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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Beschränkungen für die linguistische und psycholinguistische Theoriebildung 84<br />

Vorstellung, daß Kinder Parameter fixieren, falls Inputstrukturen entsprechende Auslöserdaten<br />

enthalten, setzt voraus, daß alle Inputdaten grammatisch und eindeutig analysierbar sind und<br />

keine lexikalisch bedingten "Ausnahmen" involvieren. Auch in an Kinder gerichteten Äuße-<br />

rungen gibt es jedoch eine gewisse - wenn auch kleine - Menge ungrammatischer Strukturen.<br />

Außerdem weist selbst grammatischer Input strukturelle Ambiguitäten auf, die zu Problemen<br />

bei der Parameterfixierung führen könnten. So erlaubt z.B. die Äußerung in (29a) die beiden<br />

im Deutschen möglichen Analysen in (29b) und (29c); Kinder könnten eine solche Äußerung<br />

aber auch wie in (29d) analysieren. <strong>Eine</strong> Struktur wie in (29d) ist jedoch nur in [+pro-drop]-<br />

Sprachen erlaubt.<br />

(29) (a) weil die Hühnersuppe kocht (Kontext: <strong>Eine</strong> Frau kocht Hühnersuppe.)<br />

(b) weil [die]Subjekt [Hühnersuppe]Objekt kocht<br />

(c) weil [die Hühnersuppe] Subjekt kocht<br />

(d) weil [die Hühnersuppe]Objekt kocht<br />

Darüber hinaus gibt es in jeder Sprache lexikalische Ausnahmen zu generellen Prinzipien. Dazu<br />

zählen u.a. Kasusmarkierungen, die auf lexemspezifischen Kasusmerkmalen beruhen und sich<br />

nicht aus der strukturellen Position des betreffenden Arguments ableiten lassen (z.B. die Dativ-<br />

markierung bei Objekten von gratulieren oder helfen). Solche Ausnahmen dürfen nicht zur<br />

Basis für die Parameterfixierung werden. Gleichzeitig muß jedoch gewährleistet sein, daß<br />

Kinder Ausnahmen lernen können - und zwar als das, was sie sind, nämlich als Ausnahmen.<br />

Dazu müssen solche Daten zugleich als grammatisch und als lexikalische Ausnahme analysiert<br />

werden können.<br />

Einzelne Strukturen kommen somit nicht als Datenbasis für Generalisierungen und Para-<br />

meterfestlegungen in Frage. Vielmehr müssen Strukturinformationen gespeichert, gewichtet<br />

und in Beziehung zu bestimmten Lexemen gesetzt werden können. Dies bedeutet, daß nur sich<br />

wiederholende und relativ eindeutig zu analysierende Strukturmuster als potentielle Aus-<br />

löserdaten in Frage kommen. Dabei müssen solche Daten nicht extrem häufig auftreten. Sie<br />

müssen lediglich für jedes Kind verfügbar sein, d.h. nicht ausschließlich in exotischen, schwer<br />

zu analysierenden Kontexten auftreten (vgl. Meisel 1995).<br />

Es sind somit auch Beschränkungen für die syntaktische Komplexität von Auslöserdaten<br />

erforderlich. Wexler und Culicover (1980) sowie Vertreter der Unique-Trigger-Hypothese<br />

(Roeper/Weissenborn 1990, Penner 1994, Penner/Weissenborn 1996) postulieren daher, daß

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