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Wie verzweifelt muss eine Mutter sein,<br />

die ihr Baby aussetzt oder gar ermordet? Diese Frage stellen sich die Menschen<br />

immer wieder, wenn sie in den Nachrichten hören, dass erneut ein<br />

Neugeborenes hilfl os oder gar tot gefunden wurde. Expertinnen geben eine<br />

unerwartete Auskunft: „Es sind ganz normale Frauen, die durch eine ungewollte<br />

Schwangerschaft aus der Bahn geworfen werden. Es ist die Schülerin<br />

aus gutem Hause, die Frau Mitte zwanzig, die sich ein Kind nicht vorstellen<br />

kann, die Mutter mehrerer Kinder, die sich einem weiteren nicht gewachsen<br />

fühlt“, erzählt die Leiterin der Babyklappe Hamburg, Leila Moysich. Und<br />

sie sagt: „Keine dieser Frauen hat den Vorsatz, das Kind nach der Geburt<br />

zu töten. Eine Geburt ist eine Ausnahmesituation, manche Mütter reagieren<br />

dann panisch.“<br />

Genau so sieht das auch Hella Schlagenhauff, die in Neureut das Projekt<br />

„Findelbaby“ im Auftrag der Diakonie und der Hardtstiftung fachlich betreut.<br />

<strong>Das</strong> Besondere: Rund 20 Helfer teilen sich die Bereitschaften ehrenamtlich,<br />

ohne dieses Team könnte die Babyklappe dort nicht existieren.<br />

Und dabei ist sie für verzweifelte Mütter oft der letzte Ausweg. „Ich konnte<br />

es selbst nicht glauben, aber es gibt tatsächlich Frauen, die ihre Schwangerschaft<br />

so lange verdrängen, bis die Geburt kurz bevor steht. Und dann<br />

entbinden sie alleine und wissen nicht wohin mit dem Baby“, erzählt Hella<br />

Schlagenhauff. Wenn das Baby „Glück“ hat, weiß die Mutter, dass es Babyklappen<br />

gibt, in denen sie ihr Neugeborenes straffrei abgeben kann.<br />

In Neureut liegt sie uneinsehbar in einer ruhigen Seitenstraße und funktioniert<br />

nach einem einfachen Schema. Sobald die verzweifelte Mutter ihr<br />

Baby in das stets vorgewärmte Bettchen hinter der Klappe gelegt hat, löst<br />

dies einen stummen Alarm aus. Für die Mutter bleibt noch genug Zeit, den<br />

so genannten „Brief an eine verzweifelte Mutter“ auszufüllen, indem sie alles<br />

Wichtige über die Abgabe ihres Kindes erfährt, ihm einen Namen geben<br />

und andererseits selbst einen Fußabdruck mitnehmen kann. „So wird es<br />

den Müttern erleichtert, später Kontakt aufzunehmen und etwas über den<br />

Zustand des Kindes zu erfahren“, berichtet Hella Schlagenhauff. Während<br />

die Mutter Abschied nimmt, läuft das System an. Die Mitarbeiterin, die Bereitschaft<br />

hat, macht sich sofort auf den Weg, an der Klappe angekommen,<br />

nimmt sie das Baby heraus, versorgt es und macht es fertig für den Weg<br />

in die Klinik. Dort wird es untersucht. Nach einiger Zeit wird es in einer<br />

Pfl egefamilie untergebracht, meldet sich die Mutter nicht mehr, folgt eine<br />

Freigabe zur Adoption.<br />

Dieses Jahr feiert das <strong>Karlsruher</strong> Projekt fünfjähriges Bestehen und die Verantwortlichen<br />

ziehen eine positive Bilanz. „Nicht nur, dass so Babys das Leben<br />

gerettet werden konnte, bis auf eine Mutter blieb auch keine anonym.<br />

Sie meldeten sich hinterher, fragten nach dem Wohlergehen ihres Kindes<br />

und einige haben sich sogar umentschieden und sie wieder zu sich geholt“,<br />

berichtet Hella Schlagenhauff. Dieses Argument hält sie auch Kritikern entgegen,<br />

die sagen, dass jedes Kind ein Recht darauf hätte zu erfahren, woher<br />

es komme und daher Babyklappe und anonyme Geburt ablehnen.<br />

„Keine Mutter macht es sich leicht, ihr Baby wegzugeben. Einige erkundigen<br />

sich schon im Vorfeld über unsere <strong>kostenlos</strong>e Notrufnummer nach der<br />

Klappe. Dann versuchen wir andere Lösungen aufzuzeigen. Und oft klappt<br />

das auch. Die Babyklappen-Mitarbeiter kümmern sich nicht nur um die abgegebenen<br />

Kinder, sondern arbeiten daran, dass der Ernstfall erst gar nicht<br />

eintritt.“ Um diesen „Service“ abzurunden wurde vor drei Jahren auch eine<br />

Notwohnung eingerichtet, in der sich Mütter in Ruhe überlegen können, wie<br />

es weitergehen soll. Sie bleiben auch dort anonym.<br />

10<br />

Projekt Findelbaby<br />

Schönenberger Straße 3<br />

76149 Karlsruhe<br />

Notrufnummer: 0800 6272134<br />

Spendenkonto<br />

Hardtstiftung Projekt Findelbaby<br />

Sonderkonto: 1005060001<br />

Evangelische Kreditgenossenschaft<br />

BLZ: 66060800

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