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Ausgabe 03 / 2010 - BankPraktiker

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Herausgeber<br />

Werner Böhnke, Vorstandsvorsitzender, WGZ Bank<br />

Dr. Jürgen Ellenberger, Richter am BGH, Bankrechtssenat<br />

Dr. Peter Hanker, Vorstandssprecher, Volksbank Mittelhessen eG<br />

Wolfgang Hartmann, Vorstandsvorsitzender des Instituts für Risikomanagement<br />

und Regulierung, ehem. Mitglied des Vorstands und CRO, Commerzbank aG<br />

Walter kleine, Vorstandsvorsitzender, Sparkasse Hannover<br />

Prof. Dr. Thomas a. Lange, Sprecher des Vorstands, national-Bank aG<br />

Dr. Hans Richter, Oberstaatsanwalt, Leiter abteilung Bank-, Börsen- und Insolvenzstrafrecht,<br />

Schwerpunktstaatsanwaltschaft Wirtschafts strafrecht, Stuttgart<br />

karl Matthäus Schmidt, Vorstandssprecher, quirin bank aG<br />

Werner Severin, stv. Vorsitzender des Vorstands, SaarLB<br />

Prof. Dr. Franz-Christoph Zeitler, Vize-Präsident der Deutschen Bundesbank<br />

FacHbeirat<br />

Jürgen Becker, Bundeszentralamt für Steuern<br />

Markus Dauber, Vorstand, Volksbank Offenburg eG<br />

Markus Dokter, Leiter Unternehmenssteuerung, Volksbank Mittelhessen eG<br />

Volker Fentz, Vertriebsdirektor und Leiter Firmenkunden, niederlassung Rhein-<br />

Main, UniCredit Bank aG<br />

Dr. karsten Füser, Head of advisory Services / Global Financial Services,<br />

Ernst & Young aG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft,<br />

Stuttgart<br />

Dr. Ralf Hannemann, Direktor, Bereichsleiter Risikomanagement und<br />

Controlling, Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands, VÖB<br />

Ralf Josten, LL. M. oec, Rechtsanwalt, Direktor Zentralbereich kommunen/<br />

Recht und Chefsyndikus kreissparkasse köln<br />

Dr. Jörg Lauer, Direktor Immobilienkunden Europa, Landesbank<br />

Baden-Württemberg<br />

Hans-Peter Lorenz, Bankenaufsicht, Deutsche Bundesbank, Hauptverwaltung<br />

Frankfurt<br />

Mathias nittel, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Bank- und kapitalmarktrecht,<br />

Witt nittel Rechtsanwälte, Heidelberg<br />

Burkhard Reitermann, Fachbereichsleiter GRM – Credit Risk Central & Eastern<br />

Europe Retail & MidCorp, Commerzbank aG<br />

Helmut Schneider, Direktor, Steuerabteilung, Bayern LB<br />

Elmar Scholz, abteilungsleiter Marktfolge Passiv / Dienstleistungen,<br />

Sparkasse am niederrhein<br />

anja Steinmeyer, Leiterin Handelskontrolle, HSH nordbank aG<br />

Walter Ullrich, Direktor Revision, Hamburger Sparkasse aG<br />

Christoph Wengler, Syndikus, European association of Public Banks (EaPB)<br />

Dr. Maximilian a. Werkmüller, LL.M., Syndikus & Leiter Family Office, HSBC<br />

Trinkaus & Burkhardt kGaa<br />

Prof. Dr. Stefan Zeranski, ehem. Leiter Treasury, kölner Bank eG<br />

redaktion<br />

Dr. Patrick Rösler, Chefredakteur und VisdP<br />

Corinna van der Eerden, stellv. Chefredakteurin<br />

Dr. Christian Göbes<br />

Frank Sator<br />

Marcus Michel<br />

Thomas Welker<br />

sponsoren<br />

abit.de<br />

de.ey.com<br />

Liebe Leserinnen<br />

und Leser,<br />

„Stillstand ist Rückschritt.”<br />

Rudolf von Bennigsen-Foerder (1926–89),<br />

dt. Topmanager, Vorstandsvors. Veba AG<br />

unter diesem Leitgedanken haben wir den <strong>BankPraktiker</strong> im Sommer<br />

2009 von der Verlagsgruppe Handelsblatt übernommen und ihn seither<br />

konsequent weiter an den aktuellen Themen der Praxis ausgerichtet.<br />

Die Beiträge unserer Autoren, die überwiegend aktiv in namhaften<br />

deutschen Kreditinstituten tätig sind, bieten Ihnen konkrete<br />

Hinweise und Praxistipps zur Lösung, Optimierung und Gestaltung<br />

ihrer Aufgaben.<br />

Ergänzend möchten wir Ihnen für diesen erfolgreichen Praktiker-Ansatz<br />

zukünftig eine moderne Kommunikations- und Netzwerkplattform bieten,<br />

um so noch früher über die aktuellen <strong>BankPraktiker</strong>-Themen zu<br />

informieren. Diese neue Plattform schafft gleichzeitig auch die Möglichkeit,<br />

institutsgruppenübergreifend mit den Autoren der Beiträge<br />

aus dem <strong>BankPraktiker</strong> und Kollegen zu diskutieren.<br />

Hierzu haben wir innerhalb des Business-Netzwerks XING unsere<br />

Gruppe „<strong>BankPraktiker</strong>“ eingerichtet. XING ist heute das größte berufsbezogene<br />

Kommunikationsnetzwerk, welches sich durch eine weltweite<br />

Vernetzung von Menschen aus allen Unternehmensbereichen<br />

und Branchen zum Ziel gesetzt hat, eine interdisziplinäre Kommunikationsplattform<br />

für unterschiedlichste Themenbereiche zu schaffen.<br />

Gerade Mitarbeiter aus Banken und Sparkassen sind in XING in großer<br />

Zahl vertreten und kennen die vielfältigen Vorteile einer modernen<br />

fachthemenbezogenen Kommunikation. Die Basismitgliedschaft bei<br />

XING ist kostenfrei und kann von jedem durch eine einfache Registrierung<br />

erlangt werden (www.xing.de). Ihren Beitritt zur Gruppe<br />

„<strong>BankPraktiker</strong>“ können Sie einfach unter dem folgenden Link beantragen:<br />

https://www.xing.com/net/bankpraktiker/<br />

Wir werden künftig allen Gruppenmitgliedern ca. 14 Tage vor Erscheinen<br />

der neuen <strong>Ausgabe</strong> unseres <strong>BankPraktiker</strong> einen ersten aktuellen<br />

Themenüberblick durch unseren „Newsletter <strong>BankPraktiker</strong>“ vermitteln<br />

und Ihnen dann auch eine fachbezogene Diskussion zu den einzelnen<br />

Themen in den dafür eingerichteten „<strong>BankPraktiker</strong>-Foren“ ermöglichen.<br />

Hier haben Sie auch die Möglichkeit, uns ein Feedback zum<br />

<strong>BankPraktiker</strong> zu geben und interessante neue Themen anzustoßen.<br />

Die Diskussionsforen in der XING-Gruppe <strong>BankPraktiker</strong> sind in Rubriken<br />

unterteilt. Diese orientieren sich an den bekannten <strong>BankPraktiker</strong>-<br />

Rubriken aus dem Heft. In welcher Rubrik Sie zu dem jeweiligen Beitrag<br />

diskutieren können, finden Sie als Hinweis künftig auf der ersten<br />

Seite eines jeden Beitrags, direkt unter dem Autorenkasten.<br />

Wir freuen uns sehr auf eine interessante Diskussion mit Ihnen.<br />

Für die gesamte Redaktion<br />

Marcus Michel, Redakteur <strong>BankPraktiker</strong> und<br />

Moderator XING-Gruppe <strong>BankPraktiker</strong><br />

Marcus Michel<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Editorial<br />

57


Inhalt<br />

58<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

60–64<br />

AKTUELL / BANKPERSPEKTIVEN<br />

60 Umfang der Beratungspflichten im<br />

Rahmen von Zinsswap-Geschäften<br />

Wissen über Kredite abhängig von<br />

Einkommen, Alter und Geschlecht<br />

61 Ein Drittel der CEOs von Finanzinstituten<br />

erwartet W-förmige Konjunkturerholung<br />

Umfrage bei Finanzmarkt experten<br />

zu Lehren aus der Finanzmarktkrise<br />

Studie: Vertrauenskrise der Finanzbranche<br />

noch lange<br />

nicht ausgestanden<br />

62 Banken fürchten politische<br />

Einmischung<br />

GLS Bank erhält Mikrofinanz-<br />

Auftrag von Bundesregierung<br />

63 Auszeichnung der besten<br />

Banken‐Website <strong>2010</strong><br />

Ikea wird zum Häuslebauer<br />

Migros-Bank übernimmt<br />

Swisslease AG<br />

LBBW Asset Management ist „Fondsboutique<br />

des Jahres“<br />

64 BankPerspektiven:<br />

Innovationspreis des<br />

<strong>BankPraktiker</strong> für die Volksbank<br />

Mosbach/Deutschland<br />

BEITRÄGE<br />

BEITRÄGE<br />

65 Stresstest: Modellierung eines<br />

Prototypen<br />

Svend Reuse, Sparkasse Mülheim an der Ruhr, Fachhochschule Masaryk-<br />

Universität Brno | Dr. Martin Svoboda, Masaryk Universität (Brno)<br />

w Wann immer ein Controller Anfang 2007 als<br />

Stresstest definiert hätte „Zusammenbruch des<br />

Bankensystems, Insolvenz einer großen Investmentbank<br />

und Liquiditätsknappheit am deutschen<br />

Bankenmarkt“, wäre er von allen Marktteilnehmern<br />

als verrückt tituliert worden. Die Realität<br />

hat jedoch gezeigt, dass dies durchaus eintreten<br />

kann. Stresstests sind somit wichtiger denn<br />

je. Auch die Bankenaufsicht hat sich des Themas<br />

Stresstests angenommen und die MaRisk entsprechend<br />

modifiziert. Doch wie sind diese Modifizierungen<br />

zu bewerten? Wie kann ein konkretes<br />

Stressszenario aussehen? Der Beitrag behandelt<br />

diese Themen und gibt wertvolle Tipps zur Umsetzung<br />

von Stresstests in die Praxis.<br />

71 Öffentlich-rechtliche Banken in<br />

Deutschland: Beurteilung aus<br />

externer Ratingsicht<br />

Andreas Biele, UniCredit Markets & Investment Banking –<br />

Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG.<br />

w Die Sparkassen Finanzgruppe aus Sicht externer<br />

Ratingagenturen – Ratingbetrachtung, Tendenzen<br />

und Refi nanzierungsaspekte.<br />

78 Kundenorientierung: Optimierung<br />

von Banköffnungszeiten am Fallbeispiel<br />

der Volksbank Leipzig<br />

Lucretia Löscher | Marcus Göpfert | Tanja Bogumil, HHL – Leipzig Graduate<br />

School of Management.<br />

w Öffnungszeiten sind und waren schon immer<br />

Anlass für Diskussionen. Den schmalen Grad zwischen<br />

Kundenzufriedenheit, wirtschaftlichen Erwägungen,<br />

rechtlicher Zulässigkeit und Mitarbeiterbedürfnissen<br />

zu finden, ist eine der schwierigsten<br />

Aufgaben von Unternehmen im Zusammenhang<br />

mit dem Außenauftritt. Kreditinstitute<br />

müssen heutzutage mehr denn je an Öffnungszeitkonzepten<br />

arbeiten, die sowohl Geschäftsals<br />

auch Privatkunden gerecht werden, die den<br />

Kundenzulauf in zentralen und ländlichen Filialen<br />

beachten und die Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich<br />

mit konkurrierenden Instituten sicherstellen.


65–96<br />

84 Forwarddarlehen: Berechnung der<br />

Nichtabnahme- und Vorfälligkeitsentschädigung<br />

Prof. Dr. Konrad Wimmer, msgGillardon AG Ismaning |<br />

Dr. Patrick Rösler, Finanz Colloquium Heidelberg GmbH<br />

w Bei der Berechnung von Nichtabnahme- und<br />

Vorfälligkeitsentschädigung bei Forward-Darlehen<br />

spielt aus juristischer Sicht eine Rolle, wie der<br />

rechtlich geschützte Zinserwartungszeitraum bei<br />

Forwarddarlehen zu definieren ist. Außerdem ist<br />

häufig unklar, wie aus finanzmathematischer und<br />

juristischer Sicht die konkrete Berechnung der<br />

Nichtabnahme- und Vorfälligkeitsentschädigung<br />

bei vorzeitiger Rückführung bzw. Nichtabnahme<br />

von Forwarddarlehen zu erfolgen hat und ob ein<br />

Forwarddarlehen oder eine sofortige Umschuldung<br />

für den Kunden günstiger ist.<br />

90 Bankfiliale: Ein Blick in die Zukunft<br />

Ulrich Jungmann, msgGillardon AG<br />

w Der Beitrag nennt erfolgsbestimmende Faktoren<br />

und Trends in den Filialbanken. Trotz der<br />

steigenden Anzahl an Onlinebanken besteht bei<br />

den Bankkunden nach wie vor Bedarf an kompetenter<br />

Beratung in den Filialen der Kreditinstitute.<br />

Allerdings ist ein „weiter wie bisher“ eine<br />

Sackgasse.<br />

SERVICE<br />

97 BankPartner<br />

99 Rezensionen<br />

1<strong>03</strong> Personalia<br />

IMPRESSUM<br />

<strong>BankPraktiker</strong><br />

RECHTSSICHER • REVISIOnSFEST • RISIkOGERECHT<br />

Redaktion<br />

Dr. Patrick Rösler, Chefredakteur und VisdP<br />

Corinna van der Eerden, stellv. Chefredakteurin<br />

Dr. Christian Göbes<br />

Frank Sator<br />

Marcus Michel<br />

Thomas Welker<br />

E-Mail: <strong>BankPraktiker</strong>@FC-Heidelberg.de<br />

Leiterin Korrektorat und Rezensionen<br />

Janin Stärker<br />

E-Mail: Janin.Staerker@FC-Heidelberg.de<br />

Sponsoring- /Anzeigenleitung<br />

Stefanie nauen<br />

E-Mail: Stefanie.nauen@FC-Heidelberg.de<br />

Produktionsleitung<br />

Christiane kempe<br />

E-Mail: Christiane.kempe@FC-Heidelberg.de<br />

Leiterin Aboservice<br />

Beate knopf<br />

E-Mail: Beate.knopf@FC-Heidelberg.de<br />

Satz<br />

Metalexis, niedernhausen<br />

Druck<br />

City Druck, Heidelberg<br />

Versand<br />

letterei.de GmbH & Co. kG, nauheim<br />

Titelfoto<br />

Rolf Bopp/fotolia<br />

Preise<br />

Der Preis für ein Jahresabonnement Inland beträgt<br />

€ 210.– inkl. USt. und zzgl. € 12.– Versandkosten.<br />

<strong>BankPraktiker</strong> erscheint zehn Mal jährlich.<br />

Der Preis für ein Einzelheft beträgt € 23,45<br />

(€ 22 + € 1,45 Versand). abonnementkündigungen<br />

sind nur mit einer Frist von 4 Wochen zum Ende<br />

des berechneten Bezugszeitraums möglich.<br />

Firmenanschrift & inhaltliche Verantwortung<br />

Finanz Colloquium Heidelberg GmbH<br />

Plöck 32a<br />

D-69117 Heidelberg<br />

Tel.: 06221 – 99 898 0<br />

Fax: 06221 – 99 898 99<br />

info@fc-heidelberg.de<br />

www.fc-heidelberg.de<br />

Geschäftsführung<br />

Dr. Christian Göbes, Frank Sator, Dr. Patrick Rösler<br />

Sitz der Gesellschaft ist Heidelberg,<br />

amtsgericht Mannheim HRB nr. 335598<br />

Umsatz-Identifi kationsnummer gemäß § 27 a<br />

Umsatzsteuergesetz: DE184391372<br />

ISSn 1861-4884<br />

97–104<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

59


Aktuell<br />

Anlage, Recht<br />

Umfang der Beratungspflichten<br />

im Rahmen von Zinsswap-<br />

Geschäften<br />

w Mit zwei aktuellen Urt. v. 30.12.2009 (Az.<br />

23 U 175/08 bzw. 23 U 24/09) hat das OLG<br />

Frankfurt/M. erneut über den Umfang von<br />

Beratungspflichten im Rahmen von Zinsswap-Geschäften<br />

entschieden.<br />

Klägerin war – jeweils – ein mittelständisches<br />

Unternehmen. Streitgegenständlich<br />

waren in beiden Fällen insbesondere<br />

Schadensersatzansprüche wegen Verletzung<br />

von Beratungspflichten im Zusammenhang<br />

mit zwischen den Parteien<br />

geschlossenen sog. CMS-Spread-Ladder-Swaps.<br />

Während das LG Frankfurt/M.<br />

(Vorinstanz zu Az. 23 U 24/09) die Klage<br />

wegen einer Beratungspflichtverletzung<br />

als begründet ansah, hatte in dem anderen<br />

Verfahren das LG Hanau (Vorinstanz<br />

zu Az. 23 U 175/08) eine derartige Pflichtverletzung<br />

bereits verneint und die Klage<br />

abgewiesen. Das OLG Frankfurt/M. sah<br />

in beiden Fällen eine Verletzung von Beratungspflichten<br />

nicht als gegeben an und<br />

wies im Ergebnis beide Klagen als unbegründet<br />

ab, da die vom Kläger angegriffene<br />

Beratung anleger- und anlagegerecht<br />

erfolgt sei.<br />

Über die Risiken des Zinsswap-Geschäfts<br />

wurde dem Gericht zufolge hinreichend<br />

aufgeklärt. Das asymmetrische Chancen-<br />

Risiko-Profil und die sich daraus ergebende<br />

Charakteristik des CMS-Spread-Ladder-<br />

Swaps hätten sich deutlich aus der Produktbeschreibung<br />

ergeben. Eine Verpflichtung<br />

der Beklagten, über den anfänglich<br />

negativen Marktwert der Zinsswaps aufzuklären,<br />

bestehe nicht. Dieser Marktwert<br />

sei derjenige Betrag, den der Vertragspartner<br />

der Bank im Falle einer vorzeitig<br />

gewünschten Beendigung des Swapgeschäfts<br />

als Ausgleich zu zahlen habe. Eine<br />

solche Zahlung bei vorzeitiger Beendigung<br />

eines Vertragsverhältnisses sei einer Vorfälligkeitsentschädigung<br />

vergleichbar und<br />

allgemein üblich, so dass nicht gesondert<br />

darüber aufgeklärt werden müsse. Darüber<br />

hinaus hält es das Gericht für unschädlich,<br />

60 <strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

dass die Beklagte den Zinsswap zur „Zinsoptimierung“<br />

anbot. Zu einer derartigen<br />

Optimierung sei grds. jede Anlage geeignet,<br />

die im Falle einer günstigen Entwicklung<br />

zu bedeutenden Erträgen führe und<br />

somit die Möglichkeit biete, bestehende<br />

Zinslasten zu reduzieren. Schließlich weist<br />

der erkennende Senat im Zusammenhang<br />

mit der erfolgten Aufklärung über historische<br />

Zinssätze – in den Beratungsunterlagen<br />

war ein Zeitraum von zehn Jahren<br />

dargestellt – auf die nur begrenzte Bedeutung<br />

der Darstellung historischer Zinssätze<br />

hin. Zwar beruhe die Entwicklung kurz-<br />

und langfristiger Zinssätze auf spezifischen<br />

Wirtschaftsgegebenheiten, die einer<br />

reflektierenden Betrachtung zugänglich<br />

seien. Da aber die Entwicklung der Kapitalmärkte<br />

in jeder volkswirtschaftlichen<br />

Epoche von anderen Rahmenbedingungen<br />

geprägt würde, könne auch mit Hilfe<br />

des Studiums historischer Daten keine<br />

verlässliche Prognose über die zukünftige<br />

Zinsentwicklung aufgestellt werden, so<br />

dass die vorhandene Darstellung der Historie<br />

ausreiche.<br />

Nachdem das OLG Frankfurt/M. (Az. 23 U<br />

76/08) bereits im Juli 2009 in einem ähnlichen<br />

Fall die Klage einer – gewerblich<br />

handelnden – Anlegerin abwies, liegt das<br />

Gericht auch mit diesen Urteilen auf einer<br />

Linie mit Entscheidungen anderer Oberlandesgerichte<br />

(OLG Bamberg, Az. 4 U 92/08;<br />

OLG Celle, Az. 3 U 45/09; OLG Düsseldorf,<br />

Az. I-9 U 187/08) und bestätigt die bisherige<br />

OLG-Rechtsprechung zum Umfang<br />

der Beratungspflichten bei Zinsswap-<br />

Geschäften. £<br />

Dr. Roland Hoffmann-Theinert, Partner,<br />

Rechtsanwalt und Notar und Dr. Daniel<br />

Tiwisina, Rechtsanwalt, beide GÖRG Partnerschaft<br />

von Rechtsanwälten.<br />

Kredit<br />

Wissen über Kredite abhängig<br />

von Einkommen, Alter und<br />

Geschlecht<br />

w Welche Einstellung haben die Deutschen<br />

zum Thema Kredit und welches<br />

Image haben die unterschiedlichen Kre-<br />

ditformen? Eine repräsentative Umfrage<br />

von CreditPlus unter der deutschen Bevölkerung<br />

zeigt, dass in der Bevölkerung ein<br />

sehr unterschiedlicher Kenntnisstand über<br />

das Thema „Kredit“ herrscht.<br />

Die Basis für eine fundierte Wertung und<br />

Entscheidung über einen Kredit liegt im<br />

Wissen. Auf die Frage „Welcher Kredit bietet<br />

Ihnen Ihrer Meinung nach die besten Konditionen?“<br />

waren 41% der Befragten nicht<br />

in der Lage, eine Einschätzung hinsichtlich<br />

der Konditionen der vier angebotenen<br />

Kreditformen Ratenkredit, Abrufkredit,<br />

Dispokredit und Kreditkarte abzugeben.<br />

Besonders bedenklich: Die Hälfte der<br />

Bevölkerung über 55 Jahre kann keine Aussage<br />

darüber machen. Auffällig ist darüber<br />

hinaus der Mangel an Information unter<br />

den weiblichen Umfrageteilnehmern: Fast<br />

die Hälfte der Frauen (46%) haben keine<br />

Meinung zu den unterschiedlichen Kreditarten;<br />

im Vergleich konnten nur 36%<br />

der traditionell eher an Geldfragen interessierten<br />

Männer ebenfalls keine Wertung<br />

abgeben.<br />

Die Unkenntnis über die unterschiedlichen<br />

Kreditarten nimmt mit sinkendem Haushaltsnettoeinkommen<br />

zu: 55% der Personen,<br />

deren Nettoeinkommen unter und<br />

bis zu 1.249 € monatlich beträgt, können<br />

sich nicht zu dem Thema äußern. Nicht<br />

verwunderlich ist, dass in dieser Einkommensgruppe<br />

79,5% grundsätzlich „nein“<br />

zur Finanzierung über einen Kredit sagten.<br />

Zum Vergleich die anderen Einkommensgruppen:<br />

Der Anteil derjenigen, die<br />

keine Aussage zum Thema Kredit machen<br />

können, liegt bei den Befragten mit einem<br />

Einkommen von 1.250 bis 1.749 € bei 48%;<br />

unter denjenigen mit einem Einkommen<br />

von 1.750 bis 2.499 € bei 36% und 22% in<br />

der Gruppe, die über 2.500 € netto erwirbt.<br />

Der niedrige Kenntnisstand zum Thema<br />

„Kredit“ spiegelt sich im Bildungsniveau<br />

der Befragten wider: Beunruhigende<br />

48% der Bevölkerung mit Hauptschulabschluss<br />

wissen wenig über Konditionen<br />

bei der Kreditvergabe. Aber auch 37% der<br />

Deutschen mit Abitur oder Universitätsabschluss<br />

zeigen Wissenslücken. £


Vorstand<br />

Ein Drittel der CEOs von Finanzinstituten<br />

erwartet W-förmige<br />

Konjunkturerholung<br />

w Die Geldpolitik der Zentralbanken sorgt<br />

für Profite im Bankensektor und erlaubt<br />

Finanzinstituten, ihre Kapitalbasis zu verbessern.<br />

Doch weiterhin steht die Branche<br />

vor großen Herausforderungen.<br />

Die Strategieberatung Oliver Wyman hat<br />

die 13. <strong>Ausgabe</strong> ihres jährlichen Reports<br />

„State of the Financial Services Industry“<br />

auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos vorgestellt.<br />

Die Studie analysiert den Zustand<br />

der Branche und bewertet die Performance<br />

der 400 größten Finanzinstitute weltweit<br />

während der vergangenen fünf Jahre. Darüber<br />

hinaus werden im Rahmen der Studie<br />

die CEOs der 400 größten Finanzinstitute<br />

weltweit zu ihren Erwartungen an die Entwicklung<br />

der Branche befragt.<br />

Die Studie zeigt, dass Finanzinstitute derzeit<br />

wieder gute Gewinne schreiben und<br />

über die Branche hinweg 57% des Verlusts<br />

an Marktwert durch die Krise wettgemacht<br />

haben. Allerdings bedeutet die<br />

massive Schuldenübertragung von Haushalten<br />

und Unternehmen zu Schulden der<br />

öffentlichen Hand von bis zu 70%, dass die<br />

Besserung so nicht lange weiter unterstützt<br />

werden kann.<br />

Die langfristige Zukunft der Finanzinstitute<br />

bleibt daher weiterhin im Unklaren und<br />

ein Rückfall ist möglich. Dieser hängt vom<br />

regulatorischen Umfeld ab, in dem sich die<br />

Banken bewegen sowie von der Stärke der<br />

Gesamtwirtschaft außerhalb der Finanzbranche.<br />

32% der befragten CEOs glauben<br />

an einen W-förmigen Rezessionsverlauf<br />

und 60% erwarten keine dauerhafte<br />

Besserung der wirtschaftlichen Situation<br />

vor 2012. Sie erwarten für ihre Firmen nur<br />

noch langfristige Wachstumsraten von acht<br />

Prozent, im Unterschied zu zwölf Prozent<br />

vor der Krise.<br />

Zu einer vollständigen Genesung legt die<br />

Studie der Finanzbranche für die Zukunft<br />

einen neuen Lebensstil ans Herz: Die Insti-<br />

tute werden sich auf zumindest zwei Aspekte<br />

konzentrieren müssen: Ihre Reputation zu<br />

verbessern und Antworten auf die wahren<br />

Bedürfnisse ihrer Kunden zu finden. £<br />

Vorstand<br />

Umfrage bei Finanzmarktexperten<br />

zu Lehren aus der<br />

Finanzmarktkrise<br />

w Die Aufsichtsräte der Banken haben ihre<br />

Kontrollfunktion in den zurückliegenden<br />

Jahren schlecht erfüllt und tragen Mitschuld<br />

an der Finanzmarktkrise. Der Gesetzgeber<br />

sollte deshalb unbedingt die Aufsichtsratsstrukturen<br />

bei Banken verbessern.<br />

Vordringlich sollten höhere Anforderungen<br />

an die Qualifikation und Erfahrung von Aufsichtsräten<br />

gestellt, die Zahl der von einem<br />

Aufsichtsratsmitglied ausgeübten Mandate<br />

begrenzt und die Informationsrechte des<br />

Aufsichtsrats gegenüber dem Vorstand<br />

gestärkt werden. Auch eine längere zeitliche<br />

Sperrfrist bei einem Wechsel vom Vorstand<br />

in den Aufsichtsrat einer Bank sollte<br />

überlegt werden. Zu diesen eindeutigen<br />

Ergebnissen kommt eine aktuelle Umfrage<br />

des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung<br />

(ZEW) in Mannheim unter 222<br />

Experten des Finanzsektors im Rahmen des<br />

monatlichen ZEW Finanzmarkttests.<br />

Wegen der internationalen Finanzmarktkrise<br />

sieht sich vor allem das Topmanagement<br />

der Banken scharfer Kritik ausgesetzt.<br />

Weitaus weniger kritisiert wird dagegen die<br />

Rolle des Aufsichtsrats. Dabei ist es dessen<br />

vornehmste Pflicht, das Management zu<br />

überwachen und zu riskante Geschäftspraktiken<br />

zu verhindern. Diese Pflicht haben die<br />

Aufsichtsräte der Banken nach Ansicht von<br />

88% der vom ZEW befragten Finanzmarktexperten<br />

vernachlässigt. Sie sind daher für<br />

die Finanzmarktkrise mitverantwortlich.<br />

Als Reaktion darauf sprechen sich neun<br />

von zehn der vom ZEW Befragten für deutliche<br />

Änderungen bei den Aufsichtsratsstrukturen<br />

der Banken aus.<br />

Nach Ansicht der Experten sind höhere<br />

Anforderungen an die Qualifikation der<br />

Aufsichtsratsmitglieder der beste Weg,<br />

um die Kontrolle des Vorstands durch den<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Aktuell<br />

Aufsichtsrat zu verbessern. Rund 94% von<br />

ihnen halten eine solche Maßnahme für<br />

geeignet oder sogar sehr geeignet.<br />

Ein verstärktes Informationsrecht des Aufsichtsrats<br />

gegenüber dem Vorstand wird<br />

von 89% der Finanzexperten als geeignet<br />

oder sehr geeignet bewertet, um die Kontrollfunktion<br />

zu verbessern. Darüber hinaus<br />

sollte die Anzahl der Aufsichtsratsmandate,<br />

die von einem Aufsichtsratsmitglied ausgeübt<br />

werden dürfen, begrenzt und höhere<br />

Anforderungen an die Erfahrung der Aufsichtsratsmitglieder<br />

gestellt werden. Mehr<br />

als 80% der Experten halten diese Maßnahmen<br />

für geeignet oder sehr geeignet.<br />

Und immerhin noch 71% der Experten plädieren<br />

für eine gewisse zeitliche Sperrfrist<br />

zwischen dem Wechsel eines Vorstandsmitglieds<br />

in den Aufsichtsrat, um daraus<br />

möglicherweise entstehende Interessenkonflikte<br />

zu vermeiden.<br />

Deutlich skeptischer sind die befragten<br />

Finanzexperten bezüglich einer Begrenzung<br />

der Anzahl der Mitglieder des<br />

Aufsichtsrats. Eine erfolgsabhängige Entlohnung<br />

des Aufsichtsrats wird von der<br />

Mehrheit der Experten ebenfalls abgelehnt.<br />

Knapp 20% von ihnen halten eine solche<br />

Maßnahme sogar für vollkommen ungeeignet,<br />

um die Kontrolle des Managements<br />

durch den Aufsichtsrat zu verbessern. Diese<br />

Ablehnung muss indessen nicht wundern,<br />

wird doch die erfolgsabhängige Entlohnung<br />

von Bankmanagern von der breiten<br />

Öffentlichkeit als eine der Hauptursachen<br />

für die Finanzmarktkrise betrachtet.<br />

Es erscheint somit wenig sinnvoll, genau<br />

dies nun auch für die Aufsichtsratsmitglieder<br />

einzuführen. £<br />

mehr dazu unter:<br />

www.zew.de/publikation5707<br />

Vorstand<br />

Studie: Vertrauenskrise der<br />

Finanzbranche noch lange<br />

nicht ausgestanden<br />

w Auch über ein Jahr nach der Lehman-<br />

Pleite leidet die Finanzdienstleistungsbranche<br />

immer noch unter einer echten<br />

61


Aktuell<br />

Vertrauenskrise - dies ist das Kernergebnis<br />

einer repräsentativen Studie von BBDO<br />

Consulting, der auf Marketingstrategien<br />

spezialisierten Unternehmensberatung<br />

der BBDO Gruppe. Die Marketingexperten<br />

hatten schon Ende 2008 mit der gleichen<br />

repräsentativen Studie über 1.000 Personen<br />

zu ihrer Vertrauenseinschätzung gegenüber<br />

unterschiedlichen Finanzdienstleistern<br />

befragt und können nun folgende<br />

wesentliche Entwicklungen feststellen:<br />

Kundenvertrauen stagniert: Insgesamt<br />

bleibt das Kundenvertrauen gegenüber<br />

der Branche auf ähnlich niedrigem<br />

Niveau wie vor einem Jahr, also wie zu<br />

Hochzeiten der Finanzkrise.<br />

Gewinner verlieren, Verlierer gewinnen:<br />

Die Vertrauens-Champions des<br />

letzten Jahres, Sparkassen und Genossenschaftsbanken,<br />

sind auch dieses<br />

Jahr wieder vorne, müssen aber leichte<br />

Verluste hinnehmen, sodass jetzt auch<br />

die Bausparkassen Einzug in diese Spitzengruppe<br />

halten. Umgekehrt können<br />

die großen Verlierer des letzten Jahres<br />

– Investmentbanken, Unabhängige<br />

Finanzdienstleister wie MLP oder AWD<br />

sowie Privatbanken – zum Teil deutlich<br />

zulegen. Ausnahme: Fondsgesellschaften<br />

verharren auf dem niedrigen<br />

Niveau des letzten Jahres.<br />

Bodenständigkeit und Transparenz<br />

hilft, Internationalität und Kapitalmarktnähe<br />

nicht: Wie vor einem Jahr<br />

belohnen Kunden auch diesmal wieder<br />

das, was für sie ein im besten Sinne<br />

des Wortes konservatives Geschäft<br />

ausmacht: Bodenständigkeit und<br />

Transparenz. Umgekehrt scheint das<br />

Misstrauen gegenüber Geschäften mit<br />

großer Nähe zu den internationalen<br />

Kapitalmärkten immer noch tief zu<br />

sitzen, trotz der positiven Entwicklungen<br />

vieler Aktienmärkte 2009.<br />

Vertrauen alleine reicht nicht, ausschlaggebend<br />

ist die Präferenzposition:<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass eine<br />

gute Vertrauensposition sich nicht<br />

automatisch in eine starke Präferenzposition<br />

übersetzt. Zwei Beispiele aus<br />

der Gruppe der „Vertrauens-Champions“:<br />

während die Sparkassen ihre Vertrauensführerschaft<br />

auch in starke Prä-<br />

62 <strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

ferenzpositionen bei allen abgefragten<br />

Bedarfen der persönlichen Finanzplanung<br />

ummünzen können (z. B. Altersvorsorge,<br />

Geldanlage, Kredit), gelingt<br />

dies den Genossenschaftsbanken nicht.<br />

Zahlungsbereitschaft für Honorarberatung<br />

sehr niedrig: zwar gibt es mittlerweile<br />

eine breite generelle Zahlungsbereitschaft<br />

für gebührenpflichtige<br />

Finanzberatung, allerdings bewegen<br />

sich die Beträge, die Kunden dafür<br />

nach eigener Aussage tatsächlich zu<br />

zahlen bereit sind, größtenteils bei<br />

Werten deutlich unter 50 €. £<br />

Vorstand<br />

Banken fürchten politische<br />

Einmischung<br />

w Gut ein Jahr nach dem Höhepunkt der<br />

Finanzmarktkrise hat sich die Stimmung<br />

in der Bankenwelt klar gegen eine weitere<br />

staatliche Einflussnahme gewendet.<br />

Wie aus einer gemeinsamen Umfrage der<br />

Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft<br />

PricewaterhouseCoopers (PwC)<br />

und des Centre for the Study of Financial<br />

Innovation (CSFI) hervor geht, gelten „Politische<br />

Interventionen“ derzeit als Risikofaktor<br />

Nummer Eins. Auf dem zweiten Platz<br />

des „Banking-Banana-Skins-Index“ folgen<br />

Kreditrisiken. Die Furcht vor Überregulierung<br />

steht auf Rang drei und damit noch<br />

vor der Sorge über die Entwicklung der<br />

Weltwirtschaft. Der Index listet regelmäßig<br />

die aus Sicht von Bankern, Aufsichtsbehörden<br />

und Branchenbeobachtern größten<br />

Gefahren für die Bankenbranche auf.<br />

Konkret sehen viele Befragte einen Zielkonflikt<br />

zwischen der politischen Forderung<br />

nach einer Ausweitung der Kreditvergabe<br />

an Unternehmen und der angestrebten<br />

Stärkung des Eigenkapitals. Zudem kritisieren<br />

einige Banker, dass die unterschiedliche<br />

Haltung der Staaten zu Stützungskrediten<br />

und -bürgschaften den internationalen<br />

Wettbewerb in der Branche verzerrt.<br />

Eng verknüpft mit der Sorge vor den Konsequenzen<br />

staatlicher Eingriffe ist das von<br />

den Befragten wahrgenommene Risiko der<br />

Überregulierung.<br />

Die Risiken im Bankgeschäft insgesamt<br />

sind nach Einschätzung der Befragten<br />

derzeit so hoch wie noch nie. Gleichzeitig<br />

sind nur neun Prozent der Ansicht, dass die<br />

Banken gut auf die Gefahren vorbereitet<br />

sind, während elf Prozent den Instituten eine<br />

schwache Verfassung attestieren. In der letzten<br />

Umfrage von 2008 sahen sich noch 24%<br />

die Banken gut aufgestellt, lediglich vier<br />

Prozent waren gegenteiliger Auffassung.<br />

Bei den Risiken mit unmittelbaren wirtschaftlichen<br />

Folgen für den Bankensektor<br />

stehen die Kreditrisiken wie schon in der<br />

Umfrage von 2008 auf dem zweiten Rang.<br />

Auch in den Kernbereichen des Bankgeschäfts<br />

deutet der Risikoindex nur auf eine<br />

Entspannung, nicht jedoch eine Entwarnung<br />

hin. So sackt die Furcht vor einer<br />

Liquiditätsklemme gegenüber der Umfrage<br />

von 2008 zwar vom ersten auf den fünften<br />

Rang ab. Jedoch taucht die „mangelnde<br />

Verfügbarkeit von Kapital“ als Risiko erstmals<br />

im Ranking auf (Rang sechs).<br />

Deutlich weniger Sorgen als 2008 machen<br />

sich die Befragten über die wirtschaftlichen<br />

Konsequenzen der Aktivitäten von Hedge<br />

Fonds, die im Ranking von Platz zehn auf<br />

18 gefallen sind. Auch das Schadensrisiko<br />

durch illegale bzw. nicht autorisierte<br />

Transaktionen einzelner Wertpapierhändler<br />

(„Rogue Trader“) schätzen die Experten<br />

geringer ein (Rang 20) als noch vor zwei<br />

Jahren (Rang 14). £<br />

Kredit<br />

GLS Bank erhält Mikrofinanz-<br />

Auftrag von Bundesregierung<br />

w Die GLS Bank wurde vom Bundesministerium<br />

für Arbeit und Soziales beauftragt,<br />

das Mikrokreditgeschäft in Deutschland<br />

flächendeckend auszubauen. Der Mikrokreditfonds<br />

Deutschland startet mit einem<br />

Volumen von 100 Mio. € und sichert Kredite<br />

an Klein- und Kleinstunternehmen sowie<br />

Betriebsgründungen ab. Die GLS Bank ist<br />

seit zehn Jahren im Bereich Mikrofinanz tätig<br />

und verfügt über ein großes Netz von Kooperationspartnern.<br />

Sie wurde jetzt mit dem<br />

Ausbau eines deutschlandweiten Mikrokre-


ditgeschäfts beauftragt. Die Mittel aus dem<br />

Fonds stammen im Wesentlichen aus dem<br />

Europäischen Sozialfonds und dem Haushalt<br />

des Bundesministeriums für Arbeit<br />

und Soziales (BMAS). Klein- und Kleinstbetriebe<br />

sowie Unternehmensgründungen<br />

haben trotz innovativer Geschäftsmodelle<br />

aufgrund von fehlenden Sicherheiten oft<br />

keinen Zugang zu Kapital. Die Vergabe der<br />

Kredite bis 20.000 € erfolgt durch die GLS<br />

Bank in Zusammenarbeit mit regionalen<br />

Mikrofinanzinstituten. Sie beraten Kreditnehmer<br />

vor Ort und geben eine Kreditempfehlung<br />

an die GLS Bank. Der Mikrokreditfonds<br />

sichert gegenüber der GLS Bank die<br />

Kreditausfälle ab und wird als Treuhandvermögen<br />

von der NBank verwaltet. £<br />

IT<br />

Auszeichnung der besten<br />

Banken‐Website <strong>2010</strong><br />

w Bereits im zwölften Jahr wird der ibi Website<br />

Rating Award für die besten Banken‐<br />

Webseiten verliehen. Die Deutsche Postbank<br />

AG geht zum dritten Mal in Folge als<br />

Gewinner aus dieser umfangreichen Untersuchung<br />

deutschsprachiger Internet‐Auftritte<br />

von Banken und Sparkassen hervor.<br />

Die Beratungsqualität sagt aus, wie gut der<br />

Kunde im Internet in seinem Kaufentscheidungsprozess<br />

virtuell beraten und betreut<br />

wird. Art und Qualität der abgebildeten Beratungs‐<br />

und Verkaufsprozesse bestimmen<br />

maßgeblich die Vertriebsstärke einer Website.<br />

Diese wird z. B. durch richtig platzierte<br />

und ausgewählte Informationen, interaktive<br />

Elemente und Beratungstools gewährleistet.<br />

Um die vertrieblich relevanten Botschaften<br />

erfolgreich zu transportieren, müssen diese<br />

durch geeignete Aufbereitung und Bereitstellung<br />

zugänglich und nutzbar gemacht<br />

werden. Je höher dieser Bedienkomfort,<br />

also die Usability einer Seite, desto besser<br />

werden die Inhalte vom Kunden erfasst.<br />

Wie bereits im Vorjahr können sich Deutsche<br />

Postbank, Sparkasse Hannover und die<br />

Dresdner Bank durch hohe Zielerreichungsgrade<br />

in beiden Hauptkategorien die ersten<br />

drei Plätze in der Gesamtwertung sichern.<br />

Die Vergleichsstudie untersucht dabei rund<br />

160 Kreditinstitute in Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz. Es wird ermittelt,<br />

in wie weit die Webseiten der Banken die<br />

geforderten Kriterien eines erfolgreichen<br />

Internet‐Vertriebs umsetzen. Die Top10 des<br />

ibi Website Rating <strong>2010</strong>:<br />

1 Deutsche Postbank AG<br />

2 Sparkasse Hannover<br />

3 Dresdner Bank AG<br />

4 Kreissparkasse Köln<br />

5 Sparkasse Aachen<br />

6 Deutsche Bank AG<br />

7 Sparkasse Saarbrücken<br />

8 SEB AG<br />

9 Sparkasse KölnBonn<br />

10 Stadtsparkasse München<br />

Neben den TOP 10 wurden auch Awards<br />

für die Gewinner der Schwerpunktthemen<br />

„Konten & Karten/Girokonto“ sowie „Suchfunktion<br />

auf Bankenwebsites“ vergeben.<br />

Die beste Ausgestaltung des Online‐Girokontos<br />

zeigt die Sparkasse Hannover, die<br />

beste Suchfunktion wurde von der Sparkasse<br />

KölnBonn umgesetzt. £<br />

Kredit<br />

Ikea wird zum Häuslebauer<br />

w Mit Ikea verkauft laut Bericht von www.<br />

spiegel.de jetzt nicht mehr nur Möbel: Der<br />

Konzern aus Schweden erweitert sein Sortiment<br />

um Fertighäuser. Ab März kann das<br />

erste Haus in Hofheim-Wallau besichtigt<br />

werden, der Verkaufsstart ist für April angesetzt.<br />

Die Reihenhäuser, die samt Grundstück<br />

schlüsselfertig übergeben werden, sollen<br />

unter der Marke Boklok („Wohne clever“)<br />

vertrieben werden. Die kleinste Wohnung<br />

kostet knapp 100.000 €, ein ganzes Reihenhaus<br />

in Offenbach inklusive Grundstück gibt<br />

es z. B. für rd. 180.000 €. Der Konzern kooperiert<br />

in Deutschland mit Bien-Zenker, einem<br />

hessischen Hersteller für Fertighäuser. Bis<br />

zum Jahresende sollen zunächst 60 Reihenhäuser<br />

und 20 Wohnungen entstehen – die<br />

ersten Bewohner sollen bereits Ende dieses<br />

Jahres einziehen. Die zweigeschossigen<br />

Mehrfamilienhäuser im skandinavischen<br />

Stil bestehen aus sechs Wohnungen, aufgeteilt<br />

in jeweils Zwei-, Drei- und Vierzim-<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Aktuell<br />

merwohnungen. Später sind laut Ikea auch<br />

größere Stückzahlen geplant. Die ersten Projekte<br />

starten in der Rhein-Main-Region an<br />

den Ikea-Standorten Offenbach, Nürnberg,<br />

Wiesbaden und Hofheim. Alle Ikea-Häuser<br />

sind in der Holzbaurahmenbauweise gefertigt<br />

und werden in Deutschland verputzt<br />

angeboten. In Dänemark, Norwegen und<br />

Großbritannien läuft das Geschäft bereits<br />

erfolgreich. Seit Mitte der neunziger Jahre<br />

entstanden hier schon 4.000 Boklok-Bauten.<br />

£<br />

Vorstand, Kredit<br />

Migros-Bank übernimmt<br />

Swisslease AG<br />

w Die Schweizer Migros-Bank hat die auf<br />

Leasing von Investitionsgütern und Unternehmensfahrzeugen<br />

spezialisierte Swisslease<br />

AG vollständig übernommen. Wie<br />

die Handelszeitung berichtet, erfolgte die<br />

Akquisition rückwirkend zum 01.01.<strong>2010</strong>.<br />

Über den Kaufpreis wurde nichts bekannt.<br />

Durch die Übernahme sieht sich die Migros-<br />

Bank in der Lage, in der ganzen Schweiz<br />

sämtliche Finanzierungsdienstleistungen<br />

im Firmenkundengeschäft aus einer Hand<br />

anzubieten. Swisslease erzielte 2009 ein Leasingvolumen<br />

von 100 Mio. CHF. Das Unternehmen<br />

war seit seiner Gründung 1997 über<br />

eine Partnerschaft mit der Migros-Bank verbunden.<br />

£<br />

Anlage<br />

LBBW Asset Management ist<br />

„Fondsboutique des Jahres“<br />

w Mit Preisen in allen Anlageklassen wurde<br />

die LBBW Asset Management (LBBW AM),<br />

eine 100-prozentige Tochter der Landesbank<br />

Baden-Württemberg (LBBW), bei den<br />

„Euro-FundAwards <strong>2010</strong>“ ausgezeichnet.<br />

Aufgrund der Qualität der Produktpalette<br />

und der Vielzahl der gewonnenen Awards<br />

durfte Michael Trauth, Geschäftsführer der<br />

LBBW AM, zusätzlich den „Goldenen Bullen“<br />

als „Fondsboutique des Jahres“ entgegen<br />

nehmen. Die Verleihung fand im Rahmen<br />

der „Finanzen-Nacht“ des Magazins „Euro“<br />

in München statt. £<br />

63


BankPerspektiven<br />

BankPerspektiven<br />

Innovationspreis des<br />

<strong>BankPraktiker</strong> für die Volksbank<br />

Mosbach/Deutschland<br />

Fakten<br />

Bilanzsumme 725.000 €<br />

Mitarbeiteranzahl 176<br />

Name der Vorstände<br />

Zweite Führungsebene<br />

Cost-Income-Ratio 79<br />

Geschäftsmodell der Bank und<br />

strategische Ausrichtung<br />

w Als Genossenschaftsbank ist die<br />

Volksbank eG Mosbach traditionell eng<br />

verbunden mit den Menschen der Region.<br />

Die Versorgung der Unternehmen und<br />

Privatpersonen mit qualitativ einzigartiger<br />

Beratung in allen Finanzfragen<br />

liegt dem Institut und seinen Mitarbeitern<br />

am Herzen. Dabei steht die genossenschaftliche<br />

Identität im Vordergrund:<br />

Langfristige, dauerhafte Mitgliederförderung,<br />

nicht Gewinnmaximierung, ist<br />

das, was die Bank antreibt.<br />

Grund für die Auszeichnung durch<br />

den <strong>BankPraktiker</strong><br />

Die Volksbank Mosbach schafft es, ihre<br />

Unternehmensvision in eine klare strategische<br />

Ausrichtung zu transferieren.<br />

Der Dienstleistungsgedanke, der in der<br />

Unternehmensvision verankert ist, wird<br />

auch durch außergewöhnliche Maßnahmen<br />

in die Tat umgesetzt, z. B. durch die<br />

Initiierung und Begleitung einer Bürgerstiftung<br />

für die Region Mosbach.<br />

64 <strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Für die fest umrissene, von Kunden und<br />

Mitarbeitern gleichermaßen nachvollziehbare<br />

strategischen Stoßrichtung wurde sie<br />

u. a. im Rahmen der glamourösen victor<br />

Gala 2009 am 17.09.2009 in Baden bei<br />

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Klaus Saffenreuther (Vorstandsvorsitzender)<br />

Andreas Siebert<br />

Marco Garcia (Generalbevollmächtigter, Leiter<br />

Produktionsbank)<br />

Holger Engelhardt (Prokurist, Leiter Vertriebsbank)<br />

Manfred Galm (Prokurist, Leiter Steuerungsbank)<br />

Wien mit der begehrten victor Trophäe<br />

ausgezeichnet und ließ damit alle anderen<br />

teilnehmenden Institute in der Säule<br />

Strategie des victor Benchmarking hinter<br />

sich.<br />

Mit über 400 (von 500 möglichen) Punkten<br />

beweisen die victor Auswertungsergebnisse<br />

der Volksbank eG Mosbach, dass die<br />

eindeutig formulierte Unternehmensstrategie<br />

bei 100% der Mitarbeiter und<br />

Führungskräften angekommen ist. Die<br />

Identifikation mit der Unternehmensvision<br />

ist im Vergleich zum Durchschnitt<br />

fast dreifach so hoch. Einer der Gründe<br />

für das überdurchschnittliche Abschneiden<br />

liegt in der hohen Qualität der Vision der<br />

Volksbank Mosbach. Sie wird als herausfordernd,<br />

aber erreichbar gesehen. Sie ist<br />

verständlich, inspirierend und auch aus<br />

Sicht der Mitarbeiter einzigartig. Aber<br />

nicht nur die Vision, auch der Weg zum<br />

Ziel ist klar umrissen. Hierbei liegt der<br />

Fokus auf Kundeninteresse, Leistung und<br />

Wettbewerbsfähigkeit. Vorstandsvorsitzender<br />

Klaus Saffenreuther, der bereits 2007<br />

eine victor Trophäe im Bereich Strategie<br />

für sein Institut entgegennehmen durfte:<br />

„Wir waren mutig und haben uns 2009<br />

in schwierigem Marktumfeld der victor<br />

Befragung gestellt. Kunden und Mitarbeiter<br />

waren zusätzlich durch eine dem<br />

verändertem Kundenverhalten Rechnung<br />

tragende Anpassung von Servicezeiten<br />

gefordert. In diesen vergangenen Monaten<br />

war unsere Authentizität ein ganz<br />

wesentlicher Baustein, sowohl intern als<br />

auch extern. Gemeinsames Erarbeiten der<br />

anstehenden Veränderungen, gezielte und<br />

offene Kommunikation über alle Unternehmensebenen<br />

und –bereiche hinweg<br />

waren weitere Schlüsselfaktoren, auf die<br />

wir bauen konnten. Ein Unternehmensleitbild,<br />

das Identifikation bietet, ist dabei<br />

unerlässlich. Es erfüllt uns mit Stolz, dass<br />

all unsere Mitarbeiter hinter diesem Leitbild<br />

stehen. Doch das allein reicht nicht.<br />

Wichtig ist, dass Strategie gelebt wird –<br />

und das funktioniert hervorragend bei<br />

uns!“<br />

Dass dies auszeichnungswürdig ist,<br />

bestätigt der Vergleich mit den victor<br />

Globalergebnissen (über alle victor Teilnehmer<br />

2009 im deutschsprachigen<br />

Raum). Diese zeigen, dass die meisten Führungskräfte<br />

in turbulenten Zeiten zwar die<br />

Bedeutung des strategischen Managements<br />

als besonders wichtig hervorheben.<br />

Allerdings werden die Strategien selten<br />

in Handeln umgesetzt.<br />

Perspektiven und zukünftige<br />

Entwicklungsfelder<br />

„Unsere bisherige, seit einigen Jahren<br />

geltende und zweifellos auch bewährte<br />

Unternehmensvision haben wir in den<br />

letzten Monaten gemeinsam mit unseren<br />

Führungskräften auf den Prüfstand gestellt<br />

und überarbeitet. Unsere genossenschaftlichen<br />

Wurzeln und die entsprechende<br />

Identität stellen wir nun, in unserer neuen<br />

Vision, als zentrale Orientierungsmarke<br />

ins Zentrum unseres Denkens. Denn wir<br />

sind der festen Überzeugung, dass unser<br />

Hauptunterscheidungsmerkmal, unsere<br />

besondere Unternehmensform, mehr als<br />

genügend Potenzial bietet, um den Erfolg<br />

und die grundsätzliche Sinnhaftigkeit<br />

unseres Tuns dauerhaft sicher zu stellen“<br />

betont der Vorstandsvorsitzende. £


Vorstand Kredit Konto Anlage Recht Handel Controlling Revision IT<br />

Stresstests<br />

Kritische Analyse der Anforderungen in den neuen MaRisk und Modellierung<br />

eines Prototypen.<br />

I. Einleitung<br />

w Stresstests waren schon immer in den<br />

MaRisk verankert, doch im Rahmen der Finanzmarktkrise<br />

hat die BaFin im nun vorliegenden<br />

endgültigen MaRisk Werk vom 14.08.2009<br />

diesen einen höheren Stellenwert eingeräumt 1 ,<br />

die es kritisch zu würdigen gilt. Hierzu geht<br />

dieser Beitrag wie folgt vor: Nach einer kurzen<br />

Defi nition und Kategorisierung von Stresstests<br />

werden die Anforderungen der MaRisk dargestellt.<br />

Abschn. IV stellt ein pragmatisches<br />

Modell zur Stresstestermittlung vor.<br />

II. Definition und Strukturierung<br />

von Stresstests<br />

1. Definition von Stresstests<br />

Eine einheitliche Defi nition von Stresstests existiert<br />

nicht. So defi niert die BIZ „Stresstests als<br />

Methoden des Risikomanagements, die die<br />

Auswirkungen bestimmter Ereignisse oder Veränderungen<br />

ökonomischer Rahmenbedingungen<br />

auf die (fi nanzielle) Lage von Kreditinstituten<br />

abschätzen sollen 2 “.<br />

Das CEBS wiederum lässt sich wie folgt zitieren:<br />

„Stresstests sind […] ein übergreifender<br />

Ausdruck, um die verschiedenen (quantitativen<br />

und qualitativen) Methoden zu beschrei-<br />

Abbildung 1: Anforderungen an Stresstests<br />

ben die von den Kreditinstituten eingesetzt<br />

werden, um ihre Verwundbarkeit durch<br />

außergewöhnliche aber plausible Ereignisse<br />

herauszufi nden 3 “.<br />

Das Fachgremium Kredit hat in 2007 ebenfalls<br />

eine Defi nition zur Verfügung gestellt:<br />

„Stresstests dienen dem Institut dazu, mögliche<br />

künftige Veränderungen der ökonomischen<br />

Rahmenbedingungen zu spezifi zieren<br />

und zu prüfen, inwieweit es im Hinblick auf<br />

seine regulatorische und ökonomische Kapitalausstattung<br />

derartigen besonders negativen<br />

Einfl üssen standhalten kann. […] Stresstests<br />

sind somit Mittel zur Abschätzung<br />

zukünftiger Risiken in ungünstigen ökonomischen<br />

Szenarien und dienen der Information<br />

der Geschäftsleitung 4 “.<br />

Auch die MaRisk defi nieren Stresstests in<br />

Anlage 1 zum Rundschreiben 15/2009: „Der<br />

Ausdruck Stresstests wird im Folgenden als<br />

Oberbegriff für die unterschiedlichen Methoden<br />

gebraucht, mit denen die Institute ihre<br />

Verlustanfälligkeit auch bezüglich außergewöhnlicher,<br />

aber plausibel möglicher, Ereignisse<br />

überprüfen 5 “. Im Rundschreiben selbst<br />

heißt es zudem „Die Stresstests haben auch<br />

außergewöhnliche, aber plausibel mögliche<br />

Ereignisse abzubilden. Dabei sind geeignete<br />

historische und hypothetische Szenarien darzustellen<br />

6 “.<br />

Stresstests sind zusätzliche Simulationen zu den bestehenden Risikomanagementverfahren.<br />

Sie sollen externe Faktoren wie ökonomische Rahmenbedingungen berücksichtigen.<br />

Sie haben qualitativ und quantitativ zu erfolgen.<br />

Sie sollen die Verlustanfälligkeit von Instituten aufzeigen.<br />

Sie müssen somit nicht nur für einzelne Risiken, sondern auch für das gesamte Institut<br />

vollzogen werden.<br />

Sie sollen der Information der Geschäftsleitung dienen.<br />

Sie sollen historische und hypothetische Szenarien umfassen.<br />

Sie müssen außergewöhnliche aber plausible Szenarien darstellen.<br />

Autoren:<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Beitrag<br />

Svend Reuse,<br />

Dipl.-Betriebsw. (FH)/Dipl.-Inform. (FH),<br />

MBA, Abteilungsleiter Controlling<br />

der Sparkasse Mülheim an der Ruhr,<br />

Dozent an der Fachhochschule<br />

für Oekonomie und Management.<br />

Seit 2007 Doktorand an der Masaryk-<br />

Universität Brno, Tschechien,<br />

Fachrichtung Finanzwesen.<br />

Dr. Martin Svoboda,<br />

Ph. D., Dekan der Masaryk Universität<br />

(Brno), Inhaber des Lehrstuhls für<br />

Finanzen und Kapitalmärkte.<br />

Er beschäftigt sich seit 20 Jahren<br />

mit derivativen Finanzinstrumenten<br />

und ist Herausgeber des<br />

ZertifikateJournals in Tschechien<br />

und der Slowakischen Republik.<br />

Diskutieren Sie zum Thema<br />

dieses Beitrags mit anderen<br />

<strong>BankPraktiker</strong>n in unserer Gruppe<br />

bei .<br />

Diesen Beitrag finden Sie<br />

dort unter der Rubrik:<br />

Controlling.<br />

1 Vgl. BaFin, Anlage 1 zum Rundschreiben<br />

15/2009, erhältlich auf: http://www.bafi n.de/<br />

cln_108/SharedDocs/Downloads/DE/Service/<br />

Rundschreiben/Anlagen/rs__0915__ba__an<br />

lage1,templateId=raw,property=publication<br />

File.pdf/rs_0915_ba_anlage1.pdf, Abfrage vom<br />

16.08.2009.<br />

2 Zitiert nach Ernst & Young, Stresstests, S. 9, Präsentation<br />

im Rahmen des Regulatory Breakfast<br />

„Die neu gefassten MaRisk“, 07.07.2009.<br />

3 Zitiert nach Ernst & Young, Stresstests, a. a. O.<br />

(Fn. 2), S. 9.<br />

4 Fachgremium Kredit, Stresstests 21.11.2007,<br />

erhältlich auf: http://www.bundesbank.de/<br />

download/bankenaufsicht/pdf/stresstest.pdf,<br />

Abfrage vom 16.08.2009.<br />

5 Vgl. BaFin, a. a. O. (Fn. 1), Anmerkungen zu AT<br />

4.3.2 Satz 3.<br />

6 Vgl. BaFin, a. a. O. (Fn. 1), AT 4.3.2 Satz 4.<br />

65


66<br />

Beitrag<br />

» Der Ausdruck<br />

Stresstests wird im<br />

Folgenden als Oberbegriff<br />

für die unterschiedlichenMethoden<br />

gebraucht, mit<br />

denen die Institute<br />

ihre Verlustanfälligkeit<br />

auch bezüglichaußergewöhnlicher,<br />

aber plausibel<br />

möglicher, Ereignisse<br />

überprüfen. «<br />

7 In Anlehnung an Basel Committee on Banking<br />

Supervision, Consultative Document: Principles<br />

for sound stress testing practices and supervision,<br />

Januar 2009, S. 10 ff., erhältlich auf: http://<br />

www.biz.org/publ/bcbs147.pdf?noframes=1,<br />

Abfrage vom 16.08.2009; Deutsche Bundesbank,<br />

Stresstests bei deutschen Banken – Methoden<br />

und Ergebnisse, Monatsbericht Oktober<br />

2004, S. 81 ff., erhältlich auf: http://www.<br />

bundesbank.de/download/volkswirtschaft/<br />

mba/2004/200410mba_stresstest.pdf, Abfrage<br />

vom 16.08.2009; Ernst & Young, a. a. O. (Fn. 2),<br />

S. 12 f.<br />

8 Vgl. Deutsche Bundesbank, a. a. O. (Fn. 7), S. 81 ff.<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Abbildung 2: Strukturierung von Stresstests7<br />

Univariate Stresstests<br />

Sensitivitätsanalyse<br />

• Es wird nur ein Risikofaktor variiert.<br />

• Ziel ist es, die Emp�ndlichkeit/Sensitivität<br />

dieses Risikoparameters und seine<br />

Ein�üsse auf das Risiko zu messen.<br />

Vorteil:<br />

• Die isolierte Wirkung eines Parameters<br />

kann aufgezeigt werden.<br />

Nachteil:<br />

• Die Auswirkungen des Zusammenspiels<br />

mehrere Risikofaktoren werden nicht<br />

berücksichtigt.<br />

Arten:<br />

• Portfolioindividuelle Verfahren<br />

• Standardisierte Verfahren<br />

Stresstests müssen somit die Aspekte berücksichtigen,<br />

die Abb. 1 darstellt.<br />

Gerade die letztere Aussage führt in der Praxis<br />

oft zu Problemen. Oft werden Szenarien als<br />

zu unwahrscheinlich abgetan, so dass eine<br />

tendenzielle Unterschätzung der Risiken im<br />

Stressfall auftritt. So finden Stresstests, die auf<br />

den ersten Blick unrealistisch erscheinen, kein<br />

Gehör. Die komplexeste Aufgabe des Controlling<br />

ist es somit die Stresstests so „objektiv“ wie<br />

möglich zu formulieren und diesen gleichzeitig<br />

Gehör im Haus zu verschaffen.<br />

2. Strukturierung von Stresstests<br />

Stresstests lassen sich nach univariaten und<br />

multivariaten Stresstests untergliedern, wie<br />

Abb. 2 zeigt.<br />

Letztlich muss ein Institut immer beide Arten<br />

von Verfahren verwenden, um Stressszenarien<br />

umfassend umsetzen zu können. Die Deutsche<br />

Bundesbank hat bereits 2004 erhoben, dass<br />

Stresstests<br />

Multivariate Stresstests<br />

Szenarioanalyse<br />

• Simultane Veränderung mehrerer<br />

Faktoren.<br />

• Ziel ist die Darstellung eines kumulativen<br />

Stresszustands.<br />

Vorteil:<br />

• „Realistische“ Simulation von<br />

Krisensz enarien.<br />

• Betrachtet ggf. alle Portfolien.<br />

• Wechselwirkungen zwischen<br />

Param etern werden deutlich.<br />

Nachteil:<br />

• Erhöhter Modellierungsaufwand.<br />

• Die Wirkung des einzelnen Parameters<br />

geht unter.<br />

Arten:<br />

• Historische Szenarien<br />

• Hypothetische Szenarien<br />

deutsche Institute sowohl Sensitivitätsanalysen<br />

als auch hypothetische und historische Szenarien<br />

ansetzen 8 .<br />

III. Anforderungen der MaRisk<br />

und deren Umsetzung<br />

1. Systematische Darstellung der Anforderungen<br />

der MaRisk<br />

Nicht zuletzt auf Basis der aktuellen Entwicklungen<br />

an den Märkten hat die Novellierung<br />

der MaRisk auch Stresstests einer erneuten<br />

Beobachtung unterzogen. Abb. 3 gibt einen<br />

Überblick über die Anforderungen der MaRisk<br />

an Stresstests.<br />

Auch wenn Stresstests für alle wesentlichen<br />

Risiken nach MaRisk gelten, sind doch gerade<br />

die Neuerungen in Bezug auf das Liquiditätsrisiko<br />

positiv hervorzuheben. Gerade an dieser<br />

Stelle haben aus Sicht der Autoren viele Institute<br />

Stresstests nicht gebührend beachtet. Die


aktuelle Situation am Liquiditätsmarkt ist ein<br />

trauriges Ergebnis dessen. In Summe sind die<br />

Anforderungen der MaRisk somit als gut und<br />

praxisnah zu bezeichnen.<br />

2. Umsetzungsempfehlungen für die<br />

Institute<br />

Obwohl die Anforderungen der MaRisk auf<br />

den ersten Blick einfach und logisch erscheinen,<br />

dürfte jedoch die konkrete Umsetzung zu<br />

einem erheblichen Aufwand führen. Folgende<br />

Abbildung 3: Anforderungen der MaRisk an Stresstests 9<br />

Dinge sollten aus Sicht der Autoren beachtet<br />

werden:<br />

Schon vor Definition der Szenarien muss die<br />

aufbau- und ablauforganisatorische Verankerung<br />

von Stresstests sichergestellt werden –<br />

nicht umsonst sind die wesentlichen Aspekte<br />

von Stresstests im Bereich „Risikosteuerungs-<br />

und -controllingprozesse“ geregelt.<br />

Erst danach sind sinnvolle Stresstest zu modellieren,<br />

die sowohl Sensitivitätstests als auch<br />

Artikel Inhalt<br />

AT 4.3.2 Satz 3<br />

Stresstests sind für alle vier wesentlichen Risiken durchzuführen.<br />

Risikokonzentrationen und Risiken aus außerbilanziellen Geschäften sind<br />

zu berücksichtigen.<br />

Stresstests müssen auch auf Institutsebene durchgeführt werden.<br />

Sowohl Sensitivitätstests als auch Szenarioanalysen sind durchzuführen.<br />

AT 4.3.2 Satz 4 Stresstests sollen auch außergewöhnliche, aber plausibel mögliche Ereignisse<br />

abbilden.<br />

Sowohl historische als auch hypothetische Verfahren sind anzuwenden.<br />

Die strategische Ausrichtung eines Institutes und sein wirtschaftliches<br />

Umfeld sind bei Festlegung der Szenarien zu berücksichtigen.<br />

AT 4.3.2 Satz 5 Die Angemessenheit der Stresstests ist in regelmäßigen Abständen, mind.<br />

jährlich zu überprüfen.<br />

AT 4.3.2 Satz 6 Die Ergebnisse der Stresstests sind „auch bei der Beurteilung der Risikotragfähigkeit<br />

angemessen zu berücksichtigen 10 “<br />

Dies bedeutet nicht, dass diese unbedingt in quantitativer Hinsicht mit gegen<br />

die Risikotragfähigkeit gerechnet werden müssen.<br />

AT 4.3.2 Satz 7 Die Geschäftsleitung ist regelmäßig über die Ergebnisse der Stresstests zu<br />

informieren.<br />

Neben den Ergebnissen der Stresstests sind v.a. ihre potenziellen Auswirkungen<br />

auf die Risikosituation und die Risikodeckungspotenziale darzustellen.<br />

Die Annahmen der Stresstestszenarien sind offen zu legen.<br />

AT 4.5 Satz 5 Auch auf Gruppenebene sind für alle wesentlichen Risiken Stresstests durchzuführen.<br />

BTR 3 Satz 7 Für Liquiditätsrisiken sind regelmäßig Stresstests zu rechnen.<br />

Hierbei sind sowohl institutseigene als auch marktweite Ursachen zu berücksichtigen.<br />

Es sind unterschiedlich lange Zeithorizonte zugrunde zu legen.<br />

Für kapitalmarktorientierte Institute gelten verschärfte Anforderungen:<br />

Sie haben neben internen Ursachen (Verschlechterung des eigenen Ratings)<br />

auch externe Ursachen wie Ausfall zentraler Kontrahenten und Kursverfall<br />

auf Sekundärmärkten zu simulieren. Zudem sind beide Ursache miteinander<br />

zu kombinieren.<br />

BTR 3 Satz 8 Die Ergebnisse der Stresstests sind bei Maßnahmen und deren Würdigung<br />

zu berücksichtigen.<br />

BTR 3 Satz 10 Die Geschäftsleitung ist regelmäßig über die Ergebnisse der Stresstests im<br />

Liquiditätsrisiko zu informieren.<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Beitrag<br />

» Oft werden Szenarien<br />

als zu unwahrscheinlich<br />

abgetan,<br />

so dass eine tendenzielleUnterschätzung<br />

der Risiken im<br />

Stressfall auftritt. «<br />

9 Eigene Darstellung in Anlehnung an BaFin,<br />

a. a. O. (Fn. 1).<br />

10 Vgl. BaFin, a. a. O. (Fn. 1), AT 4.3.2 Satz 6.<br />

67


68<br />

Beitrag<br />

» Die besondere<br />

Herausforderung ist<br />

die Definition von<br />

außergewöhnlichen<br />

aber plausiblen<br />

Szenarien – eine<br />

Gratwanderung, die<br />

äußerstes Fingerspitzengefühl<br />

verlangt. «<br />

11 D. h. keine ABS Investments.<br />

12 Vgl. Deutsche Bundesbank a. a. O. (Fn. 7), S. 86 ff.<br />

13 Vgl. BaFin (2007, Zinsrisiko Rundschreiben):<br />

Rundschreiben 07/2007, Zinsänderungsrisiken<br />

im Anlagebuch; Ermittlung der Auswirkungen<br />

einer plötzlichen und unerwarteten<br />

Zinsänderung, BA 17 – K 31<strong>03</strong> – 2007/0001,<br />

06.11.2007, Bonn-Frankfurt, erhältlich auf:<br />

http://www.bafin.de/cln_109/nn_721290/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Service/<br />

Rundschreiben/2007/rs__0707__ba.html?__<br />

nnn=true, Abfrage vom 16.08.2009.<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Szenarioanalysen beinhalten sollten. Die<br />

besondere Herausforderung ist hier die Definition<br />

von außergewöhnlichen aber plausiblen<br />

Szenarien – eine Gratwanderung, die äußerstes<br />

Fingerspitzengefühl verlangt. Neben internen<br />

Stressursachen sollten auch externe Faktoren<br />

implementiert werden. Hier sollte aber eine<br />

recht pauschale Annahme getroffen werden.<br />

Die Erfahrung zeigt, dass Banken schon im<br />

Normalfall Märkte und deren Auswirkungen<br />

auf die Bank nur bedingt voraussagen<br />

können.<br />

Ungleich schwerer ist dies im Stressfall, so dass<br />

an dieser Stelle vor einer zu hohen Komplexität<br />

mit dem damit einhergehenden Modellrisiko<br />

gewarnt wird. Es bietet sich hier ein Arbeitskreis<br />

aus Praktikern aus allen Risikosparten<br />

des Hauses an. Dies erhöht die Akzeptanz und<br />

führt oft schnell zu brauchbaren Ergebnissen.<br />

Aufgabe des Controlling ist es an dieser Stelle,<br />

diese Ideen zusammenzuführen und ggf. zu<br />

einem Institutsstresstest zu aggregieren. Generell<br />

gilt: Die Anzahl und auch die Komplexität<br />

der Szenarien müssen zur Risikostruktur des<br />

Hauses „passen“. Zu viele zu komplexe Szenarien<br />

werden schnell unübersichtlich und sind<br />

nur mit hohem Aufwand simulierbar.<br />

Zudem bietet es sich an, Stresstests nicht nur<br />

für die periodische bzw. barwertig orientierte<br />

Risikotragfähigkeit, sondern auch für die regulatorische<br />

Risikotragfähigkeit zu rechnen. Das<br />

Stressen bestimmter Faktoren in der Solvabilitätsverordnung<br />

kann durchaus zu wichtigen<br />

Steuerungsimpulsen führen!<br />

Bei der Integration in die Risikotragfähigkeit<br />

ist Vorsicht geboten. Zu schnell kann dies zu<br />

einer fiktiven Handlungsunfähigkeit eines Instituts<br />

führen. Sollen auch quantitative Aspekte<br />

mit der Risikotragfähigkeit verbunden werden,<br />

so ist ein Augenmerk auf die Frage zu richten,<br />

welche Stresstests mit welcher Wahrscheinlichkeit<br />

simultan eintreten können. Auch in<br />

der Finanzmarktkrise konnte gezeigt werden:<br />

Während Aktien und strukturierte Produkte<br />

drastisch an Wert verloren haben, haben Zinstitel<br />

eine hohe Performance verzeichnet – und<br />

„echte“ 11 Kreditausfälle waren auch nur in<br />

einem geringen Maß zu verzeichnen.<br />

Die Reportings an die Geschäftsleitung<br />

müssen aussagefähig sein, zudem muss die<br />

Geschäftsleitung die Parameter bzw. die Ausgestaltung<br />

der Stressszenarien mind. jährlich<br />

legalisieren.<br />

IV. Entwicklung eines Prototyps<br />

für Stresstest in mittelständischen<br />

Banken<br />

Zur konkreten Umsetzung dieser Impulse der<br />

MaRisk soll dieser Abschnitt den Prototypen<br />

eines Stresstestszenariokonzepts darstellen,<br />

wobei sich hier auf die Aspekte der Einzelrisikostresstests<br />

und der Aggregation auf Institutsebene<br />

konzentriert wird. Für viele Risiken gibt<br />

es schon Empfehlungen der Aufsicht, wie damit<br />

umzugehen ist. So ist der Aktienkursrückgang<br />

mit 30% bereits im Monatsbericht 10/2004<br />

der Deutschen Bundesbank angesprochen<br />

worden 12 , der Stress des Zinsrisikos ergibt sich<br />

aus dem Rundschreiben 07/2007 der BaFin 13 .<br />

1. Stresstests auf Institutsebene<br />

Für den Prototypen gilt es im ersten Schritt, Risikokategorien<br />

und die Wahrscheinlichkeit des<br />

simultanen Eintritts zu definieren – nach Möglichkeit<br />

vor Definition der Einzelszenarien, um<br />

die Wahl der Abhängigkeiten zwischen Risikoarten<br />

wirklich „objektiv“ treffen zu können.<br />

Eine mögliche Darstellung der Abhängigkeiten<br />

stellt Abb. 4 dar.<br />

Es wird deutlich, dass trotz kritischer Analyse<br />

nur wenige Risiken oft simultan miteinander<br />

auftreten. Auf Basis dieser Matrix lässt sich<br />

dann eine Art Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />

definieren, die genau aufzeigt, welche Kombinationen<br />

extrem unwahrscheinlich sind und<br />

somit nicht in quantitativer Form gegen die<br />

Risikotragfähigkeit gerechnet werden müssen.<br />

2. Stresstests auf Einzelrisikoebene<br />

Doch welche konkreten Möglichkeiten der Einzelrisikostresstestdefinition<br />

gibt es nun? Ohne<br />

an dieser Stelle in einer theoretischen Definitionen<br />

Sensitivitätstest und Szenariosimulation<br />

unterscheiden zu wollen, stellt Abb. 5 einen<br />

Prototypen zur Definition von Stresstest dar<br />

– wobei hier hervorzuheben ist, dass es sich<br />

hierbei immer um institutsspezifische Sets<br />

handeln muss, die auf Basis der individuellen<br />

Wesentlichkeit eines Risikos basieren müssen.


Abbildung 4: Abhängigkeiten eines Stresstests auf Institutsebene 14<br />

Abbildung 5: Abhängigkeiten eines Stresstests auf Institutsebene 15<br />

Risiko Unterkategorie Art Auswirkung Beschreibung<br />

hyp. hist. BW Aufs. GuV<br />

x x (x) Alle Ratings migrieren ad hoc -2 Stufen.<br />

x x (x) Verwertungsquote wird halbiert.<br />

x x (x) Einbringungsquote wird halbiert.<br />

x x (x) Die Spreads denen sich ad hoc aus.<br />

x x (x) Die ersten vier Stresstests werden simultan durchgeführt.<br />

Kundenkreditgeschäft<br />

x x Höchster EWB-Bedarf der letzten 10 Jahre, ggf. mit<br />

Aufschlag.<br />

x x Ausfall der x Engagements mit dem größten<br />

Blankoanteil.<br />

x x Aufsichtsrechtlicher Stress:<br />

– Wegfall der Anrechungserleichtung gewerblicher<br />

Immobilien<br />

– Verschärfung bei privaten Immobilien<br />

x x (x) Verwendung einer historisch extremen Migrationsmatrix.<br />

x x (x) Verwertungsquote wird halbiert.<br />

Depot A<br />

x x (x) Einbringungsquote wird halbiert.<br />

x x x Ausdehnung der Spreads.<br />

x x (x) Die ersten vier Stresstests werden simultan durchgeführt.<br />

x x x x Analyse der historischen Maximaländerungen in<br />

Zinsbuch<br />

z. B. einem Monat pro Laufzeitband. Anwendung<br />

dieses Spreads auf alle Assets.<br />

x x x x x Aufsichtsrechtlicher Stress +130 / -190 BP.<br />

x x x hist. max. p. a. Änderung auf alle Indizes<br />

Aktien und sonstige Investments<br />

x x x Anwendung eines 30% Shifts gemäß Bundesbank<br />

2004 – oder historische Analyse der Jahre<br />

2008/2009<br />

Handelsbuch x x x Totalverlust der Assets.<br />

x x Simulation eines Ratingdowngrades des eigenen<br />

Refinanzierungskosten<br />

Hauses – was hat dies für Auswirkungen auf die<br />

Refinanzierungskosten?<br />

x x Ratingdowngrade um mehr als eine Stufe.<br />

Illiquiditätsrisiko x x Stressen der Kennziffer der Liquiditätsverordnung.<br />

Strategisches x Stressen der Prolongationsquoten im Aktivbereich.<br />

alle Formen<br />

x<br />

x (x)<br />

x<br />

x<br />

x-faches des historisch größten Ausfalls.<br />

Ansetzen der 15% des Basisindikators aus Basel II.<br />

Adressrisiko<br />

Marktpreisrisiko<br />

Liquiditätsrisiko<br />

Op-<br />

Risk<br />

0 : Risiken treten nicht simultan ein<br />

1 : Risiken treten nur in geringem Ausmaß kumuliert ein<br />

2 : Risiken treten in mittlerem Umfang miteinander ein<br />

3 : Risiken treten häufig zusammen ein<br />

Definition der Risikokategorien<br />

Adressrisiko<br />

Marktpreisrisiko<br />

Liquiditätsrisiko<br />

Operat.<br />

Risiko<br />

Kundenkreditgeschäft<br />

Kundenkreditgeschäft<br />

Depot A 2<br />

Adressrisiko<br />

Depot A<br />

Zinsbuch/ Zinsspanne<br />

Marktpreisrisiko<br />

Aktien und sonstige<br />

Investments<br />

Handelsbuch<br />

Refinanzierungskosten<br />

Liquiditätsrisko<br />

Zinsbuch/ Zinsspanne 2 2<br />

Aktien und sonstige<br />

Investments 0 3 1<br />

Handelsbuch 0 1 1 3<br />

Refinanzierungskosten<br />

2 3 0 0 0<br />

Illiquiditätsrisiko 1 1 0 0 0 3<br />

strategisches<br />

Liquiditätsrisiko 1 1 1 0 0 3 3<br />

Operationelles Risiko 1 1 1 1 1 1 1 1<br />

Illiquiditätsrisiko<br />

strategisches<br />

Op.risiko<br />

Operationelles Risiko<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Beitrag<br />

» Es wird deutlich,<br />

dass trotz kritischer<br />

Analyse nur<br />

wenige Risiken oft<br />

simultan miteinander<br />

auftreten. «<br />

14 Eigene Prinzipdarstellung.<br />

15 Eigene Prinzipdarstellung. BW = Barwert, hyp.<br />

= hypothetisch, hist. = historisch, Aufs. = Aufsichtsrecht.<br />

69


Beitrag<br />

» Es wird nicht<br />

gefragt, welche Auswirkungen<br />

ein Szenario<br />

auf die Risikotragfähigkeit<br />

hat,<br />

sondern, wie stark<br />

sich Risikoparameter<br />

verändern dürfen,<br />

damit die Risikotragfähigkeit<br />

gerade<br />

noch ausreicht. «<br />

16 Ernst & Young, a. a. O. (Fn. 2), S. 25 f.; Klauck/<br />

Liermann, Banken im Stresstest, Bank 05/2009,<br />

erhältlich auf:http://www.die-bank.de/betriebswirtschaft/banken-im-stresstest,<br />

Abfrage vom<br />

16.08.2009.<br />

70<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Wichtig ist bei dieser Art der Analyse, welche<br />

Risiken in der GuV, im Barwert oder gar im Aufsichtsrecht<br />

schlagend werden. In Bezug auf<br />

ökonomische Entwicklungen ist hervorzuheben,<br />

dass Abb. 5 nur die Auswirkungen dieser<br />

darstellt. So ist eine Halbierung der Einbringungsquote<br />

im Adressrisiko z. B. auf eine Rezession<br />

zurückzuführen, die Herleitung dessen<br />

wurde aber nicht berücksichtigt.<br />

Den Autoren ist bewusst, dass das hier vorgestellte<br />

Modell nur ein erster Schritt zur institutsindividuellen<br />

Herleitung von Stresstests<br />

sein kann. Es sind durchaus je nach Art und<br />

Komplexität auch umfangreichere Stresstests<br />

möglich und nötig. Das Modell bietet jedoch<br />

konkrete Ansatzpunkte zum Aufbau eines<br />

Stresstestsystems.<br />

V. Fazit und kritische Würdigung<br />

Die Anforderungen der MaRisk sind positiv zu<br />

sehen, konkretisieren sie doch die Anforderungen<br />

an Stresstests. Nichtsdestotrotz wäre es<br />

PRAXISTIPPS<br />

wünschenswert, wenn die Aufsicht Leitplanken<br />

oder Beispielformulierung für die Ausgestaltung<br />

von Stresstests zur Verfügung stellen<br />

würde. Obschon die MaRisk hier (erfreulicherweise)<br />

einen großen Spielraum lassen, würde<br />

dies gerade kleineren Instituten helfen.<br />

Hilfreich ist es in jedem Fall, wenn die herkömmliche<br />

Art der Stresstests durch die<br />

„reverse“ bzw. „implicit“ Stresstests ersetzt<br />

wird 16 . Hierbei wird nicht gefragt, welche<br />

Auswirkungen ein Szenario auf die Risikotragfähigkeit<br />

hat, sondern, wie stark sich Risikoparameter<br />

verändern dürfen, damit die Risikotragfähigkeit<br />

gerade noch ausreicht.<br />

Mathematisch gesehen findet hier eine Umkehrung<br />

der Zielfunktion statt. Dies hilft Management<br />

und Controlling, Stresstests besser zu<br />

greifen und zu interpretieren. Mittelfristig<br />

muss dies zu der Entwicklung einer Stresstestkultur<br />

führen, damit sich Stresstests adäquat<br />

im deutschen Bankensektor implementieren<br />

und Szenarien wie 2007–2009 sich nicht<br />

wiederholen. £<br />

Verankern Sie Stresstests konsistent in Ihren Strategien und Anweisungen.<br />

Modellieren Sie historische und hypothetische Szenarien – nur so können Sie sich<br />

einem Risiko anders als „nur“ über Zahlen nähern.<br />

Bilden Sie einen Kreis, der einen Stress auf Gesamtbankebene definiert und zudem<br />

die Abhängigkeiten von Teilstressszenarien zueinander qualifiziert schätzt.<br />

Implementieren Sie sowohl Sensitivitätsanalyse (� univariater Stresstest) als auch<br />

Szenarioanalyse (� multivariater Stresstest).<br />

Versuchen Sie, solche Szenarien zu simulieren, die „gerade noch realistisch“ sind.<br />

Stresstests, die die Bank per se handlungsunfähig machen, helfen zur Steuerung<br />

nicht weiter.<br />

Je nach Wesentlichkeit: Berücksichtigen Sie makroökonomische Daten und deren<br />

Auswirkungen auf Ihre Risikolage.<br />

Versuchen Sie, das Verständnis für Stresstests zu schaffen und eine „(Stress)-risikokultur“<br />

zu schaffen.


Vorstand Kredit Konto Anlage Recht Handel Controlling Revision IT<br />

Die öff entlich-rechtlichen Banken<br />

in Deutschland aus externer<br />

Ratingsicht<br />

Sichtweise der Ratingagenturen zum Sparkassenverbund und Refi nanzierungsaspekte<br />

für Landesbanken und Sparkassen am Kapitalmarkt.<br />

I. Einleitung<br />

w Kein Zweifel, die Finanzkrise hat die Kreditinstitute<br />

noch fest im Griff – manchen sogar im<br />

„Würgegriff .“ Vor allem die Bonitätsbeurteilung<br />

von Banken und die Frage der Nachhaltigkeit<br />

einzelner Geschäftsmodelle sind dabei zunehmend<br />

in den Vordergrund gerückt. Als logische<br />

Konsequenz werden Geschäftsmodelle sowie<br />

gesetzliche oder branchenspezifi sche Unterstützungsmechanismen<br />

kritischer betrachtet<br />

und auf Ihre Werthaltigkeit im Krisenfall beurteilt.<br />

Während bei den Privatbanken hinsichtlich<br />

der Ausfallwahrscheinlichkeit primär die individuelle<br />

Betrachtung und eventuell die Frage der<br />

Systemimmanenz („too big to fail“) eine Rolle<br />

spielen, greift für die Sparkassengruppe der<br />

Verbundgedanke. Die Implikationen auf das<br />

Rating sind zum einen die Auswirkungen auf<br />

das Geschäftsrisikoprofi l des Verbunds und<br />

zum anderen die Unterstützungsmechanismen<br />

und der Zusammenhalt innerhalb des<br />

Verbunds. Nach dem Wegfall der Anstaltslast<br />

im Juli 2005 war dies der Dreh- und Angelpunkt<br />

einer externen Bonitätsbewertung. Eine Frage,<br />

welche sich die Analysten zunehmend stellen,<br />

lautet: „Sind die Unterstützungsmechanismen<br />

und die Verbundstabilität so noch gewährleistet.“<br />

Kürzlich erschienene Publikationen ein-<br />

Abbildung 1: Maßgebliche Finanzkennzahlen<br />

zelner Agenturen weisen darauf hin, das sich<br />

die Meinungen über die Stabilität des Verbunds<br />

eingetrübt haben. Wenn hier die Rede<br />

von „Agenturen“ ist, so beschäftigt sich der Beitrag<br />

nur mit den großen drei: Standard & Poor‘s,<br />

Moody‘s und FitchRatings (kurz Fitch).<br />

Neben zentralen Ratinggesichtspunkten soll<br />

auch die Frage nach dem eigentlichen Nutzen<br />

eines externen Ratings – dem Finanzierungsaspekt<br />

– über z. B. eine Kapitalmarktrefi nanzierung<br />

gestellt werden. Der Kapitalmarktzugang<br />

wurde in den letzten Jahren auch zunehmend<br />

von einzelnen Sparkassen direkt genutzt.<br />

II. Die Sparkassen-Finanzgruppe<br />

im Krisentest<br />

1. Überblick über die Sparkassen-<br />

Finanzgruppe<br />

Die folgende Abb. 1 soll eine Vorstellung von<br />

der Größe des Verbunds und insbesondere der<br />

Gewichtung zwischen Sparkassen und Landesbanken<br />

aufzeigen. Der Gruppe gehören etwa<br />

620 Unternehmen an, davon sind die wichtigsten<br />

Mitglieder die 438 Sparkassen sowie die<br />

acht Landesbank-Konzerne.<br />

Landesbanken Sparkassen S-Finanzgruppe<br />

Mrd. € 2008 2007 % 2008 2007 % 2008 2007 %<br />

Bilanzsumme 1.563 1.587 - 1,5% 1.071 1.045 + 2,5% 2.685 2.683 + 0%<br />

Eigenkapital 58,1 54,8 + 6,0% 54,6 52,7 + 3,6% 115,3 110,1 + 4,72%<br />

Vorsteuergewinn -5,8 0,8 - 2,2 3,8 - 41,9% -3,4 4,7 -<br />

Aufwand-<br />

Ertragsrelation (in %)<br />

51,2% 55,4% - 73,4% 71,7% - 65,6% 66,4% -<br />

Quelle: Sparkassen-Finanzgruppe<br />

Autor:<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Beitrag<br />

Andreas Biele,<br />

Vice President,<br />

Capital Markets Solutions,<br />

Debt-/Rating Advisory, UniCredit<br />

Markets & Investment Banking –<br />

Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG.<br />

Diskutieren Sie zum Thema<br />

dieses Beitrags mit anderen<br />

<strong>BankPraktiker</strong>n in unserer Gruppe<br />

bei .<br />

Diesen Beitrag finden Sie<br />

dort unter der Rubrik:<br />

Handel.<br />

» Aus Ratinggesichtspunkten<br />

sind<br />

die Landesbanken<br />

ein „signifikanter<br />

Teil des Geschäftsmodells“,<br />

der damit<br />

positiv oder negativ<br />

zu einem Verbundrating<br />

beiträgt. «<br />

71


Beitrag<br />

» Die Unterstützung<br />

des Verbundratings<br />

hängt stark von der<br />

Solidarität innerhalb<br />

des Verbunds und<br />

den Unterstützungsmechanismen<br />

ab. «<br />

72<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

2. Der Verbundgedanke<br />

a) Definition: Rating<br />

An dieser Stelle sei kurz ein Exkurs zur Rating-<br />

Definition erlaubt: Es gilt weltweit die Auffassung,<br />

dass ein Fremdkapital-Rating die<br />

Meinung einer Rating-Agentur über die Wahrscheinlichkeit<br />

der zeitgerechten und vollständigen<br />

Bezahlung von Zins- und Tilgungsverpflichtungen<br />

eines Schuldners ist. Dabei bezieht sich<br />

das Rating entweder auf den Schuldner (Emittenten-Rating)<br />

oder den Schuldtitel (Emissions-Rating).<br />

D. h. auch ein Unterstützungsmechanismus,<br />

der prinzipiell fähig wäre zu leisten<br />

aber nicht zeitnah leistet, verhindert keinen<br />

Ausfall (default).<br />

b) Verbundrating im Unterschied zum<br />

Rating einzelner Mitglieder<br />

Ein Verbundrating beruht auf einer Basiskrediteinschätzung<br />

sowie der im Bedarfsfall gegebenen<br />

Wahrscheinlichkeit einer Unterstützung.<br />

Es handelt sich dabei um die Meinung über die<br />

Fähigkeit einer Gruppen-, Verbund oder Verbandsstruktur<br />

zur Erfüllung Ihrer Finanzverbindlichkeiten.<br />

Es gilt nicht für einzelne Mitglieder<br />

der Gruppe, sondern bezieht sich auf<br />

die Kreditwürdigkeit der Gruppe als Ganzes,<br />

wenngleich die Mitglieder des Verbunds bei<br />

der individuellen Beurteilung des Geschäftsrisikoprofils<br />

von der Verbundstruktur profitieren.<br />

Im Fall der Sparkassen-Finanzgruppe handelt<br />

es sich nicht um ein einzelnes Wirtschaftssubjekt<br />

wie z. B. eine zentrale Holding sondern<br />

um eine dezentralisierte Gruppe. Die abgeleiteten<br />

Bonitätsaspekte für die Verbundpartner<br />

sind deshalb abhängig von der Fähigkeit und<br />

Bereitschaft der einzelnen Institute, Unterstützung<br />

zu leisten. Welche Form diese Unterstützung<br />

annimmt, in welchem Umfang sie möglich<br />

ist und v. a. wie zeitnah sie geleistet werden<br />

kann, hängt von der Zusammenarbeit und dem<br />

Zusammenhalt innerhalb des Verbunds ab.<br />

Die „Verbund-Betrachtung“ der Unterstützungsmechanismen<br />

stützt sich bei allen Agenturen<br />

auf drei wesentliche Faktoren:<br />

1. Zusammenhalt und Solidarität innerhalb<br />

des Verbunds.<br />

2. Unterstützung durch die (überwiegend)<br />

öffentlichen Träger.<br />

3. Systemimmanente Relevanz bzw. Unter-<br />

stützung.<br />

c) Haftungsverbund und<br />

Risikomanagement<br />

Der Haftungsverbund der Gruppe geht weit<br />

über die Einlagensicherung hinaus und stellt<br />

die fortlaufende Geschäftstätigkeit sicher (Institutssicherung).<br />

Dazu greifen verschiedene<br />

Unterstützungsfonds. Für die Landesbanken<br />

und -bausparkassen verwaltet dies der Deutsche<br />

Sparkassen- und Giroverband (DSGV),<br />

die regionalen Unterstützungsfonds werden<br />

dagegen von den regionalen Verbänden verwaltet.<br />

Seit 20<strong>03</strong> wurden die Fondsvolumen<br />

stark erhöht, wobei die Fonds der Landesbanken<br />

mit einem deutlich geringeren Volumen<br />

starteten. Theoretisch kann der DSGV bei<br />

jedem neuen Unterstützungsfall zusätzliche<br />

Beiträge von allen Mitgliedern anfordern. Jeder<br />

Regionalverband, ebenso wie die Landesbanken<br />

hat ein eigenes Kontrollgremium. Nur auf<br />

dieser Ebene sind auch die Informations- und<br />

Eingriffsrechte angesiedelt. Die Finanzgruppe<br />

kann dementsprechend z. B. nicht selbst auf<br />

regionaler Ebene eingreifen. Sie nimmt vielmehr<br />

die Funktion einer „Transparenzstelle“<br />

ein, die eine standardisierte Anwendung und<br />

Beurteilung der Risikokontrollmechanismen<br />

sicherstellt.<br />

d) Ratingrelevante Aspekte zu den<br />

Unterstützungsmechanismen<br />

Die Ratingagenturen haben sehr wohl registriert,<br />

dass eine zeitnahe Risikokontrolle über<br />

den Verbund schwierig ist, erst recht ein frühzeitiges<br />

Eingreifen. Die meisten halten es für<br />

unwahrscheinlich, dass die prinzipiellen Sanktionsmöglichkeiten<br />

ausgeschöpft werden, wie<br />

z. B. der Ausschluss aus dem Verbund oder die<br />

öffentliche Aufforderung von z. B. personellen<br />

Konsequenzen (Disziplinierungseffekt). Der<br />

Unterstützungsmechanismus ist kein Automatismus<br />

sondern abhängig von qualifizierten<br />

Mehrheiten. Eingriffsrechte zur vorbeugenden<br />

Eliminierung oder Reduzierung riskanter Aktivitäten<br />

oder Engagements sind begrenzt. Zumal<br />

die Absorptionsfähigkeit der Unterstützungsfonds<br />

in der Krise mit mehreren signifikanten<br />

Fällen ohne zusätzliche Beiträge überfordert<br />

wäre. Die Korrelation zwischen risikobereinigten<br />

Beiträgen und den Ergebnissen des Risiko-


kontrollmechansimus hat sich nach Meinung<br />

einiger Agenturen insgesamt als unzureichend<br />

erwiesen.<br />

Die Kooperation und der Beistand innerhalb<br />

des Sparkassenlagers wird als sehr hoch angesehen,<br />

dabei erweist sich vor allem der Wert<br />

des Markennamens aus Sicht der Agenturen<br />

als starke Klammer. Die Zusammenarbeit zwischen<br />

Sparkassen und Landesbanken jedoch<br />

variiert stark und findet nicht systematisch<br />

statt. Bei den Landesbanken handelt es sich<br />

um eine sehr viel heterogenere Gruppe als<br />

bei den Sparkassen und es herrscht nicht dieselbe<br />

Harmonisierung und Standardisierung.<br />

Auch haben die Landesbanken kein Monopol<br />

bei der Erbringung von Dienstleistungen für<br />

die Sparkassen und konkurrieren zunehmend<br />

untereinander, wie das Beispiel NordLB und<br />

HSH Nordbank zeigt. Bei der Beurteilung der<br />

Unterstützung zwischen Sparkassen und Landesbanken<br />

sind selbst sehr positiv gestimmte<br />

Agenturen (z. B. Moody’s) skeptisch, ob eine<br />

Unterstützung wahrscheinlich ist, wenn:<br />

die Landesbank nicht als Geschäftsbank<br />

eingebettet ist im Sinne eines Dienstleisters<br />

für die Sparkassen in ihrer Region und<br />

nur ein Minderheitsanteil der Sparkassen<br />

an den Landesbanken als Miteigentümer<br />

besteht.<br />

Dementsprechend skeptisch sind die Agenturen<br />

bei dem Rückzug der Sparkassen aus einzelnen<br />

Landesbanken 1 . Hier muss das externe<br />

Rating zunehmend auf die Bonität des Öffentlichen<br />

abgestellt werden. Für die Agenturen<br />

stellt sich die Frage, ob es sich dabei um Ausnahmen<br />

oder eine symptomatische Entwicklung<br />

handelt.<br />

3. Weitere maßgebliche<br />

Einflussfaktoren auf die<br />

jetzige Ratingbeurteilung<br />

a) Marktposition und Marktanteil<br />

Eine besondere Stärke des Verbunds ist die<br />

hohe Marktdurchdringung, die Markenpositionierung<br />

der Marke „Sparkasse“ und die<br />

Vertriebsstärke. Aus Sicht der Agenturen hat<br />

sich – im Gegensatz den Landesbanken – das<br />

Geschäftsmodell der Sparkassen als großteils<br />

widerstandsfähig erwiesen. Für die Landes-<br />

banken gelten hier fast umgekehrte Vorzeichen.<br />

Selbst konservative Institute sind großteils<br />

überwiegend international aktiv, spielen<br />

dort aber nur eine untergeordnete Rolle. Eine<br />

besondere Markenpositionierung oder Kernkompetenz<br />

ist schwer zu erkennen. Anders<br />

z. B. die österreichische Erste Bank, die Ihren<br />

Retail Ansatz erfolgreich aufgegriffen und insbesondere<br />

in Osteuropa erfolgreich umgesetzt<br />

hat.<br />

b) Konzentrationsrisiken und limitierte<br />

Diversifikation<br />

Das Beispiel „Erste“ zeigt aber auch das<br />

Risiko einer regionalen Konzentration. Das<br />

Geschäftsmodell der Sparkassen ist abhängig<br />

von der nationalen und regionalen Entwicklung.<br />

Die Folgen einer mangelnden geografischen<br />

Diversifikation können zu einer hohen<br />

Erosion der Qualität der Kreditportfolien<br />

führen. Der Grad der Risikobereitschaft oder<br />

die Nutzung von Kreditrisikodiversifikationsinstrumenten<br />

(z. B. über Schuldscheindarlehen<br />

oder klassisches Depotgeschäft) haben deswegen<br />

hohe Relevanz. Ratingagenturen geht es<br />

weniger um die Ausfallraten oder Kosten des<br />

Risikomanagements, solange dies kein chronisch<br />

schwaches Rentabilitätsniveau zur Folge<br />

hat, als vielmehr um die Stabilität und Volatilität<br />

der erwarteten Ausfallraten im Vergleich zu<br />

den Tatsächlichen.<br />

c) Qualität des Anlagevermögens und<br />

Risikopositionierung<br />

Die Qualität des Anlagevermögens stützt sich<br />

bei den Sparkassen auf die hohe Granularität<br />

des Kreditportfolios v. a. bei Konsumenten und<br />

KMU. Dazu kommt noch die hohe Werthaltigkeit<br />

der Kredite, da bei den KMU mehr als die<br />

Hälfte der Kredite grundschuldbesichert sind.<br />

Positiv wird auch die zentrale Entwicklung und<br />

Unterstützung des Kreditrisikomanagementprozesses<br />

durch den DSGV bewertet, was allerdings<br />

wieder etwas abgeschwächt wird durch<br />

die dezentrale Natur der Organisation und der<br />

hohen Abhängigkeit von Pilotprojekten. Für<br />

die Landesbanken waren umfangreiche Kapitalmaßnahmen<br />

notwendig um die mangelnde<br />

Qualität der Anlageportfolien auszugleichen.<br />

Vorgaben aus Brüssel, der hohe Wettbewerb<br />

und die geringe Ertragsstabilität machen den<br />

Landesbanken noch auf absehbare Zeit zu<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Beitrag<br />

» Eingriffsrechte<br />

zur vorbeugenden<br />

Eliminierung oder<br />

Reduzierung riskanter<br />

Aktivitäten<br />

oder Engagements<br />

sind begrenzt. «<br />

1 So z. B bei BayernLB und HSH Nordbank geschehen.<br />

73


Beitrag<br />

» Die regionale<br />

Kreditportfolio­<br />

Konzentration kann<br />

durch geeignete<br />

Instrumente und<br />

Steuerungsmechanismen<br />

individuell<br />

besser ausbalanciert<br />

werden. «<br />

74<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

schaffen bzw. werden das „Geschäftsmodell<br />

der Finanzgruppe“ belasten.<br />

d) Marktrisikobedingter<br />

Abschreibungsbedarf<br />

Das traditionelle Geschäftsbankenprofil der<br />

Sparkassen mit Laufzeitinkongruenzen zwischen<br />

kurzfristigen Depositen und längerfristigen<br />

Ausleihungen gepaart mit gestiegenen<br />

Zinsänderungsrisiken ist eine primäre Quelle<br />

für Marktrisiken und damit ganz im Fokus der<br />

Agenturen. Besonders die gestiegene Spreizung<br />

der Renditen (Spreads in Basispunkten)<br />

führt zu latentem Abschreibungsbedarf<br />

selbst bei Anleihen mit hoher Bonität. Teilweise<br />

kommt dazu noch außerordentlicher<br />

Abschreibungsbedarf auf die Beteiligungen<br />

einzelner Landesbanken. Bei den Landesbanken<br />

sieht es weit schlechter aus. Das Risikomanagement<br />

und die Risikokultur hat sich aus<br />

Sicht der Agenturen als nicht effizient genug<br />

erwiesen, die Institute vor einer Anfälligkeit von<br />

Marktrisiken zu schützen. Einer aktuellen Merrill-Lynch-Studie<br />

im Oktober zu Folge, sind die<br />

die Landesbanken beim Abbau der toxischen<br />

Vermögenswerte nicht vorangekommen und<br />

es besteht weiterhin Abschreibungsbedarf in<br />

Milliardenhöhe, bei der BayernLB kommt dazu<br />

noch das Engagement in Osteuropa.<br />

e) Rentabilitätsniveau und Kostenstruktur<br />

Die meisten Institute streben ein moderates<br />

Rentabilitätsniveau mit dem primären Ziel<br />

der langfristigen Wahrung ihrer finanziellen<br />

Unabhängigkeit. Die Qualität der Erträge und<br />

die geringere Volatilität eines Geschäftsmodells<br />

finden wieder stärker Berücksichtigung, nicht<br />

nur bei den Agenturen sondern auch bei den<br />

Investoren. Wenngleich auf Verbundebene die<br />

Erträge nachhaltig eingebrochen sind, war die<br />

Korrektur im Sparkassensektor eher moderat,<br />

wohingegen die Landesbanken massiv zum<br />

Verlustausweis der Gruppe beigetragen haben.<br />

Aus Sicht von Moody’s und Standard & Poor’s<br />

leiden Sparkassen und Landesbanken unter<br />

ungünstigen Kostenstrukturen, was auf z. B.<br />

Doppeltätigkeiten in der Gruppe und ineffiziente<br />

Aktivitäten zurückzuführen ist. Positiv zu<br />

werten ist das Agreement vom Juni zwischen<br />

den acht relevanten Bundesländern und der<br />

Bundesregierung über die Reorganisation des<br />

Landesbankensektors. Die Zusage der Bundesregierung<br />

bei der Auslagerung von toxischen<br />

strukturierten Assets sowie problematischen<br />

oder hoch risikobehafteten Engagements mitzuwirken<br />

ist positiv für das Risikoprofil des Verbunds<br />

zu werten.<br />

f) Kapitalausstattung<br />

Eine der erwarteten Finanzmarktreformen sind<br />

höhere Eigenkapitalanforderungen. Insbesondere<br />

wird hier eine „harte Eigenkapitalquote“<br />

bzw. „Tier 1 ratio“ (ohne Anrechnung<br />

von hybriden Instrumenten wie z. B. Wandelanleihen,<br />

Genussrechte oder Gesellschafterdarlehen)<br />

verlangt. Nach aktuellem Stand der<br />

Diskussionen soll diese bei acht Prozent liegen.<br />

Die privaten Banken nutzen daher die positive<br />

Stimmung an den Aktienmärkten für massive<br />

Kapitalerhöhungen, um sich auf die höheren<br />

Anforderungen vorzubereiten. Der internationale<br />

Währungsfonds schätzt den Bedarf der<br />

EURO Banken auf etwa 150 Mrd. US-Dollar.<br />

Sparkassen und Landesbanken sind hier limitiert,<br />

da eine Eigenkapitalerhöhung entweder<br />

nur aus eigener Ertragskraft oder durch Einlagen<br />

ihrer öffentlich-rechtlichen Anteilseigner<br />

erfolgt. Beides ist derzeit schwierig, zumal<br />

die öffentliche Hand selbst mit einer Einnahmenerosion<br />

zu kämpfen hat. Der Bedarf im<br />

öffentlich-rechtlichen Lager ist allerdings sehr<br />

unterschiedlich. Während Sparkassen ihre<br />

Kernkapitalquote Ende 2008 auf 9,5% steigern<br />

konnten, benötigen mehrere Landesbanken<br />

weitere Kapitalerhöhungen.<br />

4. Ratingdiversifikation bei den öffentlich-rechtlichen<br />

Kreditinstituten<br />

a) Ratingdiversifikation<br />

Auffällig sind dabei die zum Teil sehr großen<br />

Unterschiede zwischen den Agenturen (siehe<br />

Abb. 2). Dies ist auf die unterschiedliche Methodologie<br />

bei der Verbundbewertung und der<br />

erwarteten Unterstützung durch die öffentliche<br />

Hand im Ausfallszenario zurückzuführen.<br />

Die Spreizung ist weniger differierend bei den<br />

Sparkassen. Alle Agenturen schätzen die Bonität<br />

der Sparkassen als sehr hoch ein und die<br />

Ratinganalysen machen deutlich, dass v. a. die<br />

Landesbanken vom Verbund und der Verbindung<br />

zu den Sparkassen profitieren.


Abbildung 2: Rating Distribution öffentliche Finanzinstitute<br />

Bank / Sparkassengruppe<br />

Emittenten Rating (corporate credit rating)<br />

größtes Rating "Delta"<br />

(notches)<br />

S&P Moody's Fitch Moody's vs. S&P vs. Fitch<br />

Helaba A/negative Aa2/stable A+/stable - 3<br />

Nord/LB A-/negative Aa2/negative A/stable - 4<br />

Bremer LB - Aa2/negative A/stable - 3<br />

LBBW A-/negative Aa2/negative A+/negative - 4<br />

LBB - A1/ stable Aa-/stable -1<br />

HSH Nordbank BBB+/negative A2/stable A/negative - 2<br />

WestLB BBB+/negative A2/negative A-/negative - 2<br />

BayernLB (BBB+/negative)* A1/stable A+/negative 0 (- 3)<br />

SaarLB - A1/ RUR/down A+/negative 0<br />

DekaBank A/stable Aa2/stable - - 3<br />

S-Finanzgruppe - Aa2/ stable - -<br />

Sparkassenverbund<br />

Baden-Württemberg<br />

- Aa3/stable - -<br />

Ostdeutscher<br />

Sparkassenverband<br />

- Aa3/stable - -<br />

S-Finanzgruppe<br />

Hessen-Thüringen<br />

A/negative - A+/stable - 1<br />

Sparkasse KölnBonn - Aa2/RUR/down** - -<br />

Sparkasse Aachen - Aa2/stable - -<br />

Sparkasse Spree-Neise - Aa2/stable - -<br />

Stadtsparkasse Düsseldorf - Aa1/stable - -<br />

Kreissparkasse Köln - Aa2/stable - -<br />

* Rating wurde auf Wunsch der BayernLB zum 19.10.09 zurückgezogen<br />

**RUR/down: Rating under Review/possible downgrade = Rating unter Beobachtung, mögliche Herabstufung<br />

Quellen: Moody's, Fitch Rating Services und Standard & Poor’s<br />

b) Wer ist der Adressat?<br />

I. d. R. richten sich externe Ratings an Investoren,<br />

die in Schuldtitel wie z. B. Anleihen investieren.<br />

Bisher waren innerhalb des Verbunds<br />

derlei Aktivitäten fast ausschließlich auf die<br />

Landesbanken beschränkt. Innerhalb der letzten<br />

Jahre haben aber auch zunehmend Sparkassen<br />

ein gewisses Maß an Kapitalmarktaktivität<br />

entfaltet. So z. B. die Sparkasse KölnBonn,<br />

die Sparkasse Aachen, die Stadtsparkasse Düsseldorf<br />

und die Kreissparkasse Köln.<br />

c) Die Ratingunterstützung der<br />

Landesbanken am Beispiel von<br />

Standard & Poor’s<br />

Während in der Vergangenheit die Bonität der<br />

Landesbanken recht homogen eingeschätzt<br />

wurde, hat sich diese Beurteilung nicht nur bei<br />

den Ratingagenturen sondern auch bei den<br />

Investoren verändert. Wie oben bereits erwähnt,<br />

profitieren die Ratings der Institute vom Verbund.<br />

Am Beispiel von Standard & Poor’s (siehe<br />

nachfolgende Abb. 3) wird dies deutlich.<br />

Abbildung 3: Rating Unterstützung am Beispiel von Standard & Poor’s<br />

Landesbank<br />

aktuelles Rating<br />

Emittenten Rating (corporate credit rating)<br />

Rating<br />

Unterstützung<br />

(in notches)<br />

Rating ohne<br />

Unterstützung<br />

Helaba A/negative 3 BBB/negative<br />

Nord/LB A-/negative 3 BBB-/negative<br />

LBBW A-/negative 3 BBB-/negative<br />

HSH Nordbank BBB+/negative 4 BB/negative<br />

BayernLB BBB+/negative* 4 BB/negative*<br />

WestLB BBB+/negative 5 BB-/negative<br />

* Rating wurde auf Wunsch der BayernLB zum 19.10.09 zurückgezogen<br />

Quelle: Standard & Poor’s<br />

Moody's S&P Fitch<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Beitrag<br />

» Die Ratinganalysen<br />

machen deutlich,<br />

dass v. a. die Landesbanken<br />

vom Verbund<br />

und der Verbindung<br />

zu den Sparkassen<br />

profitieren. «<br />

75


76<br />

Beitrag<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Abbildung 4: Refinanzierungskosten am Kapitalmarkt für ausgewählte<br />

Landesbankenanleihen<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Jun 08 Oct 08 Feb 09 Jun 09 Oct 09<br />

WESTLB 4.5% 01/13 HSHN 4.25% <strong>03</strong>/13<br />

HESLAN 4.25% <strong>03</strong>/13 NDB 4.5% 04/13<br />

Quelle: Bloomberg<br />

Selbstständig und ohne die unterstützende<br />

Wirkung des Verbunds könnten die Landesbanken<br />

auf dem Bonitätsniveau „ohne Unterstützung“<br />

nur schwer am Markt bestehen.<br />

d) Auswirkungen auf die Refinanzierungsfähigkeit<br />

der Landesbanken<br />

Die aktuell gehandelten Spreads einiger ausgewählter<br />

Anleihen (ohne Staatsgarantien)<br />

weisen eine zunehmende Divergenz auf, insbesondere<br />

seit Oktober 2008.<br />

Im Vergleich zu den derzeit am Markt gehandelten<br />

Spreads für Finanzinstitute zeigt sich,<br />

dass die Landesbanken sich damit aber immer<br />

noch deutlich günstiger refinanzieren, als es<br />

der vergleichbaren Ratingkategorie entsprechen<br />

würde.<br />

5. Fazit<br />

Abbildung 5: Kapitalmarkt „spreads“ für Finanzinstitute<br />

Die derzeitige Marktsituation stellt die Sparkassen<br />

vor schwierige Herausforderungen.<br />

Gleichzeitig eröffnen sich aber auch Handlungsalternativen,<br />

die in der Vergangenheit<br />

vielleicht weniger Beachtung oder Relevanz<br />

hatten. Um einen höheren Spielraum und<br />

eine langfristige Unabhängigkeit – auch in<br />

Krisenzeiten – zu gewähren, ist eine höhere<br />

1600<br />

1500<br />

1400<br />

1300<br />

1200<br />

1100<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Oct 07 Feb 08 Jun 08 Oct 08 Feb 09 Jun 09 Oct 09<br />

Quelle: Bloomberg<br />

iBoxx € Financials AA iBoxx € Financials A iBoxx € Financials BBB


Effizienz im Risikomanagement und ein verbessertes<br />

Rentabilitätsniveau notwendig. Je<br />

nach Situation des einzelnen Instituts, kann<br />

eine höhere Flexibilität bei der Refinanzierung<br />

– z. B. durch Kapitalmarktinstrumente – dabei<br />

durchaus eine Rolle spielen. Die Zunahme<br />

externer Ratings innerhalb des Sparkassenlagers<br />

zeigen, dass Kapitalmarktaktivitäten nicht<br />

mehr alleine auf Landesbanken beschränkt<br />

sein müssen. Das dafür notwendige externe<br />

Rating für Sparkassen ist dabei durchaus wett-<br />

PRAXISTIPPS<br />

bewerbsfähig. Problematischer ist die Situation<br />

allerdings für die Landesbanken. Eine weitere<br />

Loslösung von Ihrer Funktion als Servicepartner<br />

der Sparkassen, was bisher durch eine maßgebliche<br />

Beteiligung und einem damit einhergehenden<br />

strategischen Interesse verbunden<br />

war, würde logischerweise damit entweder nur<br />

eine massive Fokussierung auf deren Servicefunktion<br />

oder aber eine Bündelung der Landesbankaktivitäten<br />

auf Bundesebene zulassen. Wie<br />

auch immer diese aussehen mag. £<br />

Beitrag<br />

Sparkassen sollten sich stärker mit der Methodik und Sichtweise der Ratingagenturen auseinandersetzen. Dies ermöglicht<br />

nicht nur ein besseres Benchmarking zu den Sparkassen, sondern erleichtert auch ein Benchmarking auf europäischer<br />

Ebene.<br />

Bei der Evaluierung des Refinanzierungsbedarfs und der individuellen Bankensteuerung sind größere Sparkassen gut<br />

beraten, auch weitere Finanzierungsinstrumente wie z. B. Anleihen in Betracht zu ziehen und die Kapitalmarktentwicklung<br />

zu beobachten.<br />

Bei der Überlegung für ein externes Rating müssen Kosten und Nutzen abgewogen werden. Gegebenfalls kann hier der<br />

Regionalverband oder die Landesbank eine Rolle bei der regionalen Bündelung bei gleichzeitig werthaltiger Besicherung<br />

einnehmen<br />

Die einzelne Sparkasse hat auf ein finales Rating einen unterschiedlichen Einfluss. Bei einem Regional-Verbundrating ist<br />

der Einfluss gering, bei einem individuellen Rating höher. In jedem Fall sollte sich das Institut gut vorbereiten und ein<br />

halbes Jahr Vorlauf für eine Kapitalmarkttransaktion einplanen.


78<br />

Beitrag<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Vorstand Kredit Konto Anlage Recht Handel Controlling Revision IT<br />

Kundenorientierung: Optimierung<br />

von Banköff nungszeiten am Fallbeispiel<br />

der Volksbank Leipzig<br />

Autoren:<br />

Lucretia Löscher, Rechtsanwältin,<br />

Consultant, HHL – Leipzig Graduate<br />

School of Management.<br />

Marcus Göpfert, HHL – Leipzig Graduate<br />

School of Management.<br />

Tanja Bogumil, HHL – Leipzig Graduate<br />

School of Management.<br />

Diskutieren Sie zum Thema<br />

dieses Beitrags mit anderen<br />

<strong>BankPraktiker</strong>n in unserer Gruppe<br />

bei .<br />

Kreditinstitute müssen mehr denn je an Öff nungszeitkonzepten arbeiten, die<br />

sowohl Geschäfts- als auch Privatkunden gerecht werden, die den Kundenzulauf<br />

in zentralen und ländlichen Filialen beachten und die Wettbewerbsfähigkeit im<br />

Vergleich mit konkurrierenden Instituten sicherstellen.<br />

Diesen Beitrag finden Sie<br />

dort unter der Rubrik:<br />

Vorstand.<br />

» Öffnungszeiten<br />

sind Teil eines durch<br />

die Bank festgelegten<br />

Customer<br />

Care Konzepts und<br />

richten sich v. a. an<br />

aktuelle und potenzielle<br />

Kunden. «<br />

1 Schmidt, Zufriedenheitsorientierte Steuerung<br />

des Customer Care, S. 9f.; 253.<br />

I. Einleitung<br />

w Öff nungszeiten sind und waren schon<br />

immer Anlass für Diskussionen. Den schmalen<br />

Grad zwischen Kundenzufriedenheit, wirtschaftlichen<br />

Erwägungen, rechtlicher Zulässigkeit<br />

und Mitarbeiterbedürfnissen zu fi nden, ist<br />

eine der schwierigsten Aufgaben von Unternehmen<br />

im Zusammenhang mit dem Außenauftritt.<br />

Öff nungszeiten von Banken sind auf<br />

Grund dessen, dass der Zugang des Kunden<br />

zu eigenen fi nanziellen Mitteln gewährt und<br />

nicht nur der Einkauf von Waren ermöglicht<br />

wird, besonders sensibel. Trotz EC-Automaten,<br />

bargeldlosem Zahlungsverkehr und<br />

Online Banking, nutzen Kunden die Service-<br />

und Beratungscenter für Transaktionen. Als<br />

Folge müssen Kreditinstitute mehr denn je an<br />

Öff nungszeitkonzepten arbeiten, die sowohl<br />

Geschäfts- als auch Privatkunden gerecht<br />

werden, die den Kundenzulauf in zentralen und<br />

ländlichen Filialen beachten und die Wettbewerbsfähigkeit<br />

im Vergleich mit konkurrierenden<br />

Instituten sicherstellen.<br />

II. Kundenfreundlichkeit von<br />

Banken<br />

1. Bedeutung von Banköffnungszeiten<br />

für Kunden<br />

Empirische Studien zeigen, dass ein direkter<br />

positiver Zusammenhang zwischen Kundenzufriedenheit<br />

und Unternehmenserfolg sowie Kundenzufriedenheit<br />

und Kundenbindung besteht.<br />

Banköff nungszeiten stellen dabei ein wichtiges<br />

Kriterium für die Zufriedenheit der Kunden dar.<br />

Service- und Beratungszeiten in Bankfi lialen<br />

bieten dem Kunden die einzige Möglichkeit, mit<br />

seiner Bank in persönlichen Kontakt zu treten.<br />

Das Schaltergeschäft und die direkte Beratung<br />

gewährleisten eine individuelle Kundenbetreuung.<br />

Diese ist aber nur unternehmerisch sinnvoll,<br />

wenn zusätzlichen Kosten ein entsprechender<br />

wirtschaftlicher Erfolg gegenüber steht. Der<br />

größte Kostenfaktor ist, sieht man von Mietaufwendungen<br />

ab, das Personal. Die Berater sollten<br />

daher durch Neukunden und Finanzgeschäfte<br />

mit Bestandskunden im Idealfall die durch sie<br />

selbst entstehenden Kosten erwirtschaften. Um<br />

Kunden zu erreichen, müssen die Öff nungszeiten<br />

jedoch an deren zeitliche Möglichkeiten<br />

und Wünsche angepasst werden.<br />

Öff nungszeiten sind Teil eines durch die Bank<br />

festgelegten Customer Care Konzepts und<br />

richten sich vor allem an aktuelle und potenzielle<br />

Kunden 1 . Das Konzept soll als Hauptziel<br />

Kundenzufriedenheit sicherstellen, und damit<br />

Kundenbindung gewährleisten. Bezüglich der<br />

Öff nungszeiten bedeutet dies, dass der Kunde<br />

entsprechend seinen Vorstellungen ausreichend<br />

Möglichkeiten erhält die Bank aufzusuchen,<br />

ohne seine Ablaufroutine mit erheblichem<br />

Aufwand anpassen zu müssen.<br />

2. Unterschiedliche Anforderungen an<br />

Beratungs- und Servicezeiten<br />

Servicezeiten sind im Allgemeinen auf den<br />

Privatkunden zugeschnitten und sollten einen<br />

möglichst großen Teil dieser Kunden zufriedenstellen.<br />

In fast allen Banken wird während<br />

der Servicezeiten auch Beratung angeboten.<br />

Diese Beratungszeiten werden von den Privat-


kunden genutzt, aber auch viele Geschäftskunden<br />

kommen innerhalb ihrer Arbeitszeiten,<br />

um Beratungsservice nutzen zu können.<br />

Einige Kunden, insbesondere Privatkunden mit<br />

sehr langen Arbeits- oder Wegezeiten, schaffen<br />

es jedoch nicht, innerhalb der Servicezeiten<br />

einen Beratungstermin wahrzunehmen.<br />

Für diese Kunden sollte im entsprechenden<br />

Maß auch Beratung außerhalb der Servicezeiten<br />

angeboten werden. Ein Konfliktpunkt liegt<br />

dabei in der Kommunikation dieses Services.<br />

Nur wenn ein Kunde Kenntnis von der Möglichkeit<br />

zusätzlicher Beratungstermine hat, kann er<br />

diese wahrnehmen. Bankberater können ein<br />

Kontingent an wöchentlichen Stunden besitzen,<br />

welche zum Zweck der individuellen Beratung<br />

von Kunden auch außerhalb der allgemeinen<br />

Geschäftszeiten zur Verfügung stehen.<br />

Alternativ ist ein Ausgleich der zusätzlichen<br />

Arbeitszeit zu vereinbaren.<br />

3. Unterschiedliche Anforderungen von<br />

Privat- und Geschäftskunden<br />

Privat- und Geschäftskunden haben unterschiedliche<br />

Bedürfnisse und Anforderungen<br />

an Banken. Privatkunden richten allgemein<br />

den Zeitpunkt Ihrer Bankbesuche nach ihrer<br />

Arbeitszeit aus. Daraus ergeben sich Stoßzeiten<br />

in den ersten Stunden und kurz vor dem<br />

Ende der Öffnungszeiten. Schüler, Studenten<br />

und Rentner sind meist flexibler und nutzen<br />

Service- und Beratungszeiten über den gesamten<br />

Tag.<br />

Geschäftskunden sind schwieriger zu gruppieren<br />

und setzen aufgrund ihrer Bedeutung eine<br />

gewisse Flexibilität der Bank voraus. Neben den<br />

Servicezeiten die u.a. für den Zahlungsverkehr<br />

genutzt werden, nehmen Geschäftskunden<br />

tendenziell häufiger individuelle Beratungstermine<br />

wahr 2 . Kunden, die die Bank sowohl<br />

als Geschäfts- als auch als Privatkunden nutzen,<br />

haben entsprechend aktueller Studien die<br />

höchsten Anforderungen an ihre Bank 3 . Dieser<br />

Tatsache ist durch eine individuellere Betreuung<br />

dieser Gruppe Rechnung zu tragen, um<br />

Zufriedenheit zu gewährleisten.<br />

Als Folge größerer Erwartungshaltungen<br />

und wegen der überragenden Bedeutung<br />

dieser Kunden für die Bank, erhalten große<br />

Geschäftskunden Beratung durch einen eigenen<br />

Betreuer aus dem Geschäftskundenbereich<br />

der Bank. Dieser Service zeichnet sich dadurch<br />

aus, dass der Berater auf Anfrage auch in das<br />

Unternehmen kommt und nur ein Ansprechpartner<br />

entsprechend des Grundsatzes „one<br />

face to the customer“ die Angelegenheiten<br />

eines Geschäftskunden bearbeitet.<br />

4. Unterschiedliche Anforderungen von<br />

zentralen und ländlichen Filialen<br />

Die Schwierigkeit ein Öffnungszeitkonzept zu<br />

optimieren liegt nicht zuletzt darin, dass eine<br />

Bank ein Filialnetz in unterschiedlichen Besiedelungsgebieten<br />

aufweist. Filialen in Stadtkernen<br />

und Filialen in ländlichen Gegenden weisen<br />

unterschiedliche Kundenaktivitäten auf. Zentrale<br />

Filialen haben grundsätzlich einen höheren<br />

Zulauf über den gesamten Tag, in ländlichen<br />

Gebieten sind Filialen kleiner, weil der Kundenstrom<br />

geringer ist. Dafür sind Stoßzeiten klarer<br />

zu erkennen. Dies lässt sich darauf zurückführen,<br />

dass Kunden in städtischen Gebieten flexibler<br />

sind und deren Arbeitsplatz näher an<br />

der nächsten Bankfiliale liegt. Aufgrund der<br />

geringeren Filialdichte in ländlichen Gebieten,<br />

besteht eine größere Abhängigkeit der<br />

Kunden zur regionalen Filiale. Ein Kunde einer<br />

ländlichen Filiale ist deshalb vielmehr von den<br />

Öffnungszeiten der Filiale abhängig, da ein<br />

Ausweichen auf andere Filialen oder Konkurrenzbanken<br />

aufwändig ist.<br />

III. Optimierungsansätze<br />

1. Kundenbedürfnisse<br />

Um Kundenbedürfnisse zu erfassen, gibt es<br />

verschiedene Ansätze. Es könnten Daten ausgewertet<br />

werden, die aus der Nutzung der<br />

Automaten und Kontoauszugsdrucker resultieren.<br />

Dabei kommt es natürlich nicht auf<br />

eine personalisierte Auswertung an, sondern<br />

auf die Möglichkeit, quantitativ zu ermitteln,<br />

wann die Bank am häufigsten besucht wird.<br />

Vorteil ist, dass man auf existierende Werte<br />

zurückgreifen kann und dadurch Informationen<br />

erhält, die ohne einen hohen Kostenaufwand<br />

ausgewertet werden können. Darüber<br />

hinaus ist die Erhebung nicht von einer Beteiligung<br />

der Kunden abhängig und wird durch<br />

diese nicht beeinflusst. Der große Nachteil<br />

dieser Methode ist, dass sie nicht zielgruppenorientiert<br />

genutzt werden kann. Die Person<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Beitrag<br />

2 Löscher Consulting, Bankkundenanalyse 2009.<br />

3 Löscher Consulting, Bankkundenanalyse 2009.<br />

79


Beitrag<br />

» Wurden nach der<br />

Kundenbefragung<br />

und dem Benchmarking<br />

ein oder zwei<br />

neue Konzepte für<br />

Öffnungszeiten entwickelt,<br />

müssen diese<br />

vor der finalen Auswahl<br />

einer rechtlichen<br />

Kontrolle unterzogen<br />

werden. «<br />

80<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

am Automaten kann ein Kunde einer fremden<br />

Bank sein, der nur eine Auszahlung vornehmen<br />

möchte. Ein Bankautomatennutzer muss nicht<br />

zwingend ein Kunde der Bank sein, sondern<br />

kann als Kunde einer anderen Bank Fremdservice<br />

wie z. B. Auszahlungen in Anspruch<br />

nehmen. Es gibt Kunden, die ausschließlich<br />

Automaten nutzen, und deshalb auf die Öffnungszeiten<br />

der Filiale keinen größeren Wert<br />

legen. Schließlich wird nicht ermittelt, ob der<br />

Kunde zufrieden ist oder sich einfach für den<br />

Moment den Umständen, die die Bank vorgegeben<br />

hat, anpasst. Um Kriterien wie Zufriedenheit<br />

messen zu können ist es unumgänglich,<br />

die Kunden direkt zu befragen. Dadurch<br />

erreicht man nicht nur ein besseres Verständnis<br />

für kritische Bereiche der Öffnungszeiten<br />

sondern erzeugt gleichzeitig beim Kunden den<br />

Eindruck, dass die Serviceorientierung für seine<br />

Bank wichtig ist und stetig verbessert werden<br />

soll. Der Anspruch an das Ergebnis der Befragung<br />

bestimmt den Umfang und den Aufwand.<br />

Eine Befragung in einer Filiale ist weniger<br />

aufwändig als eine filial über grei fende. Zur<br />

Objektivierung der Befragung sollten Kunden<br />

auf verschiedenen Wegen angesprochen<br />

werden. Erhebungen durch Mitarbeiter am<br />

Schalter und außerhalb der Räume der Bank<br />

durch Personen, die nicht bei der Bank angestellt<br />

sind, die Bereitstellung von Fragebögen<br />

zur eigenständigen Abgabe durch Kunden und<br />

Datenermittlungen online sowie Befragungen<br />

über die EC-Automaten sind sinnvolle Instrumente.<br />

Unterschiedliche Befragungsmethoden<br />

ermöglichen einen objektiven Überblick<br />

über die tatsächlichen Bedürfnisse der Kunden.<br />

Automatenauswertungen und Kundenbefragungen<br />

ergeben jedoch kein so umfassendes<br />

Bild, um allein daraus ein Öffnungszeitenkonzept<br />

zu entwickeln. Es wird nicht ermittelt,<br />

warum potenzielle Kunden sich final für eine<br />

andere Bank entscheiden. Ursachen dafür,<br />

die im Zusammenhang mit Öffnungszeiten<br />

zu suchen sind, werden deshalb im nächsten<br />

Abschn. behandelt.<br />

2. Bankenumfeld<br />

Kunden suchen sich ihre Bank meist nicht spontan<br />

aus, sondern orientieren sich an verschiedenen<br />

Kriterien. Neben Reputation und lokaler<br />

Präsenz sind auch die Leistungen der Bank<br />

für den Kunden maßgeblich. Dabei muss zwischen<br />

Leistungen unterschieden werden, die<br />

vertragsabhängig sind und Leistungen, die<br />

grundsätzlich im Zusammenhang mit der Service-<br />

und Kundenorientierung stehen. Öffnungszeiten<br />

gehören klar zu der zweiten<br />

Kategorie.<br />

Um ein Benchmarking mit anderen Banken<br />

durchzuführen, sollte vorher sorgfältig ausgewählt<br />

werden, welche Banken in den Vergleich<br />

einbezogen werden. Privatbanken und<br />

öffentlich-rechtliche Kreditinstitute haben oft<br />

unterschiedliche Ansätze und kalkulieren mit<br />

anderen Wirtschaftlichkeitsmaßstäben. Auch<br />

werden unterschiedliche Kundenkreise angesprochen.<br />

Eine Privatbank sollte deshalb auf<br />

jeden Fall eine weitere private Bank in das<br />

Benchmarking aufnehmen, idealerweise eine,<br />

die ein strukturell vergleichbares Filialnetz aufweist.<br />

Erfolgreiche Standorte der eigenen Bank<br />

müssen zum Vergleich herangezogen werden.<br />

Wettbewerb sollte sich außerdem immer am<br />

lokalen Best Practice-Modell orientieren. Oftmals<br />

wird es ein öffentlich-rechtliches Institut<br />

geben, dass nicht nur ein dichtes Filialnetz,<br />

sondern auch sehr weitreichende Öffnungszeiten<br />

aufweist. Bei dem Benchmarking geht<br />

es nicht in erster Linie darum, die längsten Öffnungszeiten<br />

zu adaptieren. Vielmehr sollen<br />

die Unterschiede zu den anderen Banken auf<br />

Zeiten aufmerksam machen, die Kunden gern<br />

in Anspruch nehmen und solche, die nicht<br />

oder nur wenig Nachfrage nach Service und<br />

Beratung generieren. Neben dem Vergleich<br />

der allgemeinen Öffnungszeiten ist auch ein<br />

Vergleich flexibler Beraterzeiten hilfreich. Wie<br />

bereits in Abschn. 2 beschrieben, sind diese<br />

Zeiten besonders für die Geschäftskunden<br />

relevant.<br />

3. Rechtliche Grundsätze<br />

Wurden nach der Kundenbefragung und dem<br />

Benchmarking ein oder zwei neue Konzepte<br />

für Öffnungszeiten entwickelt, müssen diese<br />

vor der finalen Auswahl einer rechtlichen Kontrolle<br />

unterzogen werden. Sowohl gesetzliche<br />

Bestimmungen wie z. B. Arbeitszeitregelungen<br />

als auch arbeitsvertragliche Klauseln<br />

können Konzepte scheitern lassen. Gesetzliche<br />

Bestimmungen sind nicht abdingbar, d.h.<br />

sie sind als Schutzbestimmungen für die Arbeitnehmer<br />

nicht durch Verträge einschränkungsfähig.<br />

Nach § 3 ArbZG darf die werktägliche<br />

Arbeitszeit der Arbeitnehmer acht Stunden


nicht überschreiten. Sie kann auf bis zu zehn<br />

Stunden nur verlängert werden, wenn innerhalb<br />

von sechs Kalendermonaten oder innerhalb<br />

von 24 Wochen im Durchschnitt acht Stunden<br />

werktäglich nicht überschritten werden.<br />

Deshalb sollten grundsätzlich Öffnungszeiten<br />

entweder diese acht Stunden Regelung<br />

berücksichtigen oder es müssen Schichtsysteme<br />

eingeführt werden. Auch europäische<br />

Regelungen sind zu beachten. Bei einer täglichen<br />

Arbeitszeit von mehr als sechs Stunden<br />

sind Ruhepausen von 30 Minuten (unterteilbar<br />

in Einheiten von 15 Minuten) obligatorisch.<br />

Insbesondere in kleinen Filialen mit wenigen<br />

Mitarbeitern kann das zu Einschränkungen<br />

führen. Entweder wird über Mittag die Filiale<br />

geschlossen, oder es müssen so viele Mitarbeiter<br />

in der Filiale arbeiten, dass die Pausenzeiten<br />

realisiert werden können, ohne Auflagen<br />

von Versicherungen zu gefährden. Die Kasse ist<br />

in dem Zusammenhang das zentrale Problem.<br />

Nach dem Vier-Augen Prinzip sind bei geöffneter<br />

Kasse, also den Servicezeiten, grundsätzlich<br />

zwei Mitarbeiter zu beschäftigen. Ist zeitweise<br />

nur ein Mitarbeiter anwesend, z. B. durch<br />

eine Pause des Anderen, kann die Versicherung<br />

bei einem Schaden die Regulierung ablehnen.<br />

Neben den Regelungen zur Arbeitszeit müssen<br />

auch die betriebsverfassungsrechtlichen Regelungen<br />

beachtet werden. Haben die Änderungen<br />

der Öffnungszeiten Auswirkungen auf<br />

die Arbeitsplätze, so ist der Betriebsrat durch<br />

den Arbeitgeber zu informieren. Der Betriebsrat<br />

hat darüber hinaus gem. § 87 I Nr. 2 BetrVG<br />

ein Mitbestimmungsrecht hinsichtlich Anfang<br />

und Ende der täglichen Arbeitszeit sowie den<br />

Pausenregelungen und der wöchentlichen Verteilung<br />

der Arbeitszeit. Deshalb ist es sinnvoll,<br />

die Arbeitnehmervertretung frühzeitig in die<br />

Erarbeitung eines Arbeitszeitkonzepts einzubeziehen.<br />

Kommt eine Einigung über die Angelegenheit<br />

nicht zustande, so entscheidet die<br />

Einigungsstelle. Der Spruch der Einigungsstelle<br />

ersetzt die Einigung zwischen Arbeitgeber und<br />

Betriebsrat.<br />

IV. Fallbeispiel Volksbank Leipzig<br />

1. Ausgangssituation<br />

Die Volksbank Leipzig ist eine Genossenschaftsbank.<br />

Der Partnerschaftsgedanke sowie die<br />

Kundenorientierung stehen im Zentrum des<br />

wirtschaftlichen Handelns. Der Kunde wird<br />

auf persönlicher Ebene angesprochen und<br />

Kundenzufriedenheit ist als richtungsweisender<br />

Faktor im Leitbild fest verankert.<br />

Ein zentraler Aspekt in diesem Zusammenhang<br />

ist die Optimierung der Öffnungszeiten.<br />

Dabei darf der Fokus jedoch nicht allein auf<br />

den Kundenerwartungen liegen. Zusätzlich ist<br />

dem Wettbewerb sowie den arbeitsrechtlichen<br />

und vertraglichen Restriktionen Rechnung zu<br />

tragen. Dass diese Bereiche konfliktär zueinander<br />

stehen ist eindeutig. Die Herausforderung<br />

besteht also darin, einen optimalen Mittelweg<br />

zu finden, um die Position der Volksbank Leipzig<br />

zu stärken.<br />

Eine Besonderheit des Filialnetzes der Volksbank<br />

Leipzig liegt in seiner Struktur. Neben den<br />

klassischen Stadtfilialen bestehen auch mehrere<br />

sog. Landfilialen, welche unterschiedliche<br />

Öffnungszeiten aufweisen. Den unterschiedlichen<br />

Gegebenheiten der Stadt- und Landgebiete<br />

ist bei der Konzeptentwicklung Rechnung<br />

zu tragen.<br />

2. Projektablauf<br />

Am Anfang des Projekts stand eine umfangreiche<br />

Analyse der Ausganssituation. Darauf<br />

aufbauend wurden verschiedene Lösungsansätze<br />

entwickelt und anhand festgelegter Kriterien<br />

bewertet. Abschließend wurde ein Konzept<br />

ausgewählt und konkretisiert.<br />

Um die Objektivität insbesondere bei den persönlichen<br />

Kundeninterviews zu wahren, wurde<br />

ein standardisierter Kurzfragebogen entwickelt.<br />

Gefragt waren neben der allgemeinen<br />

Zufriedenheit mit den Öffnungszeiten auch die<br />

gewünschten Anfangs- und Schließzeiten. Weiterhin<br />

wurde ermittelt, wann Servicezeiten am<br />

Schalter durch den Kunden genutzt werden.<br />

Gespräche mit den Filialleitern und Mitarbeitern<br />

boten eine sinnvolle Ergänzung der<br />

eigentlichen Kundenbefragung. Aus den langjährigen<br />

Erfahrungen der Mitarbeiter hinsichtlich<br />

allgemeiner Kundenverhaltensweisen und<br />

Reaktionen der Kunden auf Veränderungen der<br />

Öffnungszeiten in der Vergangenheit konnten<br />

wertvolle Schlussfolgerungen für das aktuelle<br />

Projekt gezogen werden. Die Gespräche boten<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Beitrag<br />

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82<br />

Beitrag<br />

» Grundprinzipien<br />

der Konzepte waren<br />

ein kurzer Mittwoch<br />

und eine Verlängerung<br />

der Öffnungszeit<br />

am Freitag. «<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

auch die Möglichkeit, die unterschiedlichen<br />

Anforderungen von Privat- und Geschäftskunden<br />

zu bestimmen und die Möglichkeit einer<br />

Trennung von Service- und Beratungszeiten zu<br />

ermitteln.<br />

Die aus den verschiedenen Kanälen gewonnen<br />

Erkenntnisse wurden bei der abschließenden<br />

Bewertung mit entsprechender Gewichtung<br />

einbezogen. Wichtig war neben der Unterscheidung<br />

von Privat- und Geschäftskunden auch<br />

die Berücksichtigung von Kunden, die sowohl<br />

privat als auch geschäftlich mit der Volksbank<br />

Leipzig verbunden sind.<br />

Des Weiteren war die Wettbewerbssituation in<br />

Leipzig und Umgebung zu untersuchen. Wie<br />

bereits erläutert, bieten die Öffnungszeiten für<br />

den Kunden die einzige Möglichkeit zur direkten<br />

Kontaktaufnahme mit der Bank und können<br />

folglich zu einem wettbewerbsentscheidenden<br />

Faktor werden. Um Anhaltspunkte für die spätere<br />

Konzepterstellung zu sammeln, wurde<br />

ein intensives Benchmarking mit dem größten<br />

Wettbewerber vor Ort sowie einem Kreditinstitut<br />

mit vergleichbarer Struktur und Filialdichte<br />

durchgeführt. Das Benchmarking zeigte Möglichkeiten<br />

für eine bewusste Abgrenzung der<br />

Volksbank Leipzig vom Wettbewerb.<br />

Abschließend wurde eventuellen arbeitsrechtlichen<br />

und vertraglichen Restriktionen<br />

Rechnung getragen. Arbeitszeiten-, Schichten-,<br />

Pausen- und Überstundenregelungen<br />

des neuen Konzepts waren zu überprüfen und<br />

anhand der vorhandenen Anzahl von Mitarbeitern<br />

auf ihre Realisierbarkeit zu überprüfen.<br />

Der Betriebsrat und dessen Rechte waren<br />

einzubeziehen.<br />

3. Ergebnis<br />

Es ergaben sich drei Konzepte. Einige Kriterien,<br />

die durch die Projektarbeit festgestellt<br />

wurden, widerholten sich aufgrund ihrer zentralen<br />

Bedeutung, andere Charakteristika gaben<br />

den Konzepten eine klare und von den anderen<br />

Konzepten eindeutig abgrenzbare Richtung.<br />

Grundprinzipien der Konzepte waren<br />

ein kurzer Mittwoch und eine Verlängerung<br />

der Öffnungszeit am Freitag. Die Befragungen<br />

der Kunden und der Mitarbeiter ergaben filialübergreifend<br />

eine geringe Nutzung der Service-<br />

und Beratungszeiten am Mittwoch. Erklä-<br />

rungen für diese Erscheinung fallen schwer.<br />

Der Mittwoch ist kein klassischer Behördentag.<br />

Die Kunden der Bank könnten Bankangelegenheiten<br />

eher mit dem Gang zu einer Behörde<br />

als mit einem gewöhnlichen Einkauf verbinden.<br />

Eine weiterer Ansatz wäre der zeitliche<br />

Abstand zum Wochenende. Freitags wurde in<br />

der Vergangenheit bereits um 12 Uhr geschlossen.<br />

Viele Kunden sahen hierin ein Defizit und<br />

kritisierten die Regelung. Mangelnde Kundenzufriedenheit<br />

und auch der Wettbewerbsnachteil<br />

zu den anderen Banken ergaben, dass<br />

freitags auf jeden Fall länger geöffnet werden<br />

muss.<br />

Das erste Konzept ging von einer vollständig<br />

einheitlichen Gestaltung der Öffnungszeiten<br />

für alle Filialen, und zwar sowohl für Stadt- als<br />

auch für Landfilialen, aus. Einziger Unterschied<br />

war, dass die Landfilialen über Mittag eine<br />

Stunde schließen. Dies ermöglicht den Mitarbeitern<br />

die Automaten aufzufüllen und die<br />

gesetzliche Mittagspause einzuhalten. Einheitliche<br />

Öffnungszeiten erleichtern dem Kunden,<br />

sich diese Zeiten einzuprägen und verhindern<br />

damit Irrtümer hinsichtlich der tages- und filialabhängigen<br />

Geschäftszeiten.<br />

Dies kann die Kundenzufriedenheit wesentlich<br />

erhöhen und die Kundenbeziehung stärken.<br />

Ein Nachteil ist hier allerdings der Kostenaspekt.<br />

Eine Angleichung der Öffnungszeiten würde<br />

eine Verlängerung in den äußeren Landbezirken<br />

mit sich bringen. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis<br />

dieser Maßnahme ist dementsprechend<br />

zentraler Entscheidungsfaktor.<br />

Beim zweiten Öffnungszeitenkonzept wurden<br />

die täglichen Geschäftszeiten so gestaltet,<br />

dass sie den verschiedenen Bedürfnissen der<br />

unterschiedlichen Kundengruppen durch eine<br />

erhöhte Flexibilität entgegen kommen. Die Filialen<br />

wurden in Stadt- und Landfilialen unterteilt.<br />

Die Landfilialen wurden darauf ausgerichtet,<br />

an einigen Tagen der Woche bis 19 Uhr<br />

zu öffnen und darüber hinaus Beratungszeiten<br />

außerhalb der Öffnungszeiten aktiv anzubieten.<br />

Damit wurde berücksichtigt, dass die<br />

Kunden auf dem Land häufig längere Wegezeiten<br />

zur Arbeit haben und deshalb spätere<br />

Termine benötigen. Die Öffnungszeiten<br />

der Stadtfilialen wurden dagegen über die<br />

Woche verteilt homogener geplant. Auch die<br />

unterschiedlichen Bedürfnisse der Geschäfts-


und Privatkunden wurden bei diesem Konzept<br />

einbezogen. Konkret war es möglich, für<br />

Geschäftskunden an bestimmten Tagen in der<br />

Woche besonders früh zu öffnen und für Privatkunden<br />

an anderen Tagen besonders spät<br />

zu schließen. Berücksichtigt wurde auch, inwieweit<br />

eine verstärkte Trennung von Service- und<br />

Beratungszeiten wertbringend für die Kunden<br />

der Volksbank Leipzig ist.<br />

Das dritte Konzept überzeugte durch den<br />

Fokus auf die Hauptgeschäftsstelle mit besonders<br />

langen Geschäftszeiten und schränkte<br />

diese für die übrigen Filialen ein. Vorteil dieser<br />

„französischen Lösung“ 4 war, dass die im Innenstadtkern<br />

liegende Zentrale damit extrem wettbewerbsfähig<br />

gewesen wäre. Insbesondere für<br />

das Neukundengeschäft ist das ein wichtiger<br />

Vorteil. Die übrigen Stadtfilialen und die Landfilialen<br />

hätten die Öffnungszeiten verringert,<br />

um mehr individuelle Beratung durchführen<br />

zu können. Die Kommunikation der verkürzten<br />

Öffnungszeiten gegenüber den Kunden<br />

war allerdings ein wesentlicher Nachteil. Darüber<br />

hinaus sind viele Kunden so weit vom Stadtkern<br />

entfernt ansässig, dass ein Verweis an die<br />

Zentrale bei spätem Bedarf für Serviceleistungen<br />

schwer zumutbar schien.<br />

Durch unterschiedliche Prioritäten hat jedoch<br />

kein Geschäftszeitenmodell ausschließlich Vor-<br />

teile.<br />

Die finale Optimierung erfolgte deshalb nicht<br />

durch die Wahl eines der drei Konzepte, sondern<br />

durch eine möglichst verlustfreie Kom-<br />

PRAXISTIPPS<br />

bination der Vorteile aller Varianten, ohne die<br />

jeweiligen Nachteile tragen zu müssen.<br />

Für die Zentrale wurden besonders umfangreiche<br />

Öffnungszeiten festgelegt, um zum Einen<br />

im Wettbewerbsvergleich eine führende Rolle<br />

einzunehmen und zum Anderen den Kundenbedürfnissen<br />

Rechnung zu tragen, denn<br />

in der Innenstadt sind auch die umliegenden<br />

Geschäfte besonders lang geöffnet. Für die übrigen<br />

Stadt- und Landfilialen wurde ein einheitliches<br />

Konzept entwickelt. Der Kunde hat damit<br />

wie fast in keiner anderen Bank ein sehr eingängiges,<br />

einfaches System von Öffnungszeiten, das<br />

aber gleichzeitig durch eine Erweiterung der Öffnungszeiten<br />

allen Kundengruppen gerecht wird.<br />

Trotzdem ist es durch eine geschickte Verteilung<br />

möglich, die neuen Öffnungszeiten ohne einen<br />

Mehrbedarf an Personal oder eine Erhöhung der<br />

Wochenarbeitszeit der Mitarbeiter umzusetzen.<br />

V. Fazit<br />

Banken müssen ihre Kunden durch Leistungsfähigkeit<br />

und Leistungsbereitschaft überzeugen.<br />

Erreichbarkeit ist dabei ein wichtiges Kriterium.<br />

Die Festlegung der Öffnungszeiten<br />

sollte alle hier dargestellten Aspekte berücksichtigen.<br />

Dabei spielt auch der angesprochene<br />

Kundenkreis eine wesentliche Rolle. Schließlich<br />

sollte das gewählte Konzept überzeugend sein,<br />

denn neben einigem Aufwand, die Öffnungszeiten<br />

zu bewerben und den Kunden mitzuteilen,<br />

sollte mittelfristig von fortlaufenden Änderungen<br />

abgesehen werden. £<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Beitrag<br />

4 In Anlehnung an die starke politische Zentralisierung<br />

in Frankreich.<br />

Spezielle Kundengruppen, welche die allgemeingültigen Öffnungszeiten nicht wahrnehmen können, sollten die Möglichkeit<br />

zu individuellen Beratungsterminen haben.<br />

Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, solche potenziellen Beratungstermine aktiv zum Kunden zu kommunizieren.<br />

Eine hohe Aufmerksamkeit gilt Geschäftskunden, die gleichzeitig Privatkunden sind, da für diese ein breites Spektrum<br />

an Produkten in Frage kommt, sie aber auch eine variablere Beratung voraussetzen.<br />

83


84<br />

Beitrag<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Vorstand Kredit Konto Anlage Recht Handel Controlling Revision IT<br />

Vorfälligkeitsentschädigung bei<br />

Forwarddarlehen<br />

Autoren:<br />

Prof. Dr. Konrad Wimmer,<br />

Geschäftsbereichsleiter Bankinnovation<br />

msgGillardon AG Ismaning.<br />

Dr. Patrick Rösler,<br />

Rechtsanwalt, Geschäftsführer<br />

Finanz Colloquium Heidelberg GmbH.<br />

Diskutieren Sie zum Thema<br />

dieses Beitrags mit anderen<br />

<strong>BankPraktiker</strong>n in unserer Gruppe<br />

bei .<br />

Spezialfragen zur Berechnung von Nichtabnahme- und Vorfälligkeitsentschädigung<br />

bei vorzeitiger Beendigung von Forwarddarlehen.<br />

Diesen Beitrag finden Sie<br />

dort unter der Rubrik:<br />

Kredit.<br />

» Letztlich stellt<br />

sich in der Praxis<br />

häufig die Frage,<br />

ob ein Forwarddarlehen<br />

oder eine<br />

sofortige Umschuldung<br />

für den Kunden<br />

günstiger ist. «<br />

1 BGH vom 07.11.2000, NJW 2001, 509 = WM 2001,<br />

20 = ZIP 2001, 20, dazu von Heymann/Rösler ZIP<br />

2001, 441.<br />

2 Dazu ausführlich Lübbersmann in: Münscher/<br />

Grziwotz/Lang/Krepold, Praktikerhandbuch Baufi<br />

nanzierung, 2. Aufl ., 2007, Rdnr. 73 ff .; Rösler,<br />

WM 2000, 1930.<br />

3 Vgl. Bruchner/Krepold in: Schimansyk/Bunte/<br />

Lwowski, Bankrechtshandbuch, 3. Aufl ., 2007, S.<br />

2170, RdNr. 22a.<br />

I. Einleitung<br />

w Die Vorfälligkeitsentschädigung soll die<br />

Bank oder Sparkasse so stellen, als ob der Darlehensvertrag<br />

bis zum Ende des geschützten<br />

Zinserwartungszeitraums vereinbarungsgemäß<br />

durchgeführt worden wäre. Damit sollen<br />

ihr grob umrissen einerseits die vertraglich<br />

vereinbarten Zahlungen zufl ießen, andererseits<br />

muss sie sich den Vorteil der sofortigen<br />

Verfügbarkeit der Mittel bei der Schadensbetrachtung<br />

anrechnen lassen. Die Schadensberechnung<br />

basiert auf der an anderer Stelle<br />

ausführlich diskutierten Barwertmethode<br />

(Kurswertmethode), die vom BGH 1 anerkannt<br />

ist.<br />

In der Praxis besteht häufi g Unsicherheit, wie<br />

dieses Konzept bei Forwarddarlehen anzuwenden<br />

ist. Bei Forward-Darlehen 2 schließt die<br />

Bank mit dem Kunden einen Darlehensvertrag<br />

ab, der in der Praxis regelmäßig erst in etwa<br />

ein bis drei Jahren (Forward-Zeit) zur Auszahlung<br />

kommen soll. Bereitstellungszinsen fallen<br />

für diese Darlehen während der Forward-Zeit<br />

regelmäßig nicht an. Durch diese Konstruktion<br />

will sich der Kreditnehmer das zum Zeitpunkt<br />

des Vertragsschlusses (niedrige) Zinsniveau<br />

zum Fordwardzinssatz sichern. Dabei treten<br />

mehrere Fragestellungen auf, denen im Folgenden<br />

nachzugehen ist. Zum einen spielt<br />

aus juristischer Sicht eine Rolle, wie unter Auslegung<br />

von § 489 Abs. 1 Ziff er 3 2. HS BGB (nach<br />

Inkrafttreten des Umsetzungsgesetzes Verbraucherkreditrichtline<br />

§ 489 Abs. 1 Ziff er 2 2. HS<br />

BGB) der rechtlich geschützte Zinserwartungszeitraum<br />

bei Forwarddarlehen zu defi nieren ist.<br />

Außerdem ist häufi g unklar, wie aus fi nanzmathematischer<br />

und juristischer Sicht die konkrete<br />

Berechnung der Nichtabnahme- und Vorfälligkeitsentschädigung<br />

bei vorzeitiger Rückführung<br />

bzw. Nichtabnahme von Forwarddarlehen<br />

zu erfolgen hat. Letztlich stellt sich in der<br />

Praxis häufi g die Frage, ob ein Forwarddarle-<br />

hen oder eine sofortige Umschuldung für den<br />

Kunden günstiger ist.<br />

II. Rechtlich geschützter<br />

Zinserwartungszeitraum<br />

bei Forwarddarlehen<br />

1. Neuer (Forward-)Kreditvertrag<br />

Beispiel 1:<br />

Die Bank schließt mit einem Kunden einen<br />

neuen Forward-Kreditvertrag mit einer zehnjährigen<br />

Zinsbindung ab, da der Kunde a) erst<br />

in der Zukunft (z. B. in 2 Jahren) den Kredit für<br />

einen Umbau o. ä. benötigt, aber sich schon<br />

jetzt das vermeintlich niedrige Zinsniveau<br />

sichern will oder b) eine bei einer anderen Bank<br />

noch (z. B. 2 Jahre) laufende Festzinsfi nanzierung<br />

ablösen will und sich wiederum das aktuelle<br />

Zinsniveau sichern will.<br />

In beiden Konstellationen liegt der Fall des<br />

§ 489 Abs. 1 Ziff er 3 2. HS BGB vor, d. h. die<br />

10-Jahresfrist läuft nach dem Wortlaut des<br />

Gesetzes ab dem vollständigen Erhalt der Darlehensvaluta<br />

3 . Problematisch ist hier allerdings<br />

die Koppelung von Forwardvereinbarungen<br />

mit einem normalen Festzinskredit.<br />

Bezogen auf den Wortlaut der Norm kann die<br />

Forward-Zeit beliebig lang sein, theoretisch<br />

kommen 5, 10 und auch 15 Jahre Forward-<br />

Zeit in Betracht. In Übereinstimmung mit dem<br />

Wortlaut der Vorschrift könnte dies bedeuten,<br />

dass der Darlehensnehmer heute einen Kreditvertrag<br />

zur sofortigen Auszahlung mit einer<br />

10-jährigen Zinsfestschreibungszeit abschließt<br />

und einen zweiten Kreditvertrag wiederum mit<br />

10-jähriger Zinsfestschreibung und Auszahlung<br />

in 10 Jahren, wenn die Zinsfestschreibung des<br />

ersten Darlehens abgelaufen ist. Damit hätte er<br />

sich die heutige Zinskondition für wirtschaftlich


ein und dasselbe Darlehen für 20 Jahre gesichert<br />

(Doppeldarlehen).<br />

Zweck des § 489 BGB ist, dem Kreditnehmer<br />

seine wirtschaftliche Bewegungsfreiheit zu<br />

erhalten und ihn nicht übermäßig lange an Kreditverträge<br />

zu binden, um unter dem Druck des<br />

Kündigungsrechts marktgerechte Zinsen zu<br />

vereinbaren und Umschuldungen zu erleichtern.<br />

Die Kündigungsrechte des Darlehensnehmers<br />

dürfen nach § 489 Abs. 4 BGB durch<br />

Vertrag weder ausgeschlossen noch erschwert<br />

werden.<br />

Aus diesem Grund wird die durch obige Konstruktion<br />

des Doppeldarlehens erzielte, faktisch<br />

20-jährige Zinsbindung gegen § 489<br />

BGB verstoßen. Der Darlehensnehmer wäre<br />

20 Jahre wirtschaftlich an dieselbe Finanzierung<br />

gebunden. Dies würde z. B. im Falle der<br />

Nichtabnahme des Darlehens wenige Wochen<br />

nach Abschluss der beiden Darlehensverträge<br />

bedeuten, dass der Darlehensnehmer für das<br />

zuerst zur Auszahlung gelangende Darlehen<br />

für die rechtlich geschützte Zinserwartung der<br />

Bank Nichtabnahmeentschädigung bezahlen<br />

muss 4 . Die rechtlich geschützte Zinserwartung<br />

der Bank beträgt in diesem Fall 10 Jahre und<br />

6 Monate, d. h. der Darlehensnehmer kann das<br />

Darlehen frühestens 10 Jahre nach Auszahlung<br />

kündigen, muss aber eine Kündigungsfrist<br />

von 6 Monaten einhalten. Gleiches gilt für das<br />

Anschlussdarlehen, die Bank könnte nach dem<br />

Wortlaut des Gesetzes darauf vertrauen, dass<br />

dieses Darlehen nach Auszahlung in 10 Jahren<br />

nochmals für 10 Jahre Zinsfestschreibung läuft<br />

und insgesamt für über 20 Jahre Nichtabnahmeentschädigung<br />

für das zweite Darlehen<br />

verlangen. In der Gesamtbetrachtung würde<br />

die Bank grob betrachtet also für wirtschaftlich<br />

ein und dasselbe Darlehen für die ersten<br />

10 Jahre doppelt und außerdem für die Jahre<br />

10–20 eine Entschädigung für eine Nichtabnahme<br />

verlangen können. Weniger extrem<br />

aber prinzipiell ähnlich ist die Schadensbetrachtung,<br />

wenn der Kreditnehmer ein ihm<br />

zustehendes vorzeitiges Tilgungsrecht während<br />

der Laufzeit des ersten Darlehens ausübt<br />

und die Bank dann Vorfälligkeitsentschädigung<br />

für das erste Darlehen und Nichtabnahmeentschädigung<br />

für das zweite Darlehen verlangt.<br />

Aus diesem Grund wird eine überzogene<br />

Konstruktion des Forward-Darlehens insbesondere<br />

bei Doppeldarlehen als Umgehung des<br />

§ 489 BGB nicht möglich sein. Dem Darlehensnehmer<br />

wird dennoch ein Kündigungsrecht<br />

zustehen.<br />

Unter Abwägung des erheblichen Kundeninteresses<br />

am Produkt Forward-Darlehen, insbesondere<br />

in Zeiten einer Niedrigzinsphase<br />

wie derzeit, der normalen Auszahlungsfristen<br />

über Monate oder Jahre bei Baufinanzierungen<br />

(vgl. z. B. Ratenmodell nach § 3 MaBV) und des<br />

eindeutigen Gesetzeswortlauts erscheint es<br />

zulässig, eine Forward-Zeit bis zur Hälfte der<br />

gesetzlich zulässigen Bindung, also 5 Jahre, zu<br />

vereinbaren. Mit dieser Begrenzung dürften<br />

auch Anschlußdarlehen, die nach Ablauf der<br />

ersten 5 Jahre des bestehenden Darlehensvertrages<br />

bei Zinsfestschreibung von 10 Jahren<br />

geschlossen werden oder Doppeldarlehen mit<br />

gleichzeitigem Abschluß und einer Beschränkung<br />

auf 5 Jahre Zinsfestschreibung und<br />

5 Jahre Forward-Zeit, zulässig sein. Darüber<br />

hinaus dürfte eine weitere Ausdehnung der<br />

Forward-Zeit (auch unter besonderer Aufklärung<br />

des Kunden) rechtlich nicht möglich sein<br />

- vom wirtschaftlichen Aspekt der in Abhängigkeit<br />

von der Zinsstrukturkurve möglicherweise<br />

sehr hoch ausfallenden Forwardprämie ganz<br />

abgesehen. Im Ergebnis kann sich die Vorfälligkeitsentschädigung/Nichtabnahmeentschädigung<br />

im beschriebenen Fall des Doppeldarlehens<br />

(„2*10 Jahre“) maximal auf die Restlaufzeit<br />

des Erstdarlehens mit 5 Jahren, das ist zugleich<br />

der Vorlauf des Forwarddarlehens, und einer<br />

Nichtabnahmeentschädigung eines Forwarddarlehens<br />

mit einer Zinsbindung von 10 Jahren<br />

zusammensetzen.<br />

2. Neue Zinsvereinbarung<br />

Beispiel 2:<br />

Die Bank schließt mit einem Kunden bei einem<br />

bereits bestehenden Festzinskredit mit einer<br />

zehnjährigen Zinsbindung z. B. 2 Jahre vor<br />

Ablauf eine Prolongationsvereinbarung wiederum<br />

für 10 Jahre (ab Ablauf der alten Zinsbindung),<br />

da der Kunde sich schon jetzt das<br />

aktuelle Zinsniveau sichern will. Dabei stellt<br />

sich die Frage, ob der Wortlaut § 489 Abs. 1<br />

Ziffer 3 1. HS BGB greift, wonach die 10-Jahresfrist<br />

ab dem Zeitpunkt der Vereinbarung<br />

läuft (in der Abbildung unten also ab dem Jahr<br />

8) oder ob die 10-Jahresfrist erst ab Geltung<br />

der neuen Kondition läuft 5 . Für den Kunden<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Beitrag<br />

» Aus diesem Grund<br />

wird eine überzogene<br />

Konstruktion<br />

des Forward­Darlehens<br />

– insbesondere<br />

bei Doppeldarlehen<br />

– als Umgehung<br />

des § 489 BGB nicht<br />

möglich sein. «<br />

4 BGH WM 1991, 760, dazu WuB I E 4. – 7.91<br />

Beckers; Rösler/Wimmer, WM 2000, 164.<br />

5 So Bruchner/Krepold in: Schimansyk/Bunte/<br />

Lwowski, Bankrechtshandbuch, 3. Aufl., 2007,<br />

S. 2170, RdNr. 22b.<br />

85


86<br />

Beitrag<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

hat dies erkennbar weitreichende Folgen, da<br />

zum einen der Zeitraum der Festzinsbindung<br />

tangiert wird und zum anderen der Zeitraum<br />

der Schadensberechnung bei der Nichtabnahme-/Vorfälligkeitsentschädigungbetroffen<br />

ist (siehe Abb. 1).<br />

Aufgrund der aus vertraglicher Sicht vorgenommenen<br />

Umschuldung durch Abschluss<br />

eines neuen Kreditvertrages kann das Forward-Darlehen<br />

jedoch nicht als Anwendungsfall<br />

von § 489 Abs. 1 Nr. 3 zweiter Halbsatz BGB<br />

eingestuft werden. Diese Norm erfasst nur Fälle,<br />

bei denen sich Darlehensnehmer und Bank vor<br />

Ablauf der Zinsfestschreibung über eine neue<br />

Zinsfestschreibung – in aller Regel mit einem<br />

geänderten Zinssatz – für das bereits bestehende<br />

Darlehen einigen. Ein neuer Darlehensvertrag<br />

wie beim Forward-Darlehen wird in<br />

diesen Fällen gerade nicht geschlossen. Also ist<br />

in jedem Fall abzugrenzen, ob ein neuer Darlehensvertrag<br />

abgeschlossen wurde und damit<br />

ein vom Anwendungsbereich dieser Norm ausgeschlossener<br />

Forwardkredit vorliegt oder ob<br />

Bank und Kunde lediglich zum bestehenden<br />

Darlehensvertrag eine neue Zinsvereinbarung<br />

geschlossen haben, der Vertrag aber ansonsten<br />

unverändert fortlaufen soll. In Abb. 1 ist damit<br />

ausgehend von der Erklärung der Nichtabnahme<br />

des prolongierten Darlehens im Jahr 9<br />

das Jahr 18 für das Ende der rechtlich geschützen<br />

Zinswartung maßgeblich, wenn eine neue<br />

Zinsvereinbarung geschlossen wird, hingegen<br />

das Jahr 20, wenn ein neuer (Forward-)Kredit<br />

abgeschlossen wird.<br />

Abbildung 1: Zinserwartungszeitraum bei Forwarddarlehen<br />

Kreditver -<br />

trag neu<br />

Jahr 8<br />

Zins -<br />

prolongation<br />

Neuer<br />

Zinssatz<br />

verein -<br />

bart<br />

Jahr 9<br />

NA des<br />

prolongierten<br />

Darle -<br />

hens<br />

Jahr 10<br />

III. Berechnung der<br />

Nichtabnahme-/Vorfälligkeitsentschädigung<br />

bei Forwarddarlehen<br />

Im obigen Beispiel 1 ist aus juristischer und aus<br />

ökonomischer Sicht davon auszugehen, dass<br />

der Schaden gerechnet auf den geschützten<br />

Zinserwartungszeitraum zu erfolgen hat. Bei<br />

einer Forwardvereinbarung heute mit einer<br />

Vorlaufzeit von 2 Jahren und einer Zinsbindung<br />

von 10 Jahren ab Auszahlung wird der Schaden<br />

bei einer angenommenen Nichtabnahme am<br />

Tag des Darlehensvertragsschlusses zum Zeitpunkt<br />

der Auszahlung in 2 Jahren auf 10 Jahre<br />

(Ablauf der Zinsbindung) gerechnet, womit<br />

der künftige Cash-Flow bei der Berechnung in<br />

zwei Jahren startet. Die „weit“ in der Zukunft liegenden<br />

Cash-Flows sind dementsprechend auf<br />

den „heutigen“ Tag abzuzinsen. Würde fälschlicherweise<br />

eine Sofortauszahlung „heute“ bei<br />

der Schadensbetrachtung angenommen, so<br />

würde der Schaden deutlich überzeichnet, da<br />

die Cash-Flows zu gering abgezinst würden.<br />

Um diesen Sachverhalt zu verdeutlichen, wird<br />

angenommen, dass der Bankkunde ursprünglich<br />

zum Zeitpunkt 0 einen Kredit über 100 T€<br />

zu 5% p. a. bei einem Tilgungssatz von 2% abgeschlossen<br />

hat. Bei einer angenommen normal<br />

verlaufenden Zinsstrukturkurve (1 Jahr 3%,<br />

vereinfachend wiederum pro Jahr um linear<br />

0,25%-Punkte ansteigend) ergibt sich der in<br />

Abb. 2 dargestellte Cash-Flow und der damit<br />

verbundene Margenbarwert.<br />

Zins -<br />

prolongation<br />

Beginn<br />

neue<br />

Zinsbin -<br />

dung<br />

Schadensberechnung bis Jahr 18 oder 20?<br />

Jahr 20


Der Kunde schließe später zum Zeitpunkt 3 auf<br />

Basis der vereinfachend als unverändert angenommeen<br />

Zinsstrukturkurve ein Forwarddarlehen<br />

ab, das in zwei Jahren zur Auszahlung<br />

gelangt. Das Volumen in Höhe von 90 T€ 6 wird<br />

pro Jahr zu 2% getilgt; Forwardsatz 6,0791%.<br />

Die Bewertung des Darlehens ergibt: Margenbarwert<br />

zum Zeitpunkt 3 der ursprünglichen<br />

Zeitachse 3,6<strong>03</strong>4 T€, Marge 1,02188% und Einstandssatz<br />

5,05721% 7 .<br />

Wie Abb. 2 zu entnehmen ist, führen die Vertragsmodalitäten<br />

zu einem geplanten Cash-<br />

Flow, der im Jahr t = 5 der ursprünglichen Zeitachse<br />

startet und der per t = 3 dieser Zeitachse<br />

bewertet wird. Die Bank, welche die Forwardposition<br />

im Kundengeschäft am Geld- und<br />

Kapitalmarkt bereits zum Abschlussdatum t = 3<br />

absichern könnte, errechnet einen Margenbarwert<br />

in Höhe von 3,6<strong>03</strong>4 T€.<br />

Ein Jahr nach Abschluss der Forwardvereinbarung<br />

(t = 4 der ursprünglichen Zeitachse)<br />

erklärt der Kunde, dass er das Darlehen nicht<br />

abnimmt; die Zinskurve verläuft jetzt wiederum<br />

normal (jetzt 1. Jahr 2%, pro Jahr um linear<br />

0,25%-Punkte ansteigend). Die Nichtabnahmeentschädigung<br />

beläuft sich auf 9,923 T€, die<br />

sich in den Zinsmargenschaden ZMS (3,835 T€)<br />

und den Zinsverschlechterungsschaden ZVS<br />

(5,992 T€) aufspalten lässt (vgl. Abb. 3).<br />

Falsch wäre es hingegen, die Berechnung<br />

so durchzuführen, als ob das Darlehen zum<br />

Berechnungszeitpunkt zur Auszahlung gelänge<br />

– man würde beispielsweise den Auszahlungsbetrag<br />

nicht abzinsen, obwohl dieser erst in<br />

einem Jahr zur Auszahlung gelangen würde.<br />

IV. Vergleich Umschuldung und<br />

Forwarddarlehen<br />

Abbildung 2: Kalkulation Ursprungsdarlehen und Forwarddarlehen<br />

Vergleicht man die Situation der Vorfälligkeitsentschädigung<br />

mit dem Ergebnis bei einer<br />

Umschuldung, so zeigt sich, dass der Kunde<br />

infolge der Umschuldung bezogen auf den<br />

rechtlich geschützten Zinserwartungszeitraum<br />

des Restdarlehens nichts gewinnt, da er die<br />

Vorfälligkeitsentschädigung zu zahlen hat. Im<br />

Gegenteil: Die Umschuldung führt bei einem<br />

Wechsel zu einer anderen Bank dazu, dass er<br />

im Neudarlehen die volle Marge zahlt, jedoch<br />

auch beim Altdarlehen über die Vorfälligkeitsentschädigung<br />

die „alte“ Marge begleicht. Wird<br />

die bisherige Bankverbindung beibehalten, so<br />

sollte – wie von den Autoren mehrfach gefordert<br />

8 – der Margenausgleich (Erstattung der<br />

Neugeschäftsmarge) vorgenommen werden<br />

(vgl. Abb. 5). Der Kunde profitiert, wenn sich<br />

die Zinssituation zu Gunsten des Kunden entwickelt,<br />

d. h. der Marktzins steigt.<br />

Um diesen Sachverhalt zu verdeutlichen, wird der<br />

ursprünglich aufgenommene und in Abb. 2 dargestellte<br />

Kredit über 100 T€ zu 5% p. a. bei einem<br />

Tilgungssatz von 2% Ende t=3 der ursprünglichen<br />

Zeitachse umgeschuldet: es verbleiben bei<br />

Zeitachse 0 1 2 3 4 5<br />

-100 7 6,9 6,8 6,7 96,6 Cash-Flow<br />

1,0000000 0,970873786 0,937962811 0,90163355 0,86227216 0,82027914 Abzinsfaktoren<br />

-100 6,7961 6,4719 6,1311 5,7772 79,2390 Barwerte CF<br />

Margenbarwert 4,4154<br />

Forwarddarlehen Abschluss Jahr 3 6,0791% Tilgungssatz (%): 2<br />

Zeitachse 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

-90 7,47 7,35 7,23 7,11 86,98 Cash-Flow<br />

1,00000000 0,970873786 0,937962811 0,90163355 0,862272164 0,820279142 0,7760639 0,730<strong>03</strong>9388 Abzinsfaktoren<br />

0 0 -84,41665295 6,73626999 6,337357212 5,928994151 5,51505 63,50237134 Barwerte<br />

Margenbarwert 3,6<strong>03</strong>4<br />

Abbildung 3: Nichtabnahmeentschädigung Forwarddarlehen<br />

Forwarddarlehen: Nichtabnahme im Jahr 4 6,079093%<br />

Zeitachse 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Ablösung/NA -90 7,47118386 7,34960199 7,2280201 7,1064383 86,9848564 Cash-Flow<br />

0,98<strong>03</strong>922 0,9564217 0,9283704 0,8965522 0,8613086 0,8230<strong>03</strong>4 Abzinsfaktoren<br />

Nichtabnahmeentschädigung per t=1 9,923 - 88,235 7,146 6,823 6,480 6,121 71,589 Barwerte<br />

0,919692 0,8992544 0,8788168 0,8583792 0,8379416 Marge<br />

davon ZMS 3,835 0,8796 0,8348 0,7879 0,7393 0,6896 abgezinste Margen<br />

davon ZVS 5,992<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Beitrag<br />

6 Zum Zeitpunkt der Ausreichung ist das Altdarlehen<br />

bereits auf 90 T€ (=100 - 100*2%*5) zurückgeführt.<br />

7 Zu Details der Kalkulationsmethodik vgl.<br />

Wimmer, Bankkalkulation und Risikomanagement,<br />

3. Aufl., Ber lin 2004 und Wimmer, Moderne<br />

Bankkalkulation, 3. Aufl., Stuttgart 2006.<br />

8 Rösler/Wimmer/Lang: Vorzeitige Beendigung<br />

von Darlehensverträgen, S. 140–142, München<br />

20<strong>03</strong>, S. 147–149 und S. 225 ff.; Wimmer/Rösler,<br />

WM 2005, 1873.<br />

87


88<br />

Beitrag<br />

» Aus diesem<br />

Margen vergleich<br />

ergibt sich, dass die<br />

beiden Alternativen<br />

gleichwertig sind. «<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Abbildung 4: Umschuldung (grafische Darstellung)<br />

Jahr 0<br />

Kreditvertrag<br />

neu 100 T€<br />

Zinsprolongation:<br />

Neuer Zinssatz<br />

vereinbart<br />

Jahr 3<br />

Jahr 3<br />

einer Restschuld von 94 T€ noch die zwei Raten<br />

über 6,7 und 96,6 T€, die für die Ermittlung der<br />

Vorfälligkeitsentschädigung relevant sind. Übernimmt<br />

man die bereits oben verwendete geänderte<br />

Zinskurve (jetzt 1. Jahr 2%, pro Jahr um<br />

linear 0,25%-Punkte ansteigend), so beläuft sich<br />

die Vorfälligkeitsentschädigung auf 4,96 T€. Darin<br />

enthalten ist die Marge des Altgeschäfts.<br />

Wird das Neudarlehen marktgerecht kalkuliert<br />

und gepreist, wobei hier bewusst angenommen<br />

wird, die Alt- und die Neugeschäftsmarge<br />

seien identisch, so ergibt sich der neue Darlehenszinssatz<br />

mit knapp 4% p. a. Die Umschuldungskonstruktion<br />

wird in Abb. 4 nochmals<br />

grafisch aufbereitet.<br />

Insgesamt resultiert aus der Umschuldung das<br />

folgende Ergebnis, wenn die Neugeschäftsmarge<br />

ausgeglichen wird. Wie Abb. 5 zu ent-<br />

VE<br />

Jahr 5<br />

Jahr 5<br />

Abbildung 5: Umschuldung und Vorfälligkeitsentschädigung<br />

Jahr 8<br />

nehmen ist, zahlt der Kunde mit der Vorfälligkeitsentschädigung<br />

für das Altdarlehen die<br />

dort eingepreiste Marge, während im Neudarlehen<br />

für den Überlappungszeitraum von<br />

Alt- und Neudarlehen (zwei Jahre) die Neugeschäftsmarge<br />

angerechnet wird. Das barwertige<br />

Ergebnis für die Bank ist in Abb. 5 dargestellt.<br />

Die Margen, die der Kunde in den beiden<br />

Varianten Umschuldung bw. Forwarddarlehen<br />

zahlt, gehen aus Abb. 6 hervor. Aus diesem<br />

Margenvergleich ergibt sich, dass die beiden<br />

Alternativen gleichwertig sind.<br />

Abb. 6 belegt, dass die Kombination Alt- und<br />

Neudarlehen mit Vorteilsausgleich die Doppelvereinahmung<br />

von Margen vermeidet und der<br />

Bank pro Jahr die vertraglich im Zins eingearbeitete<br />

Marge verbleibt. Zum gleichen Ergebnis<br />

kommt man bei der Kombination Alt- und<br />

Forwarddarlehen. £<br />

Zeitachse<br />

5%<br />

0 1 2 3 4 5 6 7<br />

Altdarlehen 94,00 6,70 96,60 Rest- Cash-Flow<br />

1,0000000 0,98<strong>03</strong>92157 0,956421688 Abzinsfaktoren<br />

94,00 6,5686 92,39<strong>03</strong> Barwerte Rest-Cash-Flow<br />

VE 4,9590<br />

Neudarlehen Tilgungssatz (%): 2,00 Nominalzins: 3,998806%<br />

0 1 2 3 4 5 6 7<br />

-94 2,00<br />

2 2 2 86 Tilgung<br />

92 90 88 86 0 Restschuld<br />

3,758877879 3,678901754 3,598925628 3,5189495<strong>03</strong> 3,438973378 Zinsen<br />

-94 5,758877879 5,678901754 5,598925628 5,5189495<strong>03</strong> 89,43897338 Cash-Flow<br />

1,000000 0,98<strong>03</strong>92 0,956422 0,928370 0,896552 0,861309 Abzinsfaktoren<br />

-94 5,6460 5,4314 5,1979 4,9480 77,<strong>03</strong>46 Barwerte CF<br />

MBW NEU 4,2578<br />

Margenerstattung - 0,9606 - 0,9401 bezieht sich auf die Kapitalbindung des Altgeschäfts und die Neugeschäftsmarge<br />

Barwert Marge - 1,8409 - 0,9417 - 0,8992<br />

Gesamtergebnis 7,3759<br />

davon VE 4,9590<br />

davon MBW neu 4,2578<br />

Margenanrechnung - 1,8409<br />

Abbildung 6: Margenvergleich Umschuldung und Forwarddarlehen<br />

Margen-Sicht 0 1 2 3 4 5<br />

Neudarlehen erstattet 0,9606 0,9401 0,9197 0,8992 0,8788<br />

Altdarlehen 0,9606 0,9401<br />

Summe 0,9606 0,9401 0,9197 0,8992 0,8788<br />

Summe barwertig 4,2578 0,9417 0,8992 0,8538 0,8062 0,7569<br />

FW-DL 0,9197 0,8993 0,8788<br />

Altdarlehen 0,9606 0,9401<br />

Summe 0,9606 0,9401 0,9197 0,8993 0,8788<br />

Summe barwertig 4,2579 0,9417 0,8992 0,8538 0,8062 0,7569


Foto: www.christian-husar.com<br />

PRAXISTIPPS<br />

Beitrag<br />

Wird ein neuer (Forward-)Darlehensvertrag abgeschlossen, so stellt sich die Problematik der Koppelung von mehreren<br />

Krediten und die damit verbundene Umgehenung der 10-Jahresfrist nach § 489 Abs. 1 Nr. 3 BGB. § 489 Abs. 1 Nr 3 zweiter<br />

Halbsatz BGB ist auf diesen Sachverhalt nicht anzuwenden, sondern bezieht sich auf die Vereinbarung einer neuen<br />

Zinsvereinbarung eines bereits bestehenden Vertrags.<br />

Die Berechnung der Nichtabnahmeentschädigung (ebenso Vorfälligkeitsentschädigung) erfolgt nach den üblichen<br />

Grundsätzen. Bei einer Nichtabnahme ist auf das Datum abzuzinsen, an dem die Nichtabnahme erklärt wird. Die Cash-<br />

Flows sind jeweils auf das Datum zu legen, das laut Forwardvereinbarung als Zahlungstermin vorgesehen war.<br />

Umschuldung bei derselben Bank oder Abschluss eines Forwarddarlehens wird für den Kunden im Ergebnis unter idealtypischen<br />

Bedingungen und der Margenanrechnung dasselbe Ergebnis zeigen. Bei der Umschuldung zu einer anderen<br />

Bank fällt dagegen die Marge doppelt an für die Restlaufzeit. Auch die Transaktionskosten (insbes. Grundschuldübertragung)<br />

werden diese Variante verteuern.<br />

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90<br />

Beitrag<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Vorstand Kredit Konto Anlage Recht Handel Controlling Revision IT<br />

Wer braucht denn noch eine<br />

Bankfi liale?<br />

Autor:<br />

Ulrich Jungmann,<br />

diplomierter Sparkassenbetriebswirt,<br />

Leiter Kreditüberwachung,<br />

EDEKABANK AG,<br />

zuvor Consultant bei der<br />

msgGillardon AG und 17 Jahre<br />

Erfahrung in der S-Finanzgruppe.<br />

Diskutieren Sie zum Thema<br />

dieses Beitrags mit anderen<br />

<strong>BankPraktiker</strong>n in unserer Gruppe<br />

bei .<br />

Der Beitrag nennt erfolgsbestimmende Faktoren und Trends in den Filialbanken.<br />

Diesen Beitrag finden Sie<br />

dort unter der Rubrik:<br />

Konto.<br />

» Umfassend durch<br />

einen Fachmann<br />

beraten zu werden ist<br />

mehr, als selbst online<br />

nach dem höchstenTagesgeld­Zinssatz<br />

zu suchen. «<br />

I. Einleitung<br />

w Statistische Erhebungen zeigen, dass sich<br />

knapp 40% der Kunden nahezu ganz von der<br />

klassischen Bankfi liale verabschiedet haben.<br />

Diese Kunden führen Standardaktivitäten<br />

online oder an SB-Geräten aus.<br />

Bevölkerungsrepräsentative Umfragen verschiedener<br />

Meinungsforschungsinstitute, Kundenbefragungen<br />

und Studien zu Kundenbindung<br />

und Filialkonzepten im Retail Banking<br />

zeigen auf, dass die klassische Bankfi liale<br />

– zumindest in der aktuellen Form – ein Auslaufmodell<br />

darstellt.<br />

Experten vermuten hingegen eine Wiedergeburt<br />

der Filiale, die derzeit auch noch der wichtigste<br />

Vertriebsweg der Banken ist. Teilweise<br />

haben sogar Direktbanken mit dem Ausbau<br />

eines kleinen Filialnetzes begonnen.<br />

Dies belegen auch die Trendstudien Bank &<br />

Zukunft der Jahre 2008 und 2009 (siehe Abb. 1).<br />

Im Rahmen einer repräsentativen Umfrage<br />

haben 17% der Vertreter deutscher Banken<br />

angegeben, dass Sie von einer zunehmenden<br />

Bedeutung und 71% der Befragten von einer<br />

auch künftig gleichbleibenden Bedeutung des<br />

Filialvertriebs ausgehen. Lediglich zehn Prozent<br />

gehen davon aus, dass die Geschäftsstellen der<br />

Kreditinstitute in den nächsten Jahren eine<br />

geringere Bedeutung für den Vertrieb haben<br />

werden.<br />

II. Überblick über die aktuelle<br />

Filialsituation<br />

Abbildung 1: Künftige Bedeutung des Filialvertriebs (Studie 2009)<br />

Zunehmende Bedeutung<br />

Gleichbleibende Bedeutung<br />

Abnehmende Bedeutung<br />

Weiß nicht<br />

2<br />

In der Kundenstruktur der Filialbanken macht<br />

sich derzeit eine Art „Badewanneneff ekt“<br />

bemerkbar. Die am häufi gsten vertretenen und<br />

treuen Kundensegmente sind Kinder/Jugend-<br />

10<br />

17<br />

Quelle: Spath (Hrsg.)/Engstler/Praeg/Vocke, »Bank & Zukunft 2009«<br />

71<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100%<br />

Gewichtet (N=354)<br />

Genossenschaftsbanken (N=292)<br />

Sparkassen (N=26)<br />

Geschäftsbanken/ Spezialinstitute (N=29)


liche, junge Erwachsene unter 20 Jahren und<br />

die Generation „50+“, wobei durch die zunehmende<br />

Technikfreude der Senioren in den kommenden<br />

Jahren mit weiteren Verschiebungen<br />

in Richtung „60 oder 65+“ zu rechnen ist.<br />

Im Segment der Kunden zwischen 20 und 50<br />

Jahren lässt sich hingegen eine hohe Produktnutzungsrate<br />

bei Direktbanken feststellen.<br />

Es besteht ein spürbarer Trend zur Selbstberatung.<br />

Aufgrund der modernen technischen<br />

Möglichkeiten und des zunehmend steigenden<br />

Bildungsniveaus jüngerer Generationen,<br />

sehen diese häufig keine Notwendigkeit zum<br />

Besuch eines Kundenberaters einer Filialbank.<br />

Die günstigsten Konditionen sind online zu<br />

ermitteln. Im Bedarfsfall kann bei den meisten<br />

Anbietern auch eine telefonische Beratung in<br />

Anspruch genommen werden.<br />

Wie in Abb. 2 zu sehen ist, nutzen lediglich<br />

sieben Prozent der befragten Kunden die Filiale<br />

auch für ein Beratungsgespräch. Lediglich<br />

ein Prozent hat in der Geschäftsstelle ein<br />

Konto eröffnet oder ein Finanzprodukt gekauft.<br />

Die überwiegende Filialnutzung erfolgt im<br />

Rahmen der SB-Geräte wie Geldautomaten<br />

und Kontoauszugsdrucker.<br />

Dennoch hält ein Großteil der Online-Banking-<br />

User die Erreichbarkeit einer Filiale für wichtig,<br />

Abbildung 2: Filialnutzung meist nur für „schnelle“ Aktionen<br />

auch wenn sie selbst dieses Angebot ihrer Filialbank<br />

kaum nutzen.<br />

Bezieht sich die Produktnutzung nämlich<br />

einmal nicht auf eine 0815-Leistung, sondern<br />

interessiert sich der Kunde für beratungsintensive<br />

Produkte, z. B. aus dem Bereich der steueroptimierten<br />

Vermögensanlage sowie maßgeschneiderte<br />

Immobilienfinanzierungen, stellt<br />

dies für ihn in der jeweiligen Situation häufig<br />

Neuland dar. Die erforderliche, intensive thematische<br />

Einarbeitung in die Materie im Alleingang<br />

zu bewältigen, wäre für den Kunden mit<br />

hohem zeitlichen Aufwand und Unsicherheiten<br />

verbunden. In diesen Fällen besinnen die<br />

Kunden sich gerne auf die kompetente Beratungsleistung<br />

ihrer Bankfiliale zurück und<br />

suchen das persönliche Gespräch mit einem<br />

Berater.<br />

Ungeachtet der Tatsache, dass das Angebot<br />

aufbereiteten Spezialwissens von den Kunden<br />

weiterhin in den Filialen in Anspruch genommen<br />

wird, ist angesichts des zuvor beschriebenen<br />

Wandels hin zur Selbstberatung davon<br />

auszugehen, dass ohne neue Ansätze die Filialen<br />

in der heutigen Form voraussichtlich in<br />

etwa 15 Jahren nahezu ausgestorben sein<br />

werden.<br />

Verlockende Konditionen der Direktbanken<br />

stellen die in den Filialen betonten, jedoch<br />

Geld aus Geldautomaten gezogen oder eingezahlt 58<br />

Kontoauszug geholt<br />

Überweisung/Dauerauftrag an Terminal gedruckt, eingeworfen<br />

Persönliches Beratungsgespräch geführt<br />

Überweisung persönlich abgegeben<br />

Geld abgeholt oder eingezahlt am Schalter, Sparbuch als Scheck<br />

Konto erö�net/Finanzprodukt abgeschlossen<br />

Kurzinformation<br />

Geld wechseln/Währungswechsel<br />

Beschwerde/Reklamation/Probleme<br />

Kündigung eines Finanzprodukts<br />

Deutschlandtrend, November 2008<br />

Frage 3: Was war der Anlass für diesen Filialbesuch?<br />

Basis: n = 991, Angaben in Prozent<br />

Sonstiges<br />

1<br />

1<br />

1<br />

4<br />

4<br />

7<br />

0<br />

0<br />

4<br />

9<br />

24<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Beitrag<br />

» Kernproblem der<br />

heutigen Kunde­<br />

Bank­Beziehung<br />

ist ein häufig nur<br />

mittelmäßiges<br />

Kunden bezie hungsmanage<br />

ment. «<br />

91


92<br />

Beitrag<br />

» Der eindeutige<br />

Trend geht hin zum<br />

Erlebnisbanking. «<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

häufig zu schwach ausgestalteten Aspekte, wie<br />

den persönlichen Kontakt zu einem Kundenberater<br />

und eine langjährige, vertrauensvolle<br />

Geschäftsbeziehung, in den Schatten.<br />

Ein geringes Zurückbleiben hinter den Konditionen<br />

anderer Anbieter wird in nur mäßig ausgeprägten<br />

Kundenbeziehungen aufgrund der<br />

in den Filialen gebotenen Beratungsleistung<br />

zwar häufig vom Kunden (noch) akzeptiert,<br />

nicht jedoch deutliche Unterschiede.<br />

Den einmal abgewanderten Kunden, die sich<br />

hohe Tagesgeldzinsen bei einer Direktbank<br />

sichern wollen, muss daher der Mehrwert<br />

einer kompetenten Beratung durch Fachkräfte<br />

aufgezeigt werden. Solange ein gut<br />

informierter Kunde diesen Nutzen nicht erkennen<br />

kann, wird er sich nicht veranlasst sehen,<br />

seine Anlagen zu verhältnismäßig ungünstigeren<br />

Konditionen in eine Filialbank zurück zu<br />

transferieren.<br />

III. Erfolgsbestimmende Faktoren<br />

für Filialbanken<br />

1. Kundenbindung<br />

a) Bindung von Jugendlichen<br />

an das Kreditinstitut<br />

Mit ihrem dicht angelegten Filialnetz gewinnen<br />

gerade die Sparkassen und Genossenschaftsbanken<br />

z. B. die Zielgruppe Kinder/Jugendliche<br />

durch Aktionen wie Schulsparen, Club-<br />

Aktivitäten und Geschenke zum Weltspartag.<br />

Das kostenlose Girokonto bis zum Abschluss<br />

der Ausbildung oder des Studiums und höhere<br />

Guthabenzinsen binden die jungen Kunden, bis<br />

diese in Lebensphasen eintreten, in denen ihr<br />

Imagedenken und Kostenbewusstsein einen<br />

höheren Stellenwert bei der Wahl ihrer Bank<br />

einnehmen, als regionale Nähe. Um diesem<br />

drohenden Kundenverlust vorzubeugen gilt<br />

es, den Auf- und Ausbau starker Kundenbeziehungen<br />

zu betreiben und diese Maßnahmen<br />

in erster Linie als Investment in die Zukunft<br />

und nicht als Verlustbringer der Gegenwart zu<br />

verstehen.<br />

Die Kundenbeziehung sollte kontinuierlich<br />

– wie eine gute Freundschaft – gepflegt werden<br />

und nicht erst dann, wenn der Kunde ein kon-<br />

kretes Anliegen vorbringt. Der Aufbau eines<br />

Kundenbeziehungsmanagements stellt somit<br />

einen elementaren Erfolgsfaktor dar und muss<br />

bei der Entwicklung des Filialkonzepts unbedingt<br />

Berücksichtigung finden. Einige Institute<br />

haben dies bereits erkannt und spezielle<br />

(häufig selbst noch junge) Jugendberater mit<br />

der Aufgabe betraut, die Kundengruppe der<br />

Schüler, Auszubildenden und Studenten zu<br />

betreuen. Diese Maßnahme fördert bei den<br />

jungen Kunden die Akzeptanz der Beratungsleistung.<br />

In etwa Gleichaltrige können zudem<br />

die Bedürfnisse dieser Kundengruppe deutlich<br />

besser einschätzen, als ältere Kollegen.<br />

Weitere Maßnahmen, um die Kundenbindung<br />

im Bereich der Jugendlichen zu erhöhen,<br />

könnten z. B. durch Sponsoring angesagter<br />

Trendsportarten oder von Musikevents ergriffen<br />

werden.<br />

b) Aktive Kundenbetreuung als<br />

wichtiger Erfolgsfaktor<br />

Kernproblem der heutigen Kunde-Bank-Beziehung<br />

ist die häufig nur mittelmäßige Aktivität<br />

der Banken in Sachen Kundenbindung.<br />

Werden einem Berater immer mehr Kunden<br />

zur Betreuung zugeschlüsselt, um den Personalkostenblock<br />

durch Mitarbeiterabbau<br />

weiter zu reduzieren, sinkt dadurch zwangsläufig<br />

die Anzahl der Kundenkontakte. Diese<br />

sind jedoch für den Aufbau eines Vertrauensverhältnisses<br />

als Basis einer engen Kundenbeziehung<br />

zwingend notwendig. Kein Vertrauen<br />

– kein Geschäft, so könnte eine einfache Formel<br />

für die Bankenwelt lauten. Fehlt die Kundenbindung,<br />

sinken Wechselschwellen. Nach dem<br />

Wechsel zu einer Direktbank mit kostenlosem<br />

Girokonto und Kreditkarte kappen die abgewanderten<br />

Kunden häufig nach und nach die<br />

gesamte Geschäftsverbindung zu ihrer einstigen<br />

Filialbank.<br />

c) Die richtige Kundensegmentierung<br />

macht den Unterschied<br />

Unseres Erachtens wird in den Banken und<br />

Sparkassen immer noch falsch segmentiert,<br />

so dass so mancher Potenzialkunde durch das<br />

Raster fällt und sich nicht im Individualkunden-<br />

oder Private-Banking-Segment wieder findet.<br />

Das innovative Filialkonzept segmentiert die


Kunden nicht (nur) nach Einkommen und Vermögen,<br />

sondern bedient sich neuer Ansätze,<br />

die sich an der Persönlichkeit und den Lebenseinstellungen,<br />

wie z. B. Interessen, Risikoneigung,<br />

Konsumfreude und Bildungsstand der<br />

Kunden orientieren.<br />

d) Einsatz von Bonusprogrammen<br />

zur Kundenbindung<br />

Während im Einzelhandel und verschiedenen<br />

großen Dienstleistungs- sowie Transportunternehmen<br />

eine schier unüberschaubare Flut von<br />

Bonusprogrammen dazu erfunden wurde, den<br />

Kunden an das Unternehmen zu binden und<br />

die Wiederkaufraten zu erhöhen, sind derartige<br />

Programme im Bankensektor bislang fast<br />

nur in den modern ausgerichteten Direktbanken<br />

zu finden.<br />

Der Kunde erhält für die Nutzung verschiedener<br />

Produkte credits, points und Ähnliches,<br />

womit er z. B. vergünstigte Eintrittskarten für<br />

Konzerte, Musicals, Events und Fußballspiele<br />

oder auch einen Wellness-Urlaub erwerben<br />

kann.<br />

Häufig scheitern die Bonusprogramme als In -<br />

strument zur Kundenbindung jedoch daran,<br />

dass der Kunde keinen zeitnahen sichtbaren<br />

Nutzen in ihnen sieht, weil er z. B. um in den<br />

Genuss vergünstigter Eintrittskarten für ein<br />

Fußballspiel zu kommen, erst einmal 75.000<br />

Punkte sammeln müsste, wofür er mit seiner<br />

Produktnutzung mehrere Jahre benötigen<br />

würde oder er eine erhebliche Zuzahlung leisten<br />

müsste.<br />

Dass es auch anders geht, zeigt z. B. das Konzept<br />

der msgGillardon AG. Hier kann der Kunde<br />

bei jeder Produktnutzung Bonuspunkte sammeln<br />

und diese unkompliziert gegen verschiedene<br />

Dienstleistungen (wie z. B. Lounge, Shop,<br />

Parkplatzreservierung, usw.) in der Filiale einlösen.<br />

Preisverhandlungen werden dadurch<br />

reduziert.<br />

Dabei zeigt sich: Die Bank, die ihre Prozesse<br />

im Griff hat, kann solche Nachlässe trotz überdurchschnittlich<br />

guter Konditionen auch anbieten,<br />

weil die Masse den nötigen Ertrag bringt.<br />

Das ist ein Teil des Aldi-Konzepts, das in den<br />

Banken noch nicht konsequent genug angewandt<br />

wird.<br />

Eine Ausnahmeerscheinung ist hier die DKB in<br />

Berlin, die im Jahr 2007 eine überragende Cost-<br />

Income-Ratio von 27,2% vorweisen konnte und<br />

hierüber an ihre Kunden Vorzüge, wie<br />

ein kostenloses Girokonto mit kostenloser<br />

Visa-Card,<br />

weltweit gebührenfreie Bargeldversorgung<br />

und<br />

überdurchschnittlich hohe Tagesgeldkonditionen<br />

weitergeben kann.<br />

e) Kundenbindung durch<br />

Erlebnisbanking schaffen<br />

Wissen Sie noch, wie Sie am 08.11.2002 gekleidet<br />

waren? Nein? Aber an Ihr Outfit anlässlich<br />

Ihrer Konfirmation bzw. Kommunion oder<br />

Hochzeit können Sie sich sicher noch erinnern<br />

… Warum das so ist? Weil dieser Tag<br />

ein besonderes Erlebnis für Sie war und uns<br />

das Besondere im Gedächtnis präsent bleibt.<br />

Jeder ist hungrig auf Neues, Anderes, auf Erlebnisse<br />

… Diese Tatsache kann, wie im Folgenden<br />

beschrieben, zur Attraktivitätssteigerung und<br />

Wiederbelebung der Filialen genutzt werden.<br />

2. Erlebnisbanking als<br />

Filialkonzept der Zukunft<br />

Der eindeutige Trend geht mittlerweile zum<br />

„Erlebnisbanking“ und die Banken orientieren<br />

sich zunehmend auch am Einzelhandel, um die<br />

Frage zu beantworten: „Wie bekommt man die<br />

Kunden wieder in die Filiale?“<br />

So haben jeweils elf Prozent der befragten Bankenvertreter<br />

in der Trendstudie Bank & Zukunft<br />

2009 angegeben, dass ihre Institute Investitionen<br />

im Bereich Erlebnisbanking tätigen oder<br />

differenzierte Zielgruppenzonen in der Filiale<br />

einrichten.<br />

Neben einer ansprechenden Filialgestaltung<br />

sind spezielle Betreuungskonzepte mit einem<br />

neuen Ansatz zu einem Gesamtpaket zu kombinieren.<br />

Wichtig ist es, den Kunden in die Filiale<br />

„zu ziehen“. Dieser sog. „Pull-Effekt“ wird z. B.<br />

durch eine einladende Atmosphäre, attraktive<br />

Präsentation von Angeboten, Erlebniselemente<br />

sowie durch kundenorientierte Öffnungszeiten<br />

erzeugt.<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Beitrag<br />

93


94<br />

Beitrag<br />

» Freundlichkeit ist<br />

Einstellungssache<br />

– im doppelten<br />

Sinne. «<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Vorreiter für das neue Erlebnisbanking ist die<br />

Filiale „Q110“ der Deutschen Bank in Berlin.<br />

Dort finden sich neben einer Lounge, dem kids’<br />

corner und einem Trendshop auch eine Galerie<br />

der Wünsche, in der u. a. aktuelle Produktpräsentationen<br />

kostenlos erfolgen.<br />

Weitere Banken und Sparkassen haben ebenfalls<br />

bereits interessante und innovative Filialkonzepte<br />

mit großem Erfolg umgesetzt.<br />

So sind z. B. das Citycenter der Sparkasse im<br />

Landkreis Schwandorf, das „Jyske Differences“<br />

– Programm der dänischen Jyske-Bank oder die<br />

„Neighborhood Stores“ der Umpqua Bank zu<br />

nennen. Während in Schwandorf die Sparkassen-Geschäftsstelle<br />

bewusst in einer Art Marktplatz<br />

mit Geschäften für den täglichen Bedarf<br />

platziert wurde, präsentieren sich bei der Jyske-<br />

Bank die Beratungszimmer in außergewöhnlichem<br />

Design. Auf diese Weise punktet die Jyske-<br />

Bank bei ihren Kunden und diese können es ihr<br />

in einem Match mit den Beratern an eigens zu<br />

diesem Zweck in den Beratungszimmern bereitgestellten<br />

Tischfußball-Kickern gleichtun.<br />

Die „Neighborhood Stores“ der Umpqua Bank<br />

sind Internet Café und Bankfiliale in einem.<br />

Die Atmosphäre in den Umpqua Bank Stores<br />

ist eine Mischung aus Bistro, Luxus-Hotel und<br />

angesagtem Retail-Store. Das neue Filial-Konzept<br />

der Umpqua-Bank war so erfolgreich, dass<br />

in manchen Filialen die Jahresziele im ersten<br />

Monat nach Eröffnung übertroffen werden<br />

konnten.<br />

a) Filialgestaltung<br />

Abbildung 3: Investitionen im Filialvertrieb (Studie 2009)<br />

Modernisierung der Filialen in der Fläche<br />

Ausbau des Services an den SB-Geräten SB-Geräten in der Filiale<br />

Etablierung von Leuchtturm�lialen<br />

Leuchtturm�lialen<br />

Herauslösung des Private Banking aus der Fläche<br />

Dienstleistungszentren (mit »Non- Banking«-Angeboten)<br />

Zielgruppenkonforme Filialausstattung<br />

»Erlebnisbanking« (Aktionen, After-Work-Banking)<br />

Di�erenzierung Di�erenzierung nach Zielgruppenzonen in der Filiale<br />

Themenfokussierte Filialen (z. B. Kredit, Anlage, Vorsorge)<br />

Auslagerung des Standortbetriebs an Dritte<br />

Quelle: Spath (Hrsg.)/Engstler/Praeg/Vocke, »Bank & Zukunft 2009«<br />

Der bewusste Einsatz von aufeinander abgestimmten<br />

Gestaltungselementen (Einrichtungsgegenstände,<br />

Materialien, Farben) sollte<br />

das Anliegen, eine einladende, behagliche<br />

Wohlfühlatmosphäre in den Filialen zu schaffen,<br />

unterstützen.<br />

Durch den Einsatz von Pflanzen, Wasser, einem<br />

durchdachten Lichtkonzept und ansprechenden<br />

Fußbodenbelägen erhält die Filiale die<br />

besonders wichtige persönliche Note und<br />

kann sich so vom Standard klassischer Filialen<br />

abheben.<br />

Das Ambiente des Verkaufsraums entscheidet<br />

darüber, ob der Kunde sich an diesem Ort wohl<br />

fühlt und ihn gerne wieder aufsucht. Viele „klassische“<br />

Bankfilialen sind leider nüchtern, beinahe<br />

steril ausgestattet und verfehlen dieses<br />

Ziel.<br />

3<br />

1<br />

17<br />

15<br />

13<br />

11<br />

11<br />

23<br />

34<br />

46<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 %<br />

Gewichtet (N=284)<br />

Genossenschaftsbanken (N=234)<br />

Sparkassen (N=25)<br />

Geschäftsbanken/Spezialinstitute (N=19)


) Wohlfühlfaktoren für den<br />

Kunden beachten<br />

„Kaffee, Espresso, Wasser?“ Beim Friseur, im Autohaus<br />

oder auch beim Optiker wird heutzutage<br />

zu Beginn eines Besuchs danach gefragt, ob der<br />

Kunde gerne etwas trinken möchte. Eine freundliche<br />

Begrüßung, bei der Mantel und Schirm<br />

abgenommen werden und der Kunde angelächelt<br />

wird, bereitet den Boden für ein angenehmes<br />

Gespräch in entspannter Atmosphäre.<br />

Dem Kunden, der sich im Wartebereich noch<br />

einen Augenblick bis zum Termin mit dem Berater<br />

gedulden muss, sollte Beschäftigung (z. B. in<br />

Form von seriösen Nachrichten-Sendern im TV<br />

oder Lektüre) geboten werden. Wie viel mehr<br />

kostet es, einige interessante aktuelle Zeitschriften<br />

zu mieten, statt das Kundenmagazin<br />

des letzten Quartals auszulegen?<br />

Häufig sind Kunden verärgert, wenn sie den<br />

Eindruck gewinnen, dass die Bank am falschen<br />

Ende spart – und in seiner Sicht ist jeder Kunde<br />

der Überzeugung, dass er in jedem Fall das falsche<br />

Ende ist.<br />

Nicht alle Kosten-/ Nutzen-Aspekte von Kundenbindung<br />

lassen sich in € und Cent beziffern.<br />

Es geht aber auch gar nicht um eine dezidierte<br />

Gegenüberstellung von direkt ausweisbarem<br />

Aufwand und Ertrag. Eine stabile Kundenbeziehung<br />

ist eine Langzeitinvestition und ein<br />

Kunde, der sich durch das Leistungsangebot<br />

seiner Bank nicht angesprochen fühlt, wird sich<br />

sehr schnell nach Alternativen umschauen.<br />

c) Marketing als wesentliches Element<br />

des Erlebnisbanking<br />

Die Bedeutung von Marketingaktionen ist vielfach<br />

noch nicht erkannt. So kommt es immer<br />

noch vor, dass unter Marketing vereinzelte<br />

„Events“ wie Schulsparen, Planspiel Börse und<br />

eine Vortragsreihe von Vertretern aus Politik<br />

und Wirtschaft verstanden werden.<br />

In einer innovativen Filiale wird Außergewöhnliches<br />

durch interessante Marketingaktionen<br />

erlebbar. Welche Bank hat schon einmal einen<br />

Zufallsgenerator am Geldautomaten installiert,<br />

der einmal täglich das Doppelte des eigentlich<br />

gewünschten Betrags auszahlt? Die Zusatzverlosung<br />

eines Bausparvertrags oder Fondsan-<br />

teils mit einem gewissen Startguthaben unter<br />

allen Abschlüssen eines bestimmten, aber<br />

kurzen Zeitraums kann einen unentschlossenen<br />

Kunden positiv in seiner Entscheidung für<br />

dieses Produkt beeinflussen.<br />

Der Einzelhandel macht es vor. Die Leute<br />

stehen bei interessanten Aktionen Schlange.<br />

3. Mitarbeiter als erfolgsbestimmende<br />

Ressource<br />

„Unsere Mitarbeiter sind unser wichtigstes<br />

Kapital!“ ist ein häufig auf Personalversammlungen<br />

zu hörender Satz. In einem Dienstleistungsunternehmen<br />

entscheidet die Qualität<br />

der Mitarbeiter über Erfolg und Misserfolg des<br />

Unternehmens. Doch oft wird dieser wichtigen<br />

Ressource nicht der ihr gebührende Stellenwert<br />

beigemessen.<br />

Ein Kunde registriert als Erstes einmal die<br />

Freundlichkeit und Höflichkeit, die ihm von<br />

seinem Gegenüber entgegengebracht werden.<br />

Zu einem Zeitpunkt, in dem die Beratungsqualität<br />

noch gar nicht wahrgenommen wird, hat<br />

sich bereits ein erster Eindruck gebildet, der<br />

sich nur schwer im Zeitablauf revidieren lässt.<br />

Freundlichkeit kann man nicht anordnen. Sie<br />

ist Einstellungssache – im doppelten Sinne. In<br />

unserem Filialkonzept werden daher ausgesprochen<br />

hohe Anforderungen an die Persönlichkeitsmerkmale,<br />

die Sozial-, Emotional- und Verkaufskompetenz<br />

der Mitarbeiter gestellt. Hoch<br />

motivierte, leistungsfähige Mitarbeiter partizipieren<br />

in diesem Modell überdurchschnittlich<br />

an Verkaufs- und Beratungserfolgen durch vereinbarte,<br />

erfolgsabhängige Vergütungsbestandteile.<br />

Damit die Mitarbeiter die an sie gestellten<br />

Anforderungen erfüllen können, werden ihre<br />

Kompetenzen nicht nur durch fachspezifische<br />

Produktschulungen und Trainingsangebote<br />

zur sicheren Beherrschung neuer Automaten<br />

und Geräte gefördert, sondern diese als üblich<br />

anzusehenden Schulungsmaßnahmen werden<br />

ergänzt um Kommunikationsseminare und Veranstaltungen<br />

zu den Themengebieten Bekleidungsstil<br />

und Umgangsformen.<br />

IV. Ein stimmiges Gesamtpaket<br />

Das Filialkonzept besteht insgesamt betrachtet<br />

aus den angesprochenen Puzzleteilen:<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Beitrag<br />

» Welche Bank<br />

hat schon einmal<br />

einen Zufallsgenerator<br />

am Geldautomaten<br />

installiert, der<br />

einmal täglich das<br />

Doppelte des eigentlich<br />

gewünschten<br />

Betrags auszahlt? «<br />

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96<br />

Beitrag<br />

PRAXISTIPPS<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Maßnahmen zur Kundenbindung, Erlebnisbanking<br />

und dem Angebot fachkundiger Beratungsleistung<br />

durch freundliche, kompetente<br />

Mitarbeiter.<br />

Aus diesen Komponenten muss ein Gesamtpaket<br />

geschnürt werden, das darauf ausgerichtet<br />

ist, die angestrebte Zielgruppe nachhaltig<br />

zu erreichen.<br />

Eine innovative Filialausstattung allein reicht<br />

bei weitem nicht aus. Erst die zielgerichtete<br />

Kombination von marktgerechter Preis- und<br />

Produktpolitik, Filial-Infrastruktur, Öffnungszeiten,<br />

Personal, Kundensegmentierung, Marketing-<br />

und Kommunikationsmaßnahmen<br />

und – ganz wesentlich – Betreuungskonzept<br />

zur Individualisierung der Kunde-Bank-Beziehung,<br />

führt zu den gewünschten Erfolgen,<br />

namentlich Kundengewinnung und letztlich<br />

Kundenbindung.<br />

V. Zusammenfassung und Fazit<br />

Ein innovatives Filialkonzept bietet die Möglichkeit,<br />

in einem bestehenden „klassischen“<br />

Vollservice-Filialsystem eine Neuausrichtung<br />

der Services versuchsweise zu testen und hieraus<br />

Erkenntnisse für eine nachhaltige Weiter-<br />

Strategische Maßnahmen gegen den Badewanneneffekt ergreifen.<br />

Berücksichtigung von Persönlichkeitselementen bei der Kundensegmentierung .<br />

entwicklung der Marketing- und Vertriebssteuerungsaktivitäten<br />

zu gewinnen.<br />

Der Einzelhandel macht es den Banken schon<br />

seit langem vor, die wenigsten haben jedoch<br />

bislang die Notwendigkeit der Durchführung<br />

attraktiver Aktionen als Instrument zur Kundengewinnung/<br />

-bindung und damit als Mittel<br />

zur Erreichung von Gewinn- und Ertragszielen<br />

erkannt. Erwirtschaften die Banken und Sparkassen<br />

im Private Banking-Segment durch<br />

ihre anerkannte Beratungs- und Servicequalität<br />

noch akzeptable Margen, sind die Kunden<br />

im Massengeschäft zweifellos preissensibler<br />

und wechselwilliger geworden. Mit einfallsreichen<br />

Marketingaktionen ist den Kunden<br />

ein Besuch in ihrer Bankfiliale wieder attraktiv<br />

zu machen und ein exzellentes Kundenbeziehungsmanagement<br />

muss eingesetzt werden,<br />

um die Bindung zwischen Kunde und Bank zu<br />

festigen.<br />

Die Erfahrung zeigt es immer wieder: Eine langjährige,<br />

von Vertrauen geprägte Geschäftsverbindung<br />

zu „seinem eigenen“ Bank-Mitarbeiter<br />

ist die Basis einer engen Kunde-Bank-Beziehung,<br />

die beide Seiten als wichtig erachten und<br />

an der vom Kunden auch angesichts verlockender<br />

Angebote der Direktbanken gern festgehalten<br />

wird. £<br />

Commitments zu Kundenkontakten per Quartal für die Mitarbeiter zum Aufbau einer langfristigen Kundenbindung. Ständiger<br />

Beraterwechsel schadet der Vertrauensbildung.<br />

Maßnahmen für ein Kundenbeziehungsmanagement einführen und konsequent weiter entwickeln.<br />

Erlebnisbanking als Konzept der Zukunft mit ansprechender Filialgestaltung und Wohlfühlfaktoren in der Bank umsetzen.<br />

Mitarbeiterqualifizierung endet nicht bei Fach-Seminaren.


Rubrik Firma Kontakt Profi l<br />

BERATUNG<br />

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<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

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Fax: 0 21 50/9153 299<br />

Mail: vertrieb@abit.de<br />

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Tel.: 06105/9702-278<br />

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97


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98 <strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

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Tel.: 06631/91 90 80<br />

Mobil: 0171/4357179<br />

Fax: 06631/91 90 81<br />

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Der Bereich advisory Services / Financial Services Organisation hat sich vor allem auf Fragen von<br />

Banken, Versicherungen und Finanzdienstleistungsunternehmen spezialisiert und berät z. B. sowohl<br />

im Rahmen regulatorischer Themenstellungen rund um „Basel II“, bei der Bewertung strukturierter<br />

Finanzprodukte oder aber in Fragen der Optimierung betrieblicher abläufe.<br />

Wirtschaftsprüfung • Steuerberatung<br />

Unternehmensberatung • Gutachten<br />

Unser Leistungsspektrum:<br />

• Gesetzliche und freiwillige Prüfungen für Finanzdienstleister nebst Beratungsleistungen<br />

• Umfassende Beratungsleistungen zu den Bereichen Organisation, Prozesssteuerung, Unternehmenssteuerung<br />

sowie Unterstützung bei der Bearbeitung von Problemengagements<br />

• Outsourcing, Interne Revision, kreditrevision<br />

GSk Stockmann + kollegen berät spezialisiert zu Fragen des Investment-, Bank-, Bankaufsichts- und<br />

Wertpapierrechts. Die Schwerpunkte unserer Beratung liegen in folgenden Bereichen:<br />

Gründung von Banken und Finanzdienstleistungsinstituten<br />

asset Management und Investmentrecht (z. B. aufsichts-, immobilien- und steuerrechtliche<br />

Strukturierungen)<br />

Rechtliche und steuerrechtliche konzeption geschlossener Fonds und anderer Vermögensanlageprodukte<br />

nationale und internationale Finanzierungen, insbesondere Immobilienfi nanzierungen, Finanzierungen<br />

von Unternehmenskäufen, Leasing, Factoring, Projektfi nanzierungen<br />

Rechtsfragen des deutschen und des europäischen Zahlungsverkehrs


Vorstand, Controlling, Revision<br />

01 Bearbeitungs- und Prüfungsleitfaden<br />

Neue MaRisk<br />

Axel Becker/Michael Berndt/Dr. Jochen Klein (Hrsg.): Bearbeitungs-<br />

und Prüfungsleitfaden Neue MaRisk. Finanz<br />

Colloquium Heidelberg, Heidelberg, 2009. 494 S., 69 €.<br />

w Das vorliegende Fachbuch setzt die Reihe der bisher<br />

im gleichen Verlag publizierten Bearbeitungs- und Prüfungsleitfäden<br />

fort und bietet eine sinnvolle Ergänzung<br />

zu dem ebenfalls in 2009 erschienenen Werk MaRisk<br />

Interpretationshilfen. Die Struktur des Leitfadens ist<br />

praxisorientiert aufgebaut. Neben den beschreibenden<br />

Aussagen zu den rechtlichen Hintergründen für die<br />

Novellierung der MaRisk und den jeweiligen Inhalten<br />

der MaRisk-Module enthält das Werk eine Vielzahl von<br />

Checklisten und eine Reihe von Praxistips.<br />

Als Nutzer dieser Checklisten und Praxistips kommen<br />

nicht nur interne und externe Revisoren in Frage sondern<br />

auch die mit der MaRisk-Umsetzung befassten Organisationseinheiten<br />

bzw. Projektmitarbeiter. Im Abschnitt<br />

I. „Einleitung“ wird auf die neuen MaRisk aus aufsichtrechtlicher<br />

Sicht sowie aus Sicht der Institute eingegangen.<br />

Die Struktur der Abschnitte II. und III. orientiert<br />

sich am Aufbau und den Inhalten der MaRisk. Abschließend<br />

wird im Abschnitt IV. auf ausgewählte Problemkreise<br />

der neuen MaRisk aus Sicht der DV-technischen<br />

Anforderungen eingegangen. Ein Literaturverzeichnis,<br />

das durchaus noch einige weitere wichtige Literaturquellen<br />

enthalten könnte, sowie ein Stichwortverzeichnis<br />

runden das Fachbuch ab.<br />

Den drei Herausgebern und den weiteren kompetenten<br />

Mitautoren ist mit dem Leitfaden ein praxisorientiertes<br />

Werk gelungen, das zu einer prüfungsfesten Umsetzung<br />

der MaRisk im jeweiligen Institut beitragen kann.<br />

Des Weiteren sollte der Leitfaden als Hilfsmittel in jeder<br />

Revisionsbibliothek vorhanden sein. £<br />

Walter Ullrich, Direktor im Unternehmensbereich Revision,<br />

Hamburger Sparkasse AG<br />

Konto, Recht, Revision<br />

02 Bearbeitungs- und Prüfungsleitfaden<br />

Risikobasierte Geldwäscheprävention<br />

Axel Becker/Michael Berndt/Dr. Jochen Klein (Hrsg.): Bearbeitungs-<br />

und Prüfungsleitfaden Risikobasierte Geldwäscheprävention:<br />

Erleichterungen und Verschärfungen<br />

gegenüber Sicherungsmaßnahmen und Kundensorg-<br />

faltspflichten. Finanz Colloquium Heidelberg, 2009,<br />

247 S., 59 €.<br />

w Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Novellierung<br />

des Gesetzes über das Aufspüren von Gewinnen aus<br />

schweren Straftaten (GwG) im August 2008 haben sich<br />

die geldwäscherechtlichen Anforderungen an die Institute<br />

und deren Prüfer erheblich erhöht. Nach einer<br />

„Schonfrist“ von neun Monaten sind diese Vorgaben seit<br />

Mai 2009 von den Instituten vollumfänglich umzusetzen.<br />

Der Bearbeitungs- und Prüfungsleitfaden „Risikobasierte<br />

Geldwäscheprävention“ thematisiert die Auswirkungen<br />

der aktuellen Rechtslage sowohl aus Sicht<br />

des Geldwäschebeauftragten als auch des Internen<br />

Revisors und des externen Wirtschaftsprüfers. In praxisnaher<br />

Form arbeitet das Buch mit zahlreichen Beispielen<br />

und Checklisten.<br />

Im ersten Kapitel werden risikobasierte Überwachungsansätze<br />

durch den hierfür primär verantwortlichen Geldwäschebeauftragten<br />

erläutert. Schwerpunkt bildet die<br />

Ausgestaltung der institutsspezifischen Gefährdungsanalyse<br />

sowie die sachgerechte Kategorisierung der<br />

identifizierten Kundengruppen nach geldwäscherechtlichen<br />

Vorgaben. Anhand von aussagekräftigen Praxisbeispielen<br />

werden mögliche Maßnahmen zur Begrenzung<br />

der Risiken vorgestellt. Abschließend werden<br />

„formelle“ Aspekte insbesondere zur Dokumentation<br />

und zur Berichterstattung an die Entscheidungsträger<br />

erläutert. Das anschließende Kapitel zeigt mögliche<br />

Kooperationsfelder zwischen dem Geldwäschebeauftragten<br />

und der Interne Revision auf. Synergien<br />

sieht der Autor insbesondere bei der Koordinierung<br />

der Prüfungsgebiete und Einsatzpläne der Revision<br />

mit den Kontrollhandlungen des Geldwäschebeauftragten.<br />

Ferner werden Kooperationsfelder u. a. bei<br />

der Erstellung und Aktualisierung der Gefährdungsanalyse<br />

sowie bei Verdachtsanzeigen und Mitarbeiterschulungen<br />

erörtert.<br />

Die beiden folgenden Kapitel beinhalten Prüfungsansätze<br />

zur Prüfung und Beurteilung der aufbau- und<br />

ablauforganisatorischen Vorkehrungen des Instituts zur<br />

Erfüllung der geldwäscherechtlichen Vorgaben aus Sicht<br />

von zwei Internen Revisoren. Neben den klassischen<br />

Prüfungsgebieten zum GwG wird auch die Einbindung<br />

der Geldwäscheprävention in das übergreifende Risikomanagement<br />

des Instituts thematisiert. Schwerpunkte<br />

sind ferner die Prüfung der Gefährdungsanalyse und<br />

die Einhaltung kundenbezogener Sorgfaltspflichten.<br />

Im letzten Kapitel wird insbesondere die Handhabung<br />

von Ermessensspielräumen bei risikoorientierten und<br />

institutsspezifischen Lösungen zur Erfüllung der geldwäscherechtlichen<br />

Vorgaben aus Sicht des externen Prü-<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Rezensionen<br />

01<br />

02<br />

99


Rezensionen<br />

<strong>03</strong><br />

04<br />

05<br />

100 <strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

fers vorgestellt. Die Autoren stellen die Mindest-/Soll-<br />

Vorgaben des Gesetzgebers und der Aufsichtsbehörden<br />

vor und zeigen Öffnungsklauseln und Erleichterungsregeln.<br />

Auch hier liegt der Fokus auf der Gefährdungsanalyse<br />

und den kundenbezogenen Sorgfaltspflichten.<br />

Das Buch berücksichtigt die aktuellste (aufsichts-)<br />

rechtliche Sachlage zum Thema „Geldwäscheprävention“<br />

und weist einen hohen Praxisbezug auf. Es ist<br />

insbesondere für Geldwäschebeauftragte und deren<br />

Mitarbeiter sowie für interne und externe Fachprüfer<br />

zu empfehlen. Einzig nennenswerter Kritikpunkt ist<br />

die unzureichende Behandlung spezifischer, geldwäscherelevanter<br />

Aspekte bei stark international agierenden<br />

Instituten. £<br />

Hakan Güzel, Teamleiter Revision, SEB AG, Frankfurt<br />

am Main<br />

Vorstand, Anlage, Recht<br />

<strong>03</strong> Compliance in der Unternehmerpraxis<br />

Gregor Wecker/Hendrik van Laak (Hrsg.): Compliance in<br />

der Unternehmerpraxis – Grundlagen, Organisation<br />

und Umsetzung. Gabler Verlag, Wiesbaden, 2. Aufl age<br />

2009. 272 S., 44,90 €.<br />

w Compliance als Gesamtkonzept organisatorischer<br />

Maßnahmen soll die Rechtmäßigkeit unternehmerischer<br />

Aktivitäten gewährleisten. Ein effizientes Konzept reduziert<br />

Risiken und bringt darüber hinaus wirtschaftliche<br />

Vorteile für das Unternehmen und seine Eigentümer.<br />

Aber auch das Management, Mitarbeiter und Kunden<br />

sowie Lieferanten profitieren. Die Identifikation der<br />

rechtlichen Risiken bildet dabei den Ausgangspunkt,<br />

von dem aus der Handlungsbedarf ermittelt und die<br />

angemessenen organisatorischen Maßnahmen im<br />

Unternehmen entwickelt und umgesetzt werden, um<br />

diesen Risiken effektiv zu begegnen. Das Werk wurde<br />

vollständig aktualisiert und um zusätzliche Handlungsempfehlungen<br />

sowie ein neues Kapitel zur Tax Compliance<br />

erweitert. Der Aufbau einer Compliance-Organisation,<br />

Pflichten der Geschäftsleitung, Compliance<br />

in der Außenwirtschaft, arbeitsrechtliche Aspekte, IT-<br />

Compliance und datenschutzrechtliche Probleme sind<br />

nur einige der interessanten Themenfelder, die ausführlich<br />

behandelt werden.<br />

Die Herausgeber und Autoren sind erfahrene Praktiker<br />

einer renommierten und international tätigen Rechtsanwaltsgesellschaft.<br />

Das Werk richtet sich an Unternehmer,<br />

Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Unternehmensjuristen<br />

und Compliance-Verantwortliche. £<br />

Kredit, Konto, Anlage<br />

04 Gabler Kompakt-Lexikon Bank und Börse<br />

Günter Wierichs/Stefan Smets: Gabler Kompakt-Lexikon<br />

Bank und Börse. Gabler Verlag, Wiesbaden, 5. Aufl age<br />

<strong>2010</strong>. 246 S., 26,95 €.<br />

w Das Lexikon defi niert mehr als 2.000 Begriff e aus dem<br />

Bank- und Börsenwesen. Die Stichwörter sind verständlich<br />

erklärt und auf eine praktische Anwendung des<br />

Wissens ausgerichtet. Die 5. Aufl age wurde komplett<br />

überarbeitet und den neuen gesetzlichen Regelungen<br />

insbesondere aus dem Bankrecht und Steuerrecht angepasst.<br />

Damit ist das Lexikon z. B. für Auszubildende und<br />

Studenten interessant, die sich punktuell über brachenspezifi<br />

sche Themen ganz knapp und schnell einlesen<br />

möchten. Ob sich das Speziallexikon gerade bei dieser<br />

jungen Zielgruppe auf Dauer dem Gegenwind durch<br />

kostenfreie Webangebote wie insbesondere Wikipedia.<br />

de entziehen kann, der schon anderen Lexikonangeboten<br />

das Licht ausgeblasen hat, bleibt jedoch off en … £<br />

Handel, Controlling, Revision<br />

05 Risikomanagement im Handelsgeschäft<br />

Thomas Ramke/Dirk Wohlert (Hrsg.): Risikomanagement<br />

im Handelsgeschäft – MaRisk, § 25a KWG, § 44 KWG-<br />

Prüfungen, Umsetzungsspielräume. Schäff er-Poeschel<br />

Verlag, Stuttgart, 2009. 275 S., 79,95 €.<br />

w Das Handelsgeschäft zeichnet sich durch seine besonders<br />

hohen Verlustpotenziale aus und ist gekennzeichnet<br />

von verschiedenen Krisenfällen, wobei die Société<br />

Générale nur als spektakulärster Fall der jüngeren Vergangenheit<br />

zu nennen ist. Die Finanzkrise und die daraus<br />

resultierenden Konsequenzen stellen die für die Durchführung<br />

und Steuerung von Handelsgeschäften verantwortlichen<br />

Personen vor sehr hohe Anforderungen.<br />

Die beiden Autoren geben als erfahrene Spezialisten<br />

und Prüfer eine Vielzahl interessanter Hinweise für ein<br />

sachgerechtes Risikomanagement im Handelsgeschäft<br />

und kommentieren die Umsetzungsspielräume der<br />

MaRisk für alle betroffenen Organisationseinheiten.<br />

Dabei werden vor allem die Bereiche Handel, Abwicklung<br />

und Kontrolle, Risikocontrolling, IT/Organisation<br />

sowie übergeordnete Anforderungen (z. B. Strategien,<br />

Risikotragfähigkeit) detailliert einbezogen und die entsprechenden<br />

Öffnungsklauseln identifiziert. Somit<br />

umfasst dieses Fachbuch sämtliche relevanten Risikomanagementanforderungen<br />

für den kompletten<br />

Handelsprozess. Die Herausgeber wenden sich mit


ihrem Werk an Mitarbeiter aus den vorab genannten<br />

Bereichen in Kreditinstituten. £<br />

Kredit, Recht, Controlling, Revision<br />

06 Kreditwesengesetz (KWG)<br />

Günther Luz/Werner Neus/Paul Scharpf/Peter Schneider/<br />

Max Weber (Hrsg.): Kreditwesengesetz (KWG) • Kommentar<br />

zum KWG inklusive SolvV, LiqV, GroMiKV, MaRisk. Schäffer-Poeschel<br />

Verlag, Stuttgart, 2009. 2.227 S., 199,95 €.<br />

w Das 2009 in erster Auflage erschienene Werk überzeugt<br />

durch seine fachliche Tiefe und Praxisnähe an<br />

vielen Stellen. Hierfür verantwortlich zeichnet zum<br />

einen ein hochkarätiges Autorenteam aus Praxis, Prüfung<br />

und Rechtsberatung. Zum anderen verwendet<br />

ein Gros der Autoren praxisnahe Fachliteratur.<br />

Zielsetzung dieses Werks ist es neben einer grundlegenden<br />

Einführung, die Vorschriften des KWG und der<br />

wesentlichen Verordnungen unter dem Gesichtspunkt<br />

der Anwendung in der Praxis auf aktuellem Stand darzustellen.<br />

Es umfasst nicht nur die Änderungen, die aus<br />

dem Umsetzungsprozess Basel II bzw. der neu gefassten<br />

EG-Bankenrichtlinie und EG-Ka pitaladäquanzrichtlinie<br />

resultieren, sondern ebenfalls die Änderungen, die sich<br />

aus der Um setzung der MiFID und aus dem InvestmentänderungsG<br />

ergeben haben. Die SolvabilitätsV<br />

und die neu gefasste GroMiKV werden eigenständig und<br />

umfassend kommentiert; Quer verweise in den Kommentierungen<br />

stellen die Zusammenhänge zwischen<br />

KWG und den Verordnungen sicher. Zur Würdigung<br />

der praktischen Bedeutung des § 25a KWG enthält das<br />

Werk eine Darstellung der MaRisk. Der zunehmenden<br />

Bedeutung der Liquiditätsrisiken wird mit einer ausführlichen<br />

Kommentierung von § 11 KWG und der auf<br />

diesem beruhen den LiquiditätsV Rechnung getragen.<br />

Andere Verordnungen, wie die AnzV, werden direkt in<br />

den entsprechenden Paragrafen des KWG abgehandelt.<br />

Das Werk vereinigt damit eine Kommentierung sämtlicher<br />

Paragraphen des KWG mit den wesentlichen, für<br />

die laufende Bankpraxis relevanten Ausführungsbestimmungen<br />

der deut schen Aufsicht. Soweit den Autoren<br />

zugänglich, wurden Auslegungsentscheidungen und<br />

Schreiben der BaFin (bzw. des BAKred) berücksichtigt.<br />

Aufgrund des zunehmenden Stel lenwerts des Committee<br />

of European Banking Supervisors (CEBS) werden auch die<br />

dort getroff enen Auslegungsentscheidungen und Veröffentlichungen<br />

bei den Kommentierungen einbezogen.<br />

Das Werk tritt in Konkurrenz zu namhaften KWG-Kommentierungen,<br />

wird sich jedoch aufgrund seiner Quali-<br />

tät schnell seinen Platz in den Regalen der Bankpraktiker<br />

schaffen. Mit Blick auf den durchaus gerechtfertigten<br />

aber per se nicht günstigen Preis soll diesen der Hinweis<br />

gegeben werden, dass im Laufe des Jahres KWG,<br />

SolvV und GroMiKV maßgebliche Änderungen erfahren<br />

werden. Somit muss eine Anschaffung individuell<br />

abgewogen werden. £<br />

Vorstand, Recht, Kredit<br />

07 Nachfolgeratgeber Familienunternehmen<br />

F.A.Z.-Institut für Management-, Markt- und MedieninformationenGmbH/Deloitte&Touch<br />

GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft/NaviGet<br />

GmbH/Eurenta Holding<br />

GmbH/Rechtsanwalt Thomas Auer (Hrsg.): Nachfolgeratgeber<br />

Familienunternehmen – Ein integrierter Leitfaden<br />

für die Praxis. F.A.Z.-Institut für Management-,<br />

Markt- und Medieninformationen GmbH, Frankfurt/M.,<br />

2009. 105 S., 29,90 €.<br />

w Der Themenbereich der Unternehmensnachfolge<br />

gewinnt in Deutschland zunehmend an Bedeutung.<br />

Gerade für die Banken ist es hier wichtig rechtzeitig<br />

aktiv auf die betreuten Firmenunternehmen zuzugehen<br />

und entsprechende fachliche Kompetenz in der<br />

Nachfolgeberatung zu zeigen. Mit dem Buch wurde<br />

eine fundierte Grundlage geschaffen, die eine wirkliche<br />

Hilfestellung auch für die Beratung der Firmenkunden<br />

darstellt. Der strukturierte Aufbau, der den Nachfolgeprozess<br />

in drei Phasen, Nachfolgestrategie, Nachfolgeumsetzung<br />

und Nachfolgecontrolling gliedert, ist hilfreich.<br />

Er beinhaltet in allen Phasen die entsprechenden<br />

rechtlichen, steuerrechtlichen, finanzwirtschaftlichen<br />

aber auch psychologischen Eckpunkte und verbindet<br />

diese miteinander. Schaubilder und eine Vielzahl von<br />

Checklisten erleichtern die Arbeit mit dem Ratgeber<br />

deutlich.<br />

Wenn die Nachfolge gelingen soll, ist eine rechtzeitige<br />

und systematische Vorbereitung unabdingbar.<br />

Hier bietet der “Nachfolgeratgeber Familienunternehmen”<br />

gut verständliche und praxiserprobte Informationen.<br />

Das Buch zeigt auf 100 Seiten einen Weg,<br />

die Nachfolgeherausforderung gezielt und systematisch<br />

anzugehen. £<br />

Vorstand, Kredit, Handel, Controlling, Revision<br />

08 MaRisk Interpretationshilfen<br />

Guido Pfeifer/Walter Ullrich (Hrsg.): MaRisk Interpretationshilfen.<br />

Finanz Colloquium Heidelberg, Heidelberg,<br />

2009. 660 S., 94 €.<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Rezensionen<br />

06<br />

07<br />

08<br />

101


Rezensionen<br />

09<br />

102 <strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

w Es ist in den letzten Jahren für die Praxis zunehmend<br />

schwieriger geworden, die regulatorischen Anpassungen<br />

in den eigenen Häusern nicht nur zeitnahe, sondern auch<br />

betriebswirtschaftlich vernünftig umzusetzen. Zahlreiche<br />

neue Gesetze und Gesetzesanpassungen, neue Rundschreiben<br />

und nicht zuletzt die zweite MaRisk-Novelle<br />

2009, erhöhen den Handlungsdruck auf Banken und<br />

Sparkassen. Jeder Praktiker ist daher dankbar, wenn<br />

die aktuellen Themen mit Sachverstand und Pragmatismus<br />

aufgegriffen und mit praxisnahen Ideen und<br />

Impulsen angereichert werden.<br />

Bei diesem Buch handelt es sich bereits um die 2. Auflage<br />

(das Grundwerk erschien 2006). Es gliedert sich<br />

in insgesamt fünf Abschnitte. Diese umfassen die Hintergründe<br />

für die aktuellen bankaufsichtlichen Anpassungen<br />

und deren Einordnung bezüglich der strategischen<br />

Positionierung der Institute. Es werden zudem<br />

die wesentlichen Änderungen im Risikomanagement<br />

unter besonderer Herausarbeitung der Einflussfaktoren<br />

Steuerung und Überwachung der Risikoarten dargestellt.<br />

Abgerundet werden die Ausführungen mit einer<br />

Darstellung der aktuellen und kommenden Herausforderungen<br />

für die Interne Revision.<br />

Die Herausgeber sind erfahrene Praktiker. Guido Pfeifer<br />

ist Geschäftsführer eines Beratungsunternehmens<br />

(zuvor in leitender Funktion verantwortlich für Unternehmensplanung/Risikomanagement<br />

in einer genossenschaftlichen<br />

Bank), Walter Ullrich Direktor Unternehmensbereich<br />

Revision der Hamburger Sparkasse.<br />

Sie wurden durch ein umfangreiches und qualifiziertes<br />

Autorenteam (Vorstand aus dem Genossenschaftsbereich,<br />

Wirtschaftsprüfer sowie Spezialisten aus den<br />

Bereichen Risikomanagement/Controlling/Unternehmenssteuerung<br />

und Treasury) unterstützt. Das Buch enthält<br />

eine umfangreiche Sammlung von Abbildungen<br />

und ist sehr informativ. Es werden zudem vielfältige Praxisansätze<br />

verständlich dargeboten. Der Leser erhält<br />

umfangreiche Ideen zur Umsetzung in die Praxis. Wünschenswert<br />

für eine dritte Auflage wäre ein Stichwortverzeichnis.<br />

£<br />

Michael Helfer, Geschäftsführer, AuditManagement<br />

LiVE, Berlin<br />

Vorstand, Recht, Handel, Controlling, Revision, IT<br />

09 OpRisk-Management in Banken und Sparkassen<br />

Dr. Patrik Buchmüller (Hrsg.): OpRisk-Management in<br />

Banken und Sparkassen. Finanz Colloquium Heidelberg,<br />

2009. 392 S., 87,85 €.<br />

w Das Buch vermittelt in neun Kapiteln einen guten<br />

Überblick sowohl über die aktuellen Trends im Management<br />

operationeller Risiken, als auch die Risikomanagementpraxis<br />

in zwei Institutsgruppen. Gerade vor dem<br />

Hintergrund spektakulärer Schadensfälle in jüngster<br />

Zeit (Swapzahlung der KfW über 350 Mio. €, Handelsverluste<br />

in Höhe von 5 Mrd. € durch Jérôme Kerviel,<br />

der Verlust vertraulicher Kreditkartendaten durch die<br />

Landesbank Berlin, etc.) wird deutlich, dass ein wirksames<br />

und zugleich effizientes OpRisk-Management<br />

kein „nice-to-have“ sondern ein „must-be“ für die Sicherung<br />

der Unternehmensexistenz ist.<br />

Nach dem einführenden Beitrag durch den Herausgeber,<br />

der die aktuellen aufsichtsrechtlichen Entwicklungen<br />

für das OpRisk-Management beschreibt, schildern<br />

Falk Haußwald und Bodo Schmidt die Praxis des<br />

OpRisk-Managements im Sparkassen- und Genossenschaftssektor.<br />

Diese Kapitel dürfen insbesondere<br />

die nicht verbandsabhängigen Kreditinstitute interessieren,<br />

da sie hier von den Erfahrungen der beiden zahlenmäßig<br />

größten Bankengruppen in Deutschland profitieren<br />

können.<br />

Sehr lesenswert ist auch der Beitrag von Armin D. Rheinbay<br />

und Oliver Tiebing, in dem eingehend beschrieben<br />

wird, welche methodischen Fehler bei Expertenschätzungen<br />

auftreten und wie sie minimiert werden<br />

können. Vor allem im Hinblick auf ein präventives<br />

OpRisk-Management sind Szenariobetrachtungen auf<br />

Basis von Risk Assessment Verfahren unabdingbar,<br />

weswegen dieses Kapitel besondere Erwähnung verdient.<br />

Das Buch enthält abschließend ein Kapitel mit Hinweisen<br />

zur Prüfungspraxis operationeller Risiken, insbesondere<br />

in Verbindung mit dem Jahresabschluss.<br />

Darin werden sowohl die gesetzlichen Grundlagen als<br />

auch Prüfungsansätze aufgezählt, aber auch konkrete<br />

Tipps für einzelne Prüfungsfelder gegeben. Diese Ausführungen<br />

sind nicht nur für Prüfer von Bedeutung,<br />

sondern auch für alle diejenigen, die für die Umsetzung<br />

aufsichtsrechtlicher Normen in Kreditinstituten<br />

verantwortlich sind.<br />

Ein umfangreicher Anhang, der die für das OpRisk-<br />

Management relevanten Bestimmungen der MaRisk<br />

und SolvV dokumentiert, rundet das kompakt gehaltene,<br />

aber dennoch detaillierte Anregungen enthaltende<br />

Buch ab. £<br />

Matthias Kurfels, Riskmanager und stv. Abteilungsleiter<br />

Unternehmenssteuerung, Sparkasse Kulmbach-<br />

Kronach, Kulmbach


Benk, Matthias<br />

Sparkasse Nürnberg<br />

w Matthias Benk wird als Vorstand neuer<br />

Chefrisikomanager der Sparkasse Nürnberg.<br />

Der 51-jährige Volkswirt soll zum<br />

nächstmöglichen Zeitpunkt das Ressort<br />

Marktfolge mit den Bereichen Finanzund<br />

Risikomanagement und Organisation<br />

übernehmen, ebenso die Verantwortung<br />

für die Tochtergesellschaft transactio. Nach<br />

neun Jahren in verantwortlicher Position<br />

bei der Sparkasse in seiner Geburtsstadt<br />

Kiel wechselte er 1994 zur Kreissparkasse<br />

Hannover, die 2002 mit der Stadtsparkasse<br />

Hannover fusionierte und heute die sechstgrößte<br />

Sparkasse Deutschlands ist. Hier<br />

verantwortete Benk die Organisation, die<br />

IT, die Marktfolge und zuletzt das Vertriebsmanagement<br />

mit 430 Mitarbeitern. £<br />

Bergé, Alexander<br />

Berenberg Invest AG<br />

w Der frühere Vertriebsvorstand der Wölbern<br />

Invest AG Alexander Bergé ist in den<br />

Vorstand der im Juli 2009 gegründeten<br />

Berenberg Invest AG berufen worden. £<br />

Dahmen, Dr. Marcus<br />

Rentenbank<br />

w Der Verwaltungsrat der Landwirtschaftlichen<br />

Rentenbank hat Dr. Marcus Dahmen<br />

(44), seit Oktober 2007 Sprecher des Vorstands,<br />

von seinem Amt entbunden. Die<br />

Aufgaben von Dahmen werden bis auf weiteres<br />

von den Vorständen Hans Bernhardt<br />

(52) und Dr. Horst Reinhardt (55) wahrgenommen.<br />

Zusätzlich zu seiner Verantwortung<br />

für Finanzen und den IT-Bereich übernimmt<br />

Bernhardt den Förderkreditbereich<br />

und Personal. Reinhardt, verantwortlich für<br />

das Treasury und die Rechtsabteilung, wird<br />

zusätzlich den Bereich Öffentlichkeitsarbeit<br />

übernehmen. £<br />

Florack, Jürgen<br />

Helaba Invest<br />

w Jürgen Florack hat am 01.01.<strong>2010</strong> seine<br />

neue Aufgabe als Leiter Marketing/Akquistion<br />

für die Helaba Invest aufgenommen.<br />

Florack bringt mehr als 15 Jahre Erfah-<br />

rung aus dem Bereich Asset Management<br />

mit. Die letzten neun Jahre war er bei UBS<br />

Global Asset Management tätig, zuletzt<br />

als Head of Institutional Sales. Florack<br />

hat Betriebswirtschaftslehre in Deutschland<br />

und in den USA studiert und ist<br />

CFA-Charterholder. £<br />

Häusler, Gerd<br />

BayernLB<br />

w Gerd Häusler (58) wird zum 15.04.<strong>2010</strong><br />

den Vorstandsvorsitz der BayernLB übernehmen.<br />

Das hat der Verwaltungsrat<br />

der BayernLB in seiner heutigen Sitzung<br />

beschlossen. Als dessen stellvertretender<br />

Vorsitzender gehört Häusler dem Verwaltungsrat<br />

seit 01.08.2009 an.<br />

Der Jurist startete seine Berufslaufbahn<br />

als Auszubildender bei der Deutschen<br />

Bank in Darmstadt. Nach dem Jurastudium<br />

in Frankfurt und Genf und einem<br />

Referendariat bei der Deutschen Bundesbank<br />

begann er 1978 auch hier seine Karriere.<br />

1994 wurde er in das Direktorium und<br />

den Zentralbankrat der Deutschen Bundesbank<br />

berufen. 1996 wechselte Häusler<br />

in den Vorstand der Dresdner Bank, wo<br />

er u. a. für das Investment Banking verantwortlich<br />

zeichnete, ab 1998 auch als<br />

Chairman von Dresdner Kleinwort Benson<br />

in London. In dieser Eigenschaft führte er<br />

das Investmentbanking der Dresdner Bank<br />

und von Kleinwort Benson zusammen. Ab<br />

2001 baute er die Kapitalmarktabteilung<br />

des Internationalen Währungsfonds (IWF)<br />

in Washington auf. In dieser Funktion arbeitete<br />

er eng mit dem damaligen Managing<br />

Director des IWF und heutigen Bundespräsidenten<br />

Horst Köhler zusammen. 2006<br />

wechselte er zur Investmentbank Lazard,<br />

wo er als Vice Chairman für das internationale<br />

Geschäft und als Managing Director<br />

mit Sitz in Paris und Frankfurt vor allem als<br />

Berater für Finanzdienstleister tätig war.<br />

Seit dem 01.10.2008 arbeitet Häusler als<br />

Mitglied des Boards und als Führungskraft<br />

für den Finanzinvestor RHJ International.<br />

Daneben gehört Gerd Häusler u. a.<br />

der Group of Thirty mit Sitz in Washington<br />

an, die eine Reihe von Studien zur Stabilität<br />

des internationalen Finanzsystems veröffentlicht<br />

hat. £<br />

Haller, Michael<br />

Sparkasse Bregenz<br />

<strong>03</strong> / <strong>2010</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Personalia<br />

w Einstimmig zum Nachfolger von Dr.<br />

Peter Mennel als Vorstandsvorsitzender<br />

der Sparkasse Bregenz hat der Aufsichtsrat<br />

der Sparkasse Bregenz den bisherigen<br />

Vorstandskollegen von Mennel, Mag. Michel<br />

Haller, bestellt. Zum neuen Vorstandsmitglied<br />

– und damit zu Hallers Stellvertreter –<br />

wurde Mag. Martin Jäger berufen, der ein<br />

umfangreiches Auswahlverfahren für sich<br />

entscheiden konnte. £<br />

Hirschler, Dr. Herbert<br />

WIBank<br />

w Mit Wirkung zum 01.01.<strong>2010</strong> wurde<br />

Dr. Herbert Hirschler zum Sprecher der<br />

Geschäftsleitung der Wirtschafts- und Infrastrukturbank<br />

Hessen (WIBank) berufen.<br />

Er ist neben seiner Sprecherfunktion auch<br />

weiterhin für die Geschäftsfelder Infrastruktur,<br />

Wirtschaftsförderung und Landwirtschaftsförderung<br />

verantwortlich. Dr.<br />

Michael Reckhard und Eckhard Hassebrock<br />

komplementieren die Geschäftsleitung der<br />

WIBank.<br />

Hirschler verfügt über langjährige Erfahrung<br />

in der Wirtschaftsförderung. Nach<br />

seiner Tätigkeit als Vizepräsident im Regierungspräsidium<br />

Darmstadt von 1991 bis<br />

1999, war er von 1999 bis 2004 als Staatssekretär<br />

im Hessischen Ministerium für<br />

Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung<br />

tätig. 2004 wechselte er als Bereichsleiter<br />

in die Landestreuhandstelle Hessen<br />

und wurde 2007 zum Geschäftsleiter der<br />

LTH – Bank für Infrastruktur berufen. £<br />

Piehl, Thomas<br />

Sparkasse Lüneburg<br />

w Thomas Piehl, bisher Bereichsleiter Firmenkunden<br />

Süd der Hamburger Sparkasse,<br />

ist jetzt Vorstand bei der Sparkasse<br />

Lüneburg. £<br />

Schlipf, Dr. Udo<br />

Volksbank Schwarzwald-Neckar<br />

w Dr. Udo Stefan Schlipf (45) ist vom Aufsichtsrat<br />

der Volksbank Schwarzwald-<br />

1<strong>03</strong>


Personalia<br />

Neckar eG als weiteres Vorstandsmitglied<br />

berufen worden. Er übernimmt zukünftig<br />

die Funktion des Vorstandssprechers. Weitere<br />

Mitglieder des Vorstands sind Rolf Biedermann<br />

sowie Peter Lenski. £<br />

Sesemann, Marc<br />

Sparkasse Pforzheim Calw<br />

w Zum Beginn des Jahres ist Marc Sesemann,<br />

Chef des Bereichs Firmenkunden<br />

Pforzheim der Sparkasse Pforzheim Calw,<br />

zum Direktor ernannt und zugleich zum<br />

stellvertretenden Vorstandsmitglied berufen<br />

worden.<br />

Der gebürtige Karlsruher legte nach Schule<br />

und Wehrdienst ein Studium (Fachrichtung<br />

Bank) an der Berufsakademie Karlsruhe mit<br />

Abschluss als Diplom-Betriebswirt (BA) ab.<br />

Anschließend war er bis 2002 bei seinem<br />

Ausbildungsbetrieb, der BW-Bank AG, tätig,<br />

zuletzt als stellvertretender Abteilungsdirektor.<br />

2002 kam Sesemann zur damaligen<br />

Sparkasse Pforzheim.<br />

Sesemann trägt seit 2009 die Verantwortung<br />

für sechs Abteilungen und vier Fach-<br />

bereiche mit insgesamt 70 Beschäftigten<br />

und einem betreuten Kreditvolumen von<br />

rund 2,2 Mrd. €. £<br />

Steinhart, Franz<br />

Volksbank Hohenzollern<br />

w Die Volksbank Hohenzollern stellt die<br />

Weichen für die Zukunft: Franz Steinhart<br />

ist jetzt weiteres Vorstandsmitglied.<br />

Steinhart ist zu Jahresbeginn in den Vorstand<br />

eingetreten. Seine Ernennung sieht der Aufsichtsrat<br />

als eine für die Zukunft wichtige<br />

Personalentscheidung, weil die Vorstandsmitglieder<br />

Paul-Gerhard Link und Erwin Staiger<br />

in absehbarer Zeit ausscheiden. Beide<br />

stehen seit 30 Jahren in der Verantwortung.<br />

Steinhart ist verheiratet und Vater von drei<br />

erwachsenen Kindern. Der 50-jährige diplomierte<br />

Bankbetriebswirt (ADG) begann<br />

1981 seine Ausbildung zum Bankkaufmann<br />

bei der damals noch selbstständigen<br />

Volksbank Gammertingen, wurde 1994 zum<br />

Prokuristen bestellt und war von 1997 bis<br />

2000 Vorstand der inzwischen umfirmierten<br />

Volksbank Alb-Lauchert. In der Volksbank<br />

Hohenzollern leitete Steinhart seit 2000 als<br />

Prokurist die Hauptgeschäftsstelle Gammertingen<br />

und wurde 2005 Leiter des Firmengeschäfts<br />

der gesamten Volksbank.<br />

Im Gesamtvorstand übernimmt Steinhart<br />

das Kundengeschäft und trägt Verantwortung<br />

für die Marktbearbeitung im Firmen-,<br />

Privat- und Individualkundengeschäft. £<br />

Schwarz, Hermann-Josef<br />

Volksbank eG Überlingen<br />

w Walter Mauch, Vorstandsvorsitzender der<br />

Volksbank Überlingen, hat zum Jahresende<br />

2009 sein aktives Berufsleben beendet. Sein<br />

Nachfolger ist Hermann-Josef Schwarz, er<br />

war bis dahin Vorstandsmitglied. £<br />

Weck, Martin<br />

Sparkasse Mülheim an der Ruhr<br />

w Einstimmig wählte der Verwaltungsrat<br />

den 42-jährigen Martin Weck zum Vorstandsvorsitzenden<br />

der Sparkasse. Er hat<br />

zum 01.02.<strong>2010</strong> die Nachfolge von Jörg<br />

Enaux angetreten, der dann vorzeitig in<br />

den Ruhestand getreten ist. £<br />

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