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Ausgabe 03 / 2010 - BankPraktiker

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68<br />

Beitrag<br />

» Die besondere<br />

Herausforderung ist<br />

die Definition von<br />

außergewöhnlichen<br />

aber plausiblen<br />

Szenarien – eine<br />

Gratwanderung, die<br />

äußerstes Fingerspitzengefühl<br />

verlangt. «<br />

11 D. h. keine ABS Investments.<br />

12 Vgl. Deutsche Bundesbank a. a. O. (Fn. 7), S. 86 ff.<br />

13 Vgl. BaFin (2007, Zinsrisiko Rundschreiben):<br />

Rundschreiben 07/2007, Zinsänderungsrisiken<br />

im Anlagebuch; Ermittlung der Auswirkungen<br />

einer plötzlichen und unerwarteten<br />

Zinsänderung, BA 17 – K 31<strong>03</strong> – 2007/0001,<br />

06.11.2007, Bonn-Frankfurt, erhältlich auf:<br />

http://www.bafin.de/cln_109/nn_721290/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Service/<br />

Rundschreiben/2007/rs__0707__ba.html?__<br />

nnn=true, Abfrage vom 16.08.2009.<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Szenarioanalysen beinhalten sollten. Die<br />

besondere Herausforderung ist hier die Definition<br />

von außergewöhnlichen aber plausiblen<br />

Szenarien – eine Gratwanderung, die äußerstes<br />

Fingerspitzengefühl verlangt. Neben internen<br />

Stressursachen sollten auch externe Faktoren<br />

implementiert werden. Hier sollte aber eine<br />

recht pauschale Annahme getroffen werden.<br />

Die Erfahrung zeigt, dass Banken schon im<br />

Normalfall Märkte und deren Auswirkungen<br />

auf die Bank nur bedingt voraussagen<br />

können.<br />

Ungleich schwerer ist dies im Stressfall, so dass<br />

an dieser Stelle vor einer zu hohen Komplexität<br />

mit dem damit einhergehenden Modellrisiko<br />

gewarnt wird. Es bietet sich hier ein Arbeitskreis<br />

aus Praktikern aus allen Risikosparten<br />

des Hauses an. Dies erhöht die Akzeptanz und<br />

führt oft schnell zu brauchbaren Ergebnissen.<br />

Aufgabe des Controlling ist es an dieser Stelle,<br />

diese Ideen zusammenzuführen und ggf. zu<br />

einem Institutsstresstest zu aggregieren. Generell<br />

gilt: Die Anzahl und auch die Komplexität<br />

der Szenarien müssen zur Risikostruktur des<br />

Hauses „passen“. Zu viele zu komplexe Szenarien<br />

werden schnell unübersichtlich und sind<br />

nur mit hohem Aufwand simulierbar.<br />

Zudem bietet es sich an, Stresstests nicht nur<br />

für die periodische bzw. barwertig orientierte<br />

Risikotragfähigkeit, sondern auch für die regulatorische<br />

Risikotragfähigkeit zu rechnen. Das<br />

Stressen bestimmter Faktoren in der Solvabilitätsverordnung<br />

kann durchaus zu wichtigen<br />

Steuerungsimpulsen führen!<br />

Bei der Integration in die Risikotragfähigkeit<br />

ist Vorsicht geboten. Zu schnell kann dies zu<br />

einer fiktiven Handlungsunfähigkeit eines Instituts<br />

führen. Sollen auch quantitative Aspekte<br />

mit der Risikotragfähigkeit verbunden werden,<br />

so ist ein Augenmerk auf die Frage zu richten,<br />

welche Stresstests mit welcher Wahrscheinlichkeit<br />

simultan eintreten können. Auch in<br />

der Finanzmarktkrise konnte gezeigt werden:<br />

Während Aktien und strukturierte Produkte<br />

drastisch an Wert verloren haben, haben Zinstitel<br />

eine hohe Performance verzeichnet – und<br />

„echte“ 11 Kreditausfälle waren auch nur in<br />

einem geringen Maß zu verzeichnen.<br />

Die Reportings an die Geschäftsleitung<br />

müssen aussagefähig sein, zudem muss die<br />

Geschäftsleitung die Parameter bzw. die Ausgestaltung<br />

der Stressszenarien mind. jährlich<br />

legalisieren.<br />

IV. Entwicklung eines Prototyps<br />

für Stresstest in mittelständischen<br />

Banken<br />

Zur konkreten Umsetzung dieser Impulse der<br />

MaRisk soll dieser Abschnitt den Prototypen<br />

eines Stresstestszenariokonzepts darstellen,<br />

wobei sich hier auf die Aspekte der Einzelrisikostresstests<br />

und der Aggregation auf Institutsebene<br />

konzentriert wird. Für viele Risiken gibt<br />

es schon Empfehlungen der Aufsicht, wie damit<br />

umzugehen ist. So ist der Aktienkursrückgang<br />

mit 30% bereits im Monatsbericht 10/2004<br />

der Deutschen Bundesbank angesprochen<br />

worden 12 , der Stress des Zinsrisikos ergibt sich<br />

aus dem Rundschreiben 07/2007 der BaFin 13 .<br />

1. Stresstests auf Institutsebene<br />

Für den Prototypen gilt es im ersten Schritt, Risikokategorien<br />

und die Wahrscheinlichkeit des<br />

simultanen Eintritts zu definieren – nach Möglichkeit<br />

vor Definition der Einzelszenarien, um<br />

die Wahl der Abhängigkeiten zwischen Risikoarten<br />

wirklich „objektiv“ treffen zu können.<br />

Eine mögliche Darstellung der Abhängigkeiten<br />

stellt Abb. 4 dar.<br />

Es wird deutlich, dass trotz kritischer Analyse<br />

nur wenige Risiken oft simultan miteinander<br />

auftreten. Auf Basis dieser Matrix lässt sich<br />

dann eine Art Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />

definieren, die genau aufzeigt, welche Kombinationen<br />

extrem unwahrscheinlich sind und<br />

somit nicht in quantitativer Form gegen die<br />

Risikotragfähigkeit gerechnet werden müssen.<br />

2. Stresstests auf Einzelrisikoebene<br />

Doch welche konkreten Möglichkeiten der Einzelrisikostresstestdefinition<br />

gibt es nun? Ohne<br />

an dieser Stelle in einer theoretischen Definitionen<br />

Sensitivitätstest und Szenariosimulation<br />

unterscheiden zu wollen, stellt Abb. 5 einen<br />

Prototypen zur Definition von Stresstest dar<br />

– wobei hier hervorzuheben ist, dass es sich<br />

hierbei immer um institutsspezifische Sets<br />

handeln muss, die auf Basis der individuellen<br />

Wesentlichkeit eines Risikos basieren müssen.

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