen Prinzipien der UG<br />

respektiert werden. Kindersprachgrammatiken können somit auch dann UG-konform im Sinne<br />

der Variabilitätshypothese sein, wenn nicht alle funktionalen Kategorien der entsprechenden<br />

Zielgrammatiken syntaktisch aktiv sind (vgl. (iii) in Tab.I-3). Sie sollten demnach die Daten-<br />

basis für die linguistische Theoriebildung um weitere UG-konforme Systeme erweitern können.<br />

Darüber hinaus sollte man anhand von Daten aus frühen Erwerbsphasen ex negativo die<br />

syntaktischen Effekte der betreffenden Kategorien und der mit ihnen verknüpften Parameter-<br />

werte untersuchen können.<br />

Diese Strategie verfolgt z.B. Ouhalla (1993), der Befunde zur Wortstellung in der frühen<br />

Zwei-Wort-Phase heranzieht, um seine Annahmen zu Wortstellungsparametern bei Erwachse-<br />

nen zu überprüfen. Die Hypothesen Ouhallas und sein Umgang mit den Erwerbsdaten sind<br />

allerdings problematisch. Ouhalla geht von der Small-Clause-Hypothese aus, d.h. von der<br />

Existenz einer präfunktionalen Phase. In bezug auf Parameter argumentiert er dafür, daß die<br />

Abfolge von Kopf, Komplement und Spezifizierer nur bei funktionalen Kategorien, aber nicht<br />

bei lexikalischen Kategorien wie V festgelegt ist. Demnach sollte sich die zielsprachliche Verb-<br />

stellung aus der Fixierung der mit I 0 bzw. C 0 verbundenen Richtungsparameter ergeben. Als<br />

Evidenz aus dem Spracherwerb führt Ouhalla dafür den Befund an, daß in frühen Phasen des<br />

Erwerbs des Deutschen sowohl Verb-Objekt- als auch Objekt-Verb-Abfolgen zu beobach-<br />

ten sind, d.h. noch keine Evidenz für eine Festlegung des Richtungsparameters vorliegt.<br />

Ouhalla berücksichtigt bei seiner Argumentation allerdings nicht, daß die im Erwerb beobach-<br />

teten Verbstellungsunterschiede mit morphologischen Unterschieden korrelieren: Die Verb-<br />

Objekt-Abfolge zeigt sich bei finiten Verben in V2-Position, die Objekt-Verb-Abfolge bei<br />

nicht-finiten Verben (vgl. u.a. Clahsen/Penke 1992, Clahsen/Penke/Parodi 1993, Poeppel/<br />

Wexler 1993, Clahsen/Eisenbeiß/Penke 1996). Diese Distribution spricht aber gerade gegen<br />

Ouhallas Annahme, daß es sich um Daten aus einer präfunktionalen Phase mit freier Verb-<br />

stellung handelt. Kindersprachdaten erfordern somit ebenso sorgfältige Distributionsanalysen

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