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ETF-Magazin: "Routenplaner" (Q2-2009) - Börse Frankfurt

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44<br />

Hintergrund<br />

Vermögensverwalter<br />

Stiftungen Kommunen A-Depot-<br />

Manager<br />

Verluste aussitzen? Nein!<br />

Die Finanzmarktkrise ließ auch vorsichtige Investoren<br />

wie Kommunen oder Stiftungen nicht ungeschoren.<br />

Doch die Strategie „Verluste aussitzen“ ist<br />

mit Sicherheit die falsche Antwort. Warum das so ist,<br />

lässt sich leicht zeigen. Viele denken, einzelne Verlustjahre<br />

relativieren sich vor dem Hintergrund einer angemessenen<br />

Durchschnittsverzinsung. Die Beispiele<br />

auf der rechten Seite belegen jedoch, dass die Durchschnittsverzinsung<br />

keine zielführende Kennzahl ist.<br />

In Beispiel 1 rentieren beide Anlagen im Mittel mit<br />

fünf Prozent. Trotzdem erwirtschaftet die Anlage mit<br />

der stabilen Rendite 41 000 Euro mehr. Noch deutlicher<br />

wird das Dilemma im Beispiel 2. Obwohl Anlage 2 einen<br />

deutlich höheren Durchschnittszins trägt, schafft<br />

sie weniger Vermögen.<br />

Schwankungen kosten Geld. Der Grund für diese Ergebnisse<br />

ist der Zinseszinseffekt. Verluste reduzieren<br />

nämlich die Kapitalbasis und sind schwer wieder aufzuholen.<br />

Das wird in Beispiel 1 während der Jahre<br />

1988 bis 1990 eindrucksvoll belegt. Bei gleicher Durchschnittsverzinsung<br />

bringt also diejenige Anlage absolut<br />

das bessere Ergebnis, bei der der Zins weniger stark<br />

schwankt. In der Finanzwirtschaft wird das Schwanken<br />

eines Zinses mit dem Begriff „Volatilität“ bezeichnet.<br />

In der Praxis ist deshalb jede Anlage nicht nur auf ihre<br />

Rendite, sondern auch auf ihre Volatilität zu prüfen.<br />

Allein auf Grund der mathematischen Logik ist es nicht<br />

einfach, Verluste auszugleichen. So bedarf es nach 30<br />

Prozent Verlust schon 43 Prozent Gewinn, um den Rückgang<br />

wiedergutzumachen. Um eine alternative Anlage<br />

mit konstant fünf Prozent Zins pro Jahr wieder einzuholen,<br />

bräuchte es nach 30 Prozent Verlust schon 58 Prozent<br />

neue Rendite (Beispiel 3). Fällt die Erholung weniger<br />

stark aus, dauert es bereits vier Jahre (Beispiel 4).<br />

Finanzmathematisch lässt sich die Aussage „Volatilität<br />

kostet Geld“ mit dem Begriff der Kompensationsrendite<br />

beschreiben. Rechnerisch ermittelt sich<br />

die „Kompensationsrendite“ nach folgender Formel<br />

. In Abhängigkeit vom Grad der Volatilität<br />

steigt danach der Renditeanspruch. Schon bei einer für<br />

den Aktienmarkt nicht außergewöhnlichen Volatilität<br />

von mehr als drei Prozent notwendig. Bei 50 Prozent<br />

Volatilität wird bereits eine Kompensationsrendite von<br />

fast zwölf Prozent benötigt.<br />

Die Frage der Zweckmäßigkeit des Aussitzens von<br />

Verlusten ist auch vor dem Hintergrund zu diskutieren,<br />

dass ein zentrales Verkaufsargument für Finanzprodukte<br />

die jeweiligen Über-Rendite-Chancen sind.<br />

Doch auch dieses Argument relativiert sich in der<br />

Praxis, denn langfristig gilt die Regression zum Mittelwert.<br />

Auf lange Sicht sind deshalb mit Aktien zehn<br />

bis 15 Prozent Rendite pro Jahr zu erzielen bei 15 bis<br />

25 Prozent Volatilität. Anleihen bringen langfristig drei<br />

bis fünf Prozent jährliche Rendite bei drei bis vier Prozent<br />

Volatilität, Immobilien vier bis sieben Prozent bei<br />

ein bis drei Prozent Volatilität.<br />

Durch die Regression zum Mittelwert ist es schwierig,<br />

längerfristig Überrenditen in einzelnen Asset-Klassen<br />

zu erzielen. Beispiel 2 zeigt eine typische Aktienanlage,<br />

die im Vergleichszeitraum 1998 bis 2008 im Schnitt<br />

10,4 Prozent Rendite bei einer Volatilität von 26,7 Prozent<br />

gebracht hat. Untersuchungen belegen zudem,<br />

dass unter Berücksichtigung der Kosten nur etwa jeder<br />

zehnte Investmentmanager in der Lage ist, seine<br />

jeweilige Benchmark zu schlagen.<br />

Besser mit <strong>ETF</strong>s. Als Konsequenz der dargestellten<br />

Punkte muss kritisch hinterfragt werden, ob das Aussitzen<br />

von Verlusten tatsächlich langfristig sinnvoll ist. So<br />

betrachtet, ist immer der richtige Zeitpunkt, die Struktur<br />

und die damit verbundenen Ertragsaussichten eines<br />

Portfolios kritisch zu prüfen und eine Anlagestrategie<br />

zu suchen, die Verluste vermeidet. Bei der Neuausrichtung<br />

von Portfolios können <strong>ETF</strong>s einen wichtigen Beitrag<br />

leisten. Mit Hilfe von <strong>ETF</strong>s kann breit in verschiedene<br />

Märkte investiert werden; <strong>ETF</strong>s sind sehr liquide<br />

und kostengünstig; zudem sind sie als Sondervermögen<br />

im Fall einer Insolvenz des Emittenten sicher. Damit<br />

unterstützen sie gegebenenfalls kurzfristig notwendige<br />

Anpassungen eines Portfolios, wenn schnell auf<br />

Marktsituationen reagiert werden muss.<br />

von 25 Prozent ist zum Ausgleich eine Zusatzrendite MARTIN WAMBACH

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