25.02.2013 Aufrufe

Familienfrühstück - Amt Odervorland

Familienfrühstück - Amt Odervorland

Familienfrühstück - Amt Odervorland

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wissenswertes<br />

Eine Tagesfahrt vom BdV - Kreisverband Oder-Spree am<br />

01.10.2009 mit dem Bus in das einstige Wein - und Obstbaugebiet<br />

unserer Vorgängergenerationen am Mittellauf der Oder<br />

Wieder einmal hatte der Vorstand des BdV-<br />

Fürstenwalde zu einer Fahrt in die Stammlande<br />

einiger unserer Vereinsmitglieder eingeladen.<br />

Als sachkundigen Reiseleiter mit außerordentlichen<br />

Kenntnissen der deutschen Geschichte<br />

des Zielgebietes von Südostbrandenburg und<br />

Niederschlesiens war unser Verbandsmitglied<br />

A. Simon gewonnen worden.<br />

Nach dem sowohl Verbandsmitglieder als auch<br />

Gäste sich im Bus positioniert hatten, ging es<br />

über die BAB 12 auf die seit 1945 als Staatsgrenze<br />

dienenden Oder zu. Beim Grenzübergang<br />

überkam sicher den meisten Mitreisenden, die<br />

einst unfreiwillig den Weg in die andere Richtung<br />

im Treck gegangen waren, nicht nur Schwermut<br />

sondern es kamen auch ungute Erinnerungen<br />

zurück.<br />

Der Zollhof bei Schwetig, bereits im bis 1945 existierenden<br />

Kreis Weststernberg gelegen, wurde<br />

angefahren. Ohne „Eintrittskarte" gibt es für den<br />

Bus keine Weiterfahrt und die Reisegesellschaft<br />

folgte dem biologischen Zwang oder deckte sich<br />

mit dem gültigen Zahlungsmittel ein. Bald ging<br />

es in südlicher Richtung weiter auf der einstigen<br />

Reichsstraße 5 der heutigen Straße 275. Im ersten<br />

Abschnitt der Etappe ging die Fahrt durch den<br />

bereits vom Herbst gekennzeichneten Reppener<br />

Forst. Bei Überqueren der Eilanker erinnerte der<br />

Reiseleiter an die Ansiedlung Pulverkrug, die am<br />

Kriegsende untergegangen war und heute eine<br />

Wüste ist. Nach etwa weiteren 10 km fuhren wir in<br />

die anno 1939 an die 3.948 Einwohner zählende<br />

Ortschaft Ziebingen ein.<br />

Der Ort war bis 1804 Eigentum der Johanniter.<br />

Anno 1807 erwarb Graf v. Finckenstein das nunmehrige<br />

Rittergut. Im ausgehenden 19. Jahrhundert<br />

wurden in hiesiger Gemarkung so wie auch<br />

in Rauen Braunkohlenschächte betrieben und die<br />

Fürstenwalder Zeitung vom 22.08.1897 berichtete<br />

zum Unglück mit 4 Opfern in der Grube „Bach".<br />

Nach dem 1. Weltkrieg wurden auch hier viele<br />

Ostflüchtlinge angesiedelt und dieselbe Zeitung<br />

vom 01. August 1925 schrieb: Auch in diesem<br />

Orte ist eine verstärkte Neuansiedlung entlang<br />

der Frankfurter Chaussee in Richtung Crossen<br />

zu beobachten.<br />

Ein Bild vom Filialladen der Frankfurter Konsumgenossenschaft<br />

in Ziebingen aus dem Jahre 1931<br />

brachte die heute an die 84 Lebensjahre zählende<br />

Frau Rost aus Reppen ins Schwärmen. Sie hatte<br />

zeitweise in diesem Geschäft als Verkäuferin<br />

gearbeitet. Die damals hiesige größte Einkaufsstätte<br />

stand und steht an der Straßenkreuzung,<br />

an der wir schließlich von der Reichsstraße nach<br />

rechts abbogen.<br />

Wir durchfuhren auf dem Wege nach Kloppitz die<br />

Ortschaften Balkow, Grimnitz und Melschnitz.<br />

In Kloppitz erreichten wir die an der Oder unterbrochene<br />

Verbindungsstraße von Fürstenberg<br />

nach Grossen. Diese Straße, teilweise noch<br />

als Allee erhalten, verläuft nahezu parallel zur<br />

Oder. Entlang derselben entstanden in frühester<br />

Zeit Schifferdörfer. In denselben siedelten<br />

sich zwangsläufig vermehrt Schiffer an, um nach<br />

der Fertigstellung des Friedrich-Wilhelm-Kanals<br />

entsprechend der Grundregel für die Reihefahrt<br />

(Börtfahrt, Rangschifffahrt) in Preußen an derselben<br />

teilnehmen zu können. Auch Kloppitz war<br />

bis 1804 im Besitz des Ordensamtes Sonnenburg<br />

und zählte anno 1939 566 Einwohner. Die<br />

Gemeinde selbst gehörte zum Kirchspiel Rampitz.<br />

Nach Rampitz überquerten wir kurz vor der<br />

Ortschaft Siebenbeuthen die Grenze zum Kreis<br />

Crossen/Oder. Die nächsten Ortschaften waren<br />

Mühlow, Schönfeld, Messow mit einer großen<br />

Kirche. Der gewaltige Kirchturm war im April 1945<br />

gesprengt worden. Eine angekündigte Baustelle<br />

erzwang einen Umweg über Eichberg. Diesen<br />

Weg säumten schwer tragende Obstbäume.<br />

Schließlich erreichten wir wieder die Straße 275.<br />

Bald folgten die Orte Güntersberg und Merzdorf<br />

bei Crossen. Von der Anhöhe aus war zuerst kurz<br />

Bestattungshaus<br />

Möse GmbH<br />

Wenden Sie sich Tag und Nacht<br />

vertrauensvoll an uns:<br />

• niveauvolle, weltliche und christliche Beisetzungen,<br />

auch Hausbesuche<br />

• Vermittlung von musikalischer Umrahmung und<br />

gefühlsame Redner<br />

• Trauerdrucksachen<br />

• Erledigung sämtlicher Behördengänge<br />

• Kranz- und Blumengebinde<br />

• Bestattungsvorsorge<br />

Ansprechpartnerin: Frau Laube - Falkenhagen<br />

E.-Thälmann-Str. 23, Tel. (03 36 03) 30 36, Funk: 01 71 / 2 15 85 00<br />

19<br />

ein Stück der Oder zu sehen, dann auf einmal<br />

waren wir mitten im Crossener Stadtteil „Berg"<br />

angekommen.<br />

Über die Frankfurter Straße fuhren wir auf das<br />

Stadtzentrum zu. Rechter Hand war der Crossener<br />

„Bergfriedhof“ von den heutigen Einwohnern<br />

zu einem ansehnlichen Stadtpark hergerichtet<br />

worden. Auf demselben fand 1928 der Lyriker<br />

und Dramatiker A. Henschke (Klabund) seine<br />

letzte Ruhe. Ihm zu Ehren war das von Hans<br />

Dammann aus Muschelkalk geschaffene Grabdenkmal<br />

gesetzt worden, schrieb der „Volksfreund"<br />

vom 03. Juni 1930.<br />

Die vielen Neubauten entlang der Fahrtroute lassen<br />

große Kriegsverluste erahnen. Das Ausmaß<br />

der Zerstörungen durch Kriegshandlangen wurde<br />

uns erst auf dem kahlen Marktflecken vor der<br />

Marienkirche so richtig bewußt. Beim Nachsinnen<br />

über den erfolgten Kahlschlag vor nunmehr 69<br />

Jahren läßt die Unwetterfolgen des Jahres 1886<br />

als ein kleines Unglück erscheinen. Dennoch,<br />

die Sturmschäden waren damals enorm. Eine<br />

fünfköpfige Schifferfamilie samt Fahrzeug versank<br />

in der Oder und weitere drei Bürger wurden<br />

nur noch tot aus den Haustrümmern geborgen.<br />

Diverse Wohn- und Fabrikationsstätten lagen<br />

in Trümmern. Die Turmhaube der Marienkirche<br />

wurde von seinem steinernen Sockel abgehoben,<br />

in der Luft wie Trichter umgestürzt und mit<br />

seiner ganzen Schwere auf das Restaurateur<br />

Habel'sche Haus geworfen, welches samt den<br />

Insassen begraben wurde, schrieb das ,,Fürstenwalder<br />

Tageblatt" vom 18. Mai 1886.<br />

Ohne Stopp ging die Fahrt weiter. Durch die Polderwiesen<br />

war die Chaussee als Straßendamm<br />

angelegt und wir erreichten bald die „Grünberger<br />

Höhen“. Die Berghänge auf der rechten Oderseite<br />

von Odereck im Kreis Züllichau-Schwiebus bis<br />

hin zur Neißemündung waren nach Süden ausgerichtet.<br />

Sie waren, so empfanden es jedenfalls<br />

die deutschen Vorgängergenerationen, für den<br />

Weinbau hervorragend geeignet. Die bedeutsamste<br />

Förderung erfuhr, schrieb die „Fürs-tenwalder<br />

Zeitung" vom 11.09.1925, der märkische Weinbau<br />

im 15. Jahrhundert unter der Regierung des

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!