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Mitteilungen - Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg e. V ...

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und anstrengend, die Verpfl egung als<br />

mangelhaft, die inhaltliche Arbeit als<br />

unzureichend, die Betreuung als ungenügend<br />

und einige Gruppenteilnehmer<br />

als unmündig bezeichnet.<br />

Ein konkretes Beispiel: Diese Kritik<br />

wurde am unversöhnlichsten artikuliert<br />

von den zwei rumänischen Teilnehmern.<br />

Könnte es sein, dass ihre<br />

Kritik stellvertretend für etwas stand,<br />

das sie als elementare Provokation<br />

empfi nden mussten? Als ausgebildete<br />

Politologen bauen sie in Bukarest ein<br />

<strong>Dokumentationszentrum</strong> für die „Opfer<br />

des Kommunismus“ auf; das Ulmer<br />

camp aber fand an einem historischen<br />

Ort statt, an dem Kommunisten<br />

selbst Opfer gewesen waren … Diese<br />

Beobachtung ist eine Hypothese im<br />

Nachhinein, leider wurde während des<br />

camps nicht darüber gesprochen.<br />

Da von den Kritikern keine Bereitschaft<br />

zu erkennen war, selbst Initiative und<br />

Verantwortung zu übernehmen und<br />

sich einzubringen, entschieden die<br />

Teamerinnen zu Beginn der zweiten<br />

Woche, sie nach Hause zu schicken.<br />

Die Entscheidung wurde von der<br />

übrigen Gruppe mehrheitlich mitgetragen,<br />

aber sie belastete den zweiten<br />

Teil des camps nachhaltig.<br />

Die Ausgeschlossenen wurden auf<br />

ihren Wunsch hin zwei Tage danach<br />

im Zusammenhang mit dem München-Ausfl<br />

ug in eine Münchener<br />

Jugendherberge gebracht.<br />

Schlüsse aus den Ereignissen<br />

An allen Aspekten ist für künftige<br />

camps viel zu lernen.<br />

Einige Schlüsse und Vorschläge:<br />

1. Es sollte versucht werden, die<br />

Vorabinformationen der Teilnehmer<br />

und damit auch den Austausch mit<br />

ihnen im Vorfeld zu verbessern. Dabei<br />

könnten Erwartungen – realistische<br />

und unrealistische – geklärt werden.<br />

Insbesondere müssten Mitgestaltungs-Ideen<br />

und -Vorschläge intensiv<br />

eruiert werden.<br />

2. Die Teamer/-innen müssten in den<br />

Monaten vor Beginn des camps miteinander<br />

in Verbindung treten, das<br />

Programm diskutieren/modifi zieren<br />

und sich zueigen machen; und zwar<br />

mit dem Ziel, zu einer für alle Beteiligten<br />

transparenten und akzeptierten<br />

Rollen-Aufteilung im camp zu kommen<br />

und sich als „Team“ zu fi nden.<br />

3. ASF könnte die verbindlichen,<br />

schriftlichen Leitlinien für Teamer und<br />

Partner erweitern: Verhalten und Verfahren<br />

im Konfl iktfall bis hin zum Ausschluss<br />

von Teilnehmern. Dabei sollte<br />

Wert darauf gelegt werden, dosiert,<br />

d.h. von Tag zu Tag, für emotionale<br />

4<br />

Störungen in der Gruppe ein Ventil zu<br />

fi nden …<br />

4. Das Training von Gruppensituationen<br />

mit Selbsterfahrungs-Momenten<br />

sollte in den ASF-Vor- und Nachbereitungsseminaren<br />

intensiviert werden.<br />

Die Zukunft ?<br />

Seit 25 Jahren haben die ASF-Camps<br />

einen sehr hohen Stellenwert für das<br />

Selbstverständnis der überlebenden<br />

Häftlinge, des Trägervereins und<br />

dessen Mitarbeiter und Freunde, ja<br />

auch für viele Menschen in der Region<br />

gehabt. Denn hier lösen wir ein Stück<br />

von den historischen Lehren ein, die<br />

Die Gruppe auf dem Platz vor dem Münchener<br />

Nationaltheater, unmittelbar vor dem Abschied<br />

der Ausgeschlossenen am 28. Juli (A-DZOK,<br />

camp 2004, Foto: Sebastian Cros)<br />

aus KZ- und NS-Geschichte für ein<br />

friedvolles Nebeneinander in einem<br />

demokratischen Europa zu ziehen<br />

sind.<br />

Wir müssen aber zur Kenntnis<br />

nehmen, dass sich im Europa von<br />

heute gegenüber vergangenen Jahren<br />

viel verändert hat und weiter verändern<br />

wird. Man ist sich einerseits näher<br />

gerückt, andererseits wird dadurch<br />

das andere im Nachbarn intensiver,<br />

kritischer, herausfordernder, verletzender<br />

wahrgenommen.<br />

Das ist auch für uns eine Herausforderung.<br />

Wir machen weiter 2006,<br />

anders …! (sl)<br />

Die camp-Teilnehmer zusammen mit OB Ivo<br />

Gönner am ersten gemeinsamen Tag: Schwörmontag,<br />

19. Juli (A-DZOK, camp 2004, Foto:<br />

S. Lechner)

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