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Die Erfolgsgeschichte des Gründers der dm-Drogeriemarkt-Kette ist einzigartig.<br />
1973 machte sich der Heidelberger Drogistensohn Götz G. Werner in Karlsruhe mit<br />
seinem ersten kleinen Drogeriemarkt auf Discounter-Basis selbständig. Keiner hatte<br />
zuvor an diese Geschäftsidee geglaubt, doch sie erlebte einen wahren Siegeszug.<br />
Heute gibt es mehr als 1500 Filialen, das Vermögen des 62-jährigen wird auf rund<br />
1,05 Milliarden Euro beziffert.<br />
Doch nicht nur sein Geschäftssinn macht den bekennenden Anthroposophen Götz<br />
G. Werner so ungewöhnlich – es ist vor allem seine Art der Mitarbeiterführung. Er<br />
legt einen bewusst antiautoritären Stil an den Tag und setzt auf die Persönlichkeitsentwicklung<br />
seiner Mitarbeiter. Davon profi tieren sämtliche Angestellten, allen voran<br />
die Auszubildenden, deren Zahl in den vergangenen Jahren entgegen dem Trend<br />
immer weiter ausgebaut wurde. Ihre Lehrzeit ist so außergewöhnlich, wie ihr oberster<br />
Chef selbst. Seit Herbst 2001 setzt dm ein Konzept um, das sich „Lernen in der<br />
Arbeit“, kurz LidA, nennt und dem entdeckendes Lernen zu Grunde liegt.<br />
Fehler sind ausdrücklich erlaubt<br />
Bei einem ersten Gespräch erhalten die Lehrlinge Aufgaben, die sie in Eigeninitiative<br />
und unter realen Arbeitsbedingungen bewältigen müssen. Diese sind individuell auf<br />
sie zugeschnitten – die Freiheit Fehler zu machen wird ausdrücklich gegeben. Sollte<br />
ein Auszubildender dennoch an Grenzen stoßen, hilft ihm ein Ausbilder wieder auf<br />
die richtige Fährte. Am Ende bewerten beide Seiten den Erfolg der Aufgabe und machen<br />
sich an die nächste.<br />
Doch nicht nur die Förderung individueller Fähigkeiten steht im Vordergrund der<br />
praktischen Lehrzeit, sondern auch der rege Austausch der Lehrlinge untereinander.<br />
Die jungen Mitarbeiter sollen sich gegenseitig unterstützen und früh Verantwortung<br />
übernehmen, um das Selbstbewusstsein zu stärken. Damit sie die eigenen Fähigkeiten<br />
besser entdecken und nutzen können, nehmen die Auszubildenden in ihrer<br />
dreijährigen Lehrzeit zwei Mal an Theaterworkshops teil. Jeder einzelne ist gefragt<br />
sich einzubringen und sich so auf etwas Unbekanntes einzulassen um neue, kreative<br />
Seiten an sich selbst zu entdecken und Ängste zu überwinden. Sprache, Gestik und<br />
Mimik werden professionell eingesetzt und können später nicht nur auf der Theaterbühne,<br />
sondern auch auf der Bühne des Lebens, beispielsweise beim unbefangenen<br />
Kundenkontakt, angewandt werden. In letzter Instanz kommt das am Ende der Lehrzeit<br />
zum Einsatz: mehrmals im Jahr werden nämlich Filialen in ganz Deutschland<br />
zu so genannten Lehrlings-Filialen „umgebaut“. <strong>Das</strong> heißt: vier Wochen lang führen<br />
junge dm-Mitarbeiter zwischen 18 und 22 Jahren ihre eigene Filiale und wenden<br />
jetzt alles Gelernte an und vertiefen es in der Praxis. Und das ohne Aufsicht. „Da<br />
wir alle aus unterschiedlichen Filialen kamen, hatte jeder von uns einen anderen<br />
Wissensstand, deshalb haben wir uns alle super ergänzt“, erzählt eine der Auszubildenden,<br />
Maria Juarez. Bestandslisten führen, Warenbestellungen, Kassendienste,<br />
Kundenberatung, Mitarbeitergespräche, eben alles, was in einer Filiale anfällt, wurde<br />
besprochen und selbständig angegangen. „Am Anfang war es schwierig, da wir<br />
uns gar nicht kannten, aber letztlich sind wir ein super Team geworden“, so die Auszubildende<br />
glücklich. Den für den Notfall bereit stehenden Filialleiter brauchten sie<br />
nicht zu Rate ziehen – sehr zur Freunde ihres obersten Chefs, der in solch gelungenen<br />
Projekten natürlich die Bestätigung für seinen antiautoritären Führungsstil sieht.<br />
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