Ausgabe 03 / 2010 - BankPraktiker
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Beitrag<br />
» Die besondere<br />
Herausforderung ist<br />
die Definition von<br />
außergewöhnlichen<br />
aber plausiblen<br />
Szenarien – eine<br />
Gratwanderung, die<br />
äußerstes Fingerspitzengefühl<br />
verlangt. «<br />
11 D. h. keine ABS Investments.<br />
12 Vgl. Deutsche Bundesbank a. a. O. (Fn. 7), S. 86 ff.<br />
13 Vgl. BaFin (2007, Zinsrisiko Rundschreiben):<br />
Rundschreiben 07/2007, Zinsänderungsrisiken<br />
im Anlagebuch; Ermittlung der Auswirkungen<br />
einer plötzlichen und unerwarteten<br />
Zinsänderung, BA 17 – K 31<strong>03</strong> – 2007/0001,<br />
06.11.2007, Bonn-Frankfurt, erhältlich auf:<br />
http://www.bafin.de/cln_109/nn_721290/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Service/<br />
Rundschreiben/2007/rs__0707__ba.html?__<br />
nnn=true, Abfrage vom 16.08.2009.<br />
<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />
Szenarioanalysen beinhalten sollten. Die<br />
besondere Herausforderung ist hier die Definition<br />
von außergewöhnlichen aber plausiblen<br />
Szenarien – eine Gratwanderung, die äußerstes<br />
Fingerspitzengefühl verlangt. Neben internen<br />
Stressursachen sollten auch externe Faktoren<br />
implementiert werden. Hier sollte aber eine<br />
recht pauschale Annahme getroffen werden.<br />
Die Erfahrung zeigt, dass Banken schon im<br />
Normalfall Märkte und deren Auswirkungen<br />
auf die Bank nur bedingt voraussagen<br />
können.<br />
Ungleich schwerer ist dies im Stressfall, so dass<br />
an dieser Stelle vor einer zu hohen Komplexität<br />
mit dem damit einhergehenden Modellrisiko<br />
gewarnt wird. Es bietet sich hier ein Arbeitskreis<br />
aus Praktikern aus allen Risikosparten<br />
des Hauses an. Dies erhöht die Akzeptanz und<br />
führt oft schnell zu brauchbaren Ergebnissen.<br />
Aufgabe des Controlling ist es an dieser Stelle,<br />
diese Ideen zusammenzuführen und ggf. zu<br />
einem Institutsstresstest zu aggregieren. Generell<br />
gilt: Die Anzahl und auch die Komplexität<br />
der Szenarien müssen zur Risikostruktur des<br />
Hauses „passen“. Zu viele zu komplexe Szenarien<br />
werden schnell unübersichtlich und sind<br />
nur mit hohem Aufwand simulierbar.<br />
Zudem bietet es sich an, Stresstests nicht nur<br />
für die periodische bzw. barwertig orientierte<br />
Risikotragfähigkeit, sondern auch für die regulatorische<br />
Risikotragfähigkeit zu rechnen. Das<br />
Stressen bestimmter Faktoren in der Solvabilitätsverordnung<br />
kann durchaus zu wichtigen<br />
Steuerungsimpulsen führen!<br />
Bei der Integration in die Risikotragfähigkeit<br />
ist Vorsicht geboten. Zu schnell kann dies zu<br />
einer fiktiven Handlungsunfähigkeit eines Instituts<br />
führen. Sollen auch quantitative Aspekte<br />
mit der Risikotragfähigkeit verbunden werden,<br />
so ist ein Augenmerk auf die Frage zu richten,<br />
welche Stresstests mit welcher Wahrscheinlichkeit<br />
simultan eintreten können. Auch in<br />
der Finanzmarktkrise konnte gezeigt werden:<br />
Während Aktien und strukturierte Produkte<br />
drastisch an Wert verloren haben, haben Zinstitel<br />
eine hohe Performance verzeichnet – und<br />
„echte“ 11 Kreditausfälle waren auch nur in<br />
einem geringen Maß zu verzeichnen.<br />
Die Reportings an die Geschäftsleitung<br />
müssen aussagefähig sein, zudem muss die<br />
Geschäftsleitung die Parameter bzw. die Ausgestaltung<br />
der Stressszenarien mind. jährlich<br />
legalisieren.<br />
IV. Entwicklung eines Prototyps<br />
für Stresstest in mittelständischen<br />
Banken<br />
Zur konkreten Umsetzung dieser Impulse der<br />
MaRisk soll dieser Abschnitt den Prototypen<br />
eines Stresstestszenariokonzepts darstellen,<br />
wobei sich hier auf die Aspekte der Einzelrisikostresstests<br />
und der Aggregation auf Institutsebene<br />
konzentriert wird. Für viele Risiken gibt<br />
es schon Empfehlungen der Aufsicht, wie damit<br />
umzugehen ist. So ist der Aktienkursrückgang<br />
mit 30% bereits im Monatsbericht 10/2004<br />
der Deutschen Bundesbank angesprochen<br />
worden 12 , der Stress des Zinsrisikos ergibt sich<br />
aus dem Rundschreiben 07/2007 der BaFin 13 .<br />
1. Stresstests auf Institutsebene<br />
Für den Prototypen gilt es im ersten Schritt, Risikokategorien<br />
und die Wahrscheinlichkeit des<br />
simultanen Eintritts zu definieren – nach Möglichkeit<br />
vor Definition der Einzelszenarien, um<br />
die Wahl der Abhängigkeiten zwischen Risikoarten<br />
wirklich „objektiv“ treffen zu können.<br />
Eine mögliche Darstellung der Abhängigkeiten<br />
stellt Abb. 4 dar.<br />
Es wird deutlich, dass trotz kritischer Analyse<br />
nur wenige Risiken oft simultan miteinander<br />
auftreten. Auf Basis dieser Matrix lässt sich<br />
dann eine Art Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />
definieren, die genau aufzeigt, welche Kombinationen<br />
extrem unwahrscheinlich sind und<br />
somit nicht in quantitativer Form gegen die<br />
Risikotragfähigkeit gerechnet werden müssen.<br />
2. Stresstests auf Einzelrisikoebene<br />
Doch welche konkreten Möglichkeiten der Einzelrisikostresstestdefinition<br />
gibt es nun? Ohne<br />
an dieser Stelle in einer theoretischen Definitionen<br />
Sensitivitätstest und Szenariosimulation<br />
unterscheiden zu wollen, stellt Abb. 5 einen<br />
Prototypen zur Definition von Stresstest dar<br />
– wobei hier hervorzuheben ist, dass es sich<br />
hierbei immer um institutsspezifische Sets<br />
handeln muss, die auf Basis der individuellen<br />
Wesentlichkeit eines Risikos basieren müssen.