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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Beschränkungen für die linguistische und psycholinguistische Theoriebildung 87<br />

Geht man von der Hypothese der vollständigen Kompetenz aus, sind in frühen Erwerbsphasen<br />

bereits alle funktionalen Kategorien der Zielsprache syntaktisch aktiv und alle entsprechenden<br />

Parameter fixiert. Kindersprachdaten können demnach die Datenbasis für die linguistische<br />

Theoriebildung erweitern.<br />

Wenn man davon ausgeht, daß die im Entwicklungsverlauf erstellten strukturellen Reprä-<br />

sentationen nicht von denen der jeweiligen Zielsprache abweichen, können Erwerbsdaten die<br />

Datenbasis allerdings nur quantitativ erweitern und weitere Evidenz für die universelle Gültig-<br />

keit der postulierten UG-Prinzipien liefern.<br />

Ein bevorzugter Status kommt Kindersprachdaten nur dann zu, wenn Kinder in frühen<br />

Erwerbsphasen <strong>zum</strong>indest gelegentlich bestimmte Optionen realisieren, die in der betreffenden<br />

Zielsprache nicht (mehr) verfügbar sind - und daher auch nicht mehr untersucht werden<br />

können. Dafür argumentiert z.B. Rizzi (1993, 1994a, b, 1998, 2000). Wie ich in Kapitel I.6.2<br />

erläutert habe, können Kinder Rizzi zufolge bereits in der frühen Zwei-Wort-Phase vollstän-<br />

dige CP-Strukturen produzieren, verwenden aber im Gegensatz zu Erwachsenen gelegentlich<br />

auch Teilstrukturen von CPs als unabhängige Sätze. Anhand dieser Teilstrukturen lassen sich<br />

Rizzis Auffassung nach linguistische Hypothesen testen, die in der Erwachsenensprache nicht<br />

überprüft werden können. So versucht Rizzi auf der Basis von Erwerbsdaten zu zeigen, daß<br />

bestimmte Typen von leeren Kategorien in der obersten Spezifiziererposition von Satzstruk-<br />

turen auftreten können - und zwar unabhängig davon, ob es sich bei den betreffenden Struk-<br />

turen um vollständige CPs oder lediglich um Teilstrukturen handelt.<br />

Wenn man von der Hypothese des Strukturaufbaus ausgeht, hängt der Status von Kinder-<br />

sprachdaten von den Annahmen ab, die man zur Universalität von Phrasenstrukturrepräsenta-<br />

tionen macht. Der Universalitätshypothese zufolge gibt die UG ein Inventar von funktionalen<br />

Kategorien vor, die in allen natürlichen Sprachen instantiiert sind. Dementsprechend sind nur<br />

solche Grammatiken UG-konform, in denen sämtliche durch die UG geforderten funktionalen<br />

Kategorien syntaktisch aktiv sind. Trifft die Hypothese des Strukturaufbaus zu, sind Gramma-<br />

tiken für frühe Erwerbsphasen aufgrund ihres reduzierten Kategorieninventars somit nicht<br />

UG-konform im Sinne der Universalitätshypothese (vgl. (ii) in Tab.I-3). Auch eine Kombi-<br />

nation der Hypothese des Strukturaufbaus mit der Universalitätshypothese erlaubt es, Daten<br />

aus frühen Erwerbsphasen zur Überprüfung linguistischer Analysen und Modelle heranzu-<br />

ziehen. Sie sollten nämlich - ex negativo - Aufschluß darüber geben können, worin genau die

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