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Service Level Agreements (SLA) Auftrag- geber ... - Org-Portal.org

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<strong>Service</strong> <strong>Level</strong> <strong>Agreements</strong> (<strong>SLA</strong>)<br />

Prof. Dr. Andreas Gadatsch, Niederkassel<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 <strong>SLA</strong>-Begriff........................................................................................................................1<br />

2 Einsatzmöglichkeiten und Inhalte ......................................................................................2<br />

3 Einführung einer <strong>SLA</strong> ........................................................................................................3<br />

4 Beispiel für eine <strong>SLA</strong> .........................................................................................................3<br />

5 Bewertung...........................................................................................................................4<br />

Literatur ......................................................................................................................................5<br />

Autorenbeschreibung..................................................................................................................5<br />

Viele IT-Anwender sehen die Entwicklung der IT-Kosten zunehmend kritischer und fordern<br />

mehr Transparenz in der Leistungserbringung und sinkende IT-Kosten. Die reduzierten IT-<br />

Budgets haben zu einem steigenden Kostendruck in den IT-Abteilungen und zu einem verstärkten<br />

Einsatz externer Dienstleister geführt.<br />

Dies erfordert eine klare Beschreibung des Vertragsverhältnisses zwischen dem externen IT-<br />

Dienstleister und seinem Kunden, da sonst Streitigkeiten unausweichlich sind. Aber auch innerbetriebliche<br />

Absprachen zwischen Fach- und IT-Abteilung sind zu beschreiben. <strong>Service</strong><br />

<strong>Level</strong> <strong>Agreements</strong> (Leistungsvereinbarungen) haben sich hierbei als Instrument zur Fixierung<br />

und Steuerung von Leistung und Gegenleistung in der Praxis bewährt.<br />

1 <strong>SLA</strong>-Begriff<br />

Ein <strong>Service</strong>-<strong>Level</strong>-Agreement (<strong>SLA</strong>) ist eine Vereinbarung über die termingerechte Erbringung<br />

von Leistungen in einer vereinbarten Qualität zu festgelegten Kosten (vgl. Abbildung 1).<br />

<strong>Auftrag</strong><strong>Auftrag</strong><strong>geber</strong><strong>geber</strong><br />

Externe <strong>SLA</strong>:<br />

IT-Abteilung oder<br />

Fachabteilung<br />

Interne <strong>SLA</strong>:<br />

Fachabteilung<br />

Abbildung 1: <strong>SLA</strong>-Konzept<br />

<strong>SLA</strong><br />

Vereinbarung Vereinbarung über über<br />

Leistungsinhalt<br />

Leistungsinhalt<br />

Qualitätslevel<br />

Qualitätslevel<br />

Kosten/Preis<br />

Kosten/Preis<br />

<strong>Auftrag</strong><strong>Auftrag</strong>nehmernehmer<br />

Externe <strong>SLA</strong>:<br />

IT-Lieferant/<br />

Dienstleister<br />

Interne <strong>SLA</strong>:<br />

IT-Abteilung<br />

Interne <strong>Service</strong> <strong>Level</strong> <strong>Agreements</strong> regeln das Verhältnis zwischen dem IT-Bereich im Sinne<br />

eines <strong>Auftrag</strong>nehmers und der Fachabteilung im Sinne eines <strong>Auftrag</strong><strong>geber</strong>s. Externe <strong>SLA</strong>s


egeln das Verhältnis zwischen der IT-Abteilung oder der Fachabteilung, die beide als <strong>Auftrag</strong><strong>geber</strong><br />

außerhalb agieren können und externen IT-Lieferanten bzw. Dienstleistern, die als<br />

<strong>Auftrag</strong>nehmer auftreten.<br />

Die Grundidee des <strong>SLA</strong>-Konzeptes ist es, dass der <strong>Auftrag</strong>nehmer nur die für ihn erbrachte<br />

Leistung betrachtet. Detailprobleme, die der <strong>Auftrag</strong>nehmer während der Leistungserbringung<br />

zu bewältigen hat, sind für den <strong>Auftrag</strong><strong>geber</strong> nicht von Interesse. Hierdurch reduziert er die<br />

Komplexität und damit die Kosten seiner Geschäftsprozesse.<br />

2 Einsatzmöglichkeiten und Inhalte<br />

Im IT-Umfeld finden sich überall dort Beispiele für einen sinnvollen <strong>SLA</strong>-Einsatz, wo unterschiedliche<br />

Partner für die Leistungserbringung benötigt werden, d.h. eine Aufteilung der<br />

Arbeiten auf mehrere Beteiligte möglich ist. Typische vielfach anzutreffende Beispiele sind:<br />

Application <strong>Service</strong> Providing (Miete von Software über das Internet), Vergabe der Dokumentenerfassung<br />

(z.B. Eingangsrechnungen) an externe Unternehmen, Externer Massendruck<br />

(z. B. Ausgangsrechnungen), Outsourcing des gesamten Rechenzentrums, PC-Benutzerservice<br />

durch ein externes Softwarehaus. Eine <strong>SLA</strong> ist ein komplexes Vertragswerk, das die<br />

Zusammenarbeit zwischen den Partnern steuert.<br />

Leistungsspezifikation<br />

Hierunter ist die exakte Beschreibung der Art und des Umfangs der zu erbringenden Leistung<br />

(z.B. Einführung, Betrieb und Wartung einer Standardsoftware) zu verstehen.<br />

Termine, Fristen<br />

Leistungen sind zu bestimmten Zeitpunkten (z.B. Report über erbrachte Leistungen am 10.<br />

Arbeitstag des Folgemonats) oder innerhalb festgelegter Fristen (Störungsbeseitigung innerhalb<br />

von 8 Arbeitsstunden) zu erbringen. Idealerweise werden diese in Bezug zu Prioritäten<br />

gesetzt, z.B. Beseitigung von kritischen Störungen (Serverstillstand) innerhalb von zwei<br />

Stunden, Beseitigung von weniger kritischen Störungen (Ausfall eines Druckers) innerhalb<br />

von einem Arbeitstag.<br />

Konditionen<br />

Vergütungen und Vertragsstrafen sind hinsichtlich der Höhe und Berechnung (z.B. Rabattstaffeln)<br />

sowie Rechnungsstellung (z.B. Monatsrechnung) zu spezifizieren.<br />

<strong>Org</strong>anisatorische Rahmenbedingungen<br />

Hier sind Regelungen über die Abwicklung der Leistungsbeziehung zu treffen. Insbesondere<br />

ist zu klären, welche Arbeits- und Bereitschaftszeiten zu erbringen sind. Weiterhin ist festzulegen,<br />

wie ein <strong>Auftrag</strong> zustande kommt (z.B. Meldung der Störung per Telefon, per E-Mail?)<br />

Nachweis der Leistungserbringung<br />

Hier gilt der Grundsatz, dass der <strong>Auftrag</strong>nehmer die Leistungserbringung nachzuweisen hat.<br />

Er muss also nachprüfbare Aufzeichnungen über Art und Umfang der erbrachten Leistungen<br />

führen. Für den Streitfall ist ein aus beiden Partnern besetztes Abstimmgremium einzurichten.<br />

Für die Abrechnung der Leistungen sind messbare Kriterien zu vereinbaren.<br />

Zulässige Ausreißerquote<br />

Maximaler Anteil der Leistungseinheiten, die außerhalb des vereinbarten Qualitäts- / Terminrasters<br />

liegen dürfen.


Konsequenzen von <strong>SLA</strong>-Verletzungen<br />

Solange die vereinbarte Ausreißerquote nicht überschritten wird, liegt keine <strong>SLA</strong>-Verletzung<br />

vor. Dies hat die für den <strong>Auftrag</strong><strong>geber</strong> gelegentlich unangenehme Konsequenz, dass auch bei<br />

ärgerlichen Einzelfällen keine Möglichkeit der Sanktionierung gegenüber dem IT-Lieferanten<br />

besteht. Erst wenn die zulässige Ausreißer-Quote überschritten wird, können Maßnahmen<br />

eingeleitet werden.<br />

Maßnahmen bei <strong>SLA</strong>-Verletzungen<br />

Eine Malusregelung gibt dem <strong>Auftrag</strong><strong>geber</strong> die Möglichkeit, für entstandene Schäden, die<br />

durch die <strong>SLA</strong>-Verletzung eingetreten sind, den Leistungspreis zu reduzieren. Da der Malus<br />

den Gewinn des <strong>Auftrag</strong>nehmers aufzehrt, hat er ein Interesse daran, langfristig die <strong>Service</strong>-<br />

<strong>Level</strong>-Vereinbarung einzuhalten.<br />

3 Einführung einer <strong>SLA</strong><br />

Die Einführung eines <strong>Service</strong> <strong>Level</strong> <strong>Agreements</strong> ist ein länger andauernder Prozess, der nur<br />

sukzessive durchgeführt werden kann.<br />

• Anforderungen definieren<br />

Zunächst müssen die geschäftlichen Anforderungen des Kunden ermittelt werden. Hierzu<br />

gehören die Art der Leistung (z.B. PC-Störung beseitigen) und der gewünschte <strong>Service</strong>level<br />

bzw. Leistungsniveau (z.B. Wiedereintritt der Arbeitsfähigkeit nach Störungsmeldung innerhalb<br />

von 2 Stunden). Ein weiterer wichtiger Punkt ist das zu erwartende Mengenvolumen,<br />

dass ggf. im Unternehmen bottom up durch Abfragen erhoben werden muss.<br />

• IT-Katalog erstellen<br />

Vom IT-Dienstleister (intern oder extern) ist ein IT-Katalog zu erstellen, der die Produkte<br />

enthält, die vom Kunden bestellt werden können.<br />

• Preisverhandlung<br />

Hiernach können die beiden Partner in Preisverhandlungen treten. Der IT-Dienstleister muss<br />

hierbei seine Kosten ermitteln, der Kunde ggf. Vergleiche bei mehreren Anbietern einholen.<br />

Festzulegen sind ebenfalls Vertragsstrafen bei Nichteinhaltung des vereinbarten <strong>Service</strong>-<br />

<strong>Level</strong>s. Diese müssen aus Sicht des Kunden einen echten Anreiz für den IT-Lieferanten darstellen,<br />

seine Leistung zu erbringen.<br />

• Vertragsabschluss<br />

Nach Einigung kann der <strong>SLA</strong>-Vertrag abgeschlossen werden. Eine Einschwingphase ist in der<br />

Praxis notwendig und auch sinnvoll. Ebenso sind kurze Vertragslaufzeiten aus Sicht des Kunden<br />

zu empfehlen, um dauerhafte Abhängigkeiten vom <strong>Service</strong>-Anbieter zu vermeiden.<br />

4 Beispiel für eine <strong>SLA</strong><br />

Das Beispiel in Tab. 1 beschreibt in gekürzter Form eine typische <strong>SLA</strong> zur Inbetriebnahme<br />

und Netzanbindung eines Standard-PC-Arbeitsplatzes.<br />

<strong>SLA</strong>-Merkmale Beschreibung<br />

Kurzbeschreibung der<br />

<strong>SLA</strong><br />

• Inbetriebnahme, Netzanbindung und Betreuung von Standard-IT-Arbeitsplatzsystemen<br />

(Personal-Computer).


<strong>Service</strong>inhalte<br />

<strong>Service</strong>- und Reaktionszeiten<br />

• Bereitstellung, Einrichtung und Administration eines Standard-IT-Arbeitsplatzes<br />

mit den Komponenten: Office-<br />

Paket (Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationsgrafik,<br />

Datenhaltung), Internetzugang und Software<br />

(Browser), Kommunikationssoftware (E-Mail), Komprimierungssoftware.<br />

• Information und Beratung des Benutzers während der Geschäftszeiten.<br />

• Sicherstellung des Zugriffs auf gemeinsame Laufwerke<br />

sowie interne und externe Informationsdienste (Intranet<br />

und Internet).<br />

• Bereitstellung und permanente Aktualisierung eines leistungsfähigen<br />

Virenscanners.<br />

• Bereitstellung der zentralen Netzeinrichtungen (z.B. Firewall)<br />

im Rahmen der gesondert beschriebenen Bedingungen.<br />

• Allgemeine Problemannahme und -bearbeitung durch ei-<br />

nen User-Help-Desk.<br />

• <strong>Service</strong>-Zeiten User-Help-Desk: Montags bis Freitags innerhalb<br />

der regulären Bürozeiten (07.30-16.30 Uhr), Bereitschaft<br />

von 16.30 – 07.30 Uhr sowie an Sonn-<br />

/Feiertagen 24 Std.<br />

• Reaktionszeit bei Ausfall des gesamten IT-Arbeitsplatzes<br />

eine Stunde, bei Ausfall einzelner Funktionen acht Stunden.<br />

• Wiederherstellung der vollen Einsetzbarkeit des Standardfunktionsumfangs<br />

nach spätestens 2 Arbeitstagen seit Beginn<br />

der Störungsmeldung.<br />

• Bei Nichteinhalten der Reaktions- und Wiederherstellungszeiten<br />

werden Vertragsstrafen gemäß gesonderter<br />

Vereinbarung fällig.<br />

Sondervereinbarungen • Vom Standard-IT-Arbeitsplatz abweichende Leistungen (z.<br />

B. eine individuell benötigte Software) werden gesondert<br />

Mitwirkungspflichten<br />

berechnet.<br />

• Als Ansprechpartner des IT-<strong>Service</strong>-Dienstleisters muss<br />

vor Ort ein IT-Administrator zur Verfügung stehen.<br />

• Bestellungen und Störungen müssen telefonisch oder per<br />

E-Mail / Intranet unter Angabe der Benutzer-ID und einer<br />

Rückruf-Telefonnummer beim User-Help-Desk gemeldet<br />

werden.<br />

Abbildung 2: Beispiel für die <strong>SLA</strong> „Einrichtung eines IT-Arbeitsplatzes“<br />

5 Bewertung<br />

Grundsätzlich wirken sich <strong>SLA</strong>s positiv auf die Zusammenarbeit zwischen den Vertragspartnern<br />

und auf die Effizienz der Leistungen aus, wenn Sie s<strong>org</strong>fältig geplant und eingeführt<br />

werden. Sie schaffen Transparenz über Leistungen des IT-Anbieters. Der Kunde weiß, was er<br />

an Leistung erhält, da die <strong>SLA</strong> dies exakt beschreibt. IT-Kunden können zudem mit Hilfe<br />

einer <strong>SLA</strong> den <strong>Service</strong>-Grad entsprechend ihren Wünschen individuell wählen. So ist z. B. die


notwendige Verfügbarkeit eines IT-Arbeitsplatzes in der Produktion oder im Wareneingang<br />

tendenziell höher zu bewerten, als ein IT-Arbeitsplatz in der allgemeinen Verwaltung. Daher<br />

kann in solchen Fällen ein höherer (=teurerer) <strong>Service</strong>-<strong>Level</strong> gewählt werden, z.B. Reaktionszeit<br />

15 Min und Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit nach einer Stunde.<br />

<strong>SLA</strong>s helfen nicht nur dem <strong>Auftrag</strong><strong>geber</strong>, sondern auch dem IT-Anbieter. Er wird durch die<br />

Messbarkeit seiner Leistungen zu einer kundenorientierten Ausrichtung seiner Prozesse und<br />

damit günstigeren Kostenstrukturen. Bei Streitfällen zwischen Kunde und IT-Lieferant bzw.<br />

IT-Dienstleister bieten <strong>SLA</strong>s eine nachvollziehbare Entscheidungsgrundlage.<br />

Die Einführung von <strong>SLA</strong>s ist dagegen ein langwieriger Prozess, der eine gewisse Einschwingphase<br />

erfordert. Während dieser Anlaufzeit können die <strong>SLA</strong>s nicht angewendet werden,<br />

haben allenfalls statistischen Charakter. Langfristig betrachtet, besteht die Gefahr einer<br />

einseitigen Fixierung der Leistungsbemühungen des Lieferanten auf die Erfüllung der <strong>SLA</strong>s.<br />

Ein weiteres Problem ist die Gefahr, durch „Schönrechnereien“ des IT-Lieferanten eine erhöhte<br />

Leistungsfähigkeit vorzutäuschen.<br />

Vorteile Nachteile<br />

• Transparenz der IT-Leistungen und • Gefahr einseitiger Fixierung auf verein-<br />

Kosten<br />

barte Kennzahlen<br />

• Unterstützung der Kundenorientierung<br />

des IT-Lieferanten<br />

• Langwieriger Einführungsprozess<br />

• Entscheidungsgrundlage in Streitfällen<br />

Abbildung 3: Vor- und Nachteile von <strong>Service</strong> <strong>Level</strong> <strong>Agreements</strong> (<strong>SLA</strong>)<br />

Literatur<br />

Gadatsch, A.: Mayer, E.; Masterkurs IT-Controlling, Grundlagen - Strategischer Stellenwert -<br />

IT-Kosten- und Leistungsrechnung in der Praxis - Mit Deckungsbeitrags- und Prozesskostenrechnung,<br />

2. Aufl. Wiesbaden, 2005, ISBN 3-528-15849-2.<br />

Autorenbeschreibung<br />

Prof. Dr. Andreas Gadatsch ist Inhaber der Professur für Betriebswirtschaftslehre, insb. Wirtschaftsinformatik<br />

am Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg in Sankt<br />

Augustin.<br />

Er hat langjährige Erfahrung als Berater, Projektleiter und IT-Manager. Seine Hauptarbeitsgebiete<br />

sind IT-Controlling, Geschäftsprozessmanagement und betriebliche Informationssysteme.<br />

Über 100 Publikationen, davon 7 Bücher.<br />

Kontakt: Andreas.Gadatsch@fh-bonn-rhein-sieg.de<br />

Internet: www.wis.fh-brs.de/gadatsch

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