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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Beschränkungen für die linguistische und psycholinguistische Theoriebildung 85<br />

nur Sätze mit höchstens zwei bzw. einer Einbettungsebene als Auslöserdaten in Frage<br />

kommen. Lightfoot (1991) argumentiert sogar dafür, daß nur uneingebettete Sätze und ihre<br />

"Verbindungspunkte" mit eingebetteten Sätzen als Auslöserdaten fungieren. Mit "Verbindungs-<br />

punkten" sind dabei die Elemente gemeint, die bei der Wahl syntaktischer Argumente oder in<br />

Zeitbezügen zwischen Haupt- und Nebensätzen eine Rolle spielen. Diese Hypothese, die sog.<br />

Degree-0-Hypothese, trägt nicht nur der eingeschränkten Aufmerksamkeits- und Gedächtnis-<br />

spanne von Kleinkindern Rechnung; sie wird auch durch empirische Befunde aus Unter-<br />

suchungen <strong>zum</strong> Sprachwandel, zur Kreolisierung und <strong>zum</strong> Spracherwerb unterstützt (Lightfoot<br />

1991). So ist z.B. die zielsprachliche Distribution von finiten und nicht-finiten Verben in V2-<br />

Sprachen in Erwerbsdaten bereits vor dem Auftreten eingebetteter Sätze zu beobachten (vgl.<br />

Clahsen/Penke/Parodi 1993, Clahsen/Eisenbeiß/Penke 1996, Clahsen/Kursawe/Penke<br />

1996). Dies deutet darauf hin, daß die Auslöserdaten für den V2-Parameter keine einge-<br />

betteten Sätze involvieren. Darüber hinaus läßt sich die Degree-0-Hypothese aus der Hypo-<br />

these der Funktionalen Parametrisierung ableiten (Clahsen 1990:364):<br />

"... if the space available for parameterization is indeed restricted to properties of heads,<br />

then it is natural to expect that the amount of structure that needs to be inspected by the<br />

child will not exceed the sphere of influence of a head."<br />

Neben den diskutierten Beschränkungen für Parameterwerte im Anfangszustand und<br />

potentielle Auslöserdaten wurden auch Beschränkungen vorgeschlagen, die den Verlauf des<br />

Parametrisierungsprozesses selbst betreffen. Insbesondere wurde postuliert, daß Kinder Para-<br />

meter nicht mehr refixieren, sobald sie diese Parameter auf der Basis robuster Informationen<br />

fixiert haben (vgl. Clahsen 1990:362ff.). Wenn diese Beschränkung gilt, ist ausgeschlossen,<br />

daß ein Kind zwischen zwei Parameterwerten hin und her "pendelt". D.h., Kinder sollten einen<br />

bereits festgelegten Parameter nicht angesichts neuer Inputdaten refixieren und ihn dann<br />

angesichts weiterer Daten wieder auf den ursprünglichen Wert festlegen.<br />

Insgesamt betrachtet schließen die bislang diskutierten Beschränkungen <strong>zum</strong> Parameter-<br />

format und <strong>zum</strong> Parameterfixierungsprozeß somit Parameterfestlegungen auf der Grundlage<br />

einzelner - möglicherweise komplexer - Strukturen aus. Vielmehr betonen sie die Notwendig-<br />

keit der Speicherung und Gewichtung von einfachen Strukturinformationen, die mit funktio-<br />

nalen Köpfen verbunden sind, sowie die Verknüpfung solcher Informationen mit lexikalischen<br />

Elementen.

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