View/Open - JUWEL - Forschungszentrum Jülich
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Enantioselektive C-C Knüpfung<br />
mit Enzymen<br />
Charakterisierung und reaktionstechnische<br />
Bearbeitung der Benzaldehydlyase<br />
aus Pseudomonas fluorescens Biovar I<br />
Thomas Stillger<br />
Lebenswissenschaften<br />
Life Sciences
Schriften des <strong>Forschungszentrum</strong>s <strong>Jülich</strong><br />
Reihe Lebenswissenschaften / Life Sciences Band / Volume 31
<strong>Forschungszentrum</strong> <strong>Jülich</strong> GmbH<br />
Institut für Biotechnologie 2<br />
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Schriften des <strong>Forschungszentrum</strong>s <strong>Jülich</strong><br />
Reihe Lebenswissenschaften / Life Sciences Band / Volume 31<br />
ISSN 1433-5549 ISBN 3-89336-457-9
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek.<br />
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />
Nationalbibliografie; detaillierte Bibliografische Daten sind im Internet<br />
über abrufbar.<br />
Herausgeber <strong>Forschungszentrum</strong> <strong>Jülich</strong> GmbH<br />
und Vertrieb: Zentralbibliothek, Verlag<br />
D-52425 <strong>Jülich</strong><br />
Telefon: 02461 61-5368 · Telefax: 02461 61-6103<br />
e-mail: zb-publikation@fz-juelich.de<br />
Internet: http://www.fz-juelich.de/zb<br />
Umschlaggestaltung: Grafische Medien, <strong>Forschungszentrum</strong> <strong>Jülich</strong> GmbH<br />
Druck: Grafische Medien, <strong>Forschungszentrum</strong> <strong>Jülich</strong> GmbH<br />
Copyright: <strong>Forschungszentrum</strong> <strong>Jülich</strong> 2006<br />
Schriften des <strong>Forschungszentrum</strong>s <strong>Jülich</strong><br />
Reihe Lebenswissenschaften/Life Sciences Vol. 31<br />
D 5 (Diss., Bonn, Univ., 2004)<br />
ISSN 1433-5549<br />
ISBN-10:3-89336-457-9<br />
ISBN-13: 978-3-89336-457-2<br />
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie oder<br />
in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter<br />
Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Für Alexandra
Die vorliegende Arbeit wurde am Institut für Biotechnologie 2 der <strong>Forschungszentrum</strong><br />
<strong>Jülich</strong> GmbH durchgeführt. Eine solche Arbeit ist nur mit der Unterstützung vieler<br />
durchführbar, bei einigen möchte ich mich besonders bedanken:<br />
• Prof. Dr. C. Wandrey als meinem Doktorvater für die interessante Themenstellung,<br />
die Aufrechterhaltung der hervorragenden Arbeitsbedingungen und die<br />
gewährte Freiheit bei der Bearbeitung des Themas,<br />
• Prof. Dr. H. Wamhoff, Kékulé-Institut für Organische Chemie und Biochemie<br />
der Universität Bonn, für die freundliche Übernahme des Korreferats,<br />
• Denise Herzog, Lilia Härter, Heike Offermann und Daniela Müller für die qualifizierte<br />
und engagierte Unterstützung bei der täglichen Arbeit im Labor,<br />
• Dr. Murillo de Oliveira Villela Filho für die anregende Diskussion, die erfolgreiche<br />
Kooperation bei den Untersuchungen zum Zweiphasensystem und die erbaulichen<br />
Abende in Bonn,<br />
• Prof. Dr. Andreas Liese für die stete Diskussionsbereitschaft, die Anregungen<br />
und das offene Wort,<br />
• den Mitgliedern der Enzymgruppe, insbesondere Christoph Hoh, Dr. Jürgen<br />
Haberland und Dr. Lasse Greiner für die hilfreichen Diskussionen, das gute Arbeitsklima<br />
und die gewährte Unterstützung,<br />
• Priv.-Doz. Dr. Martina Pohl und Prof. Dr. Michael Müller für die freundliche<br />
Durchsicht der Arbeit und die Hilfestellung zu Beginn der Arbeit,<br />
• Prof. Dr. D. Vasic-Racki für die Unterstützung bei der Entwickung des kinetischen<br />
Modells,<br />
• Dr. Elena Janzen für die Klonierung und rekombinante Expression der Benzaldehydlyase,<br />
• den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der bioorganischen Gruppe, insbesondere<br />
Pascal Dünkelmann und Dr. Doris Kolter, für die Hilfestellung bei analytischen<br />
Fragen,<br />
• allen Mitarbeitern des Instituts für Biotechnologie 2 der <strong>Forschungszentrum</strong> <strong>Jülich</strong><br />
GmbH und des Instituts für Molekulare Enzymtechnologie der Heinrich-<br />
Heine Universität Düsseldorf, für die gewährte Unterstützung und das angenehme<br />
Arbeitsklima,<br />
• meiner Familie für den steten Rückhalt,<br />
• und bei Alexandra für die Unterstützung auch in schwierigen Situationen, den<br />
bedingungslosen Rückhalt und für alles andere.
Charakterisierung und reaktionstechnische Bearbeitung der Benzaldehydlyase aus<br />
Pseudomonas fluorescens Biovar I<br />
Chirale 2-Hydroxyketone sind wichtige Vorläufersubstanzen für die Synthese von Liganden,<br />
Agrochemikalien und pharmakologisch aktive Verbindungen. Ausgehend von Benzaldehyd<br />
und Acetaldehyd katalysiert die Benzaldehydlyase aus Pseudomonas fluorescens (BAL, E.C.<br />
4.1.2.38) enantioselektiv die Bildung von (R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon (HPP). Parallel<br />
mit der Bildung von HPP geht die Benzoinbildung als Folge der Selbstkondensation von<br />
Benzaldehyd einher (Abbildung 1). Obwohl auch (R)-Benzoin als Substrat für die BAL<br />
fungiert und in Gegenwart von Acetaldehyd zu HPP umgesetzt wird, stellt die geringe<br />
Wasserlöslichkeit von Benzoin insbesondere mit Hinblick auf ein kontinuierliches Verfahren<br />
zur Produktion von HPP eine Herausforderung dar.<br />
O<br />
O<br />
O<br />
H<br />
Acetaldehyd<br />
H<br />
Benzoinbildung<br />
H<br />
Benzaldehyd<br />
O<br />
OH<br />
( R)-Benzoin, ee><br />
99%<br />
O<br />
H<br />
BAL<br />
ThDP / Mg 2+<br />
HPP-Bildung<br />
Benzoin- spaltung<br />
O<br />
H<br />
O<br />
OH<br />
( R)-2-Hydroxy-1-phenyl<br />
propanon (HPP), ee > 99%<br />
Abbildung 1: Reaktionssystem der BAL-katalysierten Carboligation von Benzaldehyd und<br />
Acetaldehyd.<br />
Das unterschiedliche kinetische Verhalten der HPP- und Benzoinbildung ausgehend von<br />
Benzaldehyd bietet einen Angriffspunkt zur gezielten Diskriminirung der Benzoinbildung im<br />
vorliegenden Reaktionssystem (Abbildung 2 links). Während im Batch- und<br />
Strömungsrohrreaktor die Substratkonzentrationen mit der Reaktionszeit (Batch) bzw. dem<br />
Ort im Reaktor (Strömungsrohr) variieren, kann in einem kontinuierlich betriebenen<br />
Rührkessel (CSTR, engl. continuously stirred tank reactor) ein steady state mit konstanter<br />
Substratkonzentration eingestellt werden. Dadurch wird eine gezielte Diskriminierung der<br />
Benzoinbildung bei der Produktion von HPP ermöglicht (Abbildung 2 links).
Aktivität /Umg -1<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
CSTR<br />
Batch<br />
O O<br />
0<br />
0 5 10<br />
Benzaldehyd / mM<br />
15 20<br />
2<br />
O<br />
+ O<br />
O<br />
OH<br />
OH<br />
Konzentration / mM<br />
20<br />
16<br />
12<br />
8<br />
4<br />
� =1h 0.5 h 1h 0.25 h 1h<br />
HPP<br />
Benzaldehyd<br />
Benzoin<br />
Simulation<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30 35<br />
Zeit / h<br />
Abbildung 2: Kinetische Charakterisierung der HPP- und Benzoinbildung (links).<br />
Kontinulierliche Produktion von HPP im EMR (rechts).<br />
Ein Enzym-Membran-Reaktor (EMR) kann als kontinuierlicher Rührkessel betrieben werden.<br />
Abbildung 2 (rechts) zeigt die kontinuierliche Produktion von HPP im EMR. Es wurde ein<br />
Umsatz von > 91 % erreicht. Bei allen Verweilzeiten (60, 30, 15 min) blieb die<br />
Benzoinkonzentration unterhalb von 0,4 mM und damit deutlich unterhalb der<br />
Löslichkeitsgrenze von Benzoin im Reaktionsmedium (1,5 mM). Für die BAL konnte durch<br />
die Anwendung eines kontinuierlichen Verfahrens eine maximale Zyklenzahl von 188000<br />
erreicht werden. Die maximale Raum-Zeit-Ausbeute (RZA) lag bei 1120 g L -1 d -1 . Die<br />
erfolgreiche Synthese von (R)-1-(3-Chlorphenyl)-2-hydroxy-1-propanon (RZA = 1210 g L -1<br />
d -1 ) im EMR zeigt die allgemeine Anwendbarkeit des entwickelten Bioreaktors.<br />
Für begrenzt wasserlösliche Substrate der BAL bietet sich die Verwendung eines organisch /<br />
wässrigen Zweiphasensystems an. Vorraussetzung für die Anwendbarkeit eines<br />
Zweiphasensystems ist die Stabilität des Biokatalysators im Reaktionsmedium. In einem breit<br />
angelegten Lösungsmittelscreening zeigte die BAL eine hohe Lagerstabilität (t1/2 > 500 h) im<br />
Zweiphasensystem, wenn offenkettige Ether mit verzweigten aliphatischen Seitenketten<br />
verwendet wurden. Für die Biotransformationen im organisch / wässrigen Zweiphasensystem<br />
erwies sich ein Reaktorkonzept mit membranunterstütztem Phasenkontakt als vorteilhaft.
Characterization and reaction engineering of benzaldehyde lyase from Pseudomonas<br />
flourescens Biovar I<br />
Chiral 2-hydroxyketones are important precursors in the synthesis of ligands, agro chemicals<br />
and biologically active compounds. Starting from benzaldehyde and acetaldehyde the enzyme<br />
benzaldehyde lyase from Pseudomonas fluorescens (BAL, E.C. 4.1.2.38) catalyzes the<br />
enantioselective formation of (R)-2-hydroxy-1-phenylpropanone (HPP). Parallel to the<br />
formation of HPP the self-ligation of benzaldehyde yielding (R)-benzoin is observed<br />
(Figure 1). Though (R)-benzoin itself is a substrate for the formation of HPP the low water<br />
solubility of benzoin is a major drawback of the reaction system especially with regard to a<br />
continuous process for HPP production.<br />
O<br />
O<br />
O<br />
H<br />
acetaldehyde<br />
H<br />
benzoin formation<br />
H<br />
benzaldehyde<br />
O<br />
OH<br />
( R)-benzoin, ee><br />
99%<br />
O<br />
H<br />
BAL<br />
ThDP / Mg 2+<br />
HPP-formation<br />
benzoin- cleavage<br />
O<br />
H<br />
O<br />
OH<br />
( R)-2-hydroxy-1-phenyl<br />
propanone (HPP), ee > 99%<br />
Figure 1. Enzymatic carboligation of benzaldehyde and acetaldehyde catalyzed by<br />
benzaldehyde lyase.<br />
Different kinetics of HPP and benzoin formation turned out to be a suitable tool for the<br />
selective discrimination of the benzoin formation within the reaction system. In a batch and a<br />
plug flow reactor the substrate concentrations depend on reaction time (batch) and on the<br />
place within the reactor (plug flow). In contrast the continuously operated stirred tank reactor<br />
(CSTR) performs at a steady state with constant reactant concentrations allowing the selective<br />
discrimination of the formation of benzoin while HPP production (Figure 2 left).
Activity /Umg -1<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
CSTR<br />
Batch<br />
O O<br />
0<br />
0 5 10 15 20<br />
Benzaldehyde / mM<br />
2<br />
O<br />
+ O<br />
O<br />
OH<br />
OH<br />
Concentration / mM<br />
20<br />
16<br />
12<br />
8<br />
4<br />
� =1h 0.5 h 1h 0.25 h 1h<br />
HPP<br />
Benzaldehyde<br />
Benzoin<br />
Simulation<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30 35<br />
Time/h<br />
Figure 2. Kinetics of HPP and benzoin formation (left). Continuous production of HPP in an<br />
EMR (right).<br />
An enzyme membrane reactor (EMR) exhibits CSTR characteristics. Figure 2 (right) shows<br />
the continuous production of HPP in an EMR. A conversion of > 91 % was achieved. The<br />
benzoin concentration never exceeded 0.4 mM within the reaction time which is less than one<br />
third of the maximum solubility of benzoin in the reaction medium (1.5 mM). A total turnover<br />
number of 188000 was achieved by the applications of a continuous process. The maximum<br />
space time yield (STY) was calculated to 1120 g L -1 d -1 . The successful synthesis of (R)-1-(3chlorophenyl)-2-hydroxy-1-propanone<br />
(STY = 1210 g L -1 d -1 ) in the EMR demonstrates a<br />
broader applicability of the developed bioreactor.<br />
In order to open up substrates with limited water solubility to biocatalysis an aqueous /<br />
organic biphasic system was established. A key parameter for the successful application of a<br />
biphasic system is the stability of the biocatalyst in the reaction media. In a broad solvent<br />
screening benzaldehyde lyase showed a high storage stability in the presence of branched<br />
chain aliphatic ethers (t1/2 > 500 h). A reactor concept with membrane mediated phase contact<br />
was developed for biotransformations in an aqueous / organic biphasic system.
Inhaltsverzeichnis<br />
I. Allgemeiner Teil 1<br />
1. Einleitung 3<br />
1.1. Biotransformation - quo vadis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
1.2. Chirale2-Hydroxyketone.......................... 4<br />
1.2.1. Anwendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
1.2.2. Synthese mit chemischen Methoden . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
1.2.3. SynthesemitbiochemischenMethoden .............. 6<br />
1.3. Thiamindiphosphat-abhängige Enzyme . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
1.3.1. Der Cofaktor Thiamindiphosphat . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
1.3.2. Transketolase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
1.3.3. Dihydroxyaceton Synthase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
1.3.4. 1-Desoxyxylulose-5-phosphat Synthase . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
1.3.5. Pyruvatdecarboxylase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
1.3.6. Benzoylformiatdecarboxylase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
1.3.7. Benzaldehydlyase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />
2. Motivation und Zielsetzung 15<br />
II. Biotransformationen im homogenen System 19<br />
3. Systemcharakterisierung 21<br />
3.1. Enzymassay . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
3.1.1. Lyaseaktivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
3.1.2. Ligaseaktivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
3.2. Cofaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />
3.2.1. Enzymstabilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />
3.2.2. Enzymaktivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
3.3. pH-Wert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />
3.4. Lösungsvermittler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
3.4.1. Organische Lösungsmittel als Lösungsvermittler . . . . . . . . . 26<br />
3.4.2. DimethylsulfoxidalsCosolvent .................. 27<br />
i
Inhaltsverzeichnis<br />
3.4.2.1. Einfluss auf die Enzymaktivität . . . . . . . . . . . . . 27<br />
3.4.2.2. Einfluss auf die Enzymstabilität . . . . . . . . . . . . . 27<br />
3.5. Puffersystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
3.6. Zusammenfassung und Auswahl der Reaktionsbedingungen . . . . . . . 30<br />
4. Kinetik 33<br />
4.1. Auswahl der Einzelreaktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />
4.2. Bestimmung der kinetischen Parameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />
4.2.1. Allgemeine Anmerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />
4.2.2. Benzoinbildung (Reaktion 01) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
4.2.3. Benzoinspaltung (Reaktion 02) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
4.2.4. Racematspaltung (Reaktion 03) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />
4.2.5. Bildung von 2-Hydroxy-1-phenylpropanon (Reaktion 04) . . . . 45<br />
4.3. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />
5. Biotransformationen im homogenen System 49<br />
5.1. Diskontinuierliche Reaktionsführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />
5.1.1. Satzreaktor (Batch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />
5.1.2. Simulation des Satzreaktors . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />
5.1.3. Repetitive Batch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />
5.2. Kontinuierliche Reaktionsführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />
5.2.1. Reaktorkonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />
5.2.2. Regelung des Enzym-Membran-Reaktors . . . . . . . . . . . . . 60<br />
5.2.3. Simulation des Enzym-Membran-Reaktors . . . . . . . . . . . . 61<br />
5.2.4. Synthese von 2-Hydroxy-1-phenylpropanon im Enzym-Membran-<br />
Reaktor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />
5.2.5. Steigerung der Raum-Zeit-Ausbeute im Enzym-Membran-Reaktor 64<br />
5.3. Kontinuierliche Synthese von (R)-1-(3-Chlorphenyl)-2-hydroxypropanon 66<br />
5.4. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />
6. tert-Butylmethylether als Cosolvent 71<br />
6.1. Problemstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71<br />
6.2. Stabilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71<br />
6.3. Satzreaktor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73<br />
6.3.1. Vergleich der Reaktionsbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . 73<br />
6.3.2. Präparativer Batchversuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75<br />
6.4. Enzym-Membran-Reaktor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76<br />
6.5. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77<br />
III. Nicht-konventionelle Reaktionsmedien 79<br />
ii
Inhaltsverzeichnis<br />
7. Einleitung 81<br />
7.1. Einsatz von organischen Lösungungsmitteln . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />
7.1.1. Rein organische Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />
7.1.2. Mikroemulsionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83<br />
7.1.3. Zweiphasensystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84<br />
7.1.4. Wassermischbare Cosolventien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86<br />
7.2. Wahl des Lösungsmittels für Multiphasensysteme . . . . . . . . . . . . 86<br />
8. Untersuchungen zur Stabilität der Benzaldehydlyase im Zweiphasensystem<br />
89<br />
8.1. Beschreibung der Enzymdesaktivierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89<br />
8.2. Lösungsmittelscreening........................... 90<br />
8.2.1. Lösungsmittelklassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91<br />
8.2.2. Ether . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94<br />
8.3. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96<br />
9. Biotransformationen im Zweiphasensystem 97<br />
9.1. Verteilungskoeffizienten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97<br />
9.2. Synthese von (R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon . . . . . . . . . . . . . 97<br />
9.2.1. Emulsions-Batchreaktor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98<br />
9.2.2. Repetitive Batch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101<br />
9.3. Batchreaktor mit membranunterstütztem Phasenkontakt . . . . . . . . 103<br />
9.4. Racematspaltung von Benzoin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105<br />
9.4.1. Charakterisierung der Racematspaltung . . . . . . . . . . . . . . 106<br />
9.4.2. Racematspaltung im Zweiphasensystem . . . . . . . . . . . . . . 107<br />
9.4.3. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108<br />
IV. Diskussion und Ausblick 109<br />
10.Diskussion und Ausblick 111<br />
10.1.Homogene Reaktionsmedien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111<br />
10.2.Reaktionen im Zweiphasensystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113<br />
10.3. Vergleich zwischen einphasiger und zweiphasiger Reaktionsführung . . . 115<br />
11.Zusammenfassung 119<br />
12.Material und Methoden 123<br />
12.1.Geräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123<br />
12.2.Chemikalien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124<br />
12.3.Aufreinigung der Benzaldehydlyase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124<br />
12.4. Arbeitsvorschriften für das homogene Reaktionssystem . . . . . . . . . 125<br />
12.4.1. Aktivitätsbestimmung (Standardassay) . . . . . . . . . . . . . . 126<br />
12.4.2.AnalytischeBatchversuche.....................126<br />
iii
Inhaltsverzeichnis<br />
12.4.3. Repetitive Batch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126<br />
12.4.4. Präparative Batchversuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127<br />
12.4.5. Kontinuierliche Versuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128<br />
12.5. Arbeitsvorschriften für das Zweiphasensystem . . . . . . . . . . . . . . 128<br />
12.5.1. Stabilitätsuntersuchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128<br />
12.5.2. Analytischer Batchversuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128<br />
12.5.3. Repetivitve Batch im Emulsionsreaktor . . . . . . . . . . . . . . 129<br />
12.5.4. Repetitive Batch mit membranunterstütztem Phasenkontakt . . 129<br />
12.6.Analytik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129<br />
12.6.1. Proteinbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129<br />
12.6.2. Thermische Massenflussmessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129<br />
12.6.3. HPLC-Analytik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130<br />
V. Anhang 131<br />
A. Modelle für die Simulation 133<br />
A.1. Modell HPP-Bildung im Batch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133<br />
A.2. Modell der Bildung von 2-Hydroxy-1-phenylpropanon im kontinuierlich<br />
betriebenen Rührkessel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134<br />
Literaturverzeichnis 135<br />
iv
Abbildungsverzeichnis<br />
1.1. Mögliche Anwendung von 2-Hydroxyketonen zur Synthese pharmakologisch<br />
aktiver Wirkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
1.2. Strukturformel von Thiamindiphosphat . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
1.3. Allgemeiner Katalysemechnismus Thiamindiphosphat-abhängiger Enzyme<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
1.4. Reaktion der Transketolase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
1.5. Biotechnologisches Verfahren zur Herstellung von Ephedrin . . . . . . . 10<br />
1.6. Durch BAL katalysierte C-C Bindungsbildung . . . . . . . . . . . . . . 11<br />
1.7. BAL-katalysierte Bildung von (R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon ausgehend<br />
von Benzaldehyd und Acetaldehyd . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
1.8. BAL-katalysierte kinetische Racematspaltung von Benzoin . . . . . . . 13<br />
2.1. Bildung von (R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon ausgehend von Benzaldehyd<br />
und Acetaldehyd . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />
2.2. Kinetische Racematspaltung von Benzoin durch die Benzaldehydlyase. . 17<br />
3.1. Gekoppelter Enzymassay zur Bestimmung der Lyaseaktivität . . . . . . 21<br />
3.2. Gemessene Enzymaktivität in Abhängigkeit der eingesetzten Proteinkonzentration<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />
3.3. Einfluss der Cofaktoren auf die Enzymstabilität . . . . . . . . . . . . . 24<br />
3.4. Aktivität der BAL in Abhängigkeit der Konzentration von ThDP und<br />
Magnesiumionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />
3.5. Einfluss des pH-Werts auf Enzymaktivität und -stabilität . . . . . . . . 25<br />
3.6. Einfluss der DMSO-Konzentration auf Enzymstabilität und Benzoinlöslichkeit<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
3.7. pH-Shift von Kaliumphosphatpuffer nach Zusatz organischer Lösungsmittel<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
3.8. Aktivität und Stabilität der BAL in unterschiedlichen Puffersubstanzen 30<br />
4.1. Postulierter Mechanismus der Benzaldehydlyase . . . . . . . . . . . . . 36<br />
4.2. Aktivität der Benzoinbildung in Abhängigkeit der Benzaldehydkonzentration<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
4.3. Abnahme der Benzoinbildung durch HPP und Acetaldehyd . . . . . . . 39<br />
4.4. Rate der Benzaldehydbildung bei variierter Benzoinkonzentration . . . 40<br />
v
Abbildungsverzeichnis<br />
vi<br />
4.5. Versuchsreihe mit konstanter Acetaldehyd- und variierter Benzoinkonzentration<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />
4.6. Versuchsreihe mit konstanter Benzoin- und variierter Acetaldehydkonzentration<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />
4.7. Rate der BAL-katalysierten HPP-Bildung in Abhängigkeit der Benzaldehydund<br />
Acetaldehydkonzentration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />
4.8. Rate der Benzoinbildung in Abhängigkeit der Benzaldehyd- und Acetaldehydkonzentration<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />
5.1. Konzentrations - Zeit - Verlauf eines Satzreaktorversuchs zur HPP-<br />
Bildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />
5.2. Einfluss der Acetaldehydkonzentration auf das thermodynamische Gleichgewicht<br />
der HPP-Bildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />
5.3. Verlauf der Benzoinkonzentration in Abhängigkeit der Acetaldehydkonzentration<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />
5.4. Modell für die Simulation der HPP-Bildung . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />
5.5. Vergleich der gemessenen und simulierten Konzentrationen im Batchreaktor<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />
5.6. Prinzip des Repetitive Batch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />
5.7. Repetitive Batch: BAL-katalysierte HPP-Synthese . . . . . . . . . . . . 57<br />
5.8. Vergleich kontinuierlicher Verfahren mit dem Satzreaktor . . . . . . . . 59<br />
5.9. Schema des EMR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />
5.10. Kontinuierliche BAL-katalysierte HPP-Synthese im EMR . . . . . . . . 62<br />
5.11. Kontinuierliche BAL-katalysierte HPP-Synthese im EMR mit unterschiedlichen<br />
Betriebspunkten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />
5.12. Raum-Zeit-Ausbeuten der eingestellten Betriebspunkte . . . . . . . . . 64<br />
5.13. Kontinuierliche BAL-katalysierte HPP-Synthese im EMR mit kurzen<br />
Verweilzeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />
5.14. Vergleich der bei der kontinuierlichen HPP-Synthese im EMR erreichten<br />
Raum-Zeit-Ausbeuten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />
5.15. Prozessdaten des in Abbildung 5.13 gezeigten Reaktorlaufs . . . . . . . 67<br />
5.16. Synthese von (R)-1-(3-Chlorphenyl)-2-hydroxypropanon ausgehend von<br />
3-Chlorbenzaldehyd . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />
5.17. BAL-katalysierte kontinuierliche Synthese von (R)-1-(3-Chlorphenyl)-<br />
2-hydroxypropanon im EMR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />
6.1. Bildung von (R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon ausgehend von Benzaldehyd<br />
und Acetaldehyd . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72<br />
6.2. Stabilität der Benzaldehydlyase in homogenen Reaktionsmedien . . . . 72<br />
6.3. Batchversuche zur BAL-katalysierten HPP-Bildung . . . . . . . . . . . 74<br />
6.4. Vergleich der Produktaufarbeitung beider Reaktionssysteme . . . . . . 74<br />
6.5. (R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon nach dem Umkristallisieren . . . . . . 75<br />
6.6. BAL-katalysierte Synthese von HPP mit MTBE als Cosolvent im EMR 76
Abbildungsverzeichnis<br />
7.1. Systeme für die Biokatalyse in organisch / wässrigen Medien . . . . . . 82<br />
7.2. Prinzip organisch / wässriges Zweiphasensystem . . . . . . . . . . . . . 85<br />
7.3. DarstellungeinesZweiphasensystems ................... 85<br />
8.1. Beispiel einer Stabilitätsmessung mit und ohne Inhibierung . . . . . . . 90<br />
8.2. Screening nach Lösungsmittelklassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93<br />
8.3. Enzymstabilität der BAL in Gegenwart verschiedener Ether . . . . . . 95<br />
9.1. Verteilungskoeffizienten in MTBE / Puffer und DIPE / Puffer . . . . . 98<br />
9.2. Bildung von (R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon ausgehend von Benzaldehyd<br />
und Acetaldehyd . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98<br />
9.3. Batch zur BAL-katalysierten HPP-Bildung im Zweiphasensystem . . . 99<br />
9.4. Kinetik der BAL im homogenen Reaktionsmedium . . . . . . . . . . . . 100<br />
9.5. Repetitive Batch zur BAL-katalysierten HPP-Bildung im Zweiphasensystem<br />
mit MTBE und DIPE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101<br />
9.6. DesaktivierungderBALimRepetitiveBatch...............102<br />
9.7. Prinzip eines Reaktors mit membranunterstütztem Phasenkontakt . . . 104<br />
9.8. Batchreaktor zur BAL-katalysierten HPP-Bildung im Zweiphasensystem104<br />
9.9. BAL-katalysierte kinetische Racematspaltung von Benzoin . . . . . . . 105<br />
9.10.Kinetische Racematspaltung von Benzoin . . . . . . . . . . . . . . . . . 106<br />
9.11. BAL-katalysierte Racematspaltung von Benzoin im Zweiphasensystem . 107<br />
10.1. Modell für die Simulation der HPP-Bildung . . . . . . . . . . . . . . . 112<br />
10.2. Zweistufige, kontinuierliche Synthese von Diolen ausgehend von BenzaldehydundAcetaldehydinwässrigerLösung<br />
..............113<br />
10.3. Halbwertszeiten der PDC im organisch / wässrigen Zweiphasensystem . 114<br />
10.4. Zweistufige, kontinuierliche Synthese von Diolen ausgehend von Benzaldehyd<br />
und Acetaldehyd im Zweiphasensystem . . . . . . . . . . . . . 117<br />
vii
Abbildungsverzeichnis<br />
viii
Tabellenverzeichnis<br />
4.1. Kinetische Parameter der BAL-katalysierten Benzoinbildung ausgehend<br />
von Benzaldehyd . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />
4.2. Kinetische Parameter der BAL-katalysierten Benzoinspaltung . . . . . 41<br />
4.3. Kinetische Parameter der BAL-katalysierten HPP-Bildung ausgehend<br />
von (R)-Benzoin und Acetaldehyd . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />
4.4. Kinetische Parameter der HPP-Bildung ausgehend von Benzaldehyd . . 45<br />
5.1. ÜbersichtüberdieimModellverwendetenParameter.......... 55<br />
5.2. Vergleich der beiden Reaktortypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />
6.1. Vergleich der Desaktivierungskonstanten (kdes) für die BAL im homogenen<br />
Reaktionssystem mit DMSO bzw. MTBE als Cosolvent . . . . . 77<br />
8.1. Vertreter verschieder Verbindungsklassen, die im ersten Lösungsmittelscreening<br />
eingesetzt wurden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92<br />
8.2. Verschiedene Ether, die im zweiten Lösungsmittelscreening eingesetzt<br />
werden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94<br />
10.1. Vergleich zwischen homogenem Reaktionssystem und Zweiphasensystem 116<br />
10.2. Übersicht über die Halbwertszeiten der BAL in den untersuchten Reaktionsmedien<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118<br />
ix
Tabellenverzeichnis<br />
x
Abkürzungen und Symbole<br />
Abk. Abkürzung<br />
AA Acetaldehyd<br />
Abb. Abbildung<br />
ACN Acetonitril<br />
ADH Alkoholdehydrogenase<br />
Akt. Aktivität<br />
BA Benzaldehyd<br />
BAACC Benzaldehyd als Elektronenakzeptor<br />
BADO Benzaldehyd als Elektronendonor<br />
BAL Benzaldehydlyase<br />
Bdg. Bildung<br />
BFD Benzoylformiatdecarboxylase<br />
BSA Rinderserum-Albumin<br />
BZ Benzoin<br />
CoA Coenzym A<br />
CSTR kontinuierlich betriebener Rührkessel, engl. continuously<br />
operated stirred tank reactor<br />
DHAS Dihydroxyaceton Synthase<br />
DIPE Diisopropylether<br />
DMSO Dimethylsulfoxid<br />
DNS Desoxyribonucleinsäure<br />
DSM Deutsche Sammlung für Mikroorganismen und Zellkulturen<br />
DTT Dithiothreitol<br />
DXP 1-Desoxyxylulose-5-phosphat<br />
DXPS 1-Desoxyxylulose-5-phosphat Synthase<br />
EC Enzymklasse, engl. enzyme class<br />
ee Enantiomerenüberschuss, engl. enantiomeric excess<br />
EMR Enzym-Membran-Reaktor<br />
engl. englisch<br />
er Enantiomerenverhältnis, engl. enantiomeric ratio<br />
FDA Food and Drug Administration, Gesundheitsbehörde der<br />
USA<br />
FDH Formiatdehydrogenase<br />
Fortsetzung nächste Seite<br />
xi
xii<br />
Abk. Abkürzung<br />
GDH Glyceroldehydrogenase<br />
His Histidin<br />
HLADH Pferdeleber-Alkoholdehydogenase, engl. alcohol dehydrogenase<br />
from horse liver<br />
HPLC Hochleistungs-Flüssigkeitschromatographie, engl. high performance<br />
liquid chromotography<br />
HPP 2-Hydroxy-1-phenylpropanon<br />
IMAC Immobilisierte Metallionenaffinitätschromatographie<br />
IUPAC International Union of Pure and Applied Chemistry<br />
KPi<br />
Kaliumphosphat<br />
LBADH Alkoholdehydrogenase aus Lactobacillus brevis<br />
MFM (thermischer) Massenflussmesser<br />
MTBE tert-Butylmethylether<br />
NAD + Nicotinamid-adenin-dinucleotid (oxidiert)<br />
NADH Nicotinamid-adenin-dinucleotid (reduziert)<br />
NADP + Nicotinamid-adenin-dinucleotid-phosphat (oxidiert)<br />
NADPH Nicotinamid-adenin-dinucleotid-phosphat (reduziert)<br />
NMR Kernspinresonanz, engl. nuclear magnetic resonance<br />
NTA Nitrilo-tri-essigsäure<br />
O/W Öl in Wasser<br />
PAC Phenylacetylcarbinol, IUPAC: 1-Hydroxy-1-phenyl-2propanon<br />
PAGE Polyacrylamid-Gel-Elektrophorese<br />
PDC Pyruvatdecarboxylase<br />
PEEK Polyetheretherketon<br />
PEG Polyethylenglykol<br />
Ph Phenylrest<br />
PTFE Polytetrafluorethylen<br />
Rac. Racemat<br />
RP engl.: reversed phase<br />
RNA Ribonucleinsäure<br />
SDS Natriumdodecylsulfat, engl. sodium dodecylsulfate<br />
Spal. Spaltung<br />
Tab. Tabelle<br />
TBADH Alkoholdehydrogenase aus Thermoanaerobium brockii<br />
TEA Triethanolamin<br />
tert tertiär<br />
ThDP Thiamindiphosphat (Cocarboxylase)<br />
THF Tetrahydrofuran<br />
TK Transketolase<br />
TRIS 1,1,1-Tris-(hydroxymethyl)-methylamin<br />
Fortsetzung nächste Seite
Abk. Abkürzung<br />
ttn maximale Zyklenzahl, engl. total turnover number<br />
[mol mol −1 ]<br />
UpM Umdrehungen pro Minute [min −1 ]<br />
UV Ultraviolett<br />
W/O Wasser in Öl<br />
Symbol Einheit Bedeutung<br />
[A] verschiedene Konzentration der Komponente A<br />
A Umg −1 Enzymaktivität<br />
d m Durchmesser<br />
I verschiedene Inhibierungsfaktor<br />
K - Gleichgewichtskonstante<br />
kdes h −1 Desaktivierungskonstante<br />
KI mM Inhibierungskonstante<br />
KM mM Michaelis Konstante<br />
l m Länge<br />
M gmol −1<br />
molare Masse<br />
n mol Stoffmenge<br />
νA mol L−1 min−1 Reaktionsgeschwindigkeit bzgl. der Komponente A<br />
P - Verteilungskoeffizient in einem n-Oktanol/Wasser System<br />
p bar Druck, engl. pressure<br />
pH - negativer dekadischer Logarithmus der Protonenkonzentration<br />
RZA gL−1 d−1 Raum-Zeit-Ausbeute<br />
t s Zeit, engl. time<br />
T ◦C Temperatur<br />
t1/2 h Halbwertzeit<br />
U µmol min−1 katalytische Aktivität, Unit<br />
U - Umsatz<br />
V m3 Volumen<br />
vmax Umg−1 maximale Geschwindigkeit<br />
x m Strecke<br />
∆ - Differenz<br />
η - Ausbeute<br />
ρ kg m−3 Dichte<br />
σ - Selektivität<br />
τ min Verweilzeit<br />
xiii
xiv
Teil I.<br />
Allgemeiner Teil<br />
1
1. Einleitung<br />
1.1. Biotransformation - quo vadis<br />
Obwohl sich die Menscheit schon seit Jahrtausenden die Hilfe von Mikroorganismen<br />
zunutze macht, geht die Geschichte der wissenschaftlichen Behandlung dieser Thematik<br />
nur etwa zwei Jahrhunderte zurück. 1858 führte Pasteur die erste mikrobielle Racematspaltung<br />
von Weinsäure mit Hilfe des Schimmelpilzes Penicillium glaucum durch<br />
(Pasteur, 1858). Die Milchsäure war wohl das erste chirale Produkt, das um 1880 in<br />
den USA durch Fermentation erhalten wurde (Sheldon, 1993). 1893 gelang Buchner<br />
die alkoholische Gärung durch Verwendung eines zellfreien Hefeextrakts (Buchner,<br />
1897). Damit beendete er nicht nur die bis dahin intensiv geführte Diskussion um die<br />
vis vitalis, sondern er eröffnete auch die Verwendung ruhender Zellen für Biotransformationen.<br />
1926 kristallisierte Summer das erste Enzym und führte damit endgültig<br />
den Beweis, dass Enzyme rein chemische Substanzen sind (Summer, 1926).<br />
Der Chemiker Otto Röhm zog als einer der ersten Konsequenzen für eine technische<br />
Verwendung (Buchholz & Kasche, 1997). Er benutzte Enzyme aus dem Verdauungstrakt,<br />
insbesondere aus der Bauchspeicheldrüse, als Beize für die Gerberei in<br />
der Lederindustrie und löste damit das unhygienische Verfahren mit Hundekot oder<br />
Taubenmist ab. Der Mitarbeiterstand der neu gegründeten Firma vergrößerte sich innerhalb<br />
von nur vier Jahren von vier auf 100 Mitarbeiter. Dieses Beispiel zeigt eine<br />
wichtige Vorraussetzung für den Erfolg einer Innovation auf: den Bedarf.<br />
In den Fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde die Struktur und die chemische<br />
Zusammensetzung von DNA und RNA aufgeklärt (Watson & Crick, 1953). Damit<br />
war der Grundstein für die moderne Biotechnologie gelegt. Durch die Entwicklung der<br />
„Rekombinanten DNA - Technologie“ war es nun möglich, die quantitative Verfügbarkeit<br />
von Enzymen wesentlich auszudehnen. Die klassische Entwicklungsdauer von 5 -<br />
10 Jahren für industrielle Enzyme konnte dadurch auf 1 - 2 Jahre verkürzt werden<br />
(Hodgson, 1994). Verschiedene Methoden zur Veränderung von Proteinen 1 eröffneten<br />
darüberhinaus eine Möglichkeit zur direkten Manipulation der Enzymeigenschaften,<br />
wie z.B. Substratspezifität, Stabilität, Enantioselektivität oder Cofaktorselektivität.<br />
Es war also durch diese Techniken möglich geworden, Enzyme hinsichtlich bestimmter<br />
Katalyseanforderungen zu optimieren.<br />
Das zunehmende Wissen über die Funktion von Wirkstoffen auf molekularer Ebene<br />
hat die Chiralität als die grundlegende Eigenschaft für die Wirkweise dieser Verbin-<br />
1 Im Allgemeinen werden zwei Methoden unterschieden. Rationales Proteindesign, wobei gezielt<br />
Aminosäuren ausgetauscht werden (Wrede & Schneider, 1994) und kombinatorische Verfahren,<br />
bei denen Aspekte der natürlichen Evolution angewendet werden (Arnold, 1998).<br />
3
1. Einleitung<br />
dungen herausgestellt. Als Konsquenz dieser Entwicklung lässt z.B. die FDA seit 1996<br />
für Pharmaka im Falle enantiomerer Verbindungen nur noch enantiomerenreine Wirkstoffe<br />
zu (Stinson, 1998; Stinson, 1999). Vor diesem Hintergrund hat in den letzten<br />
zehn Jahren das Bewusstsein für das enorme Potential der Enzyme in der organischen<br />
Synthese als Katalysatoren mit hoher Chemo-, Regio- und Enantioselektivität<br />
zugenommen (Faber, 2000; Patel, 2000). Gegenüber den klassisch chemischen Routen<br />
zur Synthese enantiomerenreiner Verbindungen zeigen die Enzyme ihre katalytischen<br />
Eigenschaften unter milden Bedingungen in wässriger Lösung, was Probleme mit Nebenreaktionen<br />
wie Isomerisierung, Racemisierung, Epimerisierung und Umlagerung<br />
minimiert.<br />
Derzeit handelt es sich bei den meisten industriell verwendeten Enzymen um hydrolytisch<br />
aktive Enzyme wie Esterasen, Proteasen und Lipasen (Kirk et al., 2002;<br />
Straathof et al., 2002). Die etablierten enzymatischen Prozesse finden weitverbreitet<br />
Anwendung in der Synthese von Pharmazeutika, Agrochemikalien, Vitaminen und<br />
Aromen. Doch damit ist das synthetische Potential der Biokatalysatoren bei weitem<br />
noch nicht ausgeschöpft. Faber und Patel stellen in ihrem Übersichtsartikel im<br />
aktuellen Verlauf der Entwicklung von Biokatalysatoren zwei Schwerpunkte fest (Faber<br />
& Patel, 2000): Ein Schwerpunkt liegt auf der biokatalytischen Deracemisierung.<br />
Die Kombination verschiedener Enzyme ermöglicht die Durchführung einer Racematspaltung,<br />
an deren Ende nur noch ein Enantiomer mit 100% theoretischer Ausbeute<br />
vorliegt (Strauss et al., 1999). Der zweite Schwerpunkt liegt bei der Entwicklung von<br />
Biokatalysatoren für Reaktionen, die mit den klassisch chemischen Methoden nur sehr<br />
schwierig durchzuführen sind, wie z.B. die katalytische Decarboxylierung, die stereoselektive<br />
Oxidation sowie die asymmetrische C-C Bindungsbildung in wässriger Lösung,<br />
was auch Gegenstand dieser Arbeit ist.<br />
1.2. Chirale 2-Hydroxyketone<br />
1.2.1. Anwendung<br />
Chirale 2-Hydroxyketone sind wichtige Synthesebausteine in der präparativen organischen<br />
Chemie und spielen als funktionelle Gruppen in biochemisch aktiven Molekülen<br />
eine wichtige Rolle. Durch enantioselektive Reduktion der Ketogruppe bzw.<br />
reduktive Aminierung lassen sich chirale Diole, bzw. Aminoalkohole herstellen, die<br />
bei der Synthese von Liganden und chiralen Auxilliaren weitverbreitet zum Einsatz<br />
kommen (Kihumbu et al., 2002). Große Bedeutung besitzen chirale 2-Hydroxyketone<br />
bei der Synthese von pharmakologisch aktiven Verbindungen, wie Abbildung 1.1 auf<br />
der nächsten Seite zeigt. Nitidanin (Abb. 1.1 a) stammt aus der Rinde der Heilpflanze<br />
Silybum marianum und fand schon in der Volksmedizin Anwendung zur Heilung<br />
von Leberkrankheiten (Morazzoni & Bombardelli, 1995). (-)-Cytoxazon (Abb. 1.1 b)<br />
inhibiert die Bildung von Typ 1 Cytokinen und wird zur Behandlung allergischer Reaktionen<br />
eingesetzt (Kakeya et al., 1999). 5-Methoxyhydnocarpin (Abb. 1.1 c) wirkt<br />
als Inhibitor der MDR (multi drug pump) mikrobieller Zellen, die diesen Zellen eine<br />
4
Resistenz gegen Antibiotika verleiht (Stermitz et al., 2000).<br />
MeO<br />
HO<br />
OH<br />
HO<br />
MeO<br />
NH<br />
O<br />
O<br />
O<br />
HO<br />
O<br />
OMe<br />
H<br />
O<br />
O<br />
Nitidanin<br />
OH<br />
(-)-Cytoxazon<br />
OMe<br />
O<br />
O<br />
OH<br />
OH<br />
OMe<br />
OH<br />
5-Methoxyhydnocarpin<br />
b<br />
c<br />
R<br />
a<br />
O<br />
OH<br />
F<br />
R'<br />
Cl<br />
O<br />
O<br />
OH<br />
OH<br />
F<br />
N<br />
N<br />
N<br />
HO<br />
SO<br />
F F<br />
2CH3 Sch 42427 / Sm 9164<br />
g<br />
F<br />
F<br />
d<br />
1.2. Chirale 2-Hydroxyketone<br />
O<br />
f<br />
OH<br />
Cl<br />
e<br />
F<br />
O<br />
F<br />
NH<br />
Bupropion<br />
N<br />
N<br />
N<br />
OH<br />
O<br />
HO<br />
F N<br />
N<br />
F<br />
S<br />
ER-303465<br />
Ro 09-3355<br />
CN<br />
H<br />
1555U88<br />
Abbildung 1.1.: Mögliche Anwendung von 2-Hydroxyketonen zur Synthese pharmakologisch<br />
aktiver Wirkstoffe.<br />
Neben diesen allgemeinen Beispielen findet auch die u.a. durch die BAL-Katalyse<br />
zugängliche Struktureinheit des (R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon direkt Verwendung<br />
als Vorläufer bei der Synthese pharmazeutisch aktiver Verbindungen. (R)-1-(3-Chlorphenyl)-2-hydroxypropanon<br />
(Abb. 1.1 d) findet Verwendung als Vorläufer für die Synthese<br />
von Bupropion. Bei dieser Verbindung handelt es sich um den aktiven Wirkstoff<br />
in den Antidepressiva Wellburtin � und Zyban � (Glaxo Wellcome) (Fang et al.,<br />
2000). (R)-1-(3,5-Difluorphenyl)-2-hydroxypropanon (Abb. 1.1 e) ist Ausgangsverbindung<br />
für das Antidepressiva 1555U88. Das Regioisomer (R)-1-(2,4-Difluorphenyl)-2hydroxypropanon<br />
ist Vorläufer für die Fungizide Ro 09-3355 (Abb. 1.1 f)(Leuenberger<br />
et al., 1999) und SM 8668 / Sch 39304 (1.1 g) (Gala et al., 1996a; Gala et al., 1996b;<br />
Gala & DiBebedetto, 1997; Kitazaki et al., 1999; Montheit, 1999).<br />
1.2.2. Synthese mit chemischen Methoden<br />
Für die Synthese chiraler 2-Hydroxyketone steht eine Vielzahl chemischer und biologischer<br />
Methoden zur Verfügung. Bei den chemischen Verfahren findet die enantioselek-<br />
5
1. Einleitung<br />
tive Oxidation von Enolethern weitverbreitet Anwendung, wobei als Oxidationsmittel<br />
elektrophile Sauerstoffdonoren wie Osmiumtetraoxid in Gegenwart chiraler Auxilliare<br />
(ee 86 - 95 %) (Hashiyama et al., 1992), Mangan-(III)-Salen-Komplexe (ee 11 -<br />
89 %) (Adam et al., 1996; Adam et al., 1998a), Dioxiranderivate der Fructose (ee 0-<br />
82 %) (Adam et al., 1998b) oder N -Sulfonyloxaziridine (ee 3 - 95 %) (Davis & Chen,<br />
1992) zum Einsatz kommen. Auch O-Isopropylidenderivate diastereomerenreiner Diole<br />
können durch Dioxyrane zu 2-Hydroxyketonen oxidiert werden (ee 60 - 99 %). Die<br />
Oxidation erfolgt unter Retention der Konfiguration am verbleibenden Chiralitätszentrum<br />
(Curci et al., 1996).<br />
Auch die regio- und enantioselektive Reduktion der entsprechenden 1,2-Diketoverbindung<br />
führt zu chiralen 2-Hydroxyketonen (ee 0 - 65 %). Durch Hydrierung<br />
von 1-Phenyl-1,2-propandion an modifizierten Platinkatalysatoren konnte neben geringer<br />
Mengen des Regioisomers und des Diols das (R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon<br />
als Hauptprodukt isoliert werden (Toukoniitty et al., 2001). Eine weitere Möglichkeit<br />
zur enantioselektiven Reduktion von Dionen stellt die asymmetrische Transferhydrierung<br />
an chiralen Rutheniumkatalysatoren dar (ee 25 - 99 %). Die Regioselektivität<br />
der Reaktion (Bildung von Hydroxyketon oder Diol) kann durch die Wahl der Reaktionsbedingungen<br />
beeinflusst werden (Koike et al., 2000).<br />
Eine elegante konvergente Syntheseroute zu 2-Hydroxyketonen ist die Verknüpfung<br />
von Aldehyden unter C-C Bindungsbildung im Sinne der Benzoinkondensation. Als<br />
Katalysatoren können anstelle der ursprünglich verwendeten Cyanidionen Thiazoliumsalze<br />
verwendet werden, was eine Reaktionsführung unter milderen Bedingungen<br />
ermöglicht (Ugai et al., 1943; Breslow, 1958). 1966 berichten Sheehan et. al. über eine<br />
asymmetrische Variante der Benzoinkondensation, die durch chirale Thiazoliumsalze<br />
katalysiert wird (Sheehan & Hunneman, 1966). Mit diesen Katalysatoren können jedoch<br />
nur moderate Enantioselektivitäten bis zu einem ee von 57 % erreicht werden<br />
(Knight & Leeper, 1997). Deutlich höhere Enantiomerenüberschüsse (ee bis 95 %) können<br />
durch Verwendung chiraler, bicyclischer Triazoliumsalze erzielt werden (Enders<br />
et al., 1996; Knight & Leeper, 1998; Enders & Kallfass, 2002).<br />
1.2.3. Synthese mit biochemischen Methoden<br />
Auch durch den Einsatz von Biokatalysatoren ist eine enantio- und regioselektive Reduktion<br />
von 1,2-Diketoverbindungen zu 2-Hydroxyketonen möglich. Bei Verwendung<br />
von Hefezellen ist dabei eine Kontrolle der Chemo- und Regioselektivitäten durch Additive<br />
und Katalysatorvorbehandlung nötig, um eine hinreichende Selektivitäten zu<br />
erzielen (ee 98 %) (Nakamura et al., 1996).<br />
Die NAD-abhängige Glyceroldehydrogenase (GDH, EC 1.1.1.6) aus Enterobacter<br />
aerogenes oder Cellulomonas species katalysiert die wechselseitige Überführung von<br />
1,2-Diole in 2-Hydroxyketone. Das Enzym ermöglicht also die Synthese von chiralen<br />
2-Hydroxyketonen entweder durch die kinetische Racematspaltung von 2-Hydroxyketonen<br />
durch R-enantioselektive Reduktion oder durch stereoselektive Oxidation von<br />
cis-1,2-Diolen (ee 99 %) (Lee & Whitesides, 1986).<br />
Wie bei vielen anderen biotechnologischen Verfahren finden auch bei der Synthese<br />
6
1.3. Thiamindiphosphat-abhängige Enzyme<br />
von chiralen 2-Hydroxyketonen Lipasen weitverbreitet Anwendung. Dabei ist sowohl<br />
eine Racematspaltung durch enantioselektive Acylierung von Hydroxyketonen als auch<br />
eine selektive Hydrolyse der acylierten Species möglich (ee 66 - 96 %) (Adam et al.,<br />
1999).<br />
Eine weitere wichtige Gruppe von Biokatalysatoren zur Synthese chiraler 2-Hydroxyketone<br />
stellen die Thiamindiphosphat-abhängigen Enzyme dar, auf die im folgenden<br />
Unterkapitel eingegangen wird.<br />
1.3. Thiamindiphosphat-abhängige Enzyme<br />
1.3.1. Der Cofaktor Thiamindiphosphat<br />
Thiamin (Vitamin B1) enthält einen Pyrimidinring, der über eine Methylengruppe<br />
mit einem Thiazolkern verbunden ist. Es findet sich in fast allen pflanzlichen und<br />
tierischen Geweben, vor allem in Getreideschalen, Hefe und Kartoffeln. Therapeutisch<br />
wird es bei Neuritiden und Neuralgien verwendet. Außerdem ist es ein wichtiger<br />
Wuchsstoff für viele Organisman. Biochemisch große Bedeutung hat das Thiamindiposphat<br />
2 (ThDP, Abbildung 1.2), das als Kofaktor für eine weitverbreitete Gruppe<br />
von Enzymen fungiert. ThDP-abhängige Enzyme kommen in den unterschiedlichsten<br />
Organismen vor und katalysieren dort eine Vielzahl verschiedener Reaktionen.<br />
H 3C<br />
3’<br />
N<br />
2’<br />
NH 2<br />
N<br />
1’<br />
4’<br />
5’<br />
6’<br />
CH 2 N<br />
3<br />
CH 3<br />
H S<br />
O P 3-<br />
2 5<br />
2O6 Pyrimidin Thiazol<br />
Abbildung 1.2.: Strukturformel von Thiamindiphosphat.<br />
So sind z.B. die Pyruvatdehydrogenase (EC 1.2.4.1) und die Oxoglutaratdehydrogenase<br />
(EC 1.2.4.2) Bestandteile von Multienzymkomplexen, die eine oxidative Decarboxylierung<br />
von 2-Oxosäuren und die Übertragung des gebildeten Acylrestes auf CoA<br />
katalysieren. Der Pyruvatdehydrogenasekomplex dient der Synthese von Acetyl-CoA,<br />
und der 2-Ketoglutaratdehydrogenasekomplex katalysiert die Synthese von Succinyl-<br />
CoA, einem Intermediat im Citronensäurecyclus (Robinson & Chun, 1993). Die Pyruvatdecarboxylase<br />
(EC 4.1.1.1), die ein Schlüsselenzym bei der alkoholischen Gärung<br />
darstellt, katalysiert dagegen die nicht-oxidative Decarboxylierung von Pyruvat zu<br />
Acetaldehyd und CO2 (Lehninger, 1987). Während die Phenylpyruvatdecarboxylase<br />
(EC 4.1.1.43) am Phenylalaninkatabolismus beteiligt ist (Costacurta et al., 1994),<br />
spielt die Acetolactatsynthase (EC 4.1.3.18) eine wichtige Rolle bei der Biosynthese<br />
von Valin, Leucin und Isoleucin, in dem sie die Vorstufen dieser Aminosäuren<br />
2 INN : Cocarboxylase<br />
1<br />
4<br />
7
1. Einleitung<br />
2-Acetolactat bzw. 2-Aceto-2-hydroxybutyrat synthetisiert (Oh et al., 2001; Schloss,<br />
1984).<br />
Allen Reaktionen, die durch ThDP-abhängige Enzyme katalysiert werden liegt ein<br />
gemeinsames Prinzip zugrunde, das in Abbildung 1.3 dargestellt ist (Schellenberger,<br />
1998). Der Katalysezyklus beginnt mit der Deprotonierung des ThDP am C-2 des<br />
Thiazoliumrings. Dadurch wird der Cofaktor in die Ylid-Form überführt. Durch Reaktion<br />
des mesomeriestabilisierten Ylids mit der Carbonylgruppe des Substratmoleküls<br />
wird unter Abspaltung der Abgangsgruppe X die elektronische Situation an<br />
diesem Reaktionszentrum im Sinne einer Umpolung modifiziert. Die vormals elektrophile<br />
Carbonylgruppe stellt jetzt ein nucleophiles Reaktionszentrum des aktivierten<br />
Aldehyds dar, wodurch eine Reaktion mit einem elektrophilen Akzeptormolekül ermöglicht<br />
wird. Unter Freisetzung des Cofaktors kann der aktivierte Aldehyd mit dem<br />
Akzeptormolekül Y reagieren. Die Regenerierung des Cofaktors erfolgt im Katalysezyklus.<br />
Der Mechanismus durch ThDP-abhängiger Enzyme katalysierter Reaktionen<br />
wird von Jordan in einem aktuellen Übersichtsartikel detailliert diskutiert (Jordan,<br />
2003).<br />
R<br />
O<br />
X<br />
+ThDP OH<br />
+Y O<br />
-X R ThDP -ThDP R Y<br />
Abbildung 1.3.: Allgemeiner Katalysemechnismus Thiamindiphosphat-abhängiger<br />
Enzyme.<br />
Im weiteren Verlauf des Kapitels werden einige wichtige ThDP-abhängige Enzyme<br />
kurz vorgestellt. Das Kapitel wird durch eine dataillierte Beschreibung der durch die<br />
Benzaldehydlyase katalysierten Reaktionen abgeschlossen.<br />
1.3.2. Transketolase<br />
Die Transketolase (TK, EC 2.2.1.1) ist am Pentosephosphatweg einer Vielzahl von Organismen<br />
beteiligt (Schenk et al., 1998). Die natürliche Funktion der TK ist die reversible<br />
Übertragung einer Hydroxyacetaldehydfunktion von einem Ketosedonor auf einen<br />
Aldoseakzeptor (Abbildung 1.4). Das Kohlenstoffgerüst des Akzeptors wird dadurch<br />
unter Ausbidung eines zusätzlichen Chiralitätszentrums um eine C2-Einheit verlängert<br />
(Theil, 1997). Für Biotransformationen ist die Verwendung der TK aus Escherichia<br />
coli, Hefe und Spinat besonders interessant. Die genannten Enzyme akzeptieren α-<br />
Hydroxypyruvat als C2-Donor, wodurch eine irreversible Reaktionsführung möglich<br />
wird. Anwendung findet dieser Schritt bei der Synthese von Vorläufern, z. B. für das<br />
Pheromon α-exo-Brevicomin (Myles et al., 1991), des Aromastoffs Furanel (Hecquet<br />
et al., 1996) oder für den Glucosidaseinhibitor Fagomin (Schörken & Sprenger, 1998).<br />
Hinsichtlich der Akzeptoren setzt das Enzym selektiv (R)-2-Hydroxyaldehyde um. 2-<br />
8
1.3. Thiamindiphosphat-abhängige Enzyme<br />
Hydroxyaldehyde mit (S)-Konfiguration werden nicht akzeptiert, was eine kinetische<br />
Racematspaltung von 2-Hydroxyaldehyden zulässt (Effenberger et al., 1992; Kobori<br />
et al., 1992).<br />
OH<br />
O<br />
2-<br />
O3PO OH<br />
D-Xylose-<br />
5-phosphat<br />
OH<br />
+<br />
O<br />
OH<br />
OPO 3 2-<br />
OH OH<br />
D-Ribose-<br />
5-phosphat<br />
TK<br />
Abbildung 1.4.: Reaktion der Transketolase.<br />
1.3.3. Dihydroxyaceton Synthase<br />
OH OH OH<br />
2-<br />
OPO3 +<br />
OH<br />
O OH OH<br />
2-<br />
O3PO O<br />
D-Sedoheptulose- Glycerinaldehyd-<br />
7-phosphat 3-phosphat<br />
Die Dihydroxyaceton Synthase (DHAS) wurde aus den Peroxysomen der methylotrophen<br />
Hefe Candida boidinii sowie aus dem Bakterium Acinetobacter sp. DSM<br />
3038 isoliert. Ihre natürliche Funktion ist die katalytische Übertragung einer C2-<br />
Einheit von Xylulose-5-phosphat auf Formaldehyd, dem ersten Metabolit der Methanoloxidation.<br />
Die DHAS akzeptiert viele nicht-natürliche Substrate mit und ohne<br />
α-Hydroxyfunktion. Als Donorsubstrat kann neben Xylulose-5-phosphat Hydroxypuruvat,<br />
Fructose-6-phosphat und im Fall des bakteriellen Enzyms Ribulose-5-phosphat<br />
verwendet werden (Yanase et al., 1995).<br />
1.3.4. 1-Desoxyxylulose-5-phosphat Synthase<br />
Die 1-Desoxyxylulose-5-phosphat Synthase (DXPS) wurde aus Escherichia coli isoliert<br />
(Sprenger et al., 1997). Die DXPS katalysiert eine Ligasereaktion zwischen Glyceraldehyd,<br />
bzw. Glyceraldehydphosphat (Acylakzeptor) und Pyruvat (Acyldonor) unter Abspaltung<br />
von CO2. Das gebildete Produkt ist 1-Desoxyxylulose bzw. 1-Desoxyxylulose-<br />
5-phosphat (DXP).<br />
1.3.5. Pyruvatdecarboxylase<br />
Die Pyruvatdecarboxylase (PDC, EC 4.1.1.1) ist ein weitverbreitetes ThDP-abhängiges<br />
Enzym, dem eine Schlüsselrolle bei der alkoholischen Gärung zukommt. Die PDC<br />
katalysiert die nicht oxidative Decarboxylierung von Pyruvat zu Acetaldehyd, der im<br />
weiteren Verlauf durch die Alkoholdehydrogenase zu Ethanol reduziert wird. Neben<br />
der Decarboxylierung, die bei der PDC die Hauptaktivität ausmacht, katalysiert das<br />
Enzym in einer Nebenaktivität die Carboligation. Dabei wird der durch Decarboxylierung<br />
entstandene aktivierte Acetaldehyd auf einen Akzeptoraldehyd übertragen. Im<br />
9
1. Einleitung<br />
Falle von Benzaldehyd ist das Produkt der Carboligation (R)-1-Hydroxy-1-phenyl-2propanon<br />
(PAC 3 ).<br />
Schon 1921 beobachteten Neuberg und Hirsch die Bildung von (R)-PAC ausgehend<br />
von Benzaldehyd, Pyruvat und Hefe (Neuberg & Hirsch, 1921). Auf Basis dieser<br />
Reaktion wurde ein biotechnologisches Verfahren zur Darstellung von l-Ephedrin entwickelt.<br />
Ephedrin und Pseudoephedrin werden zur Behandlung von Bronchialerkrankungen<br />
eingesetzt. Es handelt sich dabei um das bislang erste Verfahren, bei dem ein<br />
Thiamindiphosphat-abhängiges Enzym zum Einsatz kommt und das im industriellen<br />
Maßstab durchgeführt wird. Das durch Carboligation gebildete (R)-PACwirdineiner<br />
zweistufigen Synthese in Ephedrin, bzw. Pseudoephedrin überführt (Abbildung 1.5).<br />
O<br />
H<br />
+<br />
O<br />
PDC<br />
OH<br />
O<br />
( R)-1-Hydroxy-<br />
1-phenyl-2-propanon<br />
+ CH NH<br />
+ H / Pt<br />
3 2<br />
2<br />
OH<br />
HN<br />
(1 R, 2 S)-Ephedrin<br />
Abbildung 1.5.: Biotechnologisches Verfahren zur Herstellung von Ephedrin.<br />
1.3.6. Benzoylformiatdecarboxylase<br />
Die Benzoylformiatdecarboxylase (BFD) kommt im Mandelsäurekatabolismus vor und<br />
wurde bisher in den Bakterien Pseudomonas putida (Hegeman, 1966b; Hegeman,<br />
1966a; Hegeman, 1970), Pseudomonas aeruginosa (Barrowman et al., 1986) und Acinetobacter<br />
calcoaceticus (Barrowman & Fewson, 1985) gefunden. Diese Organismen<br />
können aromatische Verbindungen metabolisieren und dadurch auf Medien wachsen,<br />
die diese Verbindungen als einzige Kohlenstoffquelle enthalten. Die Hauptaktivität der<br />
BFD ist die Decarboxylierung von Benzoylformiat (Benzoylameisensäure) zu Benzaldehyd.<br />
Darüber hinaus katalysiert das Enzym in eine Nebenaktivität eine Carboligation<br />
im Sinne der Acyloinkondensation, was das hohe synthetische Potential der BFD<br />
ausmacht. Ausgehend von Benzaldehyd (Donor) und Acetaldehyd (Akzeptor) kann<br />
(S)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon erhalten werden, wobei ein Enantiomerenüberschuss<br />
von90-96%(Pseudomonas putida) bzw. von über 98 % (Acinetobacter calcoaceticus)<br />
berichtet wird (Wilcocks et al., 1992a; Wilcocks et al., 1992b; Prosen & Ward,<br />
1994). Auf Seiten des Donors akzeptiert die BFD verschiede substituierte Aromaten<br />
und Heteroaromaten sowie aliphatische und ungesättigte Aldehyde. Auf Seiten des<br />
Akzeptoraldehyds ist das Substratspektrum im Bereich der aliphatischen Aldehyde<br />
auf Acetaldehyd beschränkt (Dünnwald et al., 2000; Iding et al., 2000). Durch Carboligation<br />
zweier aromatischer Aldehyde sind Benzoinderivate zugänglich (Demir et al.,<br />
3 Die Abkürzung PAC leitet sich von dem Trivialnamen Phenylacetylcarbinol ab.<br />
10
1.3. Thiamindiphosphat-abhängige Enzyme<br />
1999). Für das unsubstituierte Benzoin wird dabei ein Enantiomerenüberschuss von<br />
99 % des (R)-Enantiomers beobachtet.<br />
1.3.7. Benzaldehydlyase<br />
Das Bakterium Pseudomonas fluorescens Biovar I wurde aus Holzresten einer Zellulose<br />
Fabrik isoliert und ist in der Lage, ligninähnliche Verbindungen wie Anisoin und<br />
Benzoinzumetabolisieren(Gonzaleset al., 1986). Das dafür notwendige Enzym ist<br />
die ThDP- abhängige Benzaldehydlyase (BAL, EC 4.1.2.38). Durch die Aktivität der<br />
BAL ist der Stamm in der Lage auf Medien zu wachsen, die ausschließlich Anisoin oder<br />
Benzoin sowohl als Kohlenstoff-, als auch als Energiequelle enthalten (Gonzales & Vicuna,<br />
1989). Dazu katalysiert die BAL zunächst die Spaltung der Acyloinbindung der<br />
2-Hydroxyketone, wobei die entsprechenden Aldehyde entstehen. Diese werden dann<br />
wahrscheinlich in einem für aromatische Verbindungen gemeinsamen β-Ketoadipatweg<br />
weiter metabolisiert (Stanier & Ornston, 1973).<br />
Gonzales und Vicuna beschrieben die durch die BAL katalysierte Spaltung der Hydroxyketone<br />
Benzoin und Anisoin in die korrespondierenden Aldehyde als irreversibel<br />
(Gonzales & Vicuna, 1989). Im Gegensatz dazu gelang Demir et. al. eine enzymatische<br />
C-C Bindungsbildung im Sinne einer Umkehrung der C-C Spaltung (Demir et al.,<br />
2000). Ausgehend von Benzaldehyd als Substrat und BAL als Katalysator wird das<br />
Hydroxyketon Benzoin als Produkt der Carboligation erhalten. Bei dieser Reaktion<br />
handelt es sich um eine Selbstkondensation von Benzaldehyd im Sinne der Benzoinreaktion.<br />
Dabei fungiert das eine Aldehydmolekül als Elektronendonor, das andere als<br />
Elektronenakzeptor (vgl. Abbildung 1.6). Die Konfiguration des stereogenen Zentrums<br />
am Benzoin wird als R beschrieben, wobei eine hohe Enantioselektivität beobachtet<br />
wird (ee > 99%). Ein Zusatz von Dimethylsulfoxid (DMSO) als Lösungsvermittler<br />
hat sich als vorteilhaft erwiesen 4 . (Demir et al., 2001). Durch diese Arbeiten wurde eine<br />
vielversprechende Methode zur enantioselektiven Synthese von 2-Hydroxyketonen<br />
durch enzymatische C-C Knüpfung in wässriger Lösung eröffnet.<br />
O<br />
H<br />
+<br />
H<br />
O<br />
R'<br />
R<br />
Benzaldehyd Benzaldehyd<br />
Donor Akzeptor<br />
BAL<br />
Abbildung 1.6.: Durch BAL katalysierte C-C Bindungsbildung.<br />
.<br />
R<br />
O<br />
OH<br />
(R)-Benzoin<br />
ee > 99%<br />
4 Der Einsatz von DMSO als Lösungsvermittler und dessen Auswirkung auf das Reaktionssystem<br />
wurde im Rahmen dieser Arbeit näher untersucht. Vergleiche hierzu Kapitel 3.<br />
R'<br />
11
1. Einleitung<br />
Die BAL weist bei den für die Benzoinbildung akzeptierten Aldehyden ein ausgesprochen<br />
breites Substratspektrum auf. Es werden verschiedenartige Substituenten in<br />
ortho-, meta- und para-Position, sowie mehrfach substituierte Aldehyde akzeptiert.<br />
Durch Verwendung von unterschiedlich substituierten Aldehyden sind unsymmerisch<br />
substituierte Benzoine zugänglich. Diese Untersuchungen sind Gegenstand der Dissertation<br />
von Pascal Dünkelmann (Dünkelmann et al., 2002).<br />
Ist zusätzlich zu Benzaldehyd noch Acetaldehyd als zweites Substrat zugegen, ist das<br />
Produkt der Carboligation (R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon (HPP). Charakteristisch<br />
für die HPP-Bildung ausgehend von Benzaldehyd und Acetaldehyd ist die intermediäre<br />
Bildung von (R)-Benzoin (Abbildung 1.7). Ob das Benzoin als Zwischenstufe<br />
für die HPP-Bildung nötig ist, oder ob es nur aufgrund der hohen Startkonzentration<br />
von Benzaldehyd zu dieser intermediären Beznoinbildung kommt ist bislang ungewiss.<br />
Durch eine leicht erhöhte Acetaldehydkonzentration ist es jedoch möglich, die Thermodynamik<br />
des Reaktionssystems hinsichtlich einer quantitativen Ausbeute von HPP<br />
zu beeinflussen 5 (Demir et al., 2002).<br />
O<br />
H<br />
O<br />
BAL BAL<br />
OH<br />
Benzaldehyd (R)-Benzoin<br />
(R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon<br />
O<br />
ee > 99%<br />
H<br />
Acetaldehyd<br />
Abbildung 1.7.: BAL-katalysierte Bildung von (R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon<br />
ausgehend von Benzaldehyd und Acetaldehyd.<br />
Auch bei der Bildung von HPP-Derivaten werden auf Seiten des (aromatischen) Donoraldehyds<br />
unterschiedliche Substituenten in ortho-, metha- und para-Position, sowie<br />
in gemischten Positionen akzeptiert. Dabei können die Ausbeuten bei Aldehyden mit<br />
ortho-ständigen Substituenten niedriger liegen als bei den meta- und para-Derivaten<br />
(Demir et al., 2001; Demir et al., 2002). Auf Seiten des (aliphatischen) Akzeptoraldehyds<br />
werden neben Acetaldehyd auch längerkettige und ungesättigte Aldehyde<br />
akzeptiert.<br />
Neben der direkten Verknüpfung von Aldehyden zu chiralen 2-Hydroxyketonen kann<br />
auch die Lyaseaktivität der BAL zur enantioselektiven Synthese dieser Verbindungen<br />
ausgenutzt werden. Bei Verwendung racemischen Benzoins als Substrat wird in Gegenwart<br />
von Acetaldehyd nur das (R)-Enantiomer von dem Enzym zu (R)-2-Hydroxy-<br />
1-phenylpropanon umgesetzt. Das (S)-Enantiomer reagiert nicht und bleibt als nicht<br />
umgesetztes Substrat zurück (Abbildung 1.8). Sowohl für das (S)-Benzoin als auch<br />
5 Vgl. hierzu auch Kapitel 3.<br />
12<br />
O<br />
OH
1.3. Thiamindiphosphat-abhängige Enzyme<br />
für das gebildete (R)-HPP wird eine hohe Enantioselektivität (ee jeweils > 99%) beobachtet<br />
(Demir et al., 2002).<br />
O<br />
OH<br />
rac-Benzoin<br />
+<br />
O<br />
H<br />
Acetaldehyd<br />
BAL<br />
O<br />
OH<br />
(S)-Benzoin<br />
ee > 99%<br />
+<br />
O<br />
OH<br />
(R)-2-HPP<br />
ee > 99%<br />
Abbildung 1.8.: BAL-katalysierte kinetische Racematspaltung von Benzoin.<br />
Durch diese elegante Art der Reaktionsführung sind zwei Enantiomere durch Verwendung<br />
eines Katalysators zugänglich.<br />
13
1. Einleitung<br />
14
2. Motivation und Zielsetzung<br />
Wie in Kapitel 1.2 gezeigt, existiert eine Vielzahl von sowohl chemischen als auch<br />
biokatalytische Methoden für die enantioselektive Synthese von chiralen 2-Hydroxyketonen.<br />
Problematisch bei vielen dieser Reaktionen ist die oft nur geringe Enantioselektivität<br />
sowie das Erreichen nicht vollständiger Umsätze. Darüberhinaus handelt es<br />
sich bei den Ausgangsverbindungen vielfach schon um komplexere Moleküle, die nicht<br />
kommerziell erhältlich sind. Die Methodik der enantioselektiven Carboligation geht<br />
von einfachen Ausgangsverbindungen aus, jedoch ist die stereoselektive C-C Bindungsbildung<br />
in wässriger Lösung bislang eines der ungelösten Probleme in der katalytischen<br />
asymmetrischen Synthese (Faber & Patel, 2000). Wie bereits in Kapitel 1.2 auf Seite 4<br />
beschrieben, benötigen die klassisch organischen Verfahren wasserfreie Lösungsmittel,<br />
da die vorkommenden Intermediate carbanionischen Charakter besitzen und mit wässrigen<br />
Systemen nicht kompatibel sind. Darüberhinaus erfordern alle vorkommenden<br />
funktionellen Gruppen mit aciden Protonen eine aufwendige Schutzgruppenchemie.<br />
Eine Alternative zu den klassisch chemischen Verfahren stellt die enzymatische C-C<br />
Bindungsbildung mit Hilfe Thiamindisphosphat-abhängiger Enzyme dar. Das hohe<br />
synthetische Potential der ThDP-abhängigen Enzyme resultiert aus der Kombination<br />
von eleganter, konvergenter Syntheseroute über die C-C Bindungsbildung zu chiralen<br />
2-Hydroxyketonen mit den für die Enzymkatalyse charakteristischen milden Reaktionsbedingungen<br />
in wässriger Lösung. Wie in Kapitel 1.3.7 gezeigt, eröffnet sich durch<br />
die Benzaldehydlyase aus Pseudomonas fluorescens Biovar I in Kombination mit den<br />
verschiedenen Substraten ein divergentes Reaktionssystem, das ein attraktives Ziel für<br />
eine reaktionstechnische Bearbeitung darstellt.<br />
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Charakterisierung und die reaktionstechnische<br />
Bearbeitung der Benzaldehydlyase aus Pseudomonas fluorescens Biovar I.<br />
Wie in Kapitel 1.2 dargestellt sind chirale 2-Hydroxyketone, insbesondere (R)-2-<br />
Hydroxy-1-phenylpropanon und die halogen-substituierten Derivate, wertvolle Vorläufer<br />
für die Synthese pharmakologisch aktiver Verbindungen. Daher soll im ersten Teil<br />
der Arbeit die chemoenzymatische Synthese von (R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon als<br />
Modellsystem mit einem reaktionstechnischen Hintergrund untersucht werden (Abbildung<br />
2.1 auf der nächsten Seite). Dieser Teil macht auch den Hauptteil der Arbeit<br />
aus. Dazu wird die Vorgehensweise wie folgt gegliedert.<br />
• Grundlegende Charakterisierung der Enzymeigenschaften und des Reaktionssystems.<br />
Da bislang nur sehr wenige Informationen über die BAL verfügbar sind, muss<br />
15
2. Motivation und Zielsetzung<br />
O<br />
H<br />
O<br />
BAL BAL<br />
OH<br />
Benzaldehyd (R)-Benzoin<br />
(R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon<br />
O<br />
ee > 99%<br />
H<br />
Acetaldehyd<br />
Abbildung 2.1.: Bildung von (R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon ausgehend von<br />
Benzaldehyd und Acetaldehyd.<br />
zunächst die Verwendbarkeit des Enzyms für einen reaktionstechnischen Ansatz<br />
überprüft werden. Dies ist eine grundlegende Voraussetzung für die Durchführbarkeit<br />
dieser Arbeit. Weiterhin ist der Einfluss von DMSO, das dem Reaktionssystem<br />
als Lösungsvermittler zugesetzt wird, sowohl auf das Enzym als auch auf<br />
die Reaktanden von hohem Interesse. Anhand der bei der Charakterisierung gewonnenen<br />
Daten sollen für die BAL geeignete Reaktionsbedingungen formuliert<br />
werden.<br />
• Kinetische Charaterisierung des Reaktionssystems.<br />
Das Reaktionssystem der HPP-Bildung soll zunächst in Einzelreaktionen aufgeteilt<br />
werden, deren kinetisches Verhalten getrennt untersucht werden kann.<br />
Hier ist vor allem die Funktion des bei der HPP-Bildung intermediär gebildeten<br />
Benzoins von großem Interesse.<br />
• Simulation eines Satzreaktors auf Basis der zuvor bestimmten kinetischen<br />
Parameter.<br />
Aufgrund seiner Instationarität eignet sich die Simulation eines Satzreaktors besonders<br />
gut für die Überprüfung der kinetischen Parameter. Das der Simulation<br />
zugrundeliegende Modell soll durch Kombination der zuvor kinetisch charakterisierten<br />
Einzelreaktionen zusammengesetzt werden.<br />
• Entwicklung eines Reaktorkonzenpts<br />
Auf Grundlage der in den vorhergehenden Untersuchungen erhaltenen Ergebnisse<br />
soll ein für das Reaktionssystem geeignetes Reaktorkonzept entwickelt werden.<br />
Der Reaktor soll sowohl eine gute Ausnutzung des Katalysators als auch eine<br />
gute Ausnutzung des Reaktorvolumens ermöglichen.<br />
Viele Substrate und Produkte in der chemoenzymatischen Synthese sind ausgesprochen<br />
schlecht wasserlöslich. Neben dem Einsatz von Cosolventien 1 ist die Ver-<br />
1 Bei Cosolventien handelt es sich um mit Wasser mischbare organische Lösungsmittel, deren Zusatz<br />
die Löslichkeit organischer Verbindungen in wässriger Lösung erhöht.<br />
16<br />
O<br />
OH
wendung weiterer nicht-konventioneller Reaktionsmedien denkbar. Bei diesen<br />
Reaktionsmedien findet besonders das wässrig-organische Zweiphasensystem weitverbreitet<br />
Anwendung. Diesen Aspekt hat der zweite Teil dieser Arbeit zum Inhalt. Bei<br />
den Untersuchungen sollen folgende Punkte berücksichtigt werden.<br />
• Lösungsmittelscreening<br />
In einem breitangelegten Lösungsmittelscreening, soll die Stabilität der BAL in<br />
Gegenwart organischer, mit Wasser nicht mischbarer Lösungsmittel untersucht<br />
werden. Dazu soll in einem ersten Schritt zunächst eine geeignete Lösungsmittelklasse<br />
gefunden werden. Nachfolgend sollen dann mehrere Lösungsmittel aus<br />
dieser Klasse auf ihre Biokompatibilität hin getestet werden.<br />
• C-C Knüpfung in nicht-konventionellen Lösungsmitteln<br />
Wird durch das Lösungsmittelscreening ein geeignetes Lösungsmittel gefunden,<br />
so wird exemplarisch eine Biotransformation unter diesen Bedingungen durchgeführt.<br />
Dazu soll zunächst die HPP-Bildung ausgehend von Benzaldehyd und<br />
Acetaldehyd untersucht werden, da für dieses Reaktionssystem auf die im Teil<br />
1 gewonnenen Erkenntnisse zurückgegriffen werden kann.<br />
• Entwicklung eines Reaktorkonzenpts für nicht-konventionelle Lösungsmittel<br />
Auf Basis der bei den Untersuchungen erhaltenen Ergebnisse soll ein geeignetes<br />
Reaktorkonzenpt für den Einsatz der Benzaldehydlyase in nicht-konventionellen<br />
Lösungsmitteln entwickelt werden.<br />
• Racematspaltung in nicht-konventionellen Lösungsmitteln<br />
Ein denkbares Reaktionssystem der BAL für die Anwendung nicht-konventioneller<br />
Reaktionsmedien ist die Racematspaltung von Benzoin in Gegenwart von Acetaldehyd<br />
(Abbildung 2.2).<br />
O<br />
OH<br />
rac-Benzoin<br />
+<br />
O<br />
H<br />
Acetaldehyd<br />
BAL<br />
O<br />
OH<br />
(S)-Benzoin<br />
ee > 99%<br />
+<br />
O<br />
OH<br />
(R)-2-HPP<br />
ee > 99%<br />
Abbildung 2.2.: Kinetische Racematspaltung von Benzoin durch die Benzaldehydlyase.<br />
Abschließend werden die Ergebnisse beider Teile zusammengefasst und vergleichend<br />
diskutiert.<br />
17
2. Motivation und Zielsetzung<br />
18
Teil II.<br />
Biotransformationen im<br />
homogenen System<br />
19
3. Systemcharakterisierung<br />
Bei der in dieser Arbeit verwendeten Benzaldehydlyase handelt es sich um ein rekombinantes<br />
Protein, das als Hexahistidinfusionsprotein in E.coli überexpremiert wurde.<br />
Die genaue Bezeichnung des Stamms lautet E.coli SG13009 / BALHis. DasEnzym<br />
wurde vor der Verwendung durch immobilisierte Metallionenaffinitätschromatographie<br />
(IMAC) aufgereinigt und die Präparation als Lyophilisat eingesetzt. Alle im weiteren<br />
Verlauf dieser Arbeit angegebenen Konzentrationen wurden per HPLC-Analytik ermittelt.<br />
Die grundlegenden Charakterisierung der Carboliogation in diesem Kapitel erfolgt<br />
am Modellsystem der Benzoinbildung ausgehend von Benzaldehyd.<br />
3.1. Enzymassay<br />
Eine präzise Bestimmung der Katalysatoraktivität ist von grundlegender Bedeutung<br />
für jede Untersuchung mit reaktionstechnischem Hintergrund. Die zeitabhängige Verfolgung<br />
der Enzymaktivität ermöglicht es, je nach Versuchsaufbau und -bedingung<br />
Aussagen über Stabilität und kinetisches Verhalten des Biokatalysators zu treffen.<br />
3.1.1. Lyaseaktivität<br />
Die Lyaseaktivität der Benzaldehydlyase (BAL) wird durch einen gekoppelten Enzymassay<br />
bestimmt. Die Grundlage des Assays bildet der Enzymassay zur Bestimmung<br />
der Decarboxylaseaktivität der Benzoylformatdecarboxylase (BFD) (Iding et al., 2000).<br />
Im Falle von BAL wird der Benzaldehyd nicht durch Decarboxylierung von Benzoylameisensäure,<br />
sondern durch die Spaltung von (R)-Benzoin erhalten (Abbildung 3.1).<br />
O<br />
OH<br />
(R)-Benzoin<br />
BAL<br />
O<br />
H<br />
NADH + H +<br />
Benzaldehyd<br />
HLADH<br />
NAD +<br />
OH<br />
H<br />
H<br />
Benzylalkohol<br />
Abbildung 3.1.: Gekoppelter Enzymassay zur Bestimmung der Lyaseaktivität.<br />
Der durch die BAL gebildete Benzaldehyd stellt wiederum ein Substrat für die<br />
Pferdeleber-Alkoholdehydrogenase (HLADH) dar. Unter NADH-Verbrauch wird der<br />
21
3. Systemcharakterisierung<br />
Aldehyd in Benzylalkohol überführt. Die Abnahme der NADH-Konzentration lässt<br />
sich photometrisch bei 340 nm verfolgen. Um eine ausreichende Menge Benzion lösen<br />
zu können, wird dem Substratpuffer Polyethylenglykol (PEG400) als Lösungsvermittler<br />
zugegeben 1 (Janzen, 2002).<br />
3.1.2. Ligaseaktivität<br />
Ein Nachteil des gekoppelten Assaysystems ergibt sich für den Rahmen dieser Arbeit<br />
dadurch, dass nicht die Ligaseaktivität, sondern die Lyaseaktivität der BAL gemessen<br />
wird. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit zur Entwicklung eines Assaysystems,<br />
das die Aktivität der C-C Bindungsbildung erfassen kann. Dazu wird zunächst ein<br />
geeignetes Reaktionssystem ausgewählt.<br />
Mögliche Reaktionssysteme sind zum einen die HPP-Bildung ausgehend von Benzaldehyd<br />
und Acetaldehyd und die Bildung von Benzoin ausgehend von Benzaldehyd.<br />
Bei der HPP-Bildung kommen zwei Substrate zum Einsatz, wobei hier besonders<br />
Acetaldehyd durch seine leichte Flüchtigkeit und der Neigung zur Polymerisierung<br />
problematisch ist2 . Bei diesem Reaktionssystem kommt es nicht nur zur Bildung von<br />
HPP, sondern, als Folge der Selbstkondensation von Benzaldehyd, auch zur Benzoinbildung.<br />
Das gebildete Benzoin steht wiederum als Substrat für weitere BAL katalysierte<br />
Reaktionen zur Verfügung (vergleiche Kapitel 4).<br />
Ein deutlich einfacheres Reaktionssystem stellt die Benzoinkondensation ausgehend<br />
von Benzaldehyd dar, bei der nur ein Substrat benötigt wird. Zur Ermittlung einer geeigneten<br />
Substratkonzentration ist die Löslicheit von Benzoin in Wasser zu berücksichtigen.<br />
Eine Konzentration von 30 vol% DMSO bewirkt eine Steigerung der Löslichkeit<br />
von Benzoin auf ca. 1,5 mM (Kapitel 3.4.2). Ausgehend von 20 mM Benzaldehyd kann<br />
unter Wahrung der Anfangsreaktionsbedingungen (Umsatz < 10%) maximal 1 mM<br />
Benzoin gebildet werden. Der Einsatz von 30 vol% DMSO genügt also, um das im<br />
Assay gebildete Produkt zu in Lösung zu halten.<br />
Zur Frage der Cofaktorkonzentrationen und des verwendeten Puffermaterials siehe<br />
die nachfolgenden Unterkapitel. Die im Folgenden angegebenen Assaybedingungen<br />
sind auf Basis der in diesem Kapitel gezeigten Ergebnisse gewählt worden. Abbildung<br />
3.2 zeigt die gemessene Enzymaktivität bezogen auf die Benzoinbildung ausgehend<br />
von Benzaldehyd in Abhängigkeit zur eingesetzten Enzymmenge. Der Graph zeigt<br />
einen linearen Zusammenhang beider Größen.<br />
1 vgl. Kapitel 3.4.2<br />
2 Im Verlauf dieser Arbeit konnte bei der HPP-Bildung eine nicht näher charakterisierte Nebenreaktion<br />
beobachtet werden, die durch gealterten Acetaldehyd hervorgerufen wird. Folge der Nebenreaktion<br />
ist eine nicht quantitative HPP-Ausbeute. Acetaldehyd steht außerdem im Verdacht<br />
cancerogen zu wirken.<br />
22
Enzymaktivität / U · mL −1<br />
0,10<br />
0,08<br />
0,06<br />
0,04<br />
0,02<br />
0,00<br />
0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5<br />
Enzymkonzentration / µg · mL−1 3.2. Cofaktoren<br />
Abbildung 3.2.: Gemessene Enzymaktivität in Abhängigkeit der eingesetzten Proteinkonzentration<br />
(35 mM TEA, pH = 8, 0,35 mM ThDP, 0,35 mM<br />
MgSO4, 30 vol% DMSO, 20 mM Benzaldehyd, T = 20 ◦ C).<br />
Allen im weiteren Verlauf der Arbeit angegebenen Enzymaktivitäten liegt dieser<br />
Standardassay zugrunde. 1 U Benzaldehydlyase ist definiert als die Enzymmenge, die<br />
erforderlich ist, um, ausgehend von 20 mM Benzaldehyd, in einer Minute 1 µmol<br />
Benzoin zu synthetisieren (35 mM TEA, pH = 8, 0,35 mM ThDP, 0,35 mM MgSO4,<br />
30 vol% DMSO, 20 mM Benzaldehyd, T = 20 ◦ C).<br />
3.2. Cofaktoren<br />
3.2.1. Enzymstabilität<br />
Essentiell für die katalytische Aktivität der BAL ist der Cofaktor Thiamindiphosphat<br />
(ThDP). Darüber hinaus benötigt das Enzym Magnesiumionen, die an der Bindung<br />
des Cofaktors an das Enzym beteiligt sind. Beide Komponenten werden im Folgenden<br />
als Cofaktoren bezeichnet. Da beide Cofaktoren nicht kovalent an das aktive Zentrum<br />
des Enzyms gebunden sind, besteht die Möglichkeit, dass in cofaktorfreier Lösung die<br />
Cofaktoren vom aktiven Zentrum dissoziieren und das Enzym an Aktivität verliert.<br />
Eine Untersuchung des Einflusses der Cofaktoren ist also nicht nur hinsichtlich der<br />
Enzymaktivität, sondern auch der Enzymstabilität von Interesse.<br />
Abbildung 3.3 auf der nächsten Seite zeigt die Stabilität der BAL in verschiedenen<br />
Medien. Ausgehend von einer Enzymlösung in reinem Wasser werden in getrennten<br />
Ansätzen sukzessive Puffersubstanz und Cofaktoren zugegeben. Im letzten Schritt<br />
wird zusätzlich der Einfluss des bei Biotransformationen weitverbreiteten Antioxidationsmittels<br />
Dithiothreitol (DTT) untersucht.<br />
Da das Protokoll zur Aufreinigung der BAL als letzten Schritt eine Lyophilisation<br />
23
3. Systemcharakterisierung<br />
relative Aktivität / -<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,0<br />
0 1 2 3 4<br />
Zeit / h<br />
5 6 7 8<br />
Wasser<br />
KPi<br />
KPi + Mg 2+<br />
KPi + ThDP<br />
2+<br />
KPi + Mg + ThDP<br />
2+<br />
KPi + Mg + ThDP + DTT<br />
Abbildung 3.3.: Einfluss der Cofaktoren auf die Enzymstabilität (50 mM KPi, pH<br />
= 8, 0,5 mM ThDP, 0,5 mM Mg 2+ , 1 mM DTT, T = 0 ◦ C).<br />
(Gefriertocknung) aus cofaktorhaltiger Lösung vorsieht, ist die eingesetzte Enzympräparation<br />
nicht cofaktorfrei. Wird die für diesen Versuch benötigte Menge der Enzympräparation<br />
in reinem Wasser gelöst, resultiert eine 0,015 mM Lösung von ThDP<br />
und Magnesiumionen. Das Enzym verliert in dieser „rein wässrigen Lösung“ unter<br />
den gegebenen Bedingungen innerhalb von 3 Stunden nahezu seine gesamte Aktivität.<br />
Auch in Kailumphosphatpuffer bzw. Puffer in Kombination mit einem einzelnen<br />
Cofaktor (0,5 mM ThDP oder Mg 2+ ) ist immer noch ein rascher Aktivitätsverlust zu<br />
beobachten. Erst bei Anwesenheit beider Cofaktoren in gepufferter Lösung wird eine<br />
signifikante Steigerung der Stabilität erreicht. Auch die Zugabe von DTT wirkt auf<br />
das Enzym stabilisierend. Um die Produktaufarbeitung nicht zu erschweren, wurde<br />
auf den Einsatz dieses Antioxidationsmittels verzichtet.<br />
3.2.2. Enzymaktivität<br />
Abbildung 3.4 auf der nächsten Seite zeigt den Einfluss der Cofaktorkonzentration<br />
auf die Aktivität des Enzyms. Untersucht wurde ein Bereich bis 1 mM. Die geringste<br />
Cofaktorkonzentration liegt auch bei diesem Versuch aufgrund der cofaktorhaltigen<br />
Enzympräparation bei 0,015 mM. Die Konzentration an Thiamindiphosphat und Magnesiumionen<br />
zeigt im Bereich bis 1 mM keinen signifikanten Einfluss auf die Enzymaktivität.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Anwesenheit der Cofaktoren für die<br />
Stabilität der BAL notwendig ist. Bis zu einer Konzentration von 1 mM zeigt die<br />
Cofaktorkonzentration keinen signifikanten Einfluss auf die Enzymaktivität. Für die<br />
weiteren Untersuchungen scheint somit eine Konzentration von 0,3 bis 0,5 mM ThDP<br />
und Magnesiumionen als vorteilhaft.<br />
24
Enzymaktivität / U · mL −1<br />
0,08<br />
0,06<br />
0,04<br />
0,02<br />
0,00<br />
0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0<br />
ThDP-Konzentration / mM<br />
Enzymaktivität / U · mL −1<br />
0,08<br />
0,06<br />
0,04<br />
0,02<br />
3.3. pH-Wert<br />
0,00<br />
0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0<br />
Mg 2+ -Konzentration / mM<br />
Abbildung 3.4.: Aktivität der BAL in Abhängigkeit der Konzentration von ThDP<br />
(links) und Magnesiumionen (rechts) (35 mM KPi, pH = 8,<br />
0,35 mM ThDP oder Mg 2+ , 20 mM Benzaldehyd, 30 vol% DMSO,<br />
T=20 ◦ C).<br />
3.3. pH-Wert<br />
Abbildung 3.5 zeigt den Einfluss des pH-Werts auf die Stabilität und Aktivität der<br />
BAL. Das Enzym zeigt eine maximale Stabilität bei einem pH-Wert von 6,75 - 7,0.<br />
Das Maximun der Enzymaktivität liegt bei einen pH-Wert von ca. 8,75.<br />
relative Stabilität / -<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
Stabilität<br />
Aktivität<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,0<br />
0,0<br />
5,5 6,0 6,5 7,0 7,5 8,0 8,5 9,0 9,5<br />
pH-Wert<br />
Abbildung 3.5.: Einfluss des pH-Werts auf Enzymaktivität und -stabilität (Bedingungen<br />
Stabilitätsmessung: 10 mM KPi, 0,35 mM ThDP, 0,35 mM<br />
Mg 2+ , T = 0 ◦ C; Bedingungen Aktivitätsmessung: 10 mM KPi,<br />
pH = 8, 0,35 mM ThDP, 0,35 mM Mg 2+ , 20 mM Benzaldehyd,<br />
30 vol% DMSO, T = 20 ◦ C).<br />
relative Aktivität / -<br />
25
3. Systemcharakterisierung<br />
Nach Abbildung 3.5 auf der vorherigen Seite liegt der ideale pH-Wert für die Carboligation<br />
ausgehend von Benzaldehyd bei ungefährt 7,8, da in diesem Bereich bei noch<br />
vorhandener Enzymstabilität schon eine signifikante Enzymaktivität besteht. Wie in<br />
Kapitel 3.4.2 noch gezeigt wird, bewirkt ein DMSO-Zusatz zum Reaktionssystem eine<br />
deutliche Stabilisierung des Enzyms. Es sollte also für die weiteren enzymatischen<br />
Reaktionen möglich sein, die höhere Aktivität bei einem pH-Wert von 8,0 zu nutzen,<br />
ohne dass die bei diesem pH-Wert stärkere Enzymdesaktivierung limitierend wird (vgl.<br />
Kapitel 3.4.2.<br />
3.4. Lösungsvermittler<br />
3.4.1. Organische Lösungsmittel als Lösungsvermittler<br />
Wie in Kapitel 1.3.7 gezeigt, liefert sowohl die BAL-katalysierte Carboligation wie<br />
auch die enzymatische Spaltung der C-C Bindung einen wertvollen Beitrag zur chemoenzymatischen<br />
Synthese. Die Schwerlöslichkeit von Benzoin in Wasser stellt dabei<br />
eine reaktionstechnische Herausforderung dar. Demir et. al. konnten zeigen, dass sich<br />
ein Zusatz von DMSO zum Reaktionssystem vorteilhaft auf die Bildung von Acyloinen<br />
ausgehend von Aldehyden auswirkt (Demir et al., 2001; Pohl et al., 2002). Auch bei<br />
der BAL-katalysierten Bildung von (R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon ausgehend von<br />
Benzaldehyd und Acetaldehyd wird, obwohl am Ende der Reaktion der Benzaldehyd<br />
quantitativ in HPP überführt ist, intermediär die Bildung von Benzoin beobachtet<br />
werden. In rein wässriger Lösung ist das intermediär gebildete Benzoin nahezu unlöslich<br />
(
• erschwerte Produktaufarbeitung.<br />
3.4. Lösungsvermittler<br />
Ein wichtiger Punkt bei der Verwendung von wassermischbaren Lösungsmitteln in<br />
Kombination mit Biokatalysatoren ist die Auswirkung des Lösungsmittels auf den<br />
Katalysator. Mozhaev et. al. beobachteten für die Enzyme α-Chymotrypsin, Trypsin,<br />
Laccase, Chymotrysinogen, Cytochrom C und Myoglobin eine mit steigender Cosolventkonzentration<br />
zunächst gleichbleibende Aktivität. Ab einer für jedes Lösungmittel<br />
unterschiedlichen Grenzkonzentration fällt die Aktivität dann rasch auf nahezu null<br />
ab. Die Inaktivierung der Enzyme wird als reversibel beschrieben und auf den Austausch<br />
von Wassermolekülen durch Lösungsmittelmoleküle in der essentiellen Wasserschicht<br />
des Enzyms zurückgeführt (Mozhaev et al., 1989; Khmelnitsky et al., 1991).<br />
Gupta et. al. konnten zeigen, dass die Reversibilität der Enzyminaktivierung mit<br />
der Dauer der Exposition des Enzyms im organischen Lösungsmittel bis hin zur vollständigen<br />
Irreversibilität abnimmt (Gupta et al., 1997). Der Rückgang der Reversibilität<br />
wird einer irreversiblen Desaktivierung zugeschrieben, die auf konformativen<br />
Änderungen im Enzym beruht. Dieses Beispiel zeigt wie wichtig es ist, die Parameter<br />
Enzymaktivität und Enzymstabilität getrennt voneinander zu behandeln.<br />
3.4.2. Dimethylsulfoxid als Cosolvent<br />
3.4.2.1. Einfluss auf die Enzymaktivität<br />
Der Einfluss von DMSO auf die Lyase- und Ligaseaktivität der BAL wurde von Elena<br />
Janzen im Rahmen ihrer Dissertation untersucht (Janzen, 2002). Für die Lyaseaktivität<br />
kann eine deutliche Inhibierung durch DMSO beobachtet werden. Bei einem<br />
DMSO-Gehalt von 20 vol% im Reaktionsmedium wird die Lyaseaktivität um<br />
über 80 % verringert (50 mM KPi, pH = 7, 0,1 mM ThDP, 5 mM Mg 2+ ,20vol%<br />
DMSO, 1,5 mM Benzoin). Die Ligaseaktivität wird durch Anwesenheit von DMSO<br />
nicht signifikant beeinfusst (50 mM KPi, pH = 7, 0,1 mM ThDP, 2,5 mM Mg 2+ ,<br />
20 vol% DMSO, 30 mM Benzaldehyd).<br />
3.4.2.2. Einfluss auf die Enzymstabilität<br />
Um den Einfluss von DMSO auf die Stabilität der BAL zu untersuchen, wurde das Enzym<br />
unterschiedlichen DMSO-Konzentrationen ausgesetzt. Mit fortschreitender Versuchszeit<br />
wurden Proben entnommen und die Restaktivität wurde unter Standardbedingungen<br />
bestimmt. Aufgrund des geringen Probenvolumens erfolgt keine signifikante<br />
Änderung der DMSO-Konzentration im Enzymassay, sodass die Aktivitätsmessungen<br />
alle unter gleichen Bedingungen erfolgen (Gupta, 1993).<br />
Abbildung 3.6 auf der nächsten Seite links, zeigt die Stabilität der BAL bei unterschiedlichen<br />
DMSO-Konzentrationen. Als Maß für die Stabilität wird der zeitabhängige<br />
Verlauf der Enzymaktivität dokumentiert. Mit steigender DMSO-Konzentration ist<br />
zunächst eine gesteigerte Enzymstabilität zu erkennen. Bei einer DMSO-Konzentration<br />
zwischen 20 und 30 vol% erreicht die Stabilität ein Maximum. Bei weiter steigendem<br />
27
3. Systemcharakterisierung<br />
DMSO-Gehalt nimmt die Stabilität wieder ab. Eine Quantifizierung der Enzymstabilität<br />
im Reaktionsmedium erfolgt ausführlich in Kapitel 5. Im Rahmen der Suche nach<br />
einem geeignetem Cosolvent wurde die Stabilität der BAL in Kombination mit weiteren<br />
Lösungsmitteln untersucht. 1-Propanol, Ethanol und Dioxan zeigen eine deutlich<br />
stärkere Enzymdesaktivierung als DMSO und sind deshalb als Cosolventien ungeeignet.<br />
Relative Enzymaktivität / -<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0% DMSO<br />
20% DMSO<br />
30% DMSO<br />
40% DMSO<br />
0,0<br />
0 5 10 15 20 25 30<br />
Zeit / h<br />
Benzoin / mM<br />
1,6<br />
1,2<br />
0,8<br />
0,4<br />
0,0<br />
0 5 10 15 20 25 30<br />
DMSO / vol %<br />
Abbildung 3.6.: Einfluss der DMSO-Konzentration auf Enzymstabilität (links) und<br />
Benzoinlöslichkeit (rechts) (Bedingungen Stabilität: 50 mM KPi,<br />
pH = 8, 0,5 mM ThDP, 0,5 mM Mg 2+ ,T=20 ◦ C. Die Konzentrationsangaben<br />
beziehen sich auf die wässrige Lösung vor DMSO-<br />
Zugabe; Bedingungen Benzoinlöslichkeit: 50 mM KPi, pH = 8,<br />
0,5mMThDP,0,5mMMg 2+ ,T=20 ◦ C).<br />
Abbildung 3.6 rechts, zeigt den Einfluss der DMSO-Konzentration auf die Löslichkeit<br />
von Benzoin im Reaktionssystem. Mit steigendem DMSO-Gehalt nimmt die<br />
Löslichkeit von Benzoin zu. Bei einem Gehalt von 30 vol% DMSO können sich 1,5 mM<br />
Benzoin lösen, was im Vergleich zum rein wässrigen System einer Steigerung der Löslichkeit<br />
um den Faktor 15 entspricht. Für Reaktionssysteme, bei denen Benzoin lediglich<br />
als Intermediat auftritt, ist diese Steigerung der Löslichkeit zunächst ausreichend.<br />
Für Reaktionssysteme bei denen das Benzoin als Ausgangsverbindung eingesetzt wird,<br />
sind jedoch höhere Konzentrationen wünschenswert. Diese Problematik wird in Teil<br />
III der vorliegenden Arbeit behandelt.<br />
3.5. Puffersystem<br />
Wie in Kapitel 3.4.2 gezeigt, kann durch Verwendung von DMSO als Cosolvent sowohl<br />
die Benzoinlöslichkeit gesteigert, als auch die Enzymstabilität verbessert werden.<br />
Allerdings ergaben sich bei den Untersuchungen zum DMSO-Einsatz einige Inkompatibilitäten<br />
des verwendeten Kaliumphosphatpuffers mit dem Cosolvent.<br />
28
3.5. Puffersystem<br />
Die Anwesenheit der Cofaktoren ThDP und Mg 2+ ist nicht nur für die Enzymaktivität<br />
essentiell, sondern führt auch zu einer signifikanten Stabilisierung von BAL<br />
(Kapitel 3.2). Bei längerer Aufbewahrung der DMSO-haltigen Reaktionslösung (Phosphatpuffer<br />
/ Magnesiumionen / DMSO) kommt es im Laufe einiger Stunden zu einem<br />
Niederschlag von Magnesiumphosphat. Dies bedeutet bei längerer Versuchsdauer eine<br />
Veränderung der Reaktionsbedingungen, was bei systematischen Untersuchungen<br />
nicht akzeptabel ist.<br />
Eine weitere Beobachtung ist das Ansteigen des pH-Wertes bei Zugabe von Cosolventien<br />
zu wässrigem Phosphatpuffer, wie in Abbildung 3.7 gezeigt.<br />
∆ pH / -<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0<br />
Wasser<br />
1-PrOH<br />
MeOH<br />
EtOH<br />
DMSO<br />
50mM KPi<br />
10mM KPi<br />
Abbildung 3.7.: pH-Shift von Kaliumphosphatpuffer nach Zusatz von 30 vol% Wasser,<br />
1-Propanol, Methanol, Ethanol oder DMSO.<br />
Durch reines Verdünnen der Pufferlösung mit Wasser (30 vol%) wird keine signifikante<br />
Änderung des pH-Wertes erreicht. Durch Zusatz der Alkohole 1-Propanol,<br />
Methanol und Ethanol erhöht sich der pH-Wert um ca. 0,4 Einheiten. Ein Anstieg<br />
um 0,7 pH-Einheiten ist nach Zusatz von 30 vol% DMSO zu beobachten. Die Pufferkonzentration<br />
hat keinen Einfluss auf den pH-Shift. Eine plausible Erklärung für den<br />
beobachteten pH-Shift ist derzeit nicht möglich.<br />
Da die Verwendung von Phosphatpuffer sich im Laufe der Untersuchungen zur Systemcharakterisierung<br />
als nicht ideal herausgestellt hat, wurden zwei weitere Puffersubstanzen<br />
auf ihre Anwendbarkeit hin untersucht. Dabei handelt es sich um Triethanolamin<br />
(TEA) und Tris-(hydroxymethyl)-aminomethan (TRIS). Abbildung 3.8 auf der<br />
nächsten Seite links, zeigt die Aktivität und rechts die Stabilität der Benzaldehydlyase<br />
in den verschiedenen Puffersubstanzen.<br />
Im Vergleich zu Kaliumphosphatpuffer zeigt die BAL in TEA eine leicht gesteigerte<br />
und in TRIS-Puffer eine etwas erniedrigte Aktivität (Abbildung 3.8 links). Auf<br />
die Stabilität des Enzyms zeigt die verwendete Puffersubstanz keinen signifikanten<br />
Einfluss. Abbildung 3.8 (rechts) zeigt aber noch einmal deutlich den stabilisierenden<br />
29
3. Systemcharakterisierung<br />
Enzymaktivität / U · mL −1<br />
0,16<br />
0,12<br />
0,08<br />
0,04<br />
0,00<br />
TEA TRIS KPi<br />
Relative Enzymaktivität / -<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
TEA - DMSO<br />
TRIS - DMSO<br />
KPi - DMSO<br />
TEA<br />
TRIS<br />
KPi<br />
0,0<br />
0 10 20 30 40 50<br />
Zeit / h<br />
Abbildung 3.8.: Links: Aktivität der BAL in unterschiedlichen Puffersubstanzen.<br />
Rechts: Stabilität der BAL in unterschiedlichen Puffermaterialien<br />
bei An- und Abwesenheit von DMSO. (Bedingungen links: 35 mM<br />
Puffer, pH = 8, 0,35 mM ThDP und Mg 2+ , 20 mM Benzaldehyd,<br />
30 vol% DMSO; Bedingungen rechts: 35 mM Puffer, pH =<br />
8, 0,35 mM ThDP und Mg 2+ ,30%DMSO,T=20 ◦ C).<br />
Effekt von DMSO. Die Stabilisierung kann bei allen drei Puffersubstanzen beobachtet<br />
werden. Der für Kaliumphosphatpuffer beschriebene pH-Shift bei Zugabe von organsichen<br />
Lösungsmittel wird bei TEA-Puffer nicht beobachtet. Auch ist in diesem Puffer<br />
die Bildung von schwerlöslichem Magnesiumphosphat unterbunden. Da das Enzym<br />
in TEA-Puffer die höchste Aktivität zeigt, wird dieser Puffer für die weiteren Untersuchungen<br />
verwendet. Eine mögliche Reaktion der am Reaktionssystem beteiligten<br />
Aldehyde mit dem Puffermaterial findet unter den eingestellten Bedingungen nicht<br />
statt.<br />
3.6. Zusammenfassung und Auswahl der<br />
Reaktionsbedingungen<br />
30<br />
• Die Ligaseaktivität der BAL kann anhand der Geschwindigkeit der Benzoinbildung<br />
ausgehend von Benzaldehyd quantifiziert werden.<br />
• Der Puffer Triethanolamin (TEA) bewirkte eine gute Aktivität der BAL.<br />
Bei Verwendung von TEA besteht keine Gefahr des Ausfällens von Magnesiumphosphat<br />
und der pH-Wert bleibt bei Zugabe eines organischen Lösungsmittels<br />
unverändert. Die beteiligten Reaktanden sind im Puffer stabil. Für die<br />
weiteren Untersuchungen wird eine Konzentration von 30 - 50 mM TEA<br />
eingestellt.<br />
• 20 bis 30 vol% Dimethylsulfoxid (DMSO) im Reaktionsmedium stabilisieren
3.6. Zusammenfassung und Auswahl der Reaktionsbedingungen<br />
das Enzym signifikant. Ein Zusatz von 30 vol% DMSO erhöht die Löslichkeit<br />
von Benzoin im Reaktionsmedium um den Faktor 15 auf 1,5 mM.<br />
• Eine Konzentration von 0,3 bis 0,5 mM der Cofaktoren ThDP und Magnesium<br />
wirkt stabilisierend auf das Enzym in wässriger Lösung. Bis zu einer<br />
Cofaktorkonzentration von 1 mM wird die Enzymaktivität nicht signifikant beeinflusst.<br />
• Bei einem pH-Wert von 8 zeigt die Benzaldehydlyase eine gesteigerte Ligaseaktivität.<br />
Durch den Zusatz von DMSO wird auch bei diesem pH-Wert eine für<br />
die Biotransformationen ausreichende Stabilität erreicht.<br />
31
3. Systemcharakterisierung<br />
32
4. Kinetik<br />
Dieses Kapitel hat die kinetische Charakterisierung der durch die Benzaldehydlyase<br />
katalysierten Reaktionen zum Inhalt. Da sowohl die Struktur als auch der genaue Reaktionsmechanismus<br />
des Enzyms bislang unbekannt ist, ist die Einteilung des Reaktionssystems<br />
in Einzelreaktionen schwierig. Zum Beispiel ist die Fragestellung ob HPP<br />
durch direkte Kondensation von Benzaldehyd und Acetaldehyd entsteht oder ob Benzoin<br />
als Intermediat im Sinne einer Folgereaktion bei der HPP-Bildung beteiligt ist,<br />
bislang nicht eindeutig beantwortet worden. Auf Basis mechanistischer Untersuchungen<br />
zu anderen ThDP-abhängigen Enzymen (Kluger et al., 1995; Kluger, 1997; Kern<br />
et al., 1997) postulierten Demir et. al. einen Reaktionsmechanismus für die BAL, der<br />
auch den kinetischen Untersuchungen im Rahmen dieser Arbeit zugrunde gelegt wird<br />
(Demir et al., 2001). (Hierauf wird im nachfolgenden Unterkapitel noch näher eingegangen.)<br />
Dazu werden zunächst die Einzelreaktionen identifiziert, aus denen sich das<br />
Reaktionssystem zusammensetzt. Im Anschluss daran werden die kinetischen Parameter<br />
der Einzelreaktionen bestimmt. Wichtig für eine reaktionstechnische Bearbeitung<br />
und damit Ziel der kinetischen Untersuchung ist die Simulation von Reaktionsverläufen<br />
in Reaktoren und nicht die endgültige Aufklärung des Reaktionsmechanismus.<br />
Aufgrund der Instationarität eines Batchreaktors (vgl. Kapitel 5.2.1) eignet sich die<br />
Simulation dieses Reaktortyps sehr gut zur Überprüfung der Kinetik.<br />
Es sei an dieser Stelle ausdrücklich darauf hingewiesen, dass durch kinetische Untersuchungen<br />
zwar ein vorgeschlagener Mechanismus widerlegt werden kann, aber der<br />
Beweis eines postulierten Mechnismus nicht möglich ist. Zu jedem vorgeschlagenem<br />
einfachen Mechnismus sind komplexere Alternativen denkbar, die das gleiche kinetische<br />
Verhalten zur Folge hätten. Zum endgültigen Beweis eines Mechnismus müssen<br />
weitere Methoden hinzugezogen werden, die die direkte Untersuchung von Zwischenprodukten<br />
zulassen, wie z.B. spektroskopische Methoden.<br />
4.1. Auswahl der Einzelreaktionen<br />
Abbildung 4.1 auf Seite 36 zeigt den von Demir et. al. postulierten Reaktionsmechanismus.<br />
Die durch Deprotonierung entstandene Ylid-Form 1 des ThDP greift im ersten<br />
Schritt die Carbonylgruppe des (R)-Benzoins an. Unter Abspaltung eines Moleküls<br />
Benzaldehyd entsteht aus dem Addukt 2 das resonanzstabilisierte Carbanion 3. Bei<br />
Abwesenheit eines Akzeptors kann nach erfolgter Protonierung ein weiteres Molekül<br />
Benzaldehyd abgespalten werden, wodurch sich der Katalysezyklus schließt. Steht ein<br />
Akzeptor zu Verfügung so kann das Carbanion 3 unter Ausbildung einer C-C Bindung<br />
den Carbonylkohlenstoff des Akzeptoraldehyds nucleophil angreifen.<br />
33
4. Kinetik<br />
Auch die Carbonylgruppe eines Benzaldehyds kann elektrophiler Reaktionspartner<br />
für die Ylid-Form des ThDP sein. Es bildet sich das Hydroxybenzyl-ThDP 4, das durch<br />
Deprotonierung in das Carbanion 3 übergeht. Je nach Natur des zur Verfügung stehenden<br />
Akzeptoraldehyds bildet sich ein Benzoinderivat im Falle eines aromatischen<br />
Akzeptors oder ein Derivat des HPP im Falle eines aliphatischen Akzeptoraldehyds.<br />
Für das im Rahmen dieser Arbeit untersuchte Reaktionssystem ergeben sich damit<br />
folgende Reaktionsmöglichkeiten:<br />
34<br />
1. Bildung von (R)-Benzoin ausgehend von Benzaldehyd. Diese Reaktion wird im<br />
weiteren Verlauf dieser Arbeit als Benzoinkondensation bezeichnet.<br />
O O<br />
O<br />
H<br />
+<br />
H<br />
2. Bildung von Benzaldehyd durch Spaltung von (R)-Benzoin. Im Folgenden wird<br />
diese Reaktion als Benzoinspaltung bezeichnet.<br />
O<br />
OH<br />
3. Bildung von (R)-HPP durch Reaktion von Benzoin und Acetaldehyd. Pro gebildetem<br />
Molekül (R)-HPP muss auch ein Molekül Benzaldehyd entstehen, da<br />
aus dem Benzoin zunächst das Carbanion 3 gebildet werden muss. Da im Falle<br />
racemischen Benzoins als Substrat bei dieser Reaktion nur das (R)-Benzoin von<br />
der BAL akzeptiert wird, nicht aber das (S)-Benzoin, wird diese Reaktion im<br />
weiteren Verlauf der Arbeit als Racematspaltung bezeichnet. Für die kinetische<br />
Charakterisierung dieser Reaktion wird jedoch nur das (R)-Benzoin als<br />
Substrat eingesetzt.<br />
O<br />
OH<br />
+<br />
O<br />
H<br />
O<br />
H<br />
O<br />
+<br />
OH<br />
OH<br />
+<br />
O<br />
H<br />
O<br />
H
4.1. Auswahl der Einzelreaktionen<br />
4. Bildung von (R)-HPP aus Benzaldehyd und Acetaldehyd. Durch Reaktion der<br />
Ylid-Form 1 entsteht das Hydroxybenzyl-ThDP 4, das durch Deprotonierung<br />
in das Carbanion 3 übergeht. Nach Anlagerung des Acetaldehyds an das Carbanion<br />
3 wird das (R)-HPP unter Regenerierung des Cofaktors freigesetzt. Für<br />
diese Reaktion wird im Folgenden die Bezeichnung HPP-Bildung verwendet.<br />
O<br />
H<br />
+<br />
O<br />
H<br />
O<br />
OH<br />
35
4. Kinetik<br />
36<br />
Abbildung 4.1.: Postulierter Mechanismus der Benzaldehydlyase.<br />
Hydroxybenzyl-ThDP, 4<br />
ThDP (Ylid-Form), 1<br />
( R)-2-HPP<br />
S<br />
H<br />
O<br />
C<br />
O P 2O 6 3-<br />
S<br />
OH<br />
N<br />
O P 2O 6 3-<br />
H<br />
CH 3<br />
N<br />
CH 3<br />
Pyr<br />
O<br />
Pyr<br />
+<br />
H<br />
O<br />
- H +<br />
H<br />
+ H +<br />
+<br />
-<br />
H<br />
O<br />
O<br />
3-<br />
O P<br />
S<br />
2O6 ThDP (Ylid-Form), 1<br />
ThDP<br />
S<br />
- H +<br />
H<br />
O P 2O 6 3-<br />
N<br />
CH 3<br />
N<br />
CH 3<br />
+ H +<br />
Pyr<br />
Pyr<br />
Pyr<br />
Pyr<br />
CH3 CH3 H O N<br />
H O N<br />
C<br />
3-<br />
O P C<br />
3-<br />
S<br />
2O6 O P<br />
S<br />
2O6 Enamin Carbanion, 3<br />
OH<br />
-<br />
+<br />
H<br />
O<br />
O<br />
OH<br />
+<br />
O<br />
1,2-Dihydroxy-<br />
1,2-Diphenylethyl-ThDP, 2<br />
-<br />
H<br />
O<br />
S<br />
HO<br />
C<br />
O P 2O 6 3-<br />
N<br />
O<br />
CH 3<br />
Pyr
4.2. Bestimmung der kinetischen Parameter<br />
4.2. Bestimmung der kinetischen Parameter<br />
4.2.1. Allgemeine Anmerkung<br />
Allen in diesem Kapitel vorgestellten Aktivitätsmessungen liegt der in Kapitel 3.1.2<br />
vorgestellte Assay zugrunde, wobei für die kinetischen Untersuchungen die beteiligten<br />
Reaktionspartner in den Assays je nach Fragestellung variieren. Der zeitabhängige<br />
Konzentrationsverlauf der Reaktanden wurde mittels Probenahme und anschließender<br />
HPLC-Analytik dokumentiert. Bei allen angegebenen Aktivitäten handelt es sich<br />
um Anfangsreaktionsgeschwindigkeiten. Das Enzym wurde als Lyophilisat eingesetzt.<br />
Durch den Vorgang der Gefriertrocknung werden die Proteine der einzelnen Enzymchargen<br />
unterschiedlich starken Belastungen ausgesetzt, was sich in unterschiedlichen<br />
Graden der Enzymdesaktivierung während der Aufreinigung bemerkbar macht. Einzelne<br />
Enzymchargen unterscheiden sich daher in ihren gewichtsspezifischen Aktivitäten.<br />
Aus diesem Grund werden die Aktivitäten zur Simulation der Reaktoren in volumenspezifischen<br />
Aktivitäten (U · mL −1 ) angegeben. Die Aktivität jeder der für die<br />
Kinetik-Assays verwendeten Enzymlösungen wurde über einen Standardassay (Kapitel<br />
3.1.2) quantifiziert. Über den Standardassay ist eine Normierung aller gemessenen<br />
Aktivitäten möglich, wodurch die Aktivitätsunterschiede der einzelnen Enzymchargen<br />
ausgeglichen werden. Um eine Vergleichbarkeit mit anderen Arbeiten zu ermöglichen,<br />
werden die maximalen Aktivitäten (Vmax) zusätzlich in U · mg −1 angegeben. Diese<br />
Daten sind jedoch unter Berücksichtigung der zuvor gemachten Anmerkungen zu verstehen.<br />
In dieser Arbeit liegt der mathematischen Beschreibung der Enzymaktivitäten ein<br />
formalkinetischer Ansatz nach Michaelis und Menten zugrunde (Michaelis & Menten,<br />
1913; Briggs & Haldane, 1925). Dabei ist die Kenntnis des Mechanismus der Reaktion<br />
nicht erforderlich. Die kinetischen Parameter werden durch nichtlineare Anpassung<br />
der Geschwindigkeitsgleichungen an die Messwerte erhalten. Die Modellierung und<br />
Anpassung erfolgt dabei nach dem Kriterium der kleinsten Quadratsumme der Fehlerdifferenzen<br />
(Cornish-Bowden, 1995) und wird mit dem Programm Scientist c○ (Version<br />
2.0, Micromath c○ , USA) durchgeführt. Die Standardabweichungen der Anpassungen<br />
sind als Fehler angegeben.<br />
37
4. Kinetik<br />
4.2.2. Benzoinbildung (Reaktion 01)<br />
O O<br />
O<br />
H<br />
+<br />
H<br />
Abbildung 4.2 zeigt die Geschwindigkeit der Benzoinbildung in Abhängigkeit der<br />
Benzaldehydkonzentration. Im Rahmen der Löslichkeitsgrenzen von Benzaldehyd unter<br />
den gegebenen Reaktionsbedingungen (0 bis ca. 50 mM) ist mit zunehmender<br />
Substratkonzentration ein nahezu linearer Anstieg der Reaktionsgeschwindigkeit zu<br />
beobachten. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass das Enzym innerhalb der Substratlöslichkeit<br />
den Sättigungsbereich nicht erreicht. Ein analoges Verhalten wird auch<br />
für das ebenfalls ThDP-abhängige Enzym Benzoylformiatdecarboxylase beobachtet<br />
(Iding et al., 2000).<br />
BZ-Bildung / U mL −1<br />
0,25<br />
0,20<br />
0,15<br />
0,10<br />
0,05<br />
Experiment<br />
Anpassung<br />
0,00<br />
0 10 20 30 40 50<br />
Benzaldehyd / mM<br />
BZ-Bildung / U mL −1<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
OH<br />
Löslichkeitsgrenze BA<br />
Experiment<br />
Anpassung<br />
0,0<br />
0 100 200 300 400 500<br />
Benzaldehyd / mM<br />
Abbildung 4.2.: Aktivität der Benzoinbildung in Abhängigkeit der Benzaldehydkonzentration.<br />
Die Interpolation der Aktivität außerhalb der Löslichkeitsgrenze<br />
von Benzaldehyd ist als gestrichelte Linie dargestellt<br />
(35 mM TEA-Puffer, pH = 8, 0,35 mM ThDP, 0,35 mM MgSO4,<br />
30 % DMSO, T = 20 ◦ C).<br />
Wie Abbildung 4.3 auf der nächsten Seite zeigt, wird die Aktivität der Benzoinbildung<br />
sowohl durch HPP als auch durch Acetaldehyd erniedrigt. Der Einfluss von<br />
Acetaldehyd auf die Benzoinbildung wird in Gleichung 4.1 als Inhibierung beschrieben,<br />
doch hat die bei Anwesenheit von Acetaldehyd einsetzende HPP-Bildung (Parallelreaktion)<br />
sicher auch einen Anteil.<br />
Tabelle 4.1 auf der nächsten Seite zeigt die kinetischen Parameter der nichtlinearen<br />
Anpassung von Gleichung 4.1. Die für die Benzoinbildung angegebene Maximalgeschwindigkeit<br />
von 917 U · mg −1 wird unter realen Bedingungen aufgrund der eingeschränkten<br />
Löslichkeit von Benzaldehyd in wassrigen Medien nicht erreicht. Wird<br />
38
BZ-Bildung / U mL −1<br />
0,16<br />
0,12<br />
0,08<br />
0,04<br />
10mM BA<br />
20mM BA<br />
30mM BA<br />
Anpassung<br />
0,00<br />
0 5 10 15 20 25 30<br />
HPP / mM<br />
4.2. Bestimmung der kinetischen Parameter<br />
BZ-Bildung / U mL −1<br />
0,16<br />
0,12<br />
0,08<br />
0,04<br />
10mM BA<br />
20mM BA<br />
30mM BA<br />
Anpassung<br />
0,00<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160<br />
Acetaldehyd / mM<br />
Abbildung 4.3.: Erniedrigung der Benzoinbildungsrate durch HPP und Acetaldehyd<br />
(35 mM TEA-Puffer, pH = 8, 0,35 mM ThDP, 0,35 mM MgSO4,<br />
30 % DMSO, T = 20 ◦ C).<br />
eine Benzaldehydlöslichkeit von 50 mM zugrunde gelegt, kann eine „reale” maximale<br />
Aktivität von 277 U · mg −1 angegeben werden.<br />
R1 = vmax1 ·<br />
KM,BAACC<br />
[BA]<br />
�<br />
1+ [HPP]<br />
KI,HPP<br />
Parameter Wert Fehler Einheit<br />
vmax1 = 0,825 ± 0,096 U mL −1<br />
= 916,67 ± 106,56 U mg−1 = 111,93 ± 16,50 mM<br />
KM,BAACC<br />
KI,HPP = 7,18 ± 0,51 mM<br />
KI,AA = 6,41 ± 0,42 mM<br />
��<br />
1+ [AA]<br />
KI,AA<br />
�<br />
+[BA]<br />
Tabelle 4.1.: Kinetische Parameter der BAL-katalysierten Benzoinbildung<br />
ausgehend von Benzaldehyd.<br />
(4.1)<br />
39
4. Kinetik<br />
4.2.3. Benzoinspaltung (Reaktion 02)<br />
O<br />
OH<br />
Zur Untersuchung der Lyaseaktivität bezogen auf (R)-Benzoin wird die Rate der Benzaldehydbildung<br />
bei variierter Benzoinkonzentration gemessen. Bei dieser Reaktion<br />
wird nur das (R)-Benzoin als Substrat akzeptiert. Das (S)-Enantiomer reagiert nicht.<br />
Der Konzentrationsbereich für das vorgelegt Substrat ist durch die geringe Löslichkeit<br />
des Benzoins im Reaktionsmedium eingeschränkt und liegt zwischen 0 und 1,5 mM.<br />
Der Verlauf der Enzymaktivität in diesem Konzentrationsbereich ist in Abbildung 4.4<br />
dargestellt.<br />
BA-Bildung / U mL −1<br />
0,012<br />
0,008<br />
0,004<br />
0,000<br />
0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4<br />
O<br />
H<br />
+<br />
(R)-Benzoin/ mM<br />
Experiment<br />
Anpassung<br />
Abbildung 4.4.: Rate der Benzaldehydbildung bei variierter Benzoinkonzentration<br />
(35 mM TEA-Puffer, pH = 8, 0,35 mM ThDP, 0,35 mM MgSO4,<br />
30 % DMSO)<br />
Der Graph 4.4 zeigt die typische hyperbolische Form einer klassischen Michaelis-<br />
Menten Kinetik. Tabelle 4.2 auf der nächsten Seite zeigt das Ergebnis der Anpassung<br />
von Gleichung 4.2 an die Meßwerte.<br />
40<br />
R2 = vmax2 ·<br />
[BZ]<br />
KM,BZ +[BZ]<br />
O<br />
H<br />
(4.2)
Parameter Wert Fehler Einheit<br />
vmax2 = 0,012 ± 0,001 U mL −1<br />
= 13,67 ± 1,00 U mg −1<br />
KM,BZ = 0,13 ± 0,03 mM<br />
4.2. Bestimmung der kinetischen Parameter<br />
Tabelle 4.2.: Kinetische Parameter der BAL-katalysierten Benzoinspaltung.<br />
41
4. Kinetik<br />
4.2.4. Racematspaltung (Reaktion 03)<br />
O<br />
OH<br />
+<br />
O<br />
H<br />
In zwei parallelen Versuchsreihen wird jeweils die Rate der HPP- und Benzaldehydbildung<br />
untersucht. In der ersten Versuchsreihe wird die Konzentration von (R)-Benzoin<br />
bei konstanter Acetaldehydkonzentration (60 mM) variiert (Abbildung 4.5). In der<br />
zweiten Versuchsreihe wird bei konstanter Benzoinkonzentration (1,5 mM) die Acetaldehydkonzentration<br />
variiert (Abbildung 4.6). Auch bei dieser Reaktion wird jeweils<br />
nur das (R)-Enantiomer umgesetzt. Die Ergebnisse sind in den Abbildungen 4.5<br />
und 4.6 auf der nächsten Seite dargestellt.<br />
HPP-Bildung / U mL −1<br />
0,016<br />
0,012<br />
0,008<br />
0,004<br />
Experiment<br />
Anpassung<br />
0,000<br />
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0<br />
(R)-Benzoin/ mM<br />
BA-Bildung / U mL −1<br />
0,016<br />
0,012<br />
0,008<br />
0,004<br />
O<br />
OH<br />
+<br />
0,000<br />
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0<br />
O<br />
H<br />
(R)-Benzoin/ mM<br />
Experiment<br />
Simulation<br />
Abbildung 4.5.: Versuchsreihe mit konstanter Acetaldehyd- und variierter Benzoinkonzentration<br />
(60 mM Acetaldehyd, 35 mM TEA-Puffer, pH = 8,<br />
0,35 mM ThDP, 0,35 mM MgSO4, 30%DMSO,T=20 ◦ C).<br />
Tabelle 4.3 auf der nächsten Seite zeigt das Ergebnis der nichtlinearen Anpassung<br />
von Gleichung 4.3 im Sinne einer Doppelsubstratkinetik. Für die Anpassung wurden<br />
jeweils die Raten der HPP-Bildung verwendet (Abbildung 4.5 links, Variation von<br />
(R)-Benzoin bei konstantem Acetaldehyd, und 4.6 links, Variation von Acetaldehyd<br />
bei konstantem (R)-Benzoin).<br />
[BZ]<br />
R3 = vmax3 ·<br />
KM,BZ +[BZ] ·<br />
[AA]<br />
(4.3)<br />
KM,AA +[AA]<br />
In Abbildung 4.5 zeigt die Rate der HPP- und der Benzaldehydbildung einen nahezu<br />
identischen Verlauf, was in Einklang mit der im Punkt 3 in Kapitel 4.1 gemachten<br />
Überlegung steht. Das Carbanion 3 (siehe Abbildung 4.1 auf Seite 36) entsteht unter<br />
Freisetzung eines Moleküls Benzaldehyd und reagiert mit Acetaldehyd als Akzeptor<br />
42
HPP-Bildung / U mL −1<br />
0,016<br />
0,012<br />
0,008<br />
0,004<br />
Experiment<br />
Anpassung<br />
0,000<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Acetaldehyd / mM<br />
4.2. Bestimmung der kinetischen Parameter<br />
BA-Bildung / U mL −1<br />
0,016<br />
0,012<br />
0,008<br />
0,004<br />
gemessen<br />
0,000<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Acetaldehyd / mM<br />
Abbildung 4.6.: Versuchsreihe mit konstanter Benzoin- und variierter Acetaldehydkonzentration<br />
(1,5 mM (R)-Benzoin, 35 mM TEA-Puffer, pH = 8,<br />
0,35 mM ThDP, 0,35 mM MgSO4, 30%DMSO,T=20 ◦ C).<br />
Parameter Wert Fehler Einheit<br />
vmax3 = 0,019 ± 0,003 U mL −1<br />
= 20,89 ± 3,00 U mg −1<br />
KM,BZ = 0,16 ± 0,07 mM<br />
KM,AA = 17,32 ± 7,89 mM<br />
Tabelle 4.3.: Kinetische Parameter der BAL-katalysierten HPP-Bildung<br />
ausgehend von (R)-Benzoin und Acetaldehyd.<br />
43
4. Kinetik<br />
zu HPP. Zusätzlich dazu besteht eine weitere Möglichkeit darin, dass das gebildete<br />
Carbanion unter Abspaltung des zweiten Moleküls Benzaldehyd im Sinne der Benzoinspaltung<br />
weiterreagiert. Dies würde für Abbildung 4.5 bedeuten, dass deutlich<br />
mehr Benzaldehyd als HPP gebildet wird (der durch die Benzoinspaltung gebildete<br />
Benzaldehyd käme so zu sagen noch hinzu). Dass dies, wie Abildung 4.5 zeigt, nicht<br />
der Fall ist lässt den Schluss zu, dass das aus dem Benzoin gebildete Carbanion, sobald<br />
ein Akzeptor zu Verfügung steht, immer mit diesem Akzeptor unter C-C Bindungsbildung<br />
weiterreagiert und nicht unter Abspaltung von Benzaldehyd die Benzoinspaltung<br />
vollzieht. Diese Beobachtung ist bei der Entwicklung des Modells zu berücksichtigen.<br />
In Abbildung 4.6 verlaufen die Raten für die HPP- und Benzaldehydbildung nicht<br />
identisch. Mit abnehmender Akzeptorkonzentration (Abb. 4.6 links) kann das Carbanion<br />
3 nicht mehr unter C-C Bindungsbildung zum HPP weiterreagieren. Daher geht,<br />
wenn die Acetaldehydkonzentration gegen null geht, auch die HPP-Bildung gegen<br />
null. Es bleibt aber noch die Möglichkeit durch Abspaltung eines weiteren Moleküls<br />
Benzaldehyd den Katalysezyklus wieder zu schließen (Benzoinspaltung). Die Rate der<br />
Benzaldehydbildung geht daher nicht auf null zurück (Abb. 4.6 rechts). Geht die Acetaldehydkonzentration<br />
gegen null so läuft die Rate der Benzaldehydbildung gegen ca.<br />
0,012 U mL −1 , was der Aktivität der Benzaldehydbildung in Kapitel 4.2.3 bei 1,5 mM<br />
Benzoin entspricht.<br />
Diese Ergebnisse zeigen, dass die Spaltung von Benzoin in zwei Moleküle Benzaldehyd<br />
vernachlässigt werden kann, sobald Acetaldehyd als Akzeptoraldehyd zur Verfügung<br />
steht und mit dem das aus dem Benzoin entstandene Carbanion 3 unter C-C<br />
Bindungsbildung weiterreagieren kann. Unter den gegebenen Reaktionsbedingungen<br />
(Acetaldehyd immer im Überschuss) kann also für die geplante Simulation die Benzoinkondensation<br />
als irreversibel angesehen werden. Der in Kapitel 4.2.3 bestimmte<br />
KM-Wert für (R)-Benzoin kann im Rahmen der Fehlergrenzen bestätigt werden.<br />
44
4.2.5. HPP-Bildung<br />
O<br />
H<br />
+<br />
O<br />
H<br />
4.2. Bestimmung der kinetischen Parameter<br />
Die Rate der HPP-Bildung wird jeweils bei Variation des einen Substrats und Konstanthaltung<br />
des anderen Substrats gemessen. Das Ergebnis ist in Abbildung 4.7 dargestellt.<br />
HPP-Bildung / U mL −1<br />
0,012<br />
0,008<br />
0,004<br />
Experiment<br />
Anpassung<br />
0,000<br />
0 10 20 30 40 50<br />
Benzaldehyd / mM<br />
HPP-Bildung / U mL −1<br />
0,012<br />
0,008<br />
0,004<br />
O<br />
OH<br />
Experiment<br />
Anpassung<br />
0,000<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160<br />
Acetaldehyd / mM<br />
Abbildung 4.7.: Rate der HPP-Bildung in Abhängigkeit der Benzaldehyd- und Acetaldehydkonzentration.<br />
(35 mM TEA-Puffer, pH = 8, 0,35 mM<br />
ThDP,0,35mMMgSO4, 30%DMSO,T=20 ◦ C; links: 60 mM<br />
Acetaldehyd, rechts: 20 mM Benzaldehyd).<br />
Die nichtlineare Anpassung von Gleichung 4.4 im Sinne einer Doppelsubstratkinetik<br />
liefert die in Tabelle 4.4 angegebenen Parameter.<br />
R4 = vmax4 ·<br />
KM,BADO<br />
[BA]<br />
·<br />
+[BA]<br />
Parameter Wert Fehler Einheit<br />
vmax4 = 0,013 ± 0,001 U mL −1<br />
= 14,44 ± 0,40 U mg −1<br />
KM,BADO = 2,23 ± 0,29 mM<br />
KM,AA = 6,01 ± 1,02 mM<br />
[AA]<br />
KM,AA +[AA]<br />
Tabelle 4.4.: Kinetische Parameter der HPP-Bildung ausgehend von<br />
Benzaldehyd.<br />
(4.4)<br />
45
4. Kinetik<br />
Bei Vergleich der für die Benzoinbildung bestimmten Daten (Kapitel 4.2.2) fällt auf,<br />
dass die KM-Werte, die für Benzaldehyd bestimmt wurden, sich auch unter Berücksichtigung<br />
der Fehlergrenzen deutlich unterscheiden. Dies scheint jedoch nur auf den<br />
ersten Blick widersprüchlich, denn bei der Benzoinbildung (Reaktion 01) reagiert der<br />
Benzaldehyd sowohl als Donor- als auch als Akzeptoraldehyd. Bei der HPP-Bildung<br />
(Reaktion 04) dagegen fungiert der Benzaldehyd nur als Donor. Wenn man davon<br />
ausgeht, dass Donor und Akzeptor an verschiedene Stellen im aktiven Zentrum des<br />
Enzyms binden (mit verschiedener Affinität zur jeweiligen Bindungsstelle), so erscheinen<br />
die daraus resultierenden unterschiedlichen KM-Werte für Donor und Akzeptor<br />
durchaus plausibel, obwohl es sich um ein und dasselbe Molekül handelt. Im Vergleich<br />
zu Kapitel 4.2.4 ist der in dieser Versuchsreihe bestimmte KM-Wert für Acetaldehyd<br />
etwas kleiner. Jedoch ist unter Berücksichtigung der Fehlergrenzen der Unterschied<br />
nicht signifikant.<br />
Bei den kinetischen Untersuchungen zur HPP-Bildung (Reaktion 04) konnten Hinweise<br />
auf eine Produktinhibierung durch HPP gefunden werden. Eine Quantifizierung<br />
der Inhibierung scheiterte jedoch an experimetellen Schwierigkeiten. Da bei den Experimenten<br />
zur Inhibierung schon von Beginn an hohe HPP-Konzentrationen eingestellt<br />
werden, ist eine starke Verdünnung der Proben für die HPLC-Analytik nötig, was die<br />
Messgenauigkeit stark herabsetzt.<br />
Bei diesem Reaktionssystem ist nicht nur die Reaktion von Benzaldehyd mit Acetaldehyd<br />
möglich, sondern auch die Selbstkondensation von Benzaldehyd. Demzufolge<br />
ist neben der HPP-Bildung auch eine Benzoinbildung zu beobachten, wie in Abblidung<br />
4.8 gezeigt ist.<br />
BZ-Bildung / U mL −1<br />
0,04<br />
0,03<br />
0,02<br />
0,01<br />
Experiment<br />
Simulation<br />
0,00<br />
0 10 20 30 40 50<br />
Benzaldehyd / mM<br />
BZ-Bildung / U mL −1<br />
0,12<br />
0,08<br />
0,04<br />
Experiment<br />
Simulation<br />
0,00<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160<br />
Acetaldehyd / mM<br />
Abbildung 4.8.: Rate der Benzoinbildung in Abhängigkeit der Benzaldehyd- und<br />
Acetaldehydkonzentration (35 mM TEA-Puffer, pH = 8, 0,35 mM<br />
ThDP,0,35mMMgSO4, 30 % DMSO, T = 20 ◦ C; links: 60 mM<br />
Acetaldehyd, rechts: 20 mM Benzaldehyd).<br />
Im Falle der Selbstkondensation des Benzaldehyds reagiert der Benzaldehyd sowohl<br />
als Donor als auch als Akzeptor. In Abbildung 4.8 links ist die auch schon bei<br />
der Benzoinkondensation (Reaktion 01) beschriebene lineare Zunahme der Benzoin-<br />
46
4.3. Zusammenfassung<br />
bildungsrate zu erkennen. Abbildung 4.8 rechts zeigt nochmal deutlich den Einfluss<br />
von Acetaldehyd auf die Benzoinbildung. Beide Graphen dieser Versuchsreihe können<br />
mit Hilfe der für die Benzoinkondensation (Kapitel 4.2.2 ermittelten kinetischen<br />
Parameter mathematisch beschrieben werden.<br />
Bei einem Überschuss von Acetaldehyd kann ausgehend von HPP keine Bildung von<br />
Benzaldehyd oder Benzoin (im Sinne der Rückreaktion der HPP-Bildung bzw. Racematspaltung)<br />
beobachtet werden (20 mM HPP, 40 mM Acetaldehyd). Für die spätere<br />
Simulation der HPP-Bildung kann also unter den gegebenen Reaktionsbedingungen<br />
sowohl die HPP-Bildung (Reaktion 04), als auch die Racematspaltung (Reaktion 03)<br />
als irreversibel angesehen werden.<br />
4.3. Zusammenfassung<br />
• Der kinetischen Beschreibung des Reaktionssystems der Benzaldehydlyase mit<br />
den Substraten Benzaldehyd, Benzoin und Acetaldehyd wird der von Demir<br />
et. al. postulierte Reaktionsmechanismus zugrunde gelegt. Es lassen sich für die<br />
kinetische Untersuchung vier Einzelreaktionen ableiten.<br />
1. Bildung von (R)-Benzoin aus Benzaldehyd (Benzoinkondensation).<br />
2. Bildung von Benzaldehyd durch Spaltung von (R)-Benzoin (Benzoinspaltung).<br />
3. Bildung von (R)-HPP durch Reaktion von (R)-Benzoin und Acetaldehyd<br />
(Racematspaltung).<br />
4. Bildung von (R)-HPP durch Reaktion von Benzaldehyd und Acetaldehyd<br />
(HPP-Bildung).<br />
• Die KM-Werte der beteiligten Substrate und die Maximalgeschwindigkeiten der<br />
Einzelreaktionen wurden bestimmt.<br />
• Für Benzaldehyd können zwei KM-Werte identifiziert werden, je nachdem ob der<br />
Aldehyd als Donor oder Akzeptor fungiert.<br />
• Steht ein Akzeptoraldehyd zu Verfügung so wird der Katalysezyklus bevorzugt<br />
durch C-C Knüpfung geschlossen.<br />
Im folgenden Kapitel wird die HPP-Bildung ausgehend von Benzaldehyd und Acetaldehyd<br />
näher untersucht. Mit Hilfe der in diesem Kapitel bestimmten kinetischen<br />
Parametern soll der zeitabhängige Konzentrationsverlauf der Reaktanden im Satzreaktorversuch<br />
simuliert und mit den im Experiment erhaltenen Daten verglichen<br />
werden.<br />
47
4. Kinetik<br />
48
5. Biotransformationen im<br />
homogenen System<br />
In diesem Kapitel werden die Untersuchungen zur Bildung von (R)-2-Hydroxy-1phenylpropanon<br />
(HPP) ausgehend von Benzaldehyd und Acetaldehyd vorgestellt. Ziel<br />
ist die Auswahl eines geeigneten Reaktorkonzepts, das sowohl hohe Umsätze als auch<br />
eine gute Katalysatorausnutzung ermöglicht.<br />
5.1. Diskontinuierliche Reaktionsführung<br />
5.1.1. Satzreaktor (Batch)<br />
Zur Charakterisierung des Reaktionssystems werden die Versuche zunächst im Satzreaktor<br />
(Batch) als einfachsten Reaktortyp durchgeführt. Abbildung 5.1 zeigt den zeitabhängigen<br />
Konzentrationsverlauf der beteiligten Reaktionspartner der HPP-Bildung.<br />
Konzentration / mM<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
Benzaldehyd<br />
Benzoin<br />
2-HPP<br />
0<br />
0 1 2 3<br />
Zeit / h<br />
4 5<br />
Abbildung 5.1.: Konzentrations - Zeit - Verlauf eines Satzreaktorversuchs zur HPP-<br />
Bildung (10 mM Benzaldehyd, 60 mM Acetaldehyd, 35 mM TEA,<br />
pH = 8, 0,35 mM ThDP, 0,35 mM MgSO4, 30 vol% DMSO,<br />
2UmL −1 BAL, T = 20 ◦ C, V = 3 mL). Die Datenpunkte sind<br />
durch visuelle Hilfslinien miteinander verbunden.<br />
49
5. Biotransformationen im homogenen System<br />
Zu Beginn der Reaktion liegt eine hohe Benzaldehydkonzentration vor. Entsprechend<br />
den im Kapitel 4 erhaltenen Ergebnissen wird zunächst (R)-Benzoin und (R)-<br />
HPP gebildet. Das gebildete Benzoin stellt wiederum ein Substrat für das Enzym dar<br />
und kann mit Acetaldehyd ebenfalls zu HPP reagieren. Wie in Kapitel 4.2.4 gezeigt<br />
entsteht bei dieser Reaktion pro gebildetem Molekül HPP auch ein Molekül Benzaldehyd.<br />
Die Abnahme der Benzaldehydkonzentration verlangsamt sich dadurch, was<br />
auch in Abbildung 5.1 ab ca. 0, 25 h zu erkennen ist. Zum Ende der Reaktion sind<br />
sowohl Benzaldehyd als auch Benzoin nahezu quantitativ in HPP überführt. Der ee<br />
liegt im Batchversuch bei über 99 %.<br />
Werden Batchreaktionen mit einer hohen Startkonzentration von Benzaldehyd durchgeführt<br />
(> 20 mM), so kann die Konzentration des intermediär gebildeten Benzoins<br />
die Grenzlöslichkeit (1,5 mM) im Reaktionssystem überschreiten. Es kommt im Laufe<br />
der Batchreaktion zu einer Präzipitation von Benzoin. Da jedoch das in Lösung verbliebene<br />
Benzoin weiter mit Acetaldehyd zu HPP reagiert, geht der Niederschlag nach<br />
und nach wieder in Lösung.<br />
Das vollständige Abreagieren von Benzaldehyd und Benzoin erleichtert die Produktaufarbeitung<br />
erheblich. Um einen vollständigen Umsatz mit quantitativer Ausbeute<br />
an HPP zu erreichen, kann Acetaldehyd im Überschuss eingesetzt werden. Die erhöhte<br />
Konzentration des Akzeptoraldehyds wirkt als thermodynamische Triebkraft<br />
auf das Reaktionssystem. Der Überschuss an Acetaldehyd kann nach der Reaktion<br />
durch Anlegen eines Vakuums leicht vom Produkt entfernt werden. Um den Einfluss<br />
der Acetaldehydkonzentration auf die Thermodynamik des Reaktionssystem zu untersuchen,<br />
werden Batchversuche mit unterschiedlichen Acetaldehydkonzentrationen<br />
durchgeführt. Das Ergebnis ist in Abbildung 5.2 dargestellt.<br />
Umsatz / -<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
30 mM<br />
60 mM<br />
120 mM<br />
0,0<br />
0 1 2 3<br />
Zeit / h<br />
4 5 6<br />
1,0<br />
0,9<br />
0 1 2 3 4 5 6 0,8<br />
30 mM<br />
60 mM<br />
120 mM<br />
Zeit / h<br />
Abbildung 5.2.: Einfluss der Acetaldehydkonzentration auf das thermodynamische<br />
Gleichgewicht der HPP-Bildung (20 mM Benzaldehyd, 35 mM<br />
TEA, pH = 8, 0,35 mM ThDP, 0,35 mM MgSO4, 30vol%DMSO,<br />
3UmL −1 BAL, T = 20 ◦ C, V = 3 mL). Die Datenpunkte sind<br />
durch visuelle Hilfslinien miteinander verbunden.<br />
50<br />
Schon bei einer leicht erhöhten Acetaldehydkonzentration (30 mM bei 20 mM Benz-<br />
Umsatz / -
5.1. Diskontinuierliche Reaktionsführung<br />
aldehyd) liegt das thermodynamische Gleichgewicht des Reaktionssystems weit auf<br />
der Produktseite. Es wird ein maximaler Umsatz von 97 % erreicht. Ab einer Acetaldehydkonzentration<br />
von 60 mM liegt der maximale Umsatz dann bei über 99 %.<br />
Bei allen Versuchen wird am Ende der Reaktion kein Benzoin mehr detektiert. Auch<br />
wenn ab einer Acetaldehydkonzentration von 60 mM die Thermodynamik des Reaktionssystems<br />
nicht mehr signifikant beeinflusst wird, besteht wie in Kapitel 4.2.2<br />
gezeigt dennoch eine kinetische Einflussnahme auf die Benzoinbildung. Dies spiegelt<br />
sich auch im Verlauf der Benzoinkonzentration im Batchreaktor bei unterschiedlichen<br />
Acetaldehydkonzentrationen wieder, wie Abbildung 5.3 zeigt.<br />
Benzoin / mM<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
Grenzlöslichkeit<br />
30 mM AA<br />
60 mM AA<br />
120 mM AA<br />
200 mM AA<br />
0,0<br />
0 1 2 3<br />
Zeit / h<br />
4 5<br />
Abbildung 5.3.: Verlauf der Benzoinkonzentration im Batchreaktor in Abhängigkeit<br />
der Acetaldehydkonzentration (20 mM Benzaldehyd, 35 mM<br />
TEA, pH = 8, 0,35 mM ThDP, 0,35 mM MgSO4, 30vol%DMSO,<br />
3UmL −1 BAL, T = 20 ◦ C, V = 3 mL). Die Datenpunkte sind<br />
durch visuelle Hilfslinien verbunden.<br />
Die Daten in Abbildung 5.3 zeigen noch einmal deutlich die Inhibierung der Benzoinbildung<br />
durch Acetaldehyd. Bei einer Konzentration von 30 mM Acetaldehyd wird<br />
unter den gegebenen Reaktionsbedingungen die Löslichkeitsgrenze für Benzoin sogar<br />
überschritten und es kommt zu einer intermediären Präzipitation von Benzoin im Reaktionssystem.<br />
Dabei fällt das Benzoin feinverteilt aus der Reaktionslösung aus und<br />
wird durch das intensive Rühren gleichmäßig im gesamten Reaktionsvolumen verteilt.<br />
Optisch ist dies durch eine Trübung der Lösung zu erkennen. Mit bloßem Auge sind<br />
keine definierten Partikel erkennbar. Das Benzoin ist also weiterhin der Probenahme<br />
zugänglich. Daher ist eine Bestimmung der Benzoinkonzentration auch jenseits<br />
der Löslichkeitsgrenze möglich. Die angegebene Konzentration spiegelt die Summe<br />
aus gelöstem und ausgefallenem Benzoin wider. In Abbildung 5.3 ist diese Situation<br />
durch nicht ausgefüllte Symbole verdeutlicht. Ab einer Konzentration von 60 mM<br />
Acetaldehyd ist eine homogene Reaktionsführung möglich. Steigende Acetaldehydkonzentrationen<br />
bewirken zwar eine weitere Unterdrückung der Benzoinbildung, sind aber<br />
aus ökonomischen Gesichtspunkten nicht sinnvoll.<br />
51
5. Biotransformationen im homogenen System<br />
5.1.2. Simulation des Satzreaktors<br />
In diesem Kapitel sollen die Konzentrations-Zeit-Verläufe eines Batchreaktors auf Basis<br />
der in Kapitel 4 bestimmten kinetischen Parametern simuliert werden. Um die<br />
Simulation durchführen zu können ist es notwendig Stoffbilanzen für alle beteiligten<br />
Reaktanden zu formulieren. Die Stoffbilanzen sämtlicher Edukte, Intermediate und<br />
Produkte bilden dabei ein gekoppeltes System von Differentialgleichungen erster Ordnung.<br />
Die Konzentrationsänderung eines Stoffes pro Zeiteinheit und Volumenelement<br />
(= Akkumulation) setzt sich dabei aus Konvektion, Reaktion und Diffusion zusammen.<br />
Akkumulation = Konvektion + Reaktion + Diffusion<br />
In Abhängigkeit des verwendeten Reaktors lässt sich diese allgemeine Stoffbilanz<br />
unter Annahme der idealen Durchmischung vereinfachen.<br />
52<br />
Satzreaktor<br />
Diffusion = 0 Zu jedem Zeitpunkt tx ist die Konzentration in jedem<br />
Volumenelement gleich.<br />
Konvektion = 0 Dem einzelnen Volumenelement werden pro Zeiteinheit<br />
keine Edukte oder Produkte zu- oder abgeführt.<br />
Dementsprechend vereinfacht sich die Stoffbilanz zu:<br />
− d[S]<br />
dt = � νS (5.1)<br />
Akkumulation = Reaktion<br />
Kontinuierlich betriebener Rührkessel (CSTR)<br />
Diffusion = 0 Zu jedem Zeitpunkt tx ist die Konzentration in jedem<br />
Volumenelement gleich.<br />
Akkumulation = 0 Der CSTR befindet sich im steady-state.<br />
Dementsprechend vereinfacht sich die Stoffbilanz zu<br />
0=− d[S]<br />
dt = [S]0 − [S]<br />
+<br />
τ<br />
� νS<br />
Akkumulation = Konvektion + Reaktion<br />
(5.2)
mit τ = Verweilzeit.<br />
5.1. Diskontinuierliche Reaktionsführung<br />
Für die im Experiment einzustellenden Reaktionsbedingungen ergeben sich einige<br />
Bedingungen, damit eine Simulation des Experiments erfolgen kann. Das Erreichen<br />
vollständiger Umsätze mit quantitativer Produktausbeute ist nicht nur für eine erleichterte<br />
Produktaufarbeitung von großem Interesse. Es ist auch grundlegende Vorraussetzung<br />
für den in Kapitel 4 gemachten kinetischen Ansatz, da dieser die Einstellung<br />
eines Gleichgewichts nicht vorsieht. Reaktionsbedingungen, bei denen es im Experiment<br />
zur Bildung eines Feststoffs kommt, sind für die Simulation ebenfalls ungeeignet,<br />
da die ausgefallenen Stoffe dem Reaktionssystem entzogen werden, was im vorliegenden<br />
Modell nicht berücksichtigt wird. Abbildung 5.4 zeigt das Reaktionsschema auf<br />
dessen Grundlage die Simulation erfolgt.<br />
O<br />
H<br />
O<br />
O<br />
H<br />
Benzoinkondensation<br />
H<br />
O<br />
OH<br />
O<br />
H<br />
BAL<br />
ThDP / Mg 2+<br />
HPP-Bildung<br />
Racematspaltung<br />
Abbildung 5.4.: Modell für die Simulation der HPP-Bildung.<br />
Ausgehend von Benzaldehyd ist sowohl die Benzoinkondensation als auch die direkte<br />
Reaktion mit Acetaldehyd zu HPP möglich. Bei den kinetischen Untersuchungen<br />
wurde für HPP-Bildung eine Produktinhibierung durch HPP beobachtet, die nicht<br />
quantifiziert werden konnte. Um dieser Beobachtung Rechnung zu tragen, wird in die<br />
Geschwindigkeitsgleichung dieser Reaktion ein Inhibierungsterm eingeführt, der der<br />
Inhibierung der Benzionkondensation durch HPP entspricht. Das durch Kondensation<br />
zweier Benzaldehyde gebildete Benzoin kann wiederum als Substrat fungieren und<br />
mit Acetaldehyd unter Abspaltung eines Moleküls Benzaldehyd zu HPP reagieren.<br />
Die Rückreaktion von Benzoin zu Benzaldehyd wurde bei Anwesenheit eines Akzeptors<br />
nicht beobachtet und wird deshalb in diesem Modell nicht berücksichtigt (vgl.<br />
Kapitel 4.2.4). Die für den Batchversuch eingesetzte Enzymaktivität wurde unter den<br />
gleichen Bedingungen quantifiziert, wie die für die kinetischen Messungen verwendete<br />
Enzymmenge (vgl. Kapitel 3.1.2).<br />
O<br />
H<br />
O<br />
OH<br />
53
5. Biotransformationen im homogenen System<br />
Für die mathematische Beschreibung der zeitabhängigen Konzentrationsverläufe<br />
ergeben sich folgende Differentialgleichungen.<br />
d[BA]<br />
dt<br />
= [EBAL] · (−2 · νBZ−Bdg. + νRac−Spal. − νHPP−Bdg.) (5.3)<br />
d[AA]<br />
dt<br />
= [EBAL] · (−νRac−Spal. − νHPP−Bdg.) (5.4)<br />
d[BZ]<br />
dt<br />
= [EBAL] · (νBZ−Bdg. − νRac−Spal.) (5.5)<br />
d[HPP]<br />
dt<br />
= [EBAL] · (νRac−Spal. + νHPP−Bdg.) (5.6)<br />
mit [EBAL] = Enzymkonzentration<br />
Die Simulation wurde mit dem Programm Scientist c○ (Version 2.0, Micromath c○ ,<br />
USA) durchgeführt. Das verwendete Modell ist im Anhang dieser Arbeit als ein für<br />
Scientist lesbarer Text abgedruckt. Abbildung 5.5 zeigt den Vergleich zwischen gemessenen<br />
(Punkte) und berechneten Konzentrationen (Linien).<br />
Konzentration / mM<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
Benzaldehyd<br />
Benzoin<br />
HPP<br />
Simulation<br />
0<br />
0 50 100 150 200 250<br />
Zeit / min<br />
Konzentration / mM<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
Benzaldehyd<br />
Benzoin<br />
HPP<br />
Simulation<br />
0<br />
0 50 100 150 200 250<br />
Zeit / min<br />
Abbildung 5.5.: Vergleich der gemessenen und simulierten Konzentrationen im<br />
Batchreaktor (20 mM Benzaldehyd, 60 mM Acetaldehyd, 35 mM<br />
TEA, pH = 8, 0,35 mM ThDP, 0,35 mM MgSO4, 30vol%DMSO,<br />
3UmL −1 BAL, T = 20 ◦ C, V = 3 mL)<br />
Im linken Graph von Abbildung 5.5 wurden zur Berechnung der Konzentrationen<br />
die in Kapitel 4 gemessenen Parameter verwendet. Die Abnahme von Benzaldehyd<br />
sowie die Bildung von HPP können durch das Modell gut beschrieben werden. Die<br />
Benzoinkonzentration wird etwas niedriger berechnet als sie im Experiment gemessen<br />
wurde. Im rechten Graph von Abbildung 5.5 wurden die Parameter innerhalb ihrer<br />
Fehlergrenzen hinsichtlich einer besseren Übereinstimmung mit dem Experiment angepasst.<br />
Auch hier war das Kriterium für die Anpassung die kleinste Quadratsumme<br />
der Fehlerdifferenzen. Die Enzymkonzentration konnte dabei ebenfalls um ± 10 %<br />
54
5.1. Diskontinuierliche Reaktionsführung<br />
verändert werden. Dadurch sollten mögliche Inhomogenitäten im Lyophilisat berücksichtigt<br />
werden. Für den Verlauf der Benzaldehyd- und HPP-Konzentration ergeben<br />
sich keine signifikanten Änderungen. Die Benzoinbildung wird nun durch das Modell<br />
stärker berücksichtigt. Tabelle 5.1.2 zeigt die für das Modell verwendeten Parameter<br />
mit Fehlergrenzen und die durch die Anpassung erhaltenen Werte (fit). Für weitere<br />
Simulationen werden im Folgenden aufgrund der besseren Übereinstimmung von<br />
Simulation und Experiment die angepassten Werte verwendet.<br />
Parameter Min Wert Wert Max Einheit<br />
(fit)<br />
KM,BAAcc 95,43 111,93 96,10 128,42 mM<br />
KM,BADO 1,92 2,21 2,50 2,50 mM<br />
KM,BZ 0,09 0,16 0,16 0,22 mM<br />
KM,AA 4,99 6,02 7,04 7,04 mM<br />
KI,HPP 6,67 7,18 7,68 7,68 mM<br />
KI,AA 5,98 6,41 5,98 6,83 mM<br />
vmax1 0,729 0,825 0,806 0,921 U mL −1<br />
vmax3 0,016 0,0188 0,016 0,022 U mL −1<br />
vmax4 0,013 0,013 0,013 0,013 U mL −1<br />
Tabelle 5.1.: Übersicht über die im Modell verwendeten Parameter.<br />
Die erfolgreiche Simulation der Konzentrationsverläufe kann als Bestätigung der<br />
bei den kinetischen Untersuchungen erzielten Ergebnisse bewertet werden. Das Modell<br />
in Abbildung 5.4 kann als eine Möglichkeit zur Beschreibung der HPP-Bildung<br />
ausgehend von Benzaldehyd und Acetaldehyd gesehen werden. Der von Demir et. al.<br />
vorgeschlagene Mechnismus wird durch diese Resultate gestützt. Die Benzoinbildung<br />
wird in Abbildung 5.5 im Modell etwas niedriger beschrieben als im Experiment. Dies<br />
könnte einerseits durch nicht vermeidbare Messfehler erklärt werden, da eine gute<br />
Übereinstimmung zwischen Experiment und Simulation durch Variation der kinetischen<br />
Parameter innerhalb ihrer Fehlergrenzen erzielt werden kann. Andererseits ist<br />
aber auch durch eine mögliche Inhibierung der Racematspaltung (Reaktion 03) durch<br />
HPP denkbar, die bei den experimentellen Untersuchungen evtl. nicht erkannt wurde.<br />
Da das HPP die Benzoinkondensation (Reaktion 01) und die Bildung von HPP<br />
(Reaktion 04) inhibiert, ist auch eine Inhibierung der Racematspaltung naheliegend.<br />
5.1.3. Repetitive Batch<br />
Der Batchreaktor ist ein Grundreaktortyp und kann für viele chemische Reaktionen<br />
mit geringem technischen Aufwand verwendet werden. In der Regel wird der Katalysator<br />
bei der Produktaufarbeitung verworfen. Die Ausnutzung des Katalysators ist also<br />
im Falle des Batchreaktors beschränkt durch die Substratlöslichkeit. Ein Maß für die<br />
55
5. Biotransformationen im homogenen System<br />
Katalysatorausnutzung im Prozess ist die maximale Zyklenzahl (ttn) 1 . Sie berechnet<br />
sich nach<br />
gebildete Produktmenge<br />
ttn =<br />
(5.7)<br />
eingesetzte Katalysatormenge<br />
Zur Berechnung der ttn ist die Kenntnis des Molekulargewichts des Katalysators<br />
notwendig. Eine vergleichende Methode zur Bestimmung des Molekulargewichts ist die<br />
denaturierende SDS-PAGE. Die BALHis wandert in SDS Gel als eine einzige Polypeptidkette.<br />
Die Literaturangeban des Molekulargewichts einer Monomereneinheit liegen<br />
bei 50 kDa (Gonzales & Vicuna, 1989) bzw. 60 kDa (Janzen, 2002). Das Molekulargewicht<br />
des nativen Proteins wird anhand der DNS-Sequenz mit 216 kDa angegeben<br />
(Janzen, 2002). Die Struktur des Enzym ist bislang unbekannt. Es ist jedoch aufgrund<br />
von Sequenzvergleichen und Strukturvorhersagen sehr wahrscheinlich, dass die<br />
BALHis der BFD und der PDC strukturell ähnelt. Bei beiden Enzymen handelt es<br />
sich um Tetramere mit vier aktiven Zentren. Die tetramere native Struktur der BAL<br />
wurde durch Größenausschlusschromatographie bestätigt (Janzen, 2002). Daher wird<br />
im Rahmen dieser Arbeit für die Berechnung der ttn davon ausgegangen, dass jede<br />
Monomereneinheit über ein aktives Zentrum verfügt und ein Molekulargewicht von<br />
50 kDa aufweist. Für den in Kapitel 5.1.2 gezeigten Batchversuch berechnet sich die<br />
maximale Zyklenzahl auf 7200.<br />
Bei den in der Biokatalyse eingesetzten Katalysatoren handelt es sich fast ausschließlich<br />
um Enzyme oder um ganze Zellen. Die Partikelgröße dieser Katalysatoren unterscheidet<br />
sich von der Größe der anderen am Reaktionssystem beteiligten Komponenten<br />
um mehrere Größenordnungen. So kann unter Ausnutzung des Größenunterschieds<br />
der Katalysator vom Reaktionsmedium abgetrennt werden. Der wiederholte, satzweise<br />
Einsatz eines Katalysators wird als Repetitive Batch bezeichnet. Abbildung 5.6 auf<br />
der nächsten Seite zeigt schematisch die Vorgehensweise.<br />
Das Reaktionsgefäß wird zunächst mit Substrat und Katalysator befüllt und die<br />
Reaktion durchgeführt. Nach beendeter Reaktion wird der Katalysator vom Produkt,<br />
nicht umgesetzten Reaktanden und dem restlichen Reaktionsmedium abgetrennt. Bei<br />
Biokatalysatoren werden dazu vielfach Membranverfahren eingesetzt. Der abgetrennte<br />
Katalysator kann nun für eine neue Batchreaktion wiederverwendet werden. Diese<br />
Vorgehensweise ermöglicht nicht nur die wiederholte Verwendung des Katalysators,<br />
sondern vereinfacht auch die Produktaufarbeitung, da insbesondere Biokatalysatoren<br />
viele Aufarbeitungsschritte behindern. Abbildung 5.7 auf der nächsten Seite zeigt den<br />
Einsatz der BAL in einem Repetitive Batch.<br />
Die Reaktionen wurden in einer Amicon Ultrafiltrationszelle durchgeführt. Die Ausschlussgrenze<br />
der verwendeten Membran betrug 10 kDa. Es wurden 7 Reaktionszyklen<br />
ohne signifikanten Enzymverlust durchgeführt, wobei in jedem Zyklus vollständiger<br />
Umsatz erreicht wurde. Der ee lagt bei jedem Zyclus bei > 99 %. Die BAL zeigt<br />
also auch unter Reaktionsbedingungen eine hohe Stabilität. Durch den wiederholten<br />
Einsatz des Enzyms kann die Katalysatorausnutzung gesteigert werden. Bei dem in<br />
1 engl.: total turnover number (ttn)<br />
56
Produkt<br />
Ultrafiltration<br />
=Enzym<br />
Befüllen<br />
Abbildung 5.6.: Prinzip des Repetitive Batch.<br />
Umsatz / -<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
5.1. Diskontinuierliche Reaktionsführung<br />
0,0<br />
0 2 4 6<br />
Zeit / h<br />
8 10 12<br />
Substrat<br />
Umsatz<br />
Abbildung 5.7.: Repetitive Batch: BAL-katalysierte HPP-Synthese (10 mM Benzaldehyd,<br />
60 mM Acetaldehyd, 35 mM TEA, pH = 8, 0,35 mM ThDP,<br />
0,35 mM MgSO4, 30vol%DMSO,7UmL −1 BAL, T = 20 ◦ C, V<br />
=3mL).<br />
57
5. Biotransformationen im homogenen System<br />
Abbildung 5.6 gezeigten Repetitive Batch wurde eine maximale Zyklenzahl von 44000,<br />
bezogen auf die eingesetzte Enzymmenge, erreicht. Aufgrund der hohen Stabilität der<br />
BAL lässst sich der Enzymverbrauch während der Versuchsdauer nicht quantifizieren.<br />
Ein weiteres wichtiges Versuchsergebnis ist die Kompatibilität des Enzyms und<br />
insbesondere auch des Reaktionsmediums (DMSO, Benzaldehyd, Acetaldehyd) mit<br />
Membranverfahren, bei denen Polymermembranen zum Einsatz kommen.<br />
5.2. Kontinuierliche Reaktionsführung<br />
Wie im vorhergehenden Kapitel gezeigt wurde, kann die Katalysatorausnutzung durch<br />
die Wiedergewinnung und den erneuten Einsatz des Katalysators in einem Repetitive<br />
Batch gesteigert werden. Ein Nachteil dieser Vorgehensweise sind die Stand- und<br />
Rüstzeiten, die zwischen den einzelnen Batchreaktionen liegen. Eine alternative Möglichkeit<br />
zur verbesserten Katalysatorausnutzung bieten kontinuierliche Verfahren, da<br />
hier eine Entkopplung der Verweilzeiten von Katalysator und Substrat/Produkt möglich<br />
ist. Durch die kontinuierliche Reaktionsführung entfallen die wiederholten Standund<br />
Rüstzeiten.<br />
5.2.1. Reaktorkonzept<br />
Bei der Auswahl eines geeigneten Reaktorkonzenpts für die kontinuierliche Reaktionführung<br />
müssen die Ergebnisse aus Kapitel 4 und 5.1.1 berücksichtigt werden. Dazu<br />
sollen zunächst zwei grundlegende Reaktorkonzepte zur kontinuierlichen Reaktionsführung<br />
mit dem Batchreaktor verglichen werden (Abbildung 5.8, (Hagen, 1992)).<br />
Im Batchversuch wird eine zeitabhängige Veränderung der Konzentration von Substrat<br />
und Produkt beobachtet. Bei idealer Durchmischung ist die Konzentration der<br />
Reaktanden an jedem Ort im Reaktor zum gegebenen Zeitpunkt gleich. Wenn keine<br />
thermodynamischen oder kinetischen Limitierungen vorliegen, kann der Umsatz<br />
durch die Reaktionszeit bestimmt werden. Die Besonderheit des vorliegenden Reaktionssystems<br />
ist die Bildung eines nur begrenzt löslichen Zwischenproduktes. Je nach<br />
eingestellten Reaktionsbedingungen kann es zu einer zwischenzeitlichen Feststoffbildung<br />
im System kommen (vgl. Kapitel 5.1.1).<br />
Im Strömungsrohrreaktor durchläuft das Reaktionsgemisch das mit immobilisiertem<br />
Katalysator gefüllte Reaktionsrohr in Form einer Pfropfenströmung. Der erreichte<br />
Umsatz ist abhängig von der Verweilzeit, die sich aus dem freien Zwischenkornvolumen<br />
und Durchflussgeschwindigkeit ergibt und der Reaktionszeit im Satzreaktor entspricht.<br />
Eine ideale, laminare Strömung vorrausgesetzt, entspricht der Konzentrations-<br />
Zeit-Verlauf des Satzreaktors dem Konzentrations-Ort-Verlauf im Strömungsrohr. Für<br />
das bearbeitete Reaktionssystem bedeutet das, wenn es im Satzreaktor zu einem bestimmten<br />
Zeitpunkt zur Feststoffbildung kommt, findet dies im Strömungsrohr an<br />
einem bestimmten Ort statt. Es besteht die Gefahr, dass der Reaktor an dieser Stelle<br />
durch den ausfallenden Feststoff verblockt. Daher ist dieser Reaktortyp für das vorliegende<br />
Reaktionssystem ungeeignet. Darüberhinaus besteht für diesen Reaktortyp die<br />
58
Satzreaktor (Batch)<br />
Konzentration<br />
Kontinuierlich betriebener<br />
Rührkessel (CSTR)<br />
Strömungsrohr<br />
(Plug-Flow)<br />
Konzentration<br />
Konzentration<br />
[S] 0<br />
[S] 0<br />
[S] 1<br />
[S] e<br />
5.2. Kontinuierliche Reaktionsführung<br />
[P]<br />
[S]<br />
Konzentration<br />
[S] 0<br />
[S] 1<br />
[S] e<br />
Zeit Ort<br />
[P]<br />
[S]<br />
Konzentration<br />
[S] 0<br />
Zeit Ort<br />
Zeit<br />
Abbildung 5.8.: Vergleich kontinuierlicher Verfahren mit dem Satzreaktor.<br />
x 0<br />
x 1<br />
x e<br />
Konzentration<br />
Ort<br />
t 0<br />
t 1<br />
t e<br />
[P]<br />
[S]<br />
[P]<br />
[S]<br />
59
5. Biotransformationen im homogenen System<br />
Notwendigkeit zur Immobilisierung des Biokatalysators.<br />
Im kontinuierlich betriebenen Rührkessel (CSTR) 2 werden die Reaktanden kontinuierlich<br />
einem Kessel mit intensiver Durchmischung zugeführt. Der Katalysator wird<br />
im Reaktionsraum zurückgehalten. Ein kontinuierlicher Produktstrom mit der gleichen<br />
Zusammensetzung wie der des gesamten Reaktorinhalts verlässt den Reaktor.<br />
Es besteht weder eine Zeit- noch eine Ortsabhängigkeit für die Konzentration der<br />
Reaktanden. Durch Variation von Verweilzeit und Katalysatorkonzentration können<br />
unterschiedliche Betriebspunkte erreicht werden. Es sollte also für das vorliegende<br />
Reaktionssystem möglich sein, einen Betriebspunkt mit hoher HPP- und niedriger<br />
Benzaldehyd- und Benzoinkonzentration einzustellen und somit ein Ausfallen von Benzoin<br />
zu vermeiden.<br />
Ein Enzym-Membran-Reaktor (EMR) kann als kontinuierlich betriebener Rührkessel<br />
betrieben werden. Eine Notwendigkeit zur Immobilisierung der BAL besteht nicht,<br />
da wie auch schon in Kapitel 5.1.3 gezeigt, die Katalysatorrückhaltung an einer Polymermembran<br />
gelingt.<br />
5.2.2. Regelung des EMR<br />
Eine exakte Dosierung ist von zentraler Bedeutung in der technischen Chemie und der<br />
chemischen Reaktionstechnik. Über die Dosierung werden wichtige Prozessparameter<br />
wie die Konzentration, das Verhältnis der Reaktanden oder die Verweilzeit eingestellt.<br />
Für die Einstellung von Flüssen in Membranreaktoren haben sich in früheren Arbeiten<br />
Wechselkolbenpumpen bewährt (Giffels, 1998; Laue, 2002; Laue et al., 2001). Durch<br />
Ansteuerung der Pumpe mittels thermischer Massenflussmessung kann ein steter Gesamtfluss<br />
auch beim Betrieb unter Gegendruck erreicht werden. Abbildung 5.9 zeigt<br />
schematisch den Versuchsaufbau des EMR mit thermischer Massenflussmessung und<br />
computergestützter Regelung des Gesamtflusses in einem geschlossenen Regelkreis.<br />
6<br />
MFM<br />
1 2<br />
P<br />
3<br />
4<br />
Abbildung 5.9.: Schema des EMR (1 Dosierpumpe, 2 Massenflussmesser, 3 Druckaufnehmer,<br />
4 Blasenfalle, 5 Reaktorraum mit Membran, 6 Prozessrechner)<br />
2 engl. continuously operated stirred tank reaktor (CSTR)<br />
60<br />
5
5.2.3. Simulation des EMR<br />
5.2. Kontinuierliche Reaktionsführung<br />
In Kapitel 5.1.2 konnten die zeitabhängigen Konzentrationsverläufe unter Zugrundelegen<br />
des entwickelten Modells und mit Hilfe der in Kapitel 4 bestimmten kinetischen<br />
Parametern simuliert werden. Auch der Verlauf einer kontinuierlichen HPP-Synthese<br />
ausgehend von Benzaldehyd und Acetaldehyd soll mit Hilfe des Modells simuliert<br />
werden. Die Differentialgleichungen, die die Konzentrationsverläufe der Reaktanden<br />
beschreiben, müssen für die Simulation an die Gegebenheiten im CSTR angepasst<br />
werden. Zusätzlich wird im CSTR der zeitabhängige Rückgang der Katalysatorkonzentration<br />
aufgrund der Enzymdesaktivierung berücksichtigt.<br />
d[BA]<br />
dt<br />
d[AA]<br />
dt<br />
d[BZ]<br />
dt<br />
d[HPP]<br />
dt<br />
d[EBAL]<br />
dt<br />
� �<br />
[BA]0 − [BA]<br />
= [EBAL] ·<br />
− 2 · νBZ−Bdg. + νBZ−Spal. − νHPP−Bdg. (5.8)<br />
τ<br />
� �<br />
[AA]0 − [AA]<br />
= [EBAL] ·<br />
− νRac−Spal. − νHPP−Bdg.<br />
(5.9)<br />
τ<br />
� �<br />
[BZ]0 − [BZ]<br />
= [EBAL] ·<br />
+ νBZ−Bdg. − νRac−Spal.<br />
(5.10)<br />
τ<br />
� �<br />
[HPP]0 − [HPP]<br />
= [EBAL] ·<br />
+ νRac−Spal. + νHPP−Bdg. (5.11)<br />
τ<br />
= −kdes · [EBAL] (5.12)<br />
mit [EBAL] = Enzymkonzentration<br />
τ = Verweilzeit<br />
= Desaktivierungskonstante<br />
kdes<br />
5.2.4. HPP-Synthese im EMR<br />
Um das Verhalten der BAL unter den Bedingungen eines CSTR zu untersuchen, wird<br />
eine kontinuierliche HPP-Synthese ausgehend von Benzaldehyd und Acetaldehyd im<br />
EMR durchgeführt, wobei die Versuchsbedingungen zunächst über die gesamte Versuchsdauer<br />
konstant gehalten werden. Abbildung 5.10 auf der nächsten Seite zeigt den<br />
Umsatz im CSTR in Abhängigkeit der Versuchszeit.<br />
Das Enzym zeigt unter den Bedingungen im CSTR eine hohe Stabilität. Der Reaktor<br />
konnte über einen Zeitraum von 240 h mit einer konstanten Verweilzeit von<br />
1h betrieben werden. Unter den gegebenen Versuchsbedingungen wird zu Beginn<br />
ein Umsatz von 91 % erreicht, der aufgrund von Enzymdesaktivierung bis zum Ende<br />
des Versuchs auf 70 % abnimmt. Die Simulation des Reaktors gelingt auf Basis des<br />
in Kapitel 5.1.2 entwickelten Modells. Die Desaktivierungskonstante kdes wird durch<br />
Anpassung von Gleichung 5.12 an die experimentellen Daten erhalten und beträgt<br />
6, 83 · 10 −3 h −1 (16,4 % d −1 ). Die maximale Zyklenzahl bezogen auf die eingesetzte<br />
Enzymmenge beträgt für den in Abbildung 5.10 gezeigten Reaktorlauf 150000. Nach<br />
der Versuchsdauer von 240 h sind noch 20 % der eingesetzten Enzymaktivität vorhanden.<br />
Die ttn bezogen auf die verbrauchte Enzymaktivität beträgt 188000. Durch die<br />
61
5. Biotransformationen im homogenen System<br />
kontinuierliche Reaktionsführung kann also die Katalysatorausnutzung im Vergleich<br />
zur satzweisen Reaktionsführung deutlich gesteigert werden.<br />
Bei dem verwendetem Reaktormaterial handelt es sich um Edelstahl, dessen Oberfläche<br />
passiviert ist. Das Enzym zeigt unter diesen Bedingungen eine hohe Stabilität.<br />
Edelstahl mit passivierter Oberfläche kann als Werkstoff in Kombination mit der BAL<br />
verwendet werden, was für den Anlagenbau von großer Bedeutung ist.<br />
Umsatz / -<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
Umsatz<br />
Simulation<br />
0,0<br />
τ = 1h<br />
0 50 100 150 200 250<br />
Zeit / h<br />
Abbildung 5.10.: Kontinuierliche BAL-katalysierte HPP-Synthese im EMR (20 mM<br />
Benzaldehyd, 60 mM Acetaldehyd, 35 mM TEA, pH = 8, 0,35 mM<br />
ThDP, 0,35 mM MgSO4, 30 vol% DMSO, 30 U mL −1 BAL, T =<br />
20 ◦ C, V = 10 mL).<br />
Durch Variation der Durchflussgeschwindigkeit können im CSTR unterschiedliche<br />
Verweilzeiten eingestellt werden. Abbildung 5.11 auf der nächsten Seite zeigt einen<br />
weiteren Reaktorlauf zur kontinuierlichen HPP-Synthese. Bei einer Verweilzeit von<br />
60 min wird ein Umsatz von 91 % erreicht (Abbildung 5.11 links). Durch Verkürzung<br />
der Verweilzeit auf 30 min lässt sich ein neuer Betriebspunkt einstellen. Der Reaktor<br />
erreicht den steady-state bei einem Umsatz von 80 %. Durch Zurücksetzen der<br />
Verweilzeit auf 60 min kann der ursprüngliche Betriebspunkt wieder erreicht werden.<br />
Die Einstellung eines weiteren Betriebspunktes mit einer Verweilzeit von 15 min bewirkt<br />
einen erneuten Umsatzrückgang, diesmal auf 63 %. Auch von diesem Betriebspunkt<br />
kann nach dem Erreichen des steady-state der ursprüngliche Betriebspunkt (τ<br />
= 60 min) wieder erreicht werden.<br />
Auch in der zeitabhängigen Auftragung der Konzentrationen in Abbildung 5.11<br />
rechts spiegeln sich die unterschiedlichen Betriebspunkte wider. Die Benzoinkonzentration<br />
bleibt selbst bei einer Verweilzeit von 15 min deutlich unterhalb der Löslichkeitsgrenze,<br />
was die in Kapitel 5.2.1 gemachten Überlegungen bestätigt. Die HPP-Synthese<br />
im EMR ausgehend von Benzaldehyd und Acetaldehyd ermöglicht also nicht nur das<br />
Erreichen hohe Umsätze und eine gute Katalysatorausnutzung, sondern erweist sich<br />
62
Umsatz / -<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
Umsatz<br />
Simulation<br />
τ = 1h<br />
0,0<br />
0 5 10<br />
0,5h<br />
15<br />
1h 0,25h<br />
20 25 30<br />
1h<br />
35<br />
Zeit / h<br />
Konzentration / mM<br />
5.2. Kontinuierliche Reaktionsführung<br />
20<br />
16<br />
12<br />
8<br />
4<br />
HPP<br />
Benzaldehyd<br />
Benzoin<br />
Simulation<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30 35<br />
Zeit / h<br />
Abbildung 5.11.: Kontinuierliche BAL-katalysierte HPP-Synthese im EMR mit unterschiedlichen<br />
Betriebspunkten (20 mM Benzaldehyd, 60 mM<br />
Acetaldehyd, 35 mM TEA, pH = 8, 0,35 mM ThDP, 0,35 mM<br />
MgSO4, 30 vol% DMSO, 30 U mL −1 BAL, T = 20 ◦ C, V = 3 mL.)<br />
auch als Methode der Wahl zur Vermeidung eines Bezoinniederschlags bei kontinuierlicher<br />
Reaktionsführung. Der Betriebspunkt mit einer Verweilzeit von 15 min zeigt für<br />
die Benzaldehyd- und Benzoinkonzentration eine leichte Abweichung zwischen Experiment<br />
und Simulation. Im Vergleich zum Experiment errechnet das Modell eine<br />
höhere Benzaldehyd- und eine niedrigere Benzoinkonzentration. Der reale Umsatz im<br />
Reaktor liegt also höher als der errechnete Umsatz des Modells. Diese Abweichung<br />
zeichnet sich in den vorhergehenden Betriebspunkten nicht ab. Möglicherweise ist die<br />
Abweichung durch einen Fehler an der Pumpe, durch das Verlassen des linearen Bereiches<br />
des Massenflussmessers oder durch einen falsch eingestellten Vorgabewert für<br />
die Regelung des Flusses zu erklären.<br />
Eine weitere Größe zur Charakterisierung eines Prozesses ist die Raum-Zeit-Ausbeute<br />
(RZA). Im Gegensatz zur maximalen Zyklenzahl (ttn), die als Maß für die Katalysatorausnutzung<br />
verstanden werden kann, stellt die Raum-Zeit-Ausbeute ein Maß<br />
für die Ausnutzung des zur Verfügung stehenden Reaktorraumes dar und berechnet<br />
sich nach Gleichung 5.13.<br />
Menge Produkt<br />
RZA =<br />
(5.13)<br />
Reaktorvolumen · Zeit<br />
Abbildung 5.12 auf der nächsten Seite zeigt die Raum-Zeit-Ausbeuten an HPP<br />
der Betriebspunkte des in Abbildung 5.11 dargestellten Reaktorlaufs. Bei einer Verweilzeit<br />
von 60 min werden 61 g L −1 d −1 erreicht. Die Verkürzung der Verweilzeit auf<br />
30 bzw. 15 min bewirkt eine Steigerung der Raum-Zeit-Ausbeute auf 112 g L −1 d −1<br />
bzw. 173 g L −1 d −1 . Durch Verkürzung der Verweilzeit ist also eine Steigerung der<br />
Raum-Zeit-Ausbeute möglich. Der damit einhergehende Umsatzrückgang kann durch<br />
Steigerung der Katalysatorkonzentration kompensiert werden. Im Folgenden soll nun<br />
eine weiterere kontinuierliche HPP-Synthese mit kurzen Verweilzeiten und hoher En-<br />
63
5. Biotransformationen im homogenen System<br />
zymkonzentration im Reaktor durchgeführt werden. Da zum Erreichen der kurzen<br />
Verweilzeiten hohe Volumenströme eingestellt werden müssen, soll zuvor ein Enzym-<br />
Membran-Reaktor mit geeigneter Geometrie ausgewählt werden.<br />
-1 -1<br />
RZA / g L d<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
τ = 60min 30min 15min<br />
Abbildung 5.12.: Raum-Zeit-Ausbeuten der eingestellten Betriebspunkte (Bedingungen<br />
siehe Abbildung 5.11.<br />
5.2.5. Steigerung der Raum-Zeit-Ausbeute im EMR<br />
Für die experimentellen Untersuchungen zur kontinuierlichen Reaktionsführung in dieser<br />
Arbeit standen zwei Typen von Enzym-Membran-Reaktoren zur Verfügung, die<br />
sich in Reaktorvolumen und Membranfläche unterscheiden. Eine Verkürzung der Verweilzeit<br />
ist im CSTR durch eine Erhöhung der Durchflussgeschwindigkeit möglich.<br />
Die Polymermembran im Reaktor stellt für das durch den Reaktor strömende Reaktionsgemisch<br />
einen Widerstand dar. Wie bei allen Membranprozessen ist für den<br />
transmembranen Stofftransport eine treibende Kraft nötig (Staude, 1992). Im Falle<br />
des EMR handelt es sich dabei um den Druck im Reaktorraum, der durch die<br />
Dosierpumpe beaufschlagt wird. Da der transmembrane Gesamtfluss bei einer gegebenen<br />
Verweilzeit nicht nur vom Druck sondern auch von der zur Verfügung stehenden<br />
Membranfläche abhängig ist, werden die beiden Reaktortypen in Tabelle 5.2 auf der<br />
nächsten Seite hinsichtlich dem Verhältnis von Reaktorvolumen und Membranfläche<br />
verglichen.<br />
Um eine Verweilzeit von 1hzu erreichen, muss die Membran des 3mLEMR einen<br />
Gesamtfluss von 1, 9kgh −1 m −2 ermöglichen. Dieselbe Verweilzeit im 10 mL EMR bedeutet<br />
für die Membran in diesem Reaktor schon ein Gesamtfluss von 3, 2kgh −1 m −2 .<br />
Der 3mLEMR ist also für Versuche mit kurzen Verweilzeiten besser geeignet, da er<br />
ein günstigeres Verhältnis von Membranfläche zu Reaktorvolumen aufweist.<br />
Abbildung 5.13 auf der nächsten Seite zeigt eine kontinuierliche HPP-Synthese im<br />
EMR (3 mL) bei kurzen Verweilzeiten. Aufgetragen ist der Umsatz über die Anzahl der<br />
Verweilzeiten. Es wurden zwei unterschiedliche Betriebspunkte eingestellt. Bei einer<br />
64
5.2. Kontinuierliche Reaktionsführung<br />
Reaktortyp Membran- Membran- Gesamtfluss bei<br />
durchmesser fläche τ = 1h<br />
3mLEMR 44, 5mm 0, 00156 m 2 1, 9kgh −1 m −2<br />
10 mL EMR 63, 5mm 0, 00317 m 2 3, 2kgh −1 m −2<br />
Tabelle 5.2.: Vergleich der beiden Reaktortypen.<br />
Verweilzeit von 6minwurde ein Umsatz von 88 % erreicht. Im zweiten Betriebspunkt<br />
wurde bei einer Verweilzeit von 3minein Umsatz und 75 % erreicht.<br />
Umsatz / -<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
t = 6 min<br />
0,0<br />
0 20 40 60<br />
3 min<br />
80 100<br />
6 min<br />
120 140<br />
Zeit als N (τ) /-<br />
Abbildung 5.13.: Kontinuierliche BAL-katalysierte HPP-Synthese im EMR mit kurzen<br />
Verweilzeiten (20 mM Benzaldehyd, 80 mM Acetaldehyd,<br />
35 mM TEA, pH = 8, 0,35 mM ThDP, 0,35 mM MgSO4, 30vol%<br />
DMSO, 285 U mL −1 BAL, T = 20 ◦ C, V = 3 mL)<br />
Durch Verkürzung der Verweilzeit im EMR mit gleichzeitig gesteigerter Enzymkonzentration<br />
ist es möglich, die auf das Reaktionsvolumen bezogene Leistung des<br />
Reaktors deutlich zu steigern. Bei einer Verweilzeit von 6min wurde eine Raum-<br />
Zeit-Ausbeute von 650 g L −1 d −1 (HPP) erreicht. Die Verweilzeit von 3minentspricht<br />
einer Raum-Zeit-Ausbeute 1120 g L −1 d −1 (HPP). Abbildung 5.14 auf der nächsten<br />
Seite fasst die Raum-Zeit-Ausbeuten der in diesem und dem vorhergehenden Kapitel<br />
gezeigten Reaktorläufe zur kontinuierlichen HPP-Synthese nocheinmal vergleichend<br />
zusammen.<br />
Abbildung 5.15 auf Seite 67 zeigt die Prozessdaten des in Abbildung 5.13 gezeigten<br />
65
5. Biotransformationen im homogenen System<br />
-1 -1<br />
RZA / g L d<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
τ = 60min 30min 15min 6min 3min<br />
CSTR 1 CSTR 2<br />
Abbildung 5.14.: Vergleich der bei der kontinuierlichen HPP-Synthese im EMR erreichten<br />
Raum-Zeit-Ausbeuten.<br />
Reaktorlaufs. Im linken Teil ist der eingestellte Fluss und im rechten Teil der daraus<br />
resultierende Druck jeweils über die Zeit aufgetragen. Für eine Verweilzeit von 6min<br />
(3 mL EMR) wurden etwas weniger als als die rechnerisch ermittelten 30 mL h −1 eingestellt,<br />
da der verwendete Massenflussmesser für reines Wasser kalibriert war. Der<br />
physikalische Fluss entsprach für das verwendete Reaktionsgemisch bei dem eingestellten<br />
Wert genau 30 mL h −1 .<br />
Um die Verweilzeit im Reaktor zu halbieren wurde der Fluss durch den Reaktor<br />
verdoppelt. Dies bewirkte, wie in Abbildung 5.15 rechts gezeigt, einen Druckanstieg<br />
um annähernd das Vierfache. Während der Fluss durch die Regelung der Pumpe<br />
konstant gehalten wurde, stieg der Druck für den Betriebspunkt mit fortschreitender<br />
Zeit leicht an. Dies könnte auf eine zunehmende Verblockung der Membran bei hohen<br />
Flüssen hinweisen.<br />
Die Daten in Abbildung 5.15 zeigen, dass durch die verwendete Regelung der Dosierpumpe<br />
mittels thermischer Massenflussmessung die Einstellung und Konstanthaltung<br />
unterschiedlicher Betriebspunkte für den EMR sehr gut gelingt. Durch die Einstellung<br />
hoher Volumenströme lassen sich sehr kurze Verweilzeiten erzielen. Da das<br />
Reaktionsgemisch die Ultrafiltrationsmembran passieren muss, resultieren bei hohen<br />
Volumenströmen hohe Drücke im Reaktionsraum.<br />
5.3. Kontinuierliche Synthese von<br />
(R)-1-(3-Chlorphenyl)-2-hydroxypropanon<br />
Im nachfolgenden Kapitel soll abschießend die allgemeine Anwendbarkeit des zuvor<br />
entwickelten Reaktorkonzepts überprüft werden. Statt des bislang verwendeten Modellsystems<br />
wird als Substrat 3-Chlorbenzaldehyd eingesetzt. Das entsprechende HPP<br />
Derivat, (R)-1-(3-Chlorphenyl)-2-hydroxypropanon, wird als Vorläufer für Brupopion<br />
66
Fluss / mL h −1<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
5.3. Kontinuierliche Synthese von (R)-1-(3-Chlorphenyl)-2-hydroxypropanon<br />
Enzym<br />
0<br />
-2 0 2 4 6 8 10<br />
Zeit / h<br />
Druck / bar<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
Enzym<br />
0<br />
-2 0 2 4 6 8 10<br />
Zeit / h<br />
Abbildung 5.15.: Prozessdaten des in Abbildung 5.13 gezeigten Reaktorlaufs.<br />
verwendet (Abbildung 1.1 auf Seite 5). Bei dieser Verbindung handelt es sich um<br />
den aktiven Wirkstoff der Antidepressiva Wellburtin � und Zyban � der Firma Glaxo<br />
Wellcome (Fang et al., 2000). Die Reaktion ist in Abbildung 5.3 dargestellt. Für die<br />
Interpretation der Ergebnisse wird für dieses Reaktionssystems ein dem Modellsystem<br />
analoger Reaktionsweg zugrunde gelegt. Ausgehend von 3-Chlorbenzaldehyd (7)<br />
und Acetaldehyd (10) wird das Produkt (R)-1-(3-Chlorphenyl)-2-hydroxypropanon<br />
(9) erhalten. Auch bei diesem Reaktionssystem wird intermediär die Bildung von<br />
(R)-1,2-Bis(3-chlorphenyl-2-hydroxyethanon (8) beobachtet (Demir et al., 2002).<br />
Cl<br />
O<br />
H<br />
Cl<br />
O<br />
OH<br />
7 8 9<br />
Abbildung 5.16.: Synthese von (R)-1-(3-Chlorphenyl)-2-hydroxypropanon ausgehend<br />
von 3-Chlorbenzaldehyd.<br />
Für die kontinuierliche Synthese von 1-(3-Chlorphenyl)-2-hydroxypropanon werden<br />
die für das Modellsystem entwickelten Reaktionsbedingungen eingestellt. Der apparative<br />
Aufbau wurde schon in Kapitel 5.2 behandelt und für diesen Versuch nicht modifiziert.<br />
Die Konzentrationen wurden durch Probenahme am Auslauf des Reaktors mit<br />
anschließender HPLC-Analytik bestimmt. Abbildung 5.17 auf der nächsten Seite zeigt<br />
Cl<br />
O<br />
10<br />
H<br />
Cl<br />
O<br />
OH<br />
67
5. Biotransformationen im homogenen System<br />
den erreichten Umsatz (links) und die Konzentration von 3-Chlorbenzaldehyd und 1-<br />
(3-Chlorphenyl)-2-hydroxypropanon (rechts) jeweils aufgetragen über die Anzahl der<br />
Verweilzeiten.<br />
Umsatz / -<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,0<br />
0<br />
τ = 6 min<br />
20 40<br />
3 min<br />
60 80<br />
6 min<br />
100 120 140<br />
Zeit als N (τ) /-<br />
Konzentration / mM<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
3-Chlor-HPP<br />
3-Chlorbenzaldehyd<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100 120 140<br />
Zeit als N (τ) /-<br />
Abbildung 5.17.: BAL-katalysierte kontinuierliche Synthese von (R)-3-Chlor-2hydroxy-1-phenylpropanon<br />
im EMR (20 mM 3-Chlorbenzaldehyd,<br />
80mM Acetaldehyd, 35 mM TEA, pH = 8, 0,35 mM ThDP,<br />
0,35 mM MgSO4, 30 vol% DMSO, T = 20 ◦ C,V=3mL)<br />
Der Reaktor wurde über eine Dauer von 140 Verweilzeiten betrieben. Es wurden<br />
zwei unterschiedliche Betriebspunkte eingestellt. Bei einer Verweilzeit von 6 min wurde<br />
ein Umsatz von 90 % erreicht. Nachdem der Reaktor den steady state erreicht hatte,<br />
wurde ein weiterer Betriebspunkt mit einer Verweilzeit von 3 min eingestellt. Der Umsatz<br />
ging dadurch auf 70 % zurück. Auch in diesem Betriebspunkt konnte der Reaktor<br />
über eine Dauer von 40 Verweilzeiten konstant betrieben werden. Durch Zurücksetzen<br />
der Verweilzeit auf 6 min wird der ursprüngliche Betriebspunkt mit einem Umsatz<br />
von 90 % wieder erreicht. Die zu den Betriebspunkten korrespondierenden Raum-<br />
Zeit-Ausbeuten für R)-1-(3-Chlorphenyl)-2-hydroxypropanon betragen 711 g L −1 d −1<br />
(τ =6min)und1214gL −1 d −1 (τ =3min).<br />
Da für das 1,2-Bis(3-chlorphenyl)-2-hydroxyethanon keine Kalibrierung erstellt wurde,<br />
erfolgt eine Abschätzung der Konzentration anhand der Peakflächen im HPLC-<br />
Chromatogramm erfolgen. Die Peakflächen im Chromatogramm korellieren linear mit<br />
der Konzentration der Komponente. Auch bei diesem Reaktionssystem lag das Benzoinderivat<br />
im EMR als Minderkomponente vor. Diese Beobachtungen stehen im Einklang<br />
mit den Ergebnissen, die für das zuvor bearbeitete Modellsystem erhalten wurden.<br />
Eine allgemeine Anwendbarkeit des in diesem Kapitel entwickelten Reaktorkonzepts<br />
sollte daher gegeben sein.<br />
5.4. Zusammenfassung<br />
68<br />
• Die BAL zeigt unter den gewählten Reaktionsbedingungen eine hohe Stabilität.
5.4. Zusammenfassung<br />
• Im Satzreaktor gelingt die HPP-Synthese ausgehend von Benzaldehyd und Acetaldehyd<br />
enantioselektiv (ee > 99 %), mit hohen Umsätzen (99 %) und quantitativer<br />
HPP-Ausbeute.<br />
• Intermediär kommt es im Satzreaktor zur Bildung von Benzoin, dessen Grenzlöslichkeit<br />
im Reaktionssystem je nach eingestellten Reaktionsbedingungen überschritten<br />
werden kann, so dass im Batchversuch eine intermediäre Präzipitation<br />
von Benzoin möglich ist.<br />
• Die Simulation der Konzentrationsverläufe im Satzreaktor gelingt unter Zugrundelegung<br />
eines Modells, das die HPP-Bildung sowohl durch direkte Reaktion von<br />
Benzaldehyd und Acetaldehyd als auch durch Reaktion von Benzoin und Acetaldehyd<br />
zulässt.<br />
• Die Katalysatorausnutzung kann durch den wiederholten, satzweisen Einsatz des<br />
Katalysator erhöht werden. Im Repetitive Batch wird eine maximale Zyklenzahl<br />
(ttn) von 44000 erreicht.<br />
• Der Enzym-Membran-Reaktor (EMR) ist ein geeignetes Reaktorkonzept für die<br />
kontinuierliche Reaktionsführung bei der BAL-katalysierten HPP-Synthese ausgehend<br />
von Benzaldehyd und Acetaldehyd. Durch die Charakteristik des EMR<br />
wird die intermediäre Benzoinbildung minimiert.<br />
• Durch den EMR kann sowohl eine gute Katalysatorausnutzung (ttn = 188000)<br />
als auch eine hohe volumenspezifische Leistung des Reaktors erzielt werden<br />
(RZA = 1120 g L −1 d −1 ).<br />
• Die für das Modellsystem erhaltenen Ergebisse können bei der kontinuierlichen<br />
Synthese von (R)-1-(3-Chlorphenyl)-2-hydroxypropanon reproduziert werden,<br />
was auf eine allgemeine Anwendbarkeit des Reaktorkonzepts für die kontinuierliche<br />
Synthese substituierter HPP-Derivate schließen lässt.<br />
• Auch bei der BAL-katalysierten Synthese von (R)-1-(3-Chlorphenyl)-2-hydroxypropanon<br />
im EMR kann eine hohe Raum-Zeit-Ausbeute erreicht werden<br />
(1214 g L −1 d −1 ).<br />
69
5. Biotransformationen im homogenen System<br />
70
6. tert-Butylmethylether als<br />
Cosolvent<br />
6.1. Problemstellung<br />
Bei den bisherigen Versuchen wurde DMSO als Cosolvent dem wässrigen Reaktionssystem<br />
zugesetzt. Dadurch konnte nicht nur die Benzoinlöslichkeit im Reaktionsmedium<br />
erhöht werden, sondern auch die Enzymstabilität um ein Vielfaches gesteigert<br />
werden (vgl. Kapitel 3.4 auf Seite 26). Ein gravierender Nachteil bei der Verwendung<br />
von DMSO als Cosolvent ist die erschwerte Produktaufarbeitung.<br />
Nachdem ein vollständiger Umsatz erreicht ist, wird die wässrige Phase mit Diethylether<br />
extrahiert. Dabei wird nicht nur das gewünschte Produkt, sondern auch das<br />
als Cosolvent zugesetzte DMSO in die organische Phase überführt. An die Extraktion<br />
schließen sich zwei Waschschritte an, um das extrahierte DMSO wieder zu entfernen.<br />
Im nächsten Schritt wird die organische Phase über Magnesiumsulfat getrocknet und<br />
das Lösungsmittel im Vakuum entfernt. Zurück bleibt in vielen Fällen ein gelblicher,<br />
öliger Feststoff oder sogar nur ein gelbes Öl. Durch NMR Untersuchungen konnten im<br />
Rohprodukt immer noch erhebliche Mengen an DMSO nachgwiesen werden, die auch<br />
die weitere Aufreinigung durch Kristallisation behindern. Unter dem Gesichtspunkt<br />
der Produktaufarbeitung ist daher eine Substitution des DMSO wünschenswert.<br />
Wie im dritten Teil der vorliegenden Arbeit noch gezeigt werden wird, kann die Stabilität<br />
der BAL in einem organisch / wässrigen Zweiphasensystem durch Verwendung<br />
von tert-Butylmethylether (MTBE) als organische Phase im Vergleich zu Kontrollexperimenten<br />
ohne organische Phase deutlich gesteigert werden. Obwohl MTBE zur<br />
Klasse der mit Wasser nicht mischbaren Lösungsmitteln gezählt wird, beträgt seine<br />
Löslichkeit in Wasser dennoch 5 vol% 1 . Im weiteren Verlauf des Kapitels soll nun die<br />
Frage geklärt werden, ob MTBE in den Grenzen seiner Wasserlöslichkeit als Cosolvent<br />
im homogenen Reaktionssystem zur Bildung von HPP ausgehend von Benzaldehyd<br />
und Acetaldehyd genutzt werden kann (siehe Abbildung 6.1).<br />
6.2. Stabilität<br />
Ein denkbares Reaktionsmedium ist eine Pufferlösung mit den in Kapitel 3 entwickelten<br />
Eigenschaften, die statt des DMSO-Zusatzes mit MTBE gesättigt ist. Dabei stellt<br />
sich eine MTBE Konzentration von 5 vol% ein. Die grundlegende Vorraussetzung für<br />
1 National Center for Manufactoring Science, im Internet http://solvdb.ncms.org/solvdb.htm<br />
71
6. tert-Butylmethylether als Cosolvent<br />
O<br />
H<br />
BAL/ThDP<br />
O<br />
OH<br />
MTBE<br />
DMSO<br />
Benzaldehyd (R)-Benzoin<br />
(R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon<br />
O<br />
X<br />
BAL/ThDP<br />
H<br />
Acetaldehyd<br />
Abbildung 6.1.: Bildung von (R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon ausgehend von<br />
Benzaldehyd und Acetaldehyd.<br />
die Verwendung von MTBE als Cosolvent ist die Stabilität der BAL im geplanten<br />
Reaktionsmedium. Dazu wird die Lagerstabilität des Enzyms in reiner Pufferlösung,<br />
in mit MTBE gesättigtem Puffer und in Pufferlösung mit 30 vol% DMSO gemessen.<br />
Bei allen drei Reaktionsmedien handelt es sich dabei um homogene Lösungen. Zur<br />
Beschreibung der Stabilität wird der zeitabhängige Verlauf der Enzymaktivität dokumentiert,<br />
woraus sich die Desaktivierungskonstanten berechnen lassen 2 .Diezuden<br />
Desaktivierungskonstanten korrespondierenden Halbwertszeiten sind in Abbildung 6.2<br />
wiedergegeben.<br />
Halbwertszeit / h<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
x75<br />
x2<br />
Puffer Puffer/MTBEPuffer/DMSO<br />
Abbildung 6.2.: Stabilität der Benzaldehydlyase in homogenen Reaktionsmedien.<br />
Bedingungen: 35 mM TEA-Puffer, pH = 8, 0,35 mM MgSO4,<br />
0,35 mM ThDP, V = 2 mL, T = 4 ◦ C, 5 vol% MTBE bzw. 30<br />
vol% DMSO.<br />
2Die mathematische Beschreibung der Enzymdesaktivierung wird in Kapitel 8.1 auf Seite 89 behandelt.<br />
72<br />
O<br />
OH
6.3. Satzreaktor<br />
Sowohl MTBE als auch DMSO bewirken eine deutliche Steigerung der Enzymstabilität.<br />
Die BAL zeigt mit einer Halbwertszeit von 2400 h in der DMSO-haltigen<br />
Pufferlösung die höchste Stabilität. Aber auch in der MTBE-gesättigten Pufferlösung<br />
zeigt das Enzym mit einer Halbwertszeit von 1150 h eine deutlich höhere Stabilität<br />
als in Cosolvent-freier Lösung.<br />
6.3. Satzreaktor<br />
6.3.1. Vergleich der Reaktionsbedingungen<br />
Abbildung 6.3 auf der nächsten Seite zeigt vergleichend die Konzentrationsverläufe<br />
zweier Batchreaktionen zur HPP-Bildung ausgehend von Benzaldehyd und Acetaldehyd.<br />
Links dargestellt ist die Reaktion im bislang verwendetem Puffer/DMSO-<br />
Gemisch. Abbildung 6.3 rechts zeigt die HPP-Bildung mit MTBE als Cosolvent. Beide<br />
Graphen zeigen einen ähnlichen Verlauf und es wird bei beiden Versuchen der eingesetzte<br />
Benzaldehyd am Ende der Reaktion quantitativ in HPP überführt. Ein leichter<br />
Unterschied zwischen beiden Reaktionsmedien ist im Verlauf der Benzoinkonzentration<br />
zu erkennen. Die intermediäre Benzoinbildung ist bei Verwendung von MTBE als<br />
Cosolvent stärker ausgeprägt als im DMSO-haltigen Reaktionsmedium. Dies könnte<br />
auf eine geringere Steigerung der Benzoinlöslichkeit durch MTBE zurückgeführt werden.<br />
Dadurch kommt es zu einem stärkeren Ausfallen von Benzoin, was das Gleichgewicht<br />
zwischen Benzaldehyd und Benzoin nach dem Prinzip von Le Chatelier in<br />
Richtung der Benzoinbildung beeinflusst. Allerdings scheint die Konzentration an gelöstem<br />
Benzoin noch ausreichend hoch zu sein, sodass eine rasche Abreaktion des<br />
intermediär gebildeten Benzoins zum HPP möglich ist. Da das Benzoin fein verteilt<br />
in der Lösung ausfällt und durch den Rührer gleichmäßig suspendiert wird, spiegeln<br />
die in Abbildung 6.3 gezeigten Benzoinkonzentrationen die Summe aus gelöstem und<br />
als Feststoff vorliegenden Benzoins wieder. Die Substitution von DMSO durch MTBE<br />
hat keinen negativen Einfluss auf die Enantioselektivität der BAL.<br />
Besonders vorteilhaft macht sich die Verwendung von MTBE als Cosolvent bei<br />
der Produktaufarbeitung bemerkbar. Da es sich bei MTBE im Gegensatz zu DMSO<br />
um ein leichtflüchtiges Lösungsmittel handelt, kann die Produktaufarbeitung erheblich<br />
vereinfacht werden. Das mit dem Produkt aus der wässrigen Phase extrahierte<br />
MTBE kann in einem Schritt gemeinsam mit dem Extraktionsmittel im Vakuum entfernt<br />
werden. Die bei dem System Puffer/DMSO notwendigen Waschschritte entfallen.<br />
Das bedeutet nicht nur eine Verringerung der Arbeitsschritte, sondern es werden auch<br />
die durch das Waschen der organischen Phase mit Wasser hervorgerufenen Verluste<br />
an Produkt vermieden. Als Rohprodukt wird ein weisser Feststoff erhalten, der sich<br />
gut in Isohexan umkristallisieren lässt. Abbildung 6.4 auf der nächsten Seite zeigt<br />
vergleichend die bei beiden Reaktionsmedien notwendigen Schritte zur Produktaufarbeitung.<br />
73
6. tert-Butylmethylether als Cosolvent<br />
Konzentration / mM<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
Benzaldehyd<br />
Benzoin<br />
2-HPP<br />
0<br />
0 1 2<br />
Zeit / h<br />
3 4<br />
Konzentration / mM<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
Benzaldehyd<br />
Benzoin<br />
2-HPP<br />
0<br />
0 1 2<br />
Zeit / h<br />
3 4<br />
Abbildung 6.3.: Batchversuche zur BAL-katalysierten HPP-Bildung. Bedingungen:<br />
20 mM Benzaldehyd, 60 mM Acetaldehyd, 35 mM TEA-Puffer, pH<br />
=8,0,35mMMgSO4, 0,35mMThDP,V=3mL,E0 =7UmL −1 ,<br />
T=20 ◦ C, 30 vol% DMSO (links) bzw. 5 vol% MTBE (rechts). Die<br />
Datenpunkte sind durch visuelle Hilfslinien miteinander verbunden.<br />
Puffer/DMSO<br />
Vollständiger<br />
Umsatz<br />
Puffer/MTBE<br />
Vollständiger<br />
Umsatz<br />
Extraktion<br />
mit<br />
Ether<br />
Extraktion<br />
mit<br />
Ether<br />
Waschen<br />
mit<br />
Wasser<br />
Waschen<br />
mit<br />
NaCl<br />
Trocknen<br />
über<br />
MgSO 4<br />
Trocknen<br />
über<br />
MgSO 4<br />
Vakuum<br />
Vakuum<br />
Abbildung 6.4.: Vergleich der Produktaufarbeitung beider Reaktionssysteme.<br />
74<br />
Gelblicher<br />
Feststoff<br />
gelbes Öl<br />
Weißer<br />
Feststoff
6.3.2. Präparativer Batchversuch<br />
6.3. Satzreaktor<br />
Eine einfache, effiziente Produktaufarbeitung ist insbesondere in der präparativen,<br />
chemoenzymatischen Synthese von großer Bedeutung, da hier nicht die Charakterisierung<br />
von Reaktionssystemen im Mittelpunkt steht, sondern die Qualität und Quantität<br />
der herzustellenden Produkte. Dies macht das MTBE-haltige Reaktionsmedium<br />
für Biotransformationen im präparativen Maßstab besonders interessant.<br />
Zur Überprüfung der präparativen Anwendbarkeit des MTBE-haltigen Reaktionsmediums<br />
wurde ein Batchversuch mit einer Ansatzgröße von 0,15 mol in einem Reaktionsvolumen<br />
von 5 L durchgeführt. Es konnte ein Umsatz von 98 % erreicht werden.<br />
Nach der Produktaufarbeitung lagen 18,2 g (R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon<br />
vor, was einer isolierten Ausbeute von 80 % entspricht. Der Enantiomerenüberschuss<br />
(ee) betrug über 99 % 3 . Das erhaltene Rohprodukt wurde in einem letzten Aufreinigungsschritt<br />
in Isohexan umkristallisiert. Abbildung 6.5 zeigt das Produkt nach der<br />
Kristallisation.<br />
Abbildung 6.5.: (R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon nach dem Umkristallisieren.<br />
Der geringeren Enzymstabilität bei Verwendung von MTBE als Cosolvent steht eine<br />
deutlich vereinfachte und darüber hinaus mit geringeren Verlusten behaftete Produktaufarbeitung<br />
gegenüber. Das erhaltene Rohprodukt weist eine wesentlich höhere Reinheit<br />
auf, als das aus DMSO-haltiger Lösung isolierte Rohprodukt. Die durch DMSO<br />
hervorgerufene Behinderung der weiteren Aufreinigung des Rohproduktes (Kristallisation)<br />
entfällt. Daher ist die eingangs gestellt Frage, ob MTBE statt DMSO als<br />
3 Das (S)-Enantiomer konnte nicht detektiert werden.<br />
75
6. tert-Butylmethylether als Cosolvent<br />
Cosolvent bei der HPP-Bildung ausgehend von Benzaldehyd und Acetaldehyd verwendet<br />
werden kann, unbedingt positiv zu beantworten. Der vermutlich etwas geringer<br />
ausfallenden Steigerung der Benzoinlöslichkeit durch MTBE kann mit einem<br />
reaktionstechnischem Ansatz begegnet werden, wie das folgende Unterkapitel zeigt.<br />
6.4. Enzym-Membran-Reaktor<br />
Abbildung 6.3 auf Seite 74 zeigt, dass unter den gegebenen Reaktionsbedingungen<br />
bei der Bildung von HPP ausgehend von Benzaldehyd und Acetaldehyd die Grenzlöslichkeit<br />
von Benzoin intermediär überschritten wird. Dies hat eine zwischenzeitliche<br />
Bildung von festem Benzoin im Reaktionssystem zur Folge. Für das Reaktionsmedium<br />
Puffer/DMSO kann durch die Auswahl eines geeigneten Reaktorkonzenpts dieses<br />
Problem vermieden werden (vergleiche Abbildung 5.8 auf Seite 59). Im kontinuierlich<br />
betriebenen Rührkessel (CSTR) ist es möglich, einen konstanten Betriebspunkt mit<br />
niedriger Benzoinkonzentration einzustellen, da bei diesem Reaktortyp die Konzentrationen<br />
der beteiligten Reaktionspartner unabhängig von Ort und Zeit sind (vergleiche<br />
Abbildung 5.11 auf Seite 63).<br />
Abbildung 6.6 zeigt die Synthese von HPP im kontinuierlich betriebenen Rührkessel<br />
unter Verwendung von MTBE als Cosolvent. Abbildung 6.6 links zeigt den zeitabhängigen<br />
Verlauf des Umsatzes, der rechte Graph gibt den Konzentrationsverlauf der<br />
beteiligten Reaktanden über die gesamte Versuchsdauer wieder.<br />
Umsatz / -<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
Umsatz<br />
Anpassung<br />
0,0<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Zeit / h<br />
Konzentration / mM<br />
20<br />
16<br />
12<br />
8<br />
4<br />
HPP<br />
Benzaldehyd<br />
Benzoin<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Zeit / h<br />
Abbildung 6.6.: BAL-katalysierte Synthese von HPP mit MTBE als Cosolvent im<br />
EMR: 19,5 mM Benzaldehyd, 60 mM Acetaldehyd, 35 mM TEA-<br />
Puffer, pH = 8, 0,35 mM Mg 2+ , 0,35 mM ThDP, V = 10 mL, 5 vol%<br />
MTBE, τ =1h,T=20 ◦ C.<br />
Der Reaktor wurde über einen Zeitraum von ca. 100 h mit einer konstanten Verweilzeit<br />
von 1 h betrieben. Dabei wurde ein Umsatz von anfänglich 93 % erreicht,<br />
der im Laufe der Versuchsdauer aufgrund der Enzymdesaktivierung auf 76% (nach<br />
76
6.5. Zusammenfassung<br />
100 h) zurück ging. Wie schon für das Reaktionsmedium Puffer/DMSO beobachtet<br />
wurde, blieb auch bei diesem Reaktionsmedium die Benzoinkonzentration während der<br />
gesamten Reaktionszeit auf einem niedrigen Niveau (
6. tert-Butylmethylether als Cosolvent<br />
78<br />
DMSO als Cosolvent für die Synthese von (R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon im<br />
homogenen Reaktionsmedium verwendet werden.<br />
• Durch Verwendung von MTBE anstelle von DMSO wird die Produktaufarbeitung<br />
und -aufreinigung erheblich vereinfacht, wobei darüber hinaus Verluste an<br />
Produkt minimiert werden. Dies ist von besonderem Interesse für die präparative,<br />
chemoenzymatische Synthese.<br />
• Die bei Verwendung von MTBE als Cosolvent etwas gringere Benzoinlöslichkeit<br />
kann durch einen reaktionstechnischen Ansatz kompensiert werden. Im<br />
EMR wird bei der kontinuierlichen HPP-Synthese im Reaktionsmedium Puffer<br />
/ MTBE nur eine sehr geringe Benzoinbildung beobachtet.
Teil III.<br />
Nicht-konventionelle<br />
Reaktionsmedien<br />
79
7. Einleitung<br />
In den letzten Jahren gewinnt der Einsatz von Biokatalysatoren zunehmend an Bedeutung.<br />
Die Möglichkeit hohe Chemo-, Regio- und Enantioselektivität mit milden<br />
Reaktionsbedingungen zu verknüpfen bildet eine Alternative zu den klassischen chemischen<br />
Verfahren (Wong & Whitesides, 1994). Dabei beschränkt sich der Einsatz<br />
der Biokatalyse nicht auf den Labormaßstab, sondern kommt auch in der industriellen<br />
Produktion weitverbreitet zur Anwendung (Liese et al., 2000). Die diesen Prozessen<br />
zugrundeliegenden Reaktionsbedingungen werden oft den natürlichen Reaktionsbedingungen<br />
der Biokatalysatoren in der lebenden Zelle nachempfunden, wobei<br />
Wasser das dominierende Lösungsmittel darstellt. Ein Nachteil der milden, wässrigen<br />
Reaktionsbedingungen ist die geringe Löslichkeit hydrophober Substrate, was dazu<br />
führt, dass die Konzentrationen der Reaktionspartner bei biokatalytischen Prozessen<br />
geringer sind als bei klassisch chemischen Verfahren. Dieser Nachteil führt zu schlechteren<br />
Raum-Zeit-Ausbeuten, begrenzt die maximale Zyklenzahl und erschwert die<br />
Produktaufarbeitung.<br />
Eine Alternative zum wässrigen Lösungsmittelsystem stellt der Einsatz nicht-konventioneller<br />
Reaktionsmedien dar. Als nicht-konventionelle Reaktionsmedien werden Systeme<br />
bezeichnet, die entweder hauptsächlich aus organischen Verbindungen (Lösungsmittel,<br />
Substrate, Produkte) oder aus superkritischen Flüssigkeiten bestehen. Auch<br />
gasförmige Reaktionssysteme werden zu den nicht-konventionellen Reaktionsmedien<br />
gezählt. Gemeinsam ist diesen Systemen ein im Vergleich zu den konventionellen Reaktionsmedien<br />
reduzierter Wasseranteil. Ein weiterer wichtiger Vorteil vieler nichtkonventioneller<br />
Reaktionsmedien ist ein gutes Lösungsvermögen für hydrophobe, in<br />
Wasser schwerlösliche Verbindungen (Adlercreutz, 2000).<br />
7.1. Einsatz von organischen Lösungungsmitteln<br />
Unter den nicht-konventionellen Reaktionsmedien, die zur Erhöhung der Löslichkeit<br />
der beteiligten Reaktionspartner verwendet werden, ist der Einsatz organischer Lösumgsmittel<br />
am weitesten verbreitet. Eine systematische Einteilung erfolgt in der Literatur<br />
vielfach aufgrund unterschiedlicher Volumenverhältnisse von organischer und<br />
wässriger Phase. Für organisch / wässrige Systeme werden folgende Fälle unterschieden<br />
(Halling, 1987; Carrea & Riva, 2000).<br />
81
7. Einleitung<br />
• rein organische Systeme (Abb. 7.1a)<br />
• invers micellare Systeme (Abb. 7.1b)<br />
• Zweiphasensystem (Abb. 7.1c)<br />
• wassermischbare Cosolventien (Abb. 7.1d)<br />
a) b) c) d)<br />
Abbildung 7.1.: Systeme für die Biokatalyse in organisch / wässrigen Medien.<br />
Im Folgenden werden die einzelnen Systeme mit ihren Vor- und Nachteilen vorgestellt.<br />
7.1.1. Rein organische Systeme<br />
Bei diesem Reaktionssystem wird das Enzym (als Lyophilisat oder auf einem Träger<br />
immobilisiert) in der organischen Phase suspendiert. Die wässrige Phase ist bei<br />
solchen Systemen reduziert auf das „Strukturwasser“, das auf der Enzymoberfläche<br />
gebunden vorliegt und auch durch Lyophilisation nicht entfernt werden kann (Faber,<br />
2000). Und obwohl bei diesen Systemen in der Literatur von „low water media“ bzw.<br />
„anhydrous solvents“ gesprochen wird, ist die Wasseraktivität in solchen Systemen<br />
von entscheidender Bedeutung für die Enzymaktivität. Es stellte sich heraus, dass die<br />
Enzymaktivität in vielen Fällen in hydrophoben Solventien höher ist als in hydrophilen.<br />
Die Autoren schrieben dieses Ergebnis der unterschiedlichen Fähigkeit organischer<br />
Lösungsmittel zu, die für die Enzymaktivität essentielle Wasserschicht zu verdrängen.<br />
Zaks und Klibanov konnten mit den drei nicht verwandten Enzymen Alkoholoxidase<br />
aus Hefe, Polyphenoloxidase aus Pilzen und Alkoholdehydrogenase aus Pferdeleber<br />
zeigen, dass die Enzymaktivität in den verschiedenen Lösungsmitteln mehr oder weniger<br />
konstant war, solange die Menge des an das Enzym gebundenen Wassers gleich<br />
blieb (Zaks & Klibanov, 1988). Entscheidend für die Enzymaktivität in solchen Systemen<br />
ist also nicht der Wassergehalt des Lösungsmittels, sondern der Wassergehalt<br />
des Enzyms. Für eine gute Enzymaktivität muss in jedem Lösungsmittel eine andere<br />
Wasseraktivität eingestellt werden, die dann wiederum eine optimale Hydratisierung<br />
des Enzyms bewirkt. Allgemein gilt, dass hydrophobe Lösungsmittel eine geringere<br />
Tendenz haben Wassermoleküle aus der essentiellen Wasserschicht um das Enzym<br />
82
7.1. Einsatz von organischen Lösungungsmitteln<br />
zu entziehen, wodurch die höhere Aktivität in diesen Lösungsmitteln erklärt wird.<br />
Auch die einzelnen Enzyme benötigen eine unterschiedliche starkte Hydratisierung.<br />
Chymotrypsin benötigt für den Erhalt der katalytischen Aktivität nur ca. 50 Wassermoleküle<br />
pro Molekül Enzym (Zaks & Klibanov, 1986). Polyphenoloxidase hingegen<br />
benötigt mit ca. 3.5 · 10 7 Molekülen Wasser pro Enzymmolekül eine deutlich höhere<br />
Hydratisierung (Kazandjian & Klibanov, 1985).<br />
Die geringe Solvatisierung der Enzyme in einem rein organischen Lösungsmittelsystem<br />
führt zu einer starren Konformation der Proteinmoleküle. Klibanov et. al.<br />
konnten für die Enzyme PPL, Ribonuclease und α-Chymotrypsin bei 100 ◦ C ein Halbwertszeit<br />
von mehreren Stunden beobachten, wo hingegen in wässriger Lösung die<br />
Enzyme bei dieser Temperatur schon nach wenigen Sekunden desaktiviert werden<br />
(Zaks & Klibanov, 1984; Zaks & Klibanov, 1988; Volkin et al., 1991). Die Autoren<br />
führen die Steigerung der Stabilität der Enzyme auf eine Einschränkung der konformativen<br />
Proteinbeweglichkeit zurück sowie auf das Ausbleiben von Reaktionen der<br />
Proteinmoleküle mit Wasser, wie z.B. die Hydrolyse von Petidbindungen, die zu einer<br />
irreversiblen Desaktivierung der Enzyme führen.<br />
Nachteile des Systems:<br />
• Für jede Kombination Enzym / Lösungsmittel muss die optimale Wasseraktivität<br />
ermittelt werden.<br />
• Das Einstellen der Wasseraktivität im Lösungsmittel (und damit auch am Enzym)<br />
ist nur über Umwege möglich, was zu weiteren Additiven im System und<br />
zu zusätzlichem apparativem Aufwand führt.<br />
In einem reinen organischen Lösungsmittel hängt der Zustand des Enzyms von<br />
seiner Vorbehandlung ab. Es hat in der Regel immer noch die Konformation, in der<br />
es zur Zeit der Lyophilisierung vorlag (sog. Molecular Memory Effekt) (Griebenow &<br />
Klibanov, 1996; Klibanov, 2001).<br />
7.1.2. Mikroemulsionen<br />
Mikroemulsionen sind aus makroskopischer Sicht homogene Mischungen aus einer<br />
wässrigen Komponente, einer organischen Komponente sowie einem Tensid. Die Emulsionen<br />
sind thermodynamisch stabil, transparent und lassen sich durch Mischen der<br />
Komponenten herstellen (Orlich & Schomaecker, 1999). In Abhängigkeit von Zusammensetzung<br />
und Verhältnis der beteiligten Komponenten bestehen zwei Möglichkeiten<br />
der Verteilung. Ist Wasser die äußere und Öl die innere Phase, liegt eine O/W-<br />
Emulsion vor, deren Grundcharakter durch das Wasser geprägt ist. Ist Öl die äußere<br />
u. Wasser die innere Phase, liegt eine W/O-Emulsion vor (reverse Micellen), wobei<br />
hier der Grundcharakter vom Öl bestimmt wird. Biokatalysatoren können in der wässrigen<br />
Umgebung der reversen Micellen gelöst sein und stellen so Mikroreaktoren dar,<br />
in denen auch eine gute Rückhaltung der hydrophilen Cofaktoren gelingt (Hilhorst<br />
et al., 1983). Die Substrate sind in der kontinuierlichen organischen Phase gelöst und<br />
83
7. Einleitung<br />
die große Phasengrenzfläche der nur auf mikroskopischer Sicht heterogenen Mikroemulsionen<br />
minimiert eine Phasentransferlimitierung.<br />
Nachteile der Mikroemulsionen sind: (Kragl, 1997; Adlercreutz, 2000)<br />
• Die eingesetzten Tenside können sich nachteilig auf die Enzymstabilität auswirken.<br />
• Produktaufarbeitung und Enzymwiedergewinnung werden durch die Tenside<br />
ebenfalls behindert.<br />
• Das geringe Volumen der wässrigen Phase erschwert die pH-Kontrolle.<br />
• Die makroskopische Homogenität erschwert die Entwicklung eines kontinuierlichen<br />
Verfahrens.<br />
7.1.3. Zweiphasensystem<br />
Der Ausdruck Zweiphasensystem wird im Rahmen dieser Arbeit für Systeme benutzt,<br />
die aus einer wässrigen oder wasserreichen Phase und einer mit Wasser nicht mischbaren<br />
Phase bestehen. Bei der zweiten Phase kann es sich zum Beispiel um ein organisches<br />
Lösungsmittel oder um das Substrat selbst handeln, das über seine Löslichkeit<br />
hinaus der wässrigen Phase zugesetzt wird. In einem Zweiphasensystem befinden sich<br />
in aller Regel der Biokatalysator und die hydrophilen Cofaktoren in der wässrigen<br />
Phase, in der auch die Reaktion stattfindet. Die hydrophoben Substrate und Produkte<br />
sind in der organischen Phase gelöst. Der Schwerpunkt der Arbeiten zur Biokatalyse<br />
im Zweiphasensystem liegt im Bereich der Lipasen, da diese Enzyme grenzflächenaktiv<br />
sind und eine hohe Stabilität in solchen organisch-wässrigen Systemen aufweisen<br />
(Faber, 2000). In aktuellen Arbeiten kommen aber auch Lyasen, Decarboxylasen und<br />
Alkoholdehydrogenasen zum Einsatz (Bauer et al., 2002; Rosche et al., 2002; Villela,<br />
2003).<br />
Abbildung 7.2 auf der nächsten Seite zeigt schematisch die Vorgänge in einem Zweiphasensystem.<br />
Der Biokatalysator und die hydrophilen Cofaktoren sind in der wässrigen<br />
Phase gelöst. Die hydrophoben Substrate befinden sich zum größten Teil in<br />
der organischen Phase. Durch intensives Vermischen beider Phasen ist ein Stoffaustausch<br />
zwischen beiden Phasen möglich. Entsprechend dem Verteilungskoeffizienten 1<br />
kann das Substrat in die wässrige Phase diffundieren. Dort wird es durch das Enzym<br />
zum Produkt umgesetzt, das wieder in die organische Phase diffundieren kann. Abbildung<br />
7.3 auf der nächsten Seite zeigt die Vorgänge im Zweiphasensystem in einer<br />
abstrakteren Form.<br />
Da die meisten Biokatalysatoren und hydrophilen Cofaktoren in organischen Lösungsmitteln<br />
unlöslich sind, ist im Zweiphasensystem eine Katalysator- und Cofaktorrückhaltung<br />
leicht möglich. Im Gegensatz zu den reversen Micellen ist die Katalysatorund<br />
Cofaktorwiedergewinnung durch Phasentrennung möglich.<br />
1 Der Verteilungskoeffizient gibt das Verhältnis der Konzentrationen eines Stoffes in zwei nicht miteinander<br />
mischbaren Lösungsmitteln an.<br />
84
7.1. Einsatz von organischen Lösungungsmitteln<br />
organische Phase<br />
Substrat Produkt<br />
ENZYM<br />
Substrat Produkt<br />
wässrige Phase<br />
Abbildung 7.2.: Prinzip eines organisch / wässrigen Zweiphasensystems.<br />
Abbildung 7.3.: Darstellung eines Zweiphasensystems (Carrea, 1984).<br />
85
7. Einleitung<br />
Aufgrund der Ähnlichkeit beider Systeme liegt ein Vergleich des Zweiphasensystems<br />
mit der Anwendung wassermischbarer Lösungsvermittlern nahe. Der Einsatz eines mit<br />
Wasser nicht mischbaren Lösungsmittels bringt einige Vorteile (Carrea, 1984):<br />
• Die Konzentration des organischen Solvents in der wässrigen Phase ist geringer.<br />
• Eine mögliche Inhibierung durch Substrate und Produkte wird verringert.<br />
• Durch gezielte Extraktion können thermodynamische Limitierungen überwunden<br />
werden.<br />
• Die Solventkonzentration in der wässrigen Phase ist unabhängig vom Volumenverhältnis<br />
beider Phasen.<br />
Aufgrund der genannten Vorteile und der leichten Katalysatorrückhaltung und -<br />
rückgewinnung werden die weiteren Untersuchungen zu den nicht-konventionellen Lösungsmittel<br />
im Zweiphasensystem durchgeführt.<br />
7.1.4. Wassermischbare Cosolventien<br />
Das Prinzip der wassermischbaren Cosolventien wurde schon im ersten Teil der vorliegenden<br />
Arbeit vorgestellt und wird hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt.<br />
7.2. Wahl des Lösungsmittels für<br />
Multiphasensysteme<br />
Brink & Tramper führten systematische Untersuchungen zur Stabilität von Biokatalysatoren<br />
in Multiphasensystemen durch. Ziel war es, einen Parameter zu identifizieren,<br />
der es erlaubt Vorhersagen zu treffen ob, ein bestimmtes Lösungsmittel geeignet<br />
ist für die Verwendung als organische Phase in einem Zweiphasenprozess (Brink &<br />
Tramper, 1985). Sie benutzten den Hildebrand Parameter σ, der ein Mass für die Polarität<br />
eines Lösungsmittels darstellt. Die verwendeten Biokatalysatoren zeigten hohe<br />
Stabilitäten in Kombination mit Lösungsmitteln mit niedrieger Polarität und hohem<br />
Molekulargewicht. Aufbauend auf diese Ergebnisse schlugen Laane et. al. den log P-<br />
Wert 2 als Schlüsselparameter bei der Optimierung von Zweiphasensystemen vor (Laane<br />
et al., 1985). Im Gegensatz zum Hildebrand Parameter reflektiert der log P-Wert<br />
die Polarität des Lösungsmittels deutlicher. Nach Laane sind Lösungsmittel mit einem<br />
log P-Wert unter 2 nicht geeignet, mit einem log P-Wert zwischen 2 und 4 eventuell geeignet<br />
und Lösungsmittel mit einem log P-Wert über 4 geeignet für die Verwendung<br />
in einem biokatalystischen Zweiphasensystem (Laane et al., 1987). Mozahev et. al.<br />
führten die hohe Stabilität von Biokatalysatoren in Kombination mit hydrophoben<br />
2 Der log P-Wert bezeichnet den Verteilungskoeffizienten einer gegebenen Verbindung in einem n-<br />
Oktanol / Wasser Zweiphasensystem<br />
86
7.2. Wahl des Lösungsmittels für Multiphasensysteme<br />
Lösungsmitteln auf die geringe Restkonzentration dieser Lösungsmittel in der wässrigen<br />
Phase zurück (Mozhaev et al., 1989; Khmelnitsky et al., 1991). Für das System<br />
Wasser / wassermischbares Lösungsmittel konnten Mozhaev et al. zeigen, dass die<br />
Desaktivierung von Enzymen durch organische Lösungsmittel erst ab einer bestimmten<br />
Grenzkonzentration eintritt. Diese Grenzkonzentration wird in der Wasserphase<br />
eines Zweiphasensystems mit einem hydrophoben Lösungsmittel nicht erreicht. Obwohl<br />
in der Literatur einige Ausnahmen dokumentiert sind 3 hat das log P-Konzept<br />
eine große Akzeptanz gefunden (Faber, 1994; Drauz & Waldmann, 2002).<br />
Neben den Wechselwirkungen zwischen den Lösungsmittelmolekülen in der wässrigen<br />
Phase und den Enzymen können noch weitere Faktoren im Zweiphasensystem<br />
die Stabilität des Biokatalysators beeinflussen. Insbesondere an der Phasengrenzfläche<br />
können physikalische Effekte zu Enzymdesaktivierungen und zu Aggregation von<br />
Biomasse führen (Hickel et al., 1998).<br />
3Für einige Beispiele zu Ausnahmen vom log P-Konzept siehe: (Vermue & Tramper, 1995; Bauer<br />
et al., 1999; Rosche et al., 2002)<br />
87
7. Einleitung<br />
88
8. Untersuchungen zur Stabilität<br />
der Benzaldehydlyase im<br />
Zweiphasensystem<br />
Eine grundlegende Voraussetzung für den Einsatz eines Enzyms in einem bestimmten<br />
Reaktionssystem ist die Stabilität des Katalysators unter den gegebenen Reaktionsbedingungen.<br />
Um die Verwendbarkeit der BAL in einem organisch / wässrigen<br />
Zweiphasensystem zu überprüfen wurde zunächst die Stabilität des Enzyms in Kombination<br />
mit verschiedenen Lösungsmitteln untersucht.<br />
8.1. Beschreibung der Enzymdesaktivierung<br />
Vielen Arbeiten zur Untersuchung der Stabilität von Biokatalysatoren in Gegenwart<br />
von organischen Lösungsmitteln liegt das Prinzip einer Zweipunktmessung zugrunde.<br />
Dabei wird zu Beginn des Experiments die Startaktivität und nach Ablauf einer bestimmten<br />
Zeitspanne die verbleibende Aktivität gemessen. Je nach Differenz zwischen<br />
beiden Aktivitäten wird auf eine gute oder schlechte Stabilität geschlossen. Bei diesem<br />
Ansatz wird nicht berücksichtigt, dass die Aktivität eines Enzyms in einem wässrig<br />
/ organischen Zweiphasensystem sowohl durch Inhibierung als auch durch Desaktivierung<br />
beeinflusst werden kann. Eine Inhibierung des Enzyms durch eine Restkonzentration<br />
an organischem Lösungsmittel in der wässrigen Phase macht sich durch<br />
einen sprunghaften Rückgang der Aktivität gleich zu Beginn des Experiments, also<br />
nach Zugabe des Lösungsmittels zur wässrigen Phase, bemerkbar. Die Desaktivierung<br />
des Enzyms, unabängig ob durch Wärme, physikalische Effekte an der Phasengrenzfläche<br />
oder Lösungsmittel in der Wasserphase hervorgerufen, führt zu einem stetigen<br />
Rückgang der Aktivität während der gesamten Dauer des Experiments.<br />
Im Rahmen dieser Arbeit sollen bei den Versuchen zur Lösungsmittelstabilität der<br />
BAL beide Effekte berücksichtigt werden. Der zeitabhängige Verlauf der Aktivität<br />
wird durch Gleichung 8.1 beschrieben. Die Enzymdesaktivierung kann als exponentielle<br />
Abnahme der Aktivität erster Ordnung beschrieben werden. Der Inhibierung wird<br />
durch Einführen eines konstanten Faktors (I) Rechnung getragen. Dabei bleibt die Art<br />
(kompetitiv, unkompetitiv oder nicht kompetitiv) der Inhibierung unberücksichtigt.<br />
A = A0 · I · e −kdes · t<br />
(8.1)<br />
Anhand der für jedes Lösungsmittel erhaltenen Desaktivierungskonstante kdes lässt<br />
89
8. Untersuchungen zur Stabilität der Benzaldehydlyase im Zweiphasensystem<br />
sich die Halbwertszeit 1 berechnen (Gleichung 8.2 und 8.3)<br />
A ln A0 t = − (8.2)<br />
kdes<br />
bei der Auftragung relativer Aktivitäten und zum Zeitpunkt t = t1/2 gilt A =0, 5 und<br />
A0 =1wodurch sich Gleichung 8.1 vereinfacht zu<br />
ln 0, 5<br />
t1/2 = − (8.3)<br />
kdes<br />
Abbildung 8.1 zeigt beispielsweise zwei Experimente aus der Versuchsreihe zur Untersuchung<br />
der Stabilität der BAL im wässrig / organischen Zweiphasensystem. Links<br />
dargestellt ist ein Lösungsmittel, das nahezu keine Enzyminhibierung zeigt (tert-<br />
Butylmethylether). Der rechte Graph zeigt deutlich eine sprunghafte Abnahme der<br />
Aktivität zu Beginn des Experiments (Diethylether). Nur durch die Berücksichtigung<br />
der Inhibierung in Gleichung 8.1 gelingt in diesem Fall die Anpassung der Gleichung<br />
(gezeigt als durchgezogene Linie) an die Messwerte (gezeigt als Punkte) mit guter<br />
Übereinstimmung.<br />
relative Aktivität / -<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,0<br />
0 200 400 600 800 1000<br />
Zeit / h<br />
relative Aktivität / -<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
Inhibierung<br />
0.0<br />
0 200 400 600 800 1000<br />
Zeit / h<br />
Abbildung 8.1.: Beispiel einer Stabilitätsmessung mit und ohne Inhibierung.<br />
Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird die Halbwertszeit (t1/2) als Maß für die Stabilität<br />
der BAL in einem Zweiphasensystem verwendet und mit Hilfe von Gleichung<br />
8.3 berechnet. Die dafür benötigte Desaktivierungskonstante (kdes) wird durch nichtlineare<br />
Anpassung von Gleichung 8.1 auf der vorherigen Seite an die experimentell<br />
bestimmten Aktivitäts - Zeit - Verläufe erhalten.<br />
8.2. Lösungsmittelscreening<br />
Wie in Kapitel 7.2 beschrieben, hat das log P-Konzept bei der Entwicklung von Lösungsmittelsystemen<br />
für die Biokatalyse eine breite Akzeptanz gefunden. Jedoch wurden<br />
in den letzten Jahren in der Literatur auch Ausnahmen dokumentiert (Vermue<br />
1 Zeit, nach der die Aktivität auf die Hälfte der ursprünglichen Aktivität zurückgegangen ist.<br />
90
8.2. Lösungsmittelscreening<br />
& Tramper, 1995; Bauer et al., 1999; Rosche et al., 2002). Weiterhin ist in vielen<br />
Fällen nicht nur die Natur des verwendeten Lösungsmittels verantwortlich für die Enzymdesaktivierung<br />
in organisch / wässrigen Zweiphasensystemen. Viele Mechanismen,<br />
wie z.B. physikalische Kräfte an der Phasengrenzfläche, können die Enzymaktivität<br />
ebenfalls beeinflussen (Halling, 1987). Um bei der Suche nach einem geeigneten Lösungsmittel<br />
für die BAL möglichst viele Einflüsse zu berücksichtigen, wird das Screening<br />
in zwei Schritten durchgeführt. Im ersten Schritt des Lösungsmittelscreenings<br />
wird die Stabilität der BAL in Kombination mit Vertretern verschiedener Lösungsmittelklassen<br />
untersucht. Hier kommen auch Lösungsmittel zum Einsatz, die nach<br />
dem log P-Konzept für die Verwendung mit Biokatalysatoren nicht geeignet scheinen.<br />
Ziel des ersten Screening ist es, eine für die BAL geeignete Lösungsmittelklasse<br />
zu finden. In einem zweiten Lösungsmittelscreening werden anschließend verschiedene<br />
Lösungsmittel aus der zuvor bestimmten Lösungsmittelklasse getestet. Das im zweiten<br />
Screening gefundene Lösungsmittel wird dann für die Biotransformationen im<br />
organisch / wässrigen Zweiphasensystem eingesetzt.<br />
8.2.1. Lösungsmittelklassen<br />
Im ersten Lösungsmittelscreening werden Ethylacetat, Diethylether und die halogenierten<br />
Kohlenwasserstoffe Di- und Trichlormethan verwendet. Cyclohexan kommt als<br />
Vertreter cyclischer Kohlenwasserstoffe zum Einsatz. Die aromatischen Lösungsmittel<br />
werden durch Toluol und p-Xylol vertreten. 1-Oktanol kommt als primärer Alkohol<br />
zum Einsatz. Weiterhin sind die verzweigten Kohlenwasserstoffe Isohexan und Isoheptan<br />
sowie n-Heptan als unverzweigter Kohlenwasserstoff beteiligt. Tabelle 8.1 auf der<br />
nächsten Seite zeigt die verwendeten Lösungsmittel und ihre Strukturformeln nach<br />
aufsteigendem log P-Wert sortiert 2 .<br />
Das Vorgehen bei den Stabilitätsmessungen war für jedes Lösungsmittel gleich. Dazu<br />
wurde das Enzym zunächst in Kaliumphosphatpuffer gelöst, der auch den Cofaktor<br />
Thiamindiphosphat und Magnesiumionen enthielt. Nachdem die Startaktivität des<br />
Enzyms bestimmt wurde, wurde das gleiche Volumen des zu testenden Lösungsmittels<br />
zugesetzt. Um Volumenänderungen der Phasen zu vermeiden, wurde das Lösungsmittel<br />
vor der Zugabe mit Wasser gesättigt. Durch intensives Rühren (700 U/min) wurde<br />
eine Emulsion beider Phasen erzeugt. Nach fünf Minuten wurde die erste Probe aus<br />
des wässrigen Phase entnommen und die Enzymaktivität unter Standardbedingungen<br />
bestimmt 3 . Die Differenz zwischen Startaktivität und der Enzymaktivität nach<br />
fünf Minuten gibt Aufschluss über eine mögliche Inhibierung des Enzyms durch eine<br />
Restkonzentration des organische Lösungsmittels in der wässrigen Phase. Die Abnahme<br />
der Enzymaktivität im weiteren Verlauf des Versuchs wurde durch regelmäßige<br />
Beprobung der wässigen Phase dokumentiert. Um die thermische Desaktivierung des<br />
Enzyms zu minimieren wurden alle Versuch zur Lagerstabilität der BAL im organisch<br />
/ wässrigen Zweiphasensystem bei 4 ◦ C durchgeführt. Im Kontrollexperiment wurde<br />
2Die log P-Werte wurden nach der Crippenschen Fragmantierungsmethode berechnet (Ghose &<br />
Crippen, 1987).<br />
3Vergleiche hierzu Kapitel 3.1 auf Seite 21.<br />
91
8. Untersuchungen zur Stabilität der Benzaldehydlyase im Zweiphasensystem<br />
Log P Bezeichnung<br />
0,29 Ethylacetat<br />
OEt<br />
0,76 Diethylether O<br />
1,01 Dichlormethan H2CCl2 1,67 Trichlormethan HCCl3 2,50 Cyclohexan<br />
2,52 Toluol<br />
2,64 1-Oktanol OH<br />
2,91 Isohexan<br />
3,01 p-Xylol<br />
3,33 Isoheptan<br />
3,42 n-Heptan<br />
Tabelle 8.1.: Vertreter verschieder Verbindungsklassen, die im ersten Lösungsmittelscreening<br />
eingesetzt wurden.<br />
92<br />
O
8.2. Lösungsmittelscreening<br />
unter gleichen Bedingungen aber ohne organische Phase eine Halbwertszeit von 15 h<br />
beobachtet. Abbildung 8.2 zeigt die Halbwertszeiten der BAL in Kombination mit<br />
Vertretern verschiedener Lösungsmittelklassen. Die Lösungsmittel sind nach ansteigendem<br />
log P-Wert sortiert.<br />
Halbwertszeit / h<br />
log P<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
12h<br />
0,7 0,8 1,0 1,7 2,5 2,5 2,6 2,9 3,0 3,3 3,4<br />
O<br />
OEt<br />
238h<br />
O<br />
1h 2h 8h 1h<br />
H 2CCl 2<br />
HCCl 3<br />
62h<br />
( ) 6 OH<br />
Abbildung 8.2.: Screening nach Lösungsmittelklassen.<br />
Die halogenierten und aromatischen Lösungsmittel zeigen eine rasche Enzymdesaktivierung.<br />
In Gegenwart von Ethylacetat, Cyclohexan und dem unverzweigten Kohlenwasserstoff<br />
n-Heptan zeigt die BAL eine Stabilität, die in der Größenordnung des<br />
Kontrollexperiments liegt. Durch den Einsatz verzweigter Kohlenwasserstoffe (Isohexan<br />
und Isoheptan) und 1-Oktanol als organsiche Phasen kann die Enzymstabiltät<br />
gesteigert werden. Das Enzym wird durch diese Lösungsmittel im Vergleich zum Kontrollexperiment<br />
stabilisiert. Die mit 238 Stunden längste Halbwertszeit und damit die<br />
höchste Stabilität zeigt das Enzym in Kombination mit Diethylether.<br />
Ein Zusammenhang zwischen den gemessenen Enzymstabilitäten und dem log P-<br />
Wert der verwendeten Lösungsmittel ist nicht erkennbar. Das mit Hinblick auf die<br />
Enzymstabilität günstigste Lösungsmittel (Diethylether) hat einen log P-Wert von<br />
kleiner als 1.<br />
23h<br />
1h<br />
46h<br />
( ) 2<br />
6h<br />
( ) 3<br />
93
8. Untersuchungen zur Stabilität der Benzaldehydlyase im Zweiphasensystem<br />
8.2.2. Ether<br />
Die BAL zeigt in einem organisch / wässrigen Zweiphasensystem mit Diethylether als<br />
organische Phase eine hohe Lagerstabilität. Daher wird in einem zweiten Screening<br />
die Lagerstabilität des Enzyms in Kombination mit weiteren Ethern getestet. Schon<br />
im ersten Screening haben chemisch ähnliche Lösungsmittel je nach Molekülstruktur<br />
einen unterschiedlichen Einfluss auf die Enzymstabilität gezeigt. Darum kommen im<br />
zweiten Screening Ether mit unterschiedlich strukturierten Seitenketten zur Anwendung<br />
(Tabelle 8.2).<br />
Log P Bezeichnung<br />
0,40 Tetrahydrofuran<br />
0,76 Diethylether O<br />
0,96<br />
tert-Butylmethylether<br />
(MTBE)<br />
1,40 Diisopropylether (DIPE)<br />
2,57 Di-n-butylether O<br />
Tabelle 8.2.: Verschiedene Ether, die im zweiten Lösungsmittelscreening eingesetzt<br />
werden.<br />
Neben Diethylether wird Di-n-butylether als weiterer Ether mit unverzweigten Seitenketten<br />
verwendet. Diisopropylether (DIPE) und tert-Butylmethylether (MTBE) repräsentieren<br />
Ether mit verzweigten aliphatischen Seitenketten. Tetrahydrofuran kommt<br />
als cyclischer Ether zum Einsatz. Abbildung 8.3 auf der nächsten Seite zeigt die Stabilität<br />
des Enzyms in Kombination mit den verschiedenen Ethern. Die Durchführung<br />
der Versuche wurde schon in Kapitel 8.2.1 beschrieben.<br />
Mit Ausnahme von Tetrahydrofuran bewirken alle Ether eine Stabilisierung der<br />
BAL im Vergleich zu dem Kontrollexperiment (t1/2 = 15 h). Auch bei dieser Versuchsreihe<br />
ist eine Einteilung der Lösungsmittel basierend auf ihrer Molekülstruktur<br />
möglich, was die schon in Kapitel 8.2.1 auf Seite 91 gemachten Beobachtungen bestätigt.<br />
Ether mit verzweigter Seitenkette (tert-Butylmethylether und Diisopropylether)<br />
bewirken eine höhere Enzymstabilität als Ether mit unverzweigter Seitenkette (Diethylether<br />
und Di-n-butylether). Im Gegensatz zu den Arbeiten von Mozhaev et. al.<br />
besteht auch innerhalb der Verbindugsklasse der Ether keine Korrelation der beobachteten<br />
Enzymstabilität und dem log P-Wert des verwendeten Lösungsmittels 4 .<br />
Aufgrund der hohen Lagerstabilität die die BAL in einem organisch / wässrigen<br />
4 Vergleiche hierzu (Mozhaev et al., 1989)<br />
94<br />
O<br />
O<br />
O
Halbwertszeit / h<br />
log P<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
1h<br />
0,4 0,8 1,0 1,4 2,6<br />
O<br />
238h<br />
O<br />
815h<br />
O<br />
666h<br />
O<br />
8.2. Lösungsmittelscreening<br />
41h<br />
O<br />
( ) 3 ( ) 3<br />
Abbildung 8.3.: Enzymstabilität der BAL in Gegenwart verschiedener Ether.<br />
95
8. Untersuchungen zur Stabilität der Benzaldehydlyase im Zweiphasensystem<br />
Zweiphasensystem mit tert-Butylmethylether oder Diisopropylether als organische<br />
Phase zeigt, bietet sich die Verwendung dieser beiden Lösungsmittel an. Da MTBE<br />
keine Peroxide bildet, wird aus Sicherheitsgründen bei den weiteren Arbeiten dieses<br />
Lösungsmittel bevorzugt eingesetzt.<br />
8.3. Zusammenfassung<br />
96<br />
• Die Benzaldehydlyase zeigt eine hohe Lagerstabilität in einem organisch / wässrigen<br />
Zweiphasensystem, wenn offenkettige Ether, insbesondere mit verzweigten<br />
aliphatischen Seitenketten, als organische Phase eingesetzt werden.<br />
• Mit tert-Butylmethylether kann eine Halbwertszeit von 815 h erreicht werden.<br />
• Es kann keine Korrelation, auch nicht innerhalb einer Verbindungsklasse, zwischen<br />
der Enzymstabilität und dem log P-Wert des eingesetzten Lösungsmittels<br />
beobachtet werden.<br />
• Eine Einteilung der Lösungsmittel hinsichtlich einer hohen Enzymstabilität gelingt<br />
basierend auf der chemischen Funktionalität.
9. Biotransformationen im<br />
Zweiphasensystem<br />
In diesem Kapitel werden die Biotransformationen im Zweiphasensystem vorgestellt.<br />
Zunächst werden die Verteilungskoeffizienten der beteiligten Reaktionspartner bestimmt,<br />
da diese Stoffkonstanten wichtige Parameter im Zweiphasensystem darstellen.<br />
9.1. Verteilungskoeffizienten<br />
In der Chemie wird unter Verteilung die Einstellung eines chemischen Gleichgewichts<br />
(Verteilungsgleichgewicht) unterschiedlicher Konzentrationen eines Stoffes in zwei aneinander<br />
grenzenden Phasen verstanden. Im Falle des Zweiphasensystems ist es die<br />
Verteilung eines Stoffes zwischen zwei nicht mischbaren Lösungsmitteln mit stark unterschiedlichem<br />
Lösungsvermögen für diesen Stoff. Bei einer bestimmten Temperatur<br />
ist das Verhältnis der Konzentrationen (bzw. Aktivitäten) in den beiden Phasen konstant<br />
(Nernstscher Verteilungssatz) und durch den Verteilungskoeffizienten K, eine<br />
Stoffkonstante, bestimmt (Römpp, 1995). Die Verteilungskoeffizienten der beteiligten<br />
Stoffe sind wichtige Parameter eines Zweiphasensystems, da sie unabängig vom<br />
Volumenverhältnis beider Phasen die Konzentrationsverhältnisse in den Phasen vorgeben.<br />
Die Verteilungskoeffizienten für 2-Hydroxy-1-phenylpropanon, Benzaldehyd und Benzoin<br />
in einem Zweiphasensystem bestehend aus tert-Butylmethylether bzw. Diisopropylether<br />
und Pufferlösung wurden nach Gleichung 9.1 berechnet und sind in Abbildung<br />
9.1 wiedergegeben.<br />
K = corg. P hase<br />
cwässr. P hase<br />
(9.1)<br />
Benzoin zeigt aufgrund seiner beiden Phenylgruppen in beiden Lösungsmitteln die<br />
höchste Hydrophobizität, gefolgt von Benzaldehyd. 2-Hydroxy-1-phenylpropanon hat<br />
aufgrund seines geringsten Verteilungskoeffizienten von allen beteiligten Verbindungen<br />
die höchste Konzentration in der wässrigen Phase. Alle untersuchten Verbindungen<br />
sind in beiden Lösungsmittel überwiegend in der organischen Phase gelöst.<br />
9.2. Synthese von (R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon<br />
Für die Biotransformationen im Zweiphasensystem wird zunächst die BAL-katalysierte<br />
HPP-Bildung ausgehend von Benzaldehyd und Acetaldehyd verwendet (Abbildung<br />
97
9. Biotransformationen im Zweiphasensystem<br />
Konzentration / mM<br />
20,00<br />
15,00<br />
10,00<br />
5,00<br />
0,00<br />
c (MTBE)<br />
c (Puffer)<br />
2-HPP Benzaldehyd Benzoin<br />
K 10,0 34,0 135,2<br />
log(K) 1,0 1,5 2,1<br />
Konzentration / mM<br />
20,00<br />
15,00<br />
10,00<br />
5,00<br />
c (DIPE)<br />
c (Puffer)<br />
0,00<br />
2-HPP Benzaldehyd Benzoin<br />
K 4,7 28,8 67,0<br />
log(K) 0,7 1,5 1,8<br />
Abbildung 9.1.: Verteilungskoeffizienten von HPP, BA und BZ in MTBE / Puffer<br />
(links) und DIPE / Puffer (rechts). (Pufferlösung: 50 mM TEA, pH<br />
= 8; 0,5 mM ThDP, 0,5 mM MgSO4, T=20 ◦ C).<br />
9.2), da für dieses Reaktionssystem schon auf die Ergebnisse aus Teil II dieser Arbeit<br />
zurückgegriffen werden kann.<br />
O<br />
H<br />
O<br />
BAL/ThDP BAL/ThDP<br />
OH<br />
Benzaldehyd (R)-Benzoin<br />
(R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon<br />
O<br />
ee > 99%<br />
H<br />
Acetaldehyd<br />
Abbildung 9.2.: Bildung von (R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon ausgehend von<br />
Benzaldehyd und Acetaldehyd.<br />
9.2.1. Emulsions-Batchreaktor<br />
Die HPP-Bildung im Zweiphasensystem wird im Satzreaktor durchgeführt. Die Substrate<br />
Benzaldehyd und Acetaldehyd werden in der organischen Phase gelöst. Das Enzym<br />
und die Cofaktoren befinden sich in der wässrigen Phase. Um den Stoffaustausch<br />
zu gewährleisten werden beide Phasen während der gesamten Reaktionszeit durch intensives<br />
Rühren miteinander vermischt. Der zeitabhängige Konzentrationsverlauf der<br />
Reaktanden in der organischen Phase ist in Abbildung 9.3 auf der nächsten Seite<br />
wiedergegeben.<br />
98<br />
O<br />
OH
Konzentration / mM<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
9.2. Synthese von (R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon<br />
organische Phase<br />
2-HPP<br />
Benzaldehyd<br />
Benzoin<br />
0<br />
0 5 10 15<br />
Zeit / h<br />
20 25<br />
Abbildung 9.3.: Batch zur BAL-katalysierten HPP-Bildung im Zweiphasensystem.<br />
Wässrige Phase: 50 mM TEA-Puffer, pH = 8,0, 0,5 mM Mg 2+ ,<br />
0,5mM ThDP, E0 =10UmL −1 ,V=2mL,T=20 ◦ C. MTBE-<br />
Phase: 30 mM Benzaldehyd, 60 mM Acetaldehyd, V = 2 mL. Die<br />
Datenpunkte sind durch visuelle Hilfslinien verbunden.<br />
Der Verlauf der HPP- und Benzaldehydkonzentration in Abbildung 9.3 entspricht<br />
grundsätzlich dem Verlauf, der bei Reaktionsführung im wässrigen, einphasigen System<br />
beobachtet wird. Ein deutlicher Unterschied ist im Verlauf der Benzoinkonzentration<br />
zu erkennen. Zu keinem Zeitpunkt der Reaktion ist eine signifikante Bildung<br />
von Benzoin zu beobachten. Zur Erklärung dieser Beobachtung muss berücksichtigt<br />
werden, dass die enzymatische Umsetzung nicht in der organischen, sondern in der<br />
wässrigen Phase stattfindet, wo sich auch das Enzym befindet. Es können zwei Hypothesen<br />
entwickelt werden, die sich darin unterscheiden, ob eine Phasentransferlimitierung<br />
vorliegt oder nicht.<br />
Die erste Hypothese geht davon aus, dass keine Phasentransferlimitierung vorliegt.<br />
Die in der wässrigen Phase vorherrschenden Konzentrationen werden durch die Verteilungskoeffizienten<br />
der beteiligten Reaktanden beeinflusst, d.h. sie sind im Falle des<br />
vorliegenden Reaktionssystems in der wässrigen Phase deutlich niedriger als in der<br />
organischen Phase. So entspricht die Konzentration an Benzaldehyd bei 30 mM in<br />
der organischen Phase nur ca. 1 mM in der wässrigen. Bei Ausschluss einer Phasentransferlimitierung<br />
kann die verminderte Benzoinbildung im Zweiphasenbatch unter<br />
kinetischen Gesichtspunkten erklärt werden (vgl. Kapitel 4). Abbildung 9.4 auf der<br />
nächsten Seite zeigt zusammenfassend die für die Erklärung relevanten Ergebnisse der<br />
kinetischen Charakterisierung im homogenen Reaktionssystem. Links dargestellt ist<br />
der Verlauf der Aktivitäten der HPP-Bildung (durchgezogene Linie) und der Benzoinbildung<br />
(gestrichelte Linie) ausgehend von Benzaldehyd. Abbildung 9.4 rechts zeigt<br />
die Aktivität der HPP-Bildung ausgehend von Benzoin.<br />
99
9. Biotransformationen im Zweiphasensystem<br />
Aktivität / U mL −1<br />
0,025<br />
0,020<br />
0,015<br />
0,010<br />
wässrige Phase im<br />
Zweiphasensystem<br />
BA -> BZ<br />
BA -> HPP<br />
0,005<br />
Startkonzentration<br />
homogenes System<br />
0,000<br />
0 5 10 15 20<br />
Benzaldehyd / mM<br />
Aktivität / U mL −1<br />
0,025<br />
0,020<br />
0,015<br />
0,010<br />
0,005<br />
BZ -> HPP<br />
0,000<br />
0 5 10 15 20<br />
(R)-Benzoin / mM<br />
Abbildung 9.4.: Kinetik der BAL im homogenen Reaktionsmedium (Kapitel 4.<br />
Links die Aktivität der Benzoin- und HPP-Bildung bei variierter<br />
Benzaldehydkonzentration. Rechts die Aktivität der HPP-Bildung<br />
bei variierter Benzoinkonzentration.<br />
Bei einer Benzaldehydkonzentration von beispielsweise 20 mM, wie sie standardmäßig<br />
bei der HPP-Bildung im homogenen Reaktionssystem (vgl. Teil II) verwendet<br />
wurde, läuft die Benzoinbildung wesentlich schneller ab als die HPP-Bildung (Abbildung<br />
9.4 links). Es kommt intermediär zu einer Anreicherung von Benzoin. In<br />
der wässrigen Phase des Zeiphasensystems herrscht eine wesentlich geringere Benzaldehydkonzentration<br />
(im Bereich von 1 mM). Unter diesen Umständen verläuft die<br />
Benzoinbildung wesentlich langsamer. Ein Blick auf Abbildung 9.4 rechts, macht deutlich,<br />
dass schon bei geringen Benzoinkonzentrationen die Aktivität der HPP-Bildung<br />
ausgehend von Benzoin nahezu die Sättigungsgeschwindigkeit erreicht. Anschaulich<br />
formuliert läßt sich für die wässrige Phase im Zweiphasensystem sagen, dass das wenige<br />
(langsam) gebildete Benzoin sofort weiter zu HPP umgesetzt wird und deshalb<br />
kein Ansteigen der Benzoinkonzentration zu beobachten ist.<br />
An dieser Stelle sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die in Abbildung 9.4<br />
gezeigten Funktionen das kinetische Verhalten der Benzaldehydlyase im Reaktionsmedium<br />
TEA-Pufferlösung/DMSO wiedergeben. Bei dem in Abbildung 9.3 gezeigten<br />
Batchversuch handelt es sich um ein Zweiphasensystem, in dem es sich bei der wässrigem<br />
Phase um eine mit MTBE-gesättigte TEA-Pufferlösung handelt. Es ist zwar<br />
nicht mit einer prinzipiellen Änderung des kinetischen Verhaltens zu rechnen (linearer/hyperbolischer<br />
Kurvenverlauf), jedoch ist eine leichte Variation der kinetischen<br />
Parameter nicht auszuschließen.<br />
Die zweite Hypothese geht von dem Vorliegen einer Phasentransferlimitierung aus.<br />
In diesem Fall ist also die Diffusion der Komponenten zwischen den Phasen geschwindigkeitsbestimmend<br />
und nicht der Umsatz der Komponenten durch das Enzym.<br />
Die Reaktion läuft also nicht mehr unter kinetischer, sondern unter thermodynamischer<br />
Kontrolle ab. Wie in Kaptiel 5.1.1 gezeigt liegt das thermodynamische Gleichgewicht<br />
der HPP-Bildung aufgrund der erhöhten Acetaldehydkonzentration weit auf<br />
100
9.2. Synthese von (R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon<br />
der Produktseite. Auch in diesem Fall sollte keine signifikante Benzoinkonzentration<br />
zu beobachten sein. Eine endgültige Aussage kann erst nach weiteren Untersuchungen<br />
getroffen werden, die jedoch den Rahmen dieser Arbeit sprengen würden.<br />
Unabhängig welche Hypothese die realen Gegebenheiten widerspiegelt, handelt es<br />
sich hier um ein Beispiel für die gezielte Diskriminierung einer (Neben)-Reaktion (Benzoinbildung)<br />
durch den Einsatz eines Zweiphasensystems.<br />
9.2.2. Repetitive Batch<br />
Zur Untersuchung der Stabilität der Benzaldehydlyase bei den Biotransformationen<br />
im Zweiphasensystem wird die HPP-Bildung im „Repetitive Batch”-Modus durchgeführt.<br />
Das Prinzip des Repetitive Batch wurde schon in Kapitel 5.1.3 erläutert. Im<br />
Falle des Zweiphasensystem gelingt die Katalysatorrückgewinnung jedoch wesentlich<br />
einfacher durch Phasentrennung, da das Enzym und die Cofaktoren in der wässrigen<br />
Phase immobilisiert sind. Für den nachfolgenden Reaktionszyklus wird die wässrige<br />
Phase wieder mit frischer, organischer Substratlösung beaufschlagt. Abbildung 9.5<br />
zeigt die Umsatz - Zeit - Verläufe der einzelnen Batch-Reaktionen zur HPP-Bildung<br />
mit den Lösungsmitteln tert-Butylmethylether (links) und Diisopropylether (rechts)<br />
als organische Phase.<br />
Umsatz / -<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
MTBE<br />
0,0<br />
0 20 40 60 80 100 120 140<br />
Zeit / h<br />
Umsatz / -<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
DIPE<br />
0,0<br />
0 20 40 60 80 100 120 140<br />
Zeit / h<br />
Abbildung 9.5.: Repetitive Batch zur BAL-katalysierten HPP-Bildung im Zweiphasensystem<br />
mit MTBE (links) und DIPE (rechts). Wässrige Phase:<br />
50 mM TEA-Puffer, pH = 8, 0,5 mM MgSO4, 0,5mMThDP,<br />
E0 =37UmL −1 ,V=2mL,T=20 ◦ C. Organische Phase: 30 mM<br />
Benzaldehyd, 60 mM Acetaldehyd, V = 2 mL.<br />
Die Graphen zeigen für beide Lösungsmittel einen sehr ähnlichen Verlauf. Es können<br />
mit beiden Lösungsmitteln innerhalb von 70 Stunden vier Reaktionszyklen mit einem<br />
Umsatz von jeweils über 80 % durchgeführt werden (davon drei Zyklen über 90 %). Im<br />
darauffolgenden Zyklus wird bei MTBE nur noch 70 % und bei DIPE nur noch 60 %<br />
Umsatz erreicht. Nach ca. 140 Stunden scheint das Enzym bei beiden Lösungsmitteln<br />
101
9. Biotransformationen im Zweiphasensystem<br />
vollständig desaktiviert zu sein. Zur Quantifizierung der Desaktivierung kann bei einer<br />
zeitabhängigen Auftragung des Umsatzes der lineare Teil des Graphen herangezogen<br />
werden. Die Steigung in diesem Teil kann als Mass für die Enzymaktivität betrachtet<br />
werden. Da für den ersten Batch andere Vorraussetzungen gelten als für die darauffolgenden<br />
Versuche 1 werden die Graphen ab dem zweiten Batch zur Berechnung der<br />
Enzymdesaktivierung heran gezogen. Die aus Abbildung 9.5 erhaltenen Aktivitäten<br />
sind in Abbildung 9.6 für beide Lösungsmittel dargestellt. Die Enzymdesaktivierung<br />
kann als exponentielle Abnahme der Aktivität erster Ordnung beschrieben werden<br />
(vgl Kapitel 8.1 auf Seite 89). Für MTBE ergibt sich eine Desaktivierungskonstante<br />
(kdes) von 0,0389 ± 0,0031 h −1 , woraus sich eine Halbwertszeit von 18 h berechnen<br />
lässt. Die Desaktivierungskonstante für DIPE beträgt 0,0316 ± 0,0017 h −1 , was einer<br />
Halbwertszeit von 22 h entspricht.<br />
rel. Aktivität / -<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
MTBE<br />
0,0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Zeit / h<br />
rel. Aktivität / -<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
DIPE<br />
0,0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Zeit / h<br />
Abbildung 9.6.: Desaktivierung der BAL im Repetitive Batch. Bedingungen siehe<br />
Abbildung 9.5.<br />
Die im Repetitive Batch ermittelten Halbwertszeiten liegen deutlich unter den Halbwertszeiten,<br />
die aus der Lagerstabilität ermittelt wurde. Dies kann hauptsächlich auf<br />
zwei Faktoren zurückgeführt werden. Im Gegensatz zu den Experimenten zur Lagerstabilität<br />
(4 ◦ C) wurden die Biotransformationen bei einer deutlich höheren Temperatur<br />
durchgeführt (20 ◦ C). Daraus resultiert eine wesentlich stärkere thermische Desaktivierung<br />
des Enzyms aber auch die physikalischen Verhältnisse in der Emulsion<br />
können sich durch Temperaturänderungen verändern. Zudem sind bei den Biotransformationen<br />
die Reaktionspartner zugegen. 2-HPP, Benzoin und Benzaldehyd haben<br />
in ihrer Molekülstruktur sowohl hydrophobe als auch hydrophile Domänen. D.h. sie<br />
können als Amphiphile ebenfalls die physikalischen Gegebenheiten in einer Emulsion<br />
beeinflussen. Eine Alternative zum Emulsionsreaktor wird im folgenden Kapitel<br />
dargestellt.<br />
1 Hier sei insbesondere auf die Einstellung verschiedener Verteilungsgleichgewichte für Lösungsmittel<br />
und Reaktanden im Verlaufe des ersten Batch hingewiesen.<br />
102
9.3. Batchreaktor mit membranunterstütztem Phasenkontakt<br />
9.3. Batchreaktor mit membranunterstütztem<br />
Phasenkontakt<br />
Die vorhergehenden Kapitel haben gezeigt, dass die Benzaldehydlyase grundsätzlich<br />
in einem Zweiphasensystem einsetzbar ist. Der für den Stofftransport nötige Phasenkontakt<br />
wurde dabei durch Bildung einer Emulsion, d.h. durch direktes, intensives<br />
Mischen beider Phasen hergestellt. Diese Vorgehensweise brachte jedoch auch einige<br />
Probleme mit sich.<br />
• Mangelnde Reproduzierbarkeit<br />
• Bildung einer stabilen Emulsion<br />
• Hohe Enzymdesaktivierung bei Maßstabsvergrößerung (upscaling)<br />
Beim Versuch der Maßstabsvergößerung des Emulsionsreaktors (> 50 mL) wurde eine<br />
rasche Enzymdesaktivierung beobachtet. Die Halbwertszeit der BAL lag bei diesen<br />
Versuchen in der Größenordnung von 30 min. Die Hauptursache der bei den Emulsionen<br />
entstehenden Probleme dürfte mit den unvorhersagbaren und mit der Zeit veränderlichen<br />
Grenzflächenverhältnissen sowie mit den unterschiedlichen Durchmischungsgraden<br />
zusammenhängen. In der Technik stehen verschiedene Lösungen zur Trennung<br />
von Emulsionen zu Verfügung, wie z. B. der Mixer-Settler oder die Kontifuge. Eine<br />
Möglichkeit, den Stofftransport zwischen den Phasen zu ermöglichen und dabei eine<br />
Emulsionsbildung zu vermeiden, ist ein membranunterstützter Phasenkontakt. Dabei<br />
werden die Phasen durch eine mikroporöse Membran von einander getrennt. Die Porengöße<br />
der Membranen wird dabei so gewählt, dass die Phasen zwar innerhalb der<br />
Poren in Kontakt treten können, sich aber nicht miteinander vermischen. Auf diese<br />
Weise werden die Scherkräfte auf ein Minimum reduziert und eine Phasentrennung<br />
ist nicht mehr nötig. Abbildung 9.7 auf der nächsten Seite zeigt den schematischen<br />
Aufbau des Reaktors zur Maßstabsvergrößerung im Zweiphasensystem.<br />
Für den Aufbau des Reaktors wird ein Celgard X50 Hohlfasermodul (Liquicel Minimodul)<br />
verwendet. Die mikroporöse Membran aus Polypropylen weist eine Porengrösse<br />
von 300 µm auf. Die Anordnng der Membran in einem Hohlfasermodul hat<br />
den Vorteil eine große Membranfläche in begrenztem Volumen unterzubringen. Das<br />
verwendete Modul weist eine Membranfläche von 50 cm 2 pro cm 3 auf. Durch die modulare<br />
Bauweise gelingt eine Maßstanbsvergößerung leicht durch das Parallelschalten<br />
mehrerer Module. Die wässrige und organische Phase werden im Gegenstrom durch<br />
das Modul geführt. Dabei passiert die wässrige Phase die Lumen-Seite 2 des Moduls,<br />
da hier eine laminare Strömung möglich ist, was die physikalische Belastung des Enzyms<br />
minimiert. Eine Druckkontrolle auf beiden Seiten des Moduls ist wichtig, da<br />
Druckdifferenzen zu einem Phasendurchbruch im Modul führen. Der Reaktor wird als<br />
Satzreaktor betrieben, wobei die Strömungsgeschwindigkeiten beider Phasen gleich<br />
sind. Abbildung 9.8 auf der nächsten Seite zeigt den zeitabhängigen Verlauf der Konzentrationen<br />
in der organischen Phase (links) und des Umsatzes (rechts).<br />
2 Innere Kanäle der Hohlfasern.<br />
103
9. Biotransformationen im Zweiphasensystem<br />
Konzentration / mM<br />
wässrige Phase<br />
P<br />
P<br />
org. Phase<br />
Abbildung 9.7.: Prinzip eines Reaktors mit membranunterstütztem Phasenkontakt.<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
Benzaldehyd<br />
Benzoin<br />
2-HPP<br />
organische Phase<br />
0<br />
0 5 10 15<br />
Zeit / h<br />
20 25 30<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
Umsatz<br />
0,0<br />
0 5 10 15<br />
Zeit / h<br />
20 25 30<br />
Abbildung 9.8.: Batchreaktor zur BAL-katalysierten HPP-Bildung im Zweiphasensystem.<br />
Wässige Phase: 50 mM TEA-Puffer, pH = 8, 0,5 mM<br />
MgSO4,0,5mMThDP,E0 =8UmL −1 ,V=50mL,F=50mLh −1 ,<br />
T=20 ◦ C. Organische Phase: 20 mM Benzaldehyd, 60 mM Acetaldehyd,<br />
V = 50 mL, F = 50 mL h −1 , Lösungsmittel: MTBE.<br />
104<br />
Umsatz / -<br />
wäss. Phase<br />
org. Phase<br />
Enzym<br />
Membran
9.4. Racematspaltung von Benzoin<br />
Der grundsätzliche Verlauf der Konzentrationen entspricht dem im Emulsionsreaktor<br />
(vgl. Abbildung 9.3). Auch im Falle des membranunterstützten Phasenkontakts<br />
bleibt die Benzoinkonzentration während der gesamten Versuchsdauer auf niedrigem<br />
Niveau. Bei einem Umsatz von 75 % wird die organische Phase durch eine frische Substratlösung<br />
ausgetauscht, was der Vorgehensweise beim Repetitive Batch entspricht.<br />
Die wässrige Phase, die auch das Enzym und die Cofaktoren enthält, verbleibt im<br />
Reaktor. Die im zweiten Batch erneut einsetzende HPP-Bildung zeigt an, dass das<br />
Enzym auch nach 24 h im Reaktor noch aktiv ist. Dies entspricht einer deutlichen<br />
Steigerung der Enzymstabilität im Vergleich zum Emulsionsreaktor im gleichen Maßstab.<br />
Die Stabilität des Moduls gegenüber MTBE stellte sich als limitierender Parameter<br />
für den in Abbildung 9.8 gezeigten Versuch heraus. Nach einer Versuchsdauer von<br />
ca. 30 h beendet eine Leckage am Modul den Versuch. Wie sich nach Rücksprache<br />
mit dem Hersteller herausstellte, weisen die verwendeten Klebstoffe eine mangelnde<br />
Stabilität gegenüber MTBE auf. Dennoch kann dieser Versuch als Bestätigung für<br />
den membranunterstützten Phasenkontakt als Methode der Wahl bei Maßstabsvergrößerung<br />
von Biotranformationen im Zweiphasensystem bewertet werden. Bei der<br />
Herstellung größer dimensionierter Module werden keine Klebstoffe sondern physikalische<br />
Methoden (z.B. Schweißen, Pressen) verwendet, wodurch das bei den kleinen<br />
Modulen beobachtete Problem vermieden wird 3 .<br />
9.4. Racematspaltung von Benzoin<br />
Im Gegensatz zur HPP-Bildung ausgehend von Benzaldehyd und Acetaldehyd, bei<br />
der das Benzoin nur als Intermediat in kleinen Konzentrationen vorkommt, wird es<br />
bei der Racematspaltung als Substrat eingesetzt (Abbildung 9.9).<br />
O<br />
OH<br />
rac-Benzoin<br />
O<br />
O BAL<br />
+ 2 + 2<br />
H<br />
OH<br />
Acetaldehyd<br />
(S)-Benzoin<br />
ee > 99%<br />
O<br />
OH<br />
(R)-2-HPP<br />
ee > 99%<br />
Abbildung 9.9.: BAL-katalysierte kinetische Racematspaltung von Benzoin.<br />
Wie in Kapitel 3.4.2 auf Seite 27 gezeigt wurde, ist bei einem DMSO Gehalt von<br />
30 vol% eine maximale Benzoinkonzentration von 1,5 mM erreichbar. Zur Vermeidung<br />
grosser Reaktionsvolumina und geringer Raum-Zeit-Ausbeuten sind jedoch höhere<br />
Substratkonzentrationen wünschenswert. Daher stellt die BAL-katalysierte Ra-<br />
3 Dr. Schneider, Firma Celgard (2003), Persönliche Mitteilung.<br />
105
9. Biotransformationen im Zweiphasensystem<br />
cematspaltung von Benzoin ein interessantes Reaktionssystem für die Anwendung des<br />
organisch-wässrigen Zweiphasensystems dar.<br />
9.4.1. Charakterisierung der Racematspaltung<br />
Da über die BAL-katalysierte Racematspaltung bislang nur sehr wenig bekannt ist,<br />
soll diese Reaktion zunächst für das homogene Reaktionssystem charakterisiert werden.<br />
Dazu werden die in Kapitel 3 entwickelten Reaktionsbedingungen eingestellt.<br />
Abbildung 9.10 links zeigt den zeitabhängigen Konzentrationsverlauf der beteiligten<br />
Reaktionspartner. In Abbildung 9.10 rechts ist der ee für (S)-Benzoin und (R)-2-<br />
Hydroxy-1-phenylpropanon als Funktion des Umsatzes aufgetragen.<br />
Konzentration / mM<br />
1,6<br />
1,4<br />
1,2<br />
Benzaldehyd<br />
2-HPP<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
Benzoin<br />
Simulation<br />
0,0<br />
0 2 4 6 8 20 25 30<br />
Zeit / h<br />
ee/ -<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
(S)-Benzoin<br />
(R)-2-HPP<br />
0,0<br />
0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0<br />
Umsatz / -<br />
Abbildung 9.10.: Kinetische Racematspaltung von Benzoin. Bedingungen: 1,5 mM<br />
Benzoin, 60 mM Acetaldehyd, 35 mM TEA-Puffer, pH = 8,<br />
0,35 mM Mg 2+ , 0,35 mM ThDP, 30 vol% DMSO, E0 =<br />
1,5 U mL −1 ,V=2mL,T=20 ◦ C.<br />
Der Verlauf der Konzentrationen kann unter Zugrundelegung des in Kapitel 5.1.2<br />
entwickelten Modells erklärt werden. Zu Beginn der Reaktion reagiert das (R)-Benzoin<br />
mit Acetaldehyd unter Abspaltung von Benzaldehyd zu 2-HPP. Der Anstieg der Konzentrationen<br />
von HPP und Benzaldehyd ist zu Beginn der Reaktion nahezu identisch.<br />
Dies zeigt, dass auch in diesem Fall bei hoher Akzeptorkonzentration (Acetaldehyd)<br />
keine Abreaktion des Benzoins im Sinne der Benzoinspaltung erfolgt, was ein schnelleres<br />
Ansteigen der Benzaldehydkonzentration zur Folge hätte. Der gebildete Benzaldehyd<br />
stellt wiederum ein Substrat für die BAL dar und reagiert mit Acetaldehyd<br />
ebenfalls zu 2-HPP. Am Ende der Reaktion ist das eingesetzte (R)-Benzoin nahezu<br />
vollständig in 2-HPP überführt. Da das Enzym nur das (R)-Enantiomer des Benzoins<br />
umsetzen kann, wird die Benzoinkonzentration im Laufe der Reaktion halbiert. Die<br />
HPP-Konzentration entspricht aufgrund der Stöchiometrie dann der Anfangskonzentration<br />
von Benzoin. Eine Simulation der Konzentrationsverläufe gelingt anhand der<br />
in Kapitel 4 bestimmten kinetischen Parametern.<br />
106
9.4. Racematspaltung von Benzoin<br />
Da das Benzoin bei dieser Reaktion als Racemat eingesetzt wird, liegt der ee für<br />
das (S)-Benzoin zu Beginn der Reaktion bei null (Abbildung 9.10 rechts). Mit fortschreitender<br />
Reaktion wird das (R)-Benzoin nach und nach zu 2-HPP umgesetzt. Das<br />
bedeutet, dass im Laufe der Reaktion der Enantiomerenüberschuss für (S)-Benzoin<br />
ansteigt. Bei einem Umsatz von 50 % ist nahezu alles (R)-Benzoin abreagiert und der<br />
ee für (S)-Benzoin erreicht 99 %. Bemerkenswert ist, dass der maximale ee von > 99 %<br />
ziemlich genau bei einem Umsatz von 50 % erreicht wird. Dies ist ein Zeichen für die<br />
ausgesprochen hohe Enantioselektivität der BAL. Der Enantiomerenüberschuss der<br />
(R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon liegt von Beginn an bei > 99 % da das HPP ausschließlich<br />
durch die enzymatische Reaktion mit hoher Enantioselektivität gebildet<br />
wird.<br />
9.4.2. Racematspaltung im Zweiphasensystem<br />
Um die Anwendbarkeit des Zweiphasensystems für die enzymatische Racematspaltung<br />
von Benzoin zu überprüfen, wird eine Batchreaktion im Emulsionsreaktor durchgeführt,<br />
da dieser Reaktortyp einen wesentlich geringeren apparativen Aufwand erfordert.<br />
Abbildung 9.11 zeigt den zeitabhängigen Konzentrationsverlauf der beteiligten<br />
Reaktionspartner in der organischen Phase.<br />
Konzentration / mM<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
Benzoin<br />
Benzaldehyd<br />
2-HPP<br />
0<br />
0 2 4<br />
Zeit / h<br />
6 20 22<br />
Abbildung 9.11.: BAL-katalysierte Racematspaltung von Benzoin im Zweiphasensystem.<br />
Wässrige Phase: 35 mM TEA-Puffer, pH = 8, 0,35 mM<br />
Mg 2+ ,0,35mMThDP,30vol%DMSO,E0 =10UmL −1 ,V=<br />
2mL,T=20 ◦ C. MTBE Phase: 10 mM Benzoin, 60 mM Acetaldehyd,<br />
V = 2 mL. Die Datenpunkte sind durch visuelle Hilfslinien<br />
verbunden.<br />
Der prinzipielle Verlauf der Konzentrationen gleicht dem im homogenen System.<br />
Es ist jedoch möglich, im Zweiphasensystem eine deutlich höhere Benzoinkonzentra-<br />
107
9. Biotransformationen im Zweiphasensystem<br />
tion einzusetzen. Die Grenzlöslichkeit von Benzoin in MTBE liegt bei etwa 30 mM.<br />
Im Verlauf der Untersuchungen hat sich gezeigt, dass eine signifikante Reaktionsgeschwindigkeit<br />
erst durch Zusatz von DMSO zur Wasserphase erreicht wird. Dies kann<br />
dadurch erklärt werden, dass aufgrund des hohen log P Wertes für Benzoin die in<br />
der Wasserphase resultierende Restkonzentration an Benzoin zu niedrig ist 4 .Durch<br />
DMSO-Zusatz zur Wasserphase wird deren Hydrophobizität gesteigert, was eine höhere<br />
Benzoinkonzentration in der Wasserphase bewirkt. Inwieweit das DMSO durch<br />
die organische Phase aus der wässrigen Phase extrahiert wird, wurde nicht untersucht,<br />
ist aber zu einem gewissen Grad zu erwarten. Für die Steigerung der Hydrophobizität<br />
der wässrigen Phase sind daher hydrophilere Lösungsvermittler zu empfehlen, wie z.B.<br />
Cyclodextrine (Zelinski & Kula, 1997; Janzen, 2002).<br />
Die im homogenen System gemessenen maximalen Enantiomerenüberschüsse können<br />
für das Zweiphasensystem bestätigt werden. Das in Abbildung 9.11 gezeigte Ergebnis<br />
bestätigt die Anwendbarkeit des organisch-wässrigen Zweiphasensystems für<br />
die enzymatische Racematspaltung von Benzoin. Eine Optimierung des Systems hinsichtlich<br />
der Parameter Enzymkonzentration, Enzymverbrauch und Stoffübergang ist<br />
wünschenswert, würde jedoch den Rahmen dieser Arbeit sprengen.<br />
9.4.3. Zusammenfassung<br />
• Die Verteilungskoeffizienten für 2-HPP, Benzoin und Benzaldehyd in einem<br />
organisch-wässrigen Zweiphasensystem mit tert-Butylmethylether bzw. Diisopropylether<br />
als organische Phase wurden bestimmt.<br />
• Im Verlaufe eines Batchversuchs zur HPP-Bildung im Zweiphasensystem<br />
wird nahezu kein Benzoin gebildet.<br />
• Die Benzaldehydlyase zeigt beim Repetitive Batch zur HPP-Bildung im<br />
Emulsionsreaktor eine Halbwertszeit von 18 h (MTBE) bzw. 22 h (DIPE).<br />
• Durch ein Reaktorkonzept mit membranunterstütztem Phasenkontakt<br />
können die durch die Emulsion sowie bei der Maßstabsvergrößerung auftretenden<br />
Probleme minimiert werden. Durch den modularen Aufbau der Membranen ist<br />
ein scale-up über den gezeigten Maßstab von 50 mL möglich.<br />
• Das Zweiphasenssystem ist ein geeignetes Reaktionsmedium für die enzymatische<br />
Racematspaltung von Benzoin.<br />
4 Im vorliegenden Fall liegt bei einer Konzentration von 10 mM Benzoin in der MTBE-Phase die<br />
Benzoinkonzentration in der wäßrigen Phase bei 0,075 mM.<br />
108
Teil IV.<br />
Diskussion und Ausblick<br />
109
10. Diskussion und Ausblick<br />
10.1. Homogene Reaktionsmedien<br />
Ein Schwerpunkt bei der Charakterisierung des Reaktionssystems lag auf den Untersuchungen<br />
zum Einfluss von DMSO. Es zeigte sich, dass ein DMSO Anteil von 20<br />
- 30 vol% im Reaktionsmedium die Enzymstabilität signifikant erhöht. Von Demir<br />
et. al. wurde eine Begünstigung der Bildung von Acyloinen durch Zusatz von DMSO<br />
beschrieben (Demir et al., 2002). Janzen konnte in ihrer Dissertation allerdings keine<br />
Steigerung der Ligaseaktivität der Benzaldehydlyase durch DMSO feststellen (Janzen,<br />
2002). Die Beobachtung von Demir könnte durch eine gesteigerte Enzymstabilität erklärt<br />
werden. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass sich der pH-Wert des von<br />
Demir et. al. verwendeten Phosphatpuffers (pH = 7) bei DMSO Zusatz erhöht, was<br />
eine Steigerung der Enzymaktivität zur Folge hat.<br />
Für die kinetische Untersuchung wurde das Reaktionssystem in Einzelreaktionen<br />
aufgeteilt. Mit Hilfe der Einzelreaktionen und auf Basis der erhaltenen Ergebnisse<br />
wurde das in Abbildung 10.1 gezeigte Modell für die HPP-Bildung ausgehend von<br />
Benzaldehyd und Acetaldehyd entwickelt. Anhand des Modells und der im Experiment<br />
bestimmten kinetischen Parameter kann sowohl die HPP-Bildung als auch die<br />
Racematspaltung von Benzoin im Batchreaktor simuliert werden. Die Frage, ob bei<br />
der HPP-Bildung Benzoin als Intermediat auftritt oder ob eine direkte Reaktion von<br />
Benzaldehyd und Acetaldehyd stattfindet, kann aus kinetischer Sicht und nach derzeitiger<br />
Ergebnislage dahingehend beantwortet werden, dass beide Wege möglich sind.<br />
Es handelt sich hierbei trotz der Aufteilung des Reaktionssystems in Einzelreaktionen<br />
um einen makrokinetischen Ansatz, denn aus mikroskopischer Sicht sind die<br />
Reaktionen nicht voneinander entkoppelt. Soll zum Beispiel die Bildung von HPP<br />
ausgehend von Benzaldehyd und Acetaldehyd untersucht werden, ist die gleichzeitige<br />
Bildung von Benzoin durch Selbstkondensation des Benzaldehyds nicht vermeidbar.<br />
Die erfolgreiche Simulation des Batchreaktors zeigt zwar, dass das entwickelte Modell<br />
eine Möglichkeit zur Beschreibung des System darstellt, was aus reaktionstechnischer<br />
Sicht auch vollkommen befriedigend ist, jedoch bleibt der Beweis für die Richtigkeit<br />
des zugrundegelegten Mechanismus weiter offen. Für weitererführende Arbeiten in<br />
denen der Mechnismus aufgeklärt werden soll sind zwei Ansätze denkbar. Einmal die<br />
direkte Untersuchung der Intermediate, die aus der Reaktion der Substrate mit dem<br />
Cofaktor Thiamindiphosphat entstehen (vergleiche Abbildung 4.1 auf Seite 36, 1 -<br />
4). Denkbar sind hier spektroskopische Methoden, wie z. B. die Infrarospektroskopie.<br />
Alternativ dazu ist für weitere kinetische Untersuchungen die Anwendung spezieller<br />
Substrate denkbar. Beipielsweise könnten bei den Untersuchungen selektive Donoren<br />
111
10. Diskussion und Ausblick<br />
O<br />
H<br />
O<br />
O<br />
H<br />
Benzoinkondensation<br />
H<br />
O<br />
OH<br />
O<br />
H<br />
BAL<br />
ThDP / Mg 2+<br />
HPP-Bildung<br />
Racematspaltung<br />
Abbildung 10.1.: Modell für die Simulation der HPP-Bildung.<br />
und Akzeptoren eingesetzt werden, die keine Selbstkondensation zulassen. Dünkelmann<br />
konnte zeigen, dass bei der Benzoinbildung durch Verwendung selektiver Donoren<br />
und Akzeptoren gemischte Benzoine selektiv zugänglich sind (Dünkelmann et al.,<br />
2002).<br />
Durch Einsatz der BAL im kontinuierlich betriebenen Enzym-Membran-Reaktor<br />
kann eine sehr gute Ausnutzung des Katalysators und des zur Verfügung stehenden<br />
Reaktorraumes erzielt werden. Dem Enzym-Membran-Reaktor liegt das Prinzip des<br />
CSTR zugrunde. Durch die Charakteristik dieses Reaktortyps ist es möglich, die Synthese<br />
von HPP ausgehend von Benzaldehyd und Acetaldehyd durchzuführen, ohne<br />
dass eine Präzipitation von Benzoin im Reaktor befürchtet werden muss. Wie die kinetischen<br />
Untersuchungen gezeigt haben, kann die HPP-Bildung auch über Benzoin<br />
als Intermediat laufen. Dies kann als Folgereaktion betrachtet werden, wobei es sich<br />
bei dem Endprodukt um das gewünschte Produkt handelt. Auch für diesen Fall ist<br />
der CSTR der geeignete Reaktortyp. Nachteilig wirkt sich im CSTR die Produktinhibierung<br />
durch HPP aus.<br />
Hinweis auf die allgemeine Anwendbarkeit dieses Reaktorkonzepts gibt die erfolgreiche<br />
kontinuierliche Synthese von (R)-1-(3-Chlorphenyl)-2-hydroxypropanon im EMR.<br />
Für folgende Arbeiten ist die Ausdehnung dieses Konzepts auf weitere Produkte denkbar.<br />
Von besonderem Interesse ist hier die Verwendung von MTBE als Cosolvent an<br />
Stelle von DMSO, da die Produktaufarbeitung dadurch erheblich vereinfacht ist. Dabei<br />
muss die Synthese nicht auf der Stufe des Hydroxyketons enden. Im gleichen<br />
Zeitraum, in dem diese Arbeit entstand, konnte Villela zeigen, dass Alkoholdehydrogenasen<br />
(ADHs) ebenfalls eine hohe Stabilität in Gegenwart von MTBE aufweisen<br />
(Villela et al., 2003). Diese Kompatibilität der Reaktionsmedien kann in einer kontinuierlichen,<br />
mehrstufigen Synthese ausgenutzt werden, denn die durch die BAL-Katalyse<br />
112<br />
O<br />
H<br />
O<br />
OH
10.2. Reaktionen im Zweiphasensystem<br />
erhaltenen 2-Hydroxyketone stellen wiederum Substrate für Alkoholdehydrogenasen<br />
dar. Diese Enzyme sind in der Lage die Carbonylfunktion enantioselektiv zur Hydroxyfunktion<br />
zu reduzieren, wodurch 1,2-Diole diastereoselektiv zugänglich werden.<br />
Die Durchführbarkeit dieses Konzepts wurde bereits von Kihumbu gezeigt (Kihumbu<br />
et al., 2002). In den Arbeiten von Kihumbu wird im ersten Schritt die Benzoylformiatdecarboxylase<br />
(BFD) eingesetzt, die die Bildung von (S)-HPP ausgehend von Benzaldehyd<br />
und Acetaldehyd katalysiert. Die BFD benötigt hohe Acetaldehydkonzentrationen<br />
(>300 mM) um eine ausreichende Carboligaseaktivität zu entwickeln (Iding et al.,<br />
2000). Der im großen Überschuss eingesetzte Acetaldehyd muss vor der enzymatischen<br />
Reduktion im zweiten Schritt aus dem Reaktionsmedium entfernt werden, was einen<br />
nicht unerheblichen apparativen Aufwand erfordert. Für die BAL ist weder aus kinetischer<br />
noch aus thermodynamischer Sicht ein hoher Überschuss an Acetaldehyd<br />
notwendig. Eine aufwendige Trennstufe kann vor der enzymatischen Reduktion des<br />
durch Carboligation gebildeten 2-Hydroxyketons entfallen, was den Einsatz der BAL<br />
in diesem System besonders interessant macht. Die komplementäre Enantioselektivität<br />
von BAL und BFD ermöglichen darüber hinaus eine Steuerung der Konfiguration am<br />
betreffenden Chriralitätszentrum. Das Prinzip der Diolsynthese ist in Abbildung 10.2<br />
dargestellt.<br />
O<br />
H<br />
O<br />
H +<br />
BAL ADH<br />
O<br />
H<br />
BAL<br />
O<br />
O<br />
OH<br />
OH OH<br />
ThDP OH<br />
OH NAD(P)H<br />
OH<br />
O<br />
ADH<br />
Abbildung 10.2.: Zweistufige, kontinuierliche Synthese von Diolen ausgehend von<br />
Benzaldehyd und Acetaldehyd in wässriger Lösung.<br />
10.2. Reaktionen im Zweiphasensystem<br />
Im dritten Teil der Arbeit wird der Einsatz der BAL in nichtkonventionellen Reaktionsmedien<br />
untersucht. Aufgrund der geschilderten Vorteile kommt das organisch /<br />
wässrige Zweiphasensystem zur Anwendung. Der Schwerpunkt der Arbeiten lag auf<br />
der Suche nach einem geeignetem Lösungsmittel. Ein weitverbreitetes und allgemein<br />
akzeptiertes Konzept für die Beurteilung von Lösungsmitteln mit Hinblick auf deren<br />
Kompatibilität in Kombination mit Biokatalysatoren ist das so genannte „log P-<br />
OH<br />
113
10. Diskussion und Ausblick<br />
Konzept”. Der dabei entscheidende Parameter ist die Polarität des Lösungsmittels,<br />
die durch den log P-Wert des Solvents quantifiziert wird. Das Konzept besagt, dass je<br />
niedriger die Polarität ist, desto geeigneter ist das Lösungsmittel für den Einsatz bei<br />
der Biokatalyse. Dieses Konzept konnte bei den Untersuchungen zur Benzaldehydlyase<br />
nicht bestätigt werden. Es zeigte sich, dass eine gute Enzymstabilität in Kombination<br />
mit offenkettigen Ethern erreicht wird, die kurzkettige, aliphatische Seitenketten<br />
tragen.<br />
Parallel zur BAL wurde im Rahmen dieser Arbeit ein weiteres thiamindiphosphat<br />
abhängiges Enzym, die Pyruvatdecarboxylase (PDC), im Lösungsmittelscreening eingesetzt.<br />
Die Ergebnisse sollen im folgenden gezeigt und diskutiert werden. Die experimentelle<br />
Vorgehensweise wird in Kapitel 12 beschrieben. Die Auswertung erfolgte<br />
analog zur Stabilitätsmessungen der BAL 1 . Abbildung 10.3 zeigt die Halbwertszeiten<br />
der PDC in Kombination verschiedener Lösungsmittel. Die Lösungsmittel sind nach<br />
steigendem log P-Wert sortiert.<br />
Halbwertszeit / h −1<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
log P<br />
0<br />
0h 5h<br />
0,4<br />
O<br />
0,7 0,8<br />
O<br />
OEt<br />
912h<br />
O<br />
300h 379h<br />
1,0 1,4<br />
O<br />
O<br />
1h 63h 4h 8h<br />
1,7<br />
HCCl 3<br />
2,5 2,5 2,6<br />
2166h<br />
2,6<br />
( ) 6 OH<br />
O<br />
( ) 3 ( ) 3<br />
22h<br />
2,9<br />
660h<br />
Abbildung 10.3.: Halbwertszeiten der PDC im organisch / wässrigen Zweiphasensystem.<br />
Auch bei der PDC bewirken Lösungsmittel wie Tetrahydrofuran, Essigsäureethyles-<br />
1 Vgl. Kapitel 8.1 auf Seite 89.<br />
114<br />
3,4<br />
( ) 3
10.3. Vergleich zwischen einphasiger und zweiphasiger Reaktionsführung<br />
ter, Chloroform, die Aliphaten Cyclohexan und Isohexan sowie das aromatische Toluol<br />
eine rasche Enzymdesaktivierung. In Analogie zur BAL kann für die PDC durch<br />
Verwendung von tert-Butylmethylether, Diisopropylether und Dieethylether als organische<br />
Phase eine höhere Enzymstabilität erreicht werden. Darüber hinaus zeigt das<br />
Enzym auch in Gegenwart von 1-Oktanol und n-Heptan eine hohe Stabilität. Auch<br />
diese beiden Verbindungen zeichnen sich durch ein gemeinsames Strukturmerkmal<br />
aus. Beide Moleküle verfügen über eine lange, unverzweigte Kohlenwasserstoffkette.<br />
Die gemessenen Enzymstabilitäten der PDC können nicht als Funktion des log P-<br />
Wertes beschrieben werden. Im Kontrollexperiment zeigt die PDC eine Halbwertszeit<br />
von 1330 h. Die bei der BAL für viele Lösungsmittel beobachtete Stabilisierung durch<br />
Anwesenheit organischer Lösungsmittel kann bei der PDC nur für 1-Oktanol beobachtet<br />
werden.<br />
Villela konnte für die Alkoholdehydrogenasen aus Pferdeleber (HLADH), aus Thermoanaerobium<br />
brockii (TBADH) und aus Lactobacillus brevis (LBADH) ein analoges<br />
Verhalten beobachten (Villela, 2003). Diese drei Enzyme zeigen in einem wässrig /<br />
organischen Zweiphasensystem mit Diethyleter, tert-Butylmethylether und Diisopropylether<br />
als organische Phase die höchste Stabilität, wo hingegen aromatische und<br />
aliphatische Kohlenwasserstoffe sowie halogenierte Lösungsmittel sich als ungeeignet<br />
erwiesen. In Übereinstimmung mit den Ergebnissen zur BAL konnte auch Villela keine<br />
Korrelation zwischen dem log P-Wert des getesteten Lösungsmittels und der Stabilität<br />
der Alkoholdehydrogenasen herstellen. Vielmehr kann auch in diesem Fall die Eignung<br />
eines Lösungsmittels anhand der Funktionalität, in diesem Falle ebenfalls offenkettige<br />
Ether mit kurzen, aliphatischen Seitenketten, festgemacht werden.<br />
Auf Basis dieser Ergebnisse ist ein Paradigmenwechsel vorzuschlagen. Ein einzelner<br />
physikalisch-chemischer Parameter scheint für eine Quantifizierung der komplexen<br />
Verhältnisse, die zur Enzymdesaktivierung im Zweiphasensystem führen, nicht auszureichen.<br />
Daher scheitern Vorhersagen über die Biokompatibilität eines Lösungsmittels,<br />
wenn sie anhand des log P-Wertes des Solvents getroffen werden. Vielmehr sollten solche<br />
Vorhersagen auf einer breiteren Basis mehrerer Parameter getroffen werden. Nach<br />
den derzeitigen Ergebnissen scheint die Funktionalität eine geeignete Zusammenfassung<br />
wichtiger Parameter darzustellen und sollte daher als Schlüsselparameter bei der<br />
Suche nach biokompatiblen Lösungmitteln dienen.<br />
10.3. Vergleich zwischen einphasiger und<br />
zweiphasiger Reaktionsführung<br />
Zum Abschluss dieses Kapitels werden die beiden in dieser Arbeit untersuchten Reaktionssysteme<br />
verglichen. Dabei muss berücksichtigt werden, dass die Untersuchungen<br />
zum Zweiphasensystem einen mehr grundlegenden Charakter haben und eine Optimierung<br />
des Systems noch aussteht. Tabelle 10.1 auf der nächsten Seite gibt einen<br />
Überblick über die bei den Untersuchungen deutlich gewordenen Unterschiede zwischen<br />
dem homogenen Reaktionsmedium und dem Zweiphasensystem.<br />
115
10. Diskussion und Ausblick<br />
Parameter homogenes System Zweiphasensystem<br />
Reaktionsgeschwindigkeit + –<br />
Katalysatorimmobilisierung – +<br />
Katalysatorretention ◦ +<br />
Enzymstabilität + –<br />
scale up + ◦<br />
Produktaufarbeitung ◦ +<br />
schwerlösliche Substrate – +<br />
+ = vorteilhaft, – = nachteilig, ◦ = aufwändig2 Tabelle 10.1.: Vergleich zwischen homogenem Reaktionssystem und<br />
Zweiphasensystem.<br />
In einem Zweiphasensystem werden die Konzentrationsverhältnisse der beteiligten<br />
Reaktionspartner durch ihre Verteilungskoeffizienten bestimmt. Bei den in dieser Arbeit<br />
eingesetzten Substraten handelt es sich um hydrophobe Verbindungen, die sich<br />
bevorzugt in der organischen Phase aufhalten. Die geringere Substratkonzentration in<br />
der wässrigen Phase führt zu einer erniedrigten Reaktionsgeschwindigkeit, so dass die<br />
Substratkonzentration niedriger als das zweifache des KM-Werts ist. In weiterführenden<br />
Arbeiten sollte daher die höhere Löslichkeitsgrenze dieser Verbindungen in organischen<br />
Lösungsmitteln ausgenutzt und mit stark gesteigerten Substratkonzentrationen<br />
gearbeitet werden. Dadurch resultiert auch in der wässrigen Phase eine höhere Substratkonzentration,<br />
wodurch sich die Reaktionsgeschwindigkeit steigern lässt. Dabei ist<br />
nicht nur die Grenzlöslichkeit der Komponenten in der organischen Phase von Bedeutung,<br />
sondern auch die Charakterisierung des Stoffübergangs zwischen wässriger und<br />
organischer Phase. Eine Phasentransferlimitierung kann die Reaktionsgeschwindigkeit<br />
im Zweiphasesystem beeinträchtigen. Auch dies sollte bei weiterführenden Arbeiten<br />
berücksichtigt werden.<br />
Für eine Immobilisierung im homogenen Reaktionssystem ist das Anbinden des<br />
Katalysators an einen Träger oder zumindest die Absorption auf eine geeignete Oberfläche<br />
nötig. Dies kann im Zweiphasensystem entfallen, da hier der Katalysator in der<br />
wässrigen Phase immobilisiert ist. Wie in Teil 2 dieser Arbeit gezeigt wurde, gelingt<br />
im homogenen System die Katalysatorretention durch den Einsatz von Membrantechnik.<br />
Für das Zweiphasensystem ist ein kontinuierlicher Prozess denkbar, in dem nur<br />
2 Diese Einschätzung wurde durch Vergleich der Methoden für den Einsatz im Labormaßstab getroffen.<br />
Für den Pilot- oder Produktionsmaßstab sollte aufgrund der dann geänderten Bedingungen<br />
und Vorraussetzungen eine neue Einschätzung erfolgen.<br />
116
10.3. Vergleich zwischen einphasiger und zweiphasiger Reaktionsführung<br />
die organische Phase kontinuierlich geführt wird. Die wässrige Phase und der darin<br />
immobilisierte Katalysator kann stationär gehalten werden. Interessant ist diese Vorgehensweise<br />
für mehrstufige enzymatische Synthesen, bei denen die organische Phase<br />
als „kontinuierliches Band” nacheinander mit wässrigen Phasen in Kontakt gebracht<br />
wird, in denen die für den jeweiligen Syntheseschritt nötigen Enzyme immobilisiert<br />
sind. Ein interessantes Beispiel für eine solche Synthese im Zweiphasensystem ist die<br />
BAL-katalysierte Carboligation in Kombination mit ADH katalysierten Reduktion<br />
der gebildeten Ketone. Der zweite Schritt dieser Synthese wurde von Villela im Rahmen<br />
seiner Dissertation untersucht. Abbildung 10.4 zeigt schematisch den Ablauf der<br />
zweistufigen Diolsynthese im Zweiphasensystem.<br />
organische Phase<br />
O<br />
H<br />
O<br />
H<br />
BAL<br />
ThDP<br />
O<br />
OH<br />
LBADH<br />
NADPH<br />
wässrige Phase wässrige Phase<br />
Abbildung 10.4.: Zweistufige, kontinuierliche Synthese von Diolen ausgehend von<br />
Benzaldehyd und Acetaldehyd im Zweiphasensystem.<br />
Tabelle 10.2 auf der nächsten Seite zeigt die Stabilitäten der BAL in den untersuchten<br />
Reaktionsmedien. Interessant ist ein Vergleich der Prozesstabilität im Reaktionsmedium<br />
Puffer/MTBE (homogen) und im Zweiphasensystem. In beiden Systemen<br />
ist die Wasserphase bis zur Sättigung mit MTBE angereichert. Die Stabilitäten unterscheiden<br />
sich aber um annähernd Faktor drei. Es muss also im Zweiphasensystem<br />
ein zusätzlicher Parameter existieren, der die stärkere Enzymdesaktivierung bewirkt.<br />
Für weiterführende Arbeiten sind daher Untersuchungen in diese Richtung zu empfehlen.<br />
Im Rahmen dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass ein membranunterstützter<br />
Phasenkontakt viele Probleme, die im Emulsionsreaktor entstehen, minimiert, was als<br />
Hinweis für nachfolgende Arbeiten dienen kann.<br />
In Teil 2 dieser Arbeit wurden für die HPP-Synthese ausgehend von Benzaldehyd<br />
und Acetaldehyd im homogenen Reaktionssystem Enzym-Membran-Reaktoren mit 3<br />
und 10 mL Reaktorvolumen verwendet. Ein Einfluss des verwendeten Reaktorvolumens<br />
auf das Enzym oder das Reaktionssystem wurde nicht beobachtet. Daher sollte<br />
ein weiteres scale up durch Vergrößerung des Reaktorraums im homogenen System<br />
möglich sein. Im Zweiphasensystem bewirkte eine Maßstabsvergrößerung im Emul-<br />
OH<br />
OH<br />
117
10. Diskussion und Ausblick<br />
Lagerstabilität (4 ◦ C) Prozeßstabilität (20 ◦ C)<br />
Puffer/DMSO (homogen) 2475 h 101 h<br />
Puffer/MTBE (homogen) 1117 h 51 h<br />
Puffer/MTBE (Zweiphasensystem) 815 h 17 h<br />
Tabelle 10.2.: Übersicht über die Halbwertszeiten der BAL in den untersuchten Reaktionsmedien.<br />
sionsreaktor eine rasche Enzymdesaktivierung. Auch hier gelang es durch den Einsatz<br />
von Membrantechnik einen Zweiphasenreaktor zur HPP-Bildung im vergrößerten<br />
Maßstab über einen Zeitraum von 30 h zu betreiben. Limitiert wurde die Versuchsdauer<br />
durch mangelnde Stabilität der verwendeten Membranmodule gegenüber dem<br />
Reaktionsmedium. Für weiterführende Arbeiten ist daher die Suche nach neuen Materialien<br />
zu empfehlen. Der Vorteil einer modularen Bauweise liegt in der Möglichkeit<br />
zur Maßstabsvergrösserung durch Parallelschalten mehrerer Module. Eine ausgesprochene<br />
Stärke des Zweiphasensystem liegt in der erleichterten Produktaufarbeitung,<br />
die lediglich eine Phasentrennung erfordert.<br />
Eine endgültige Entscheidung über die Wahl eines Reaktionsmediums sollte anhand<br />
der Substratlöslichkeit in Wasser festgemacht werden. Für leichtlösliche Substrate bietet<br />
sich das homogene Reaktionsmedium an. In Wasser schwerlösliche Substrate werden<br />
durch den Einsatz eines Zweiphasensystem der Biokatalyse zugänglich.<br />
118
11. Zusammenfassung<br />
Die enantioselektive Knüpfung von Kohlenstoff - Kohlenstoff Bindungen in wässriger<br />
Lösung stellt eine zentrale Herausforderung in der chemischen Synthese dar. Durch den<br />
Einsatz Thiamindiphosphat-abhängiger Enzyme lässt sich die elegante, konvergente<br />
Syntheseroute über die C-C Bindungsbildung zu chiralen 2-Hydroxyketonen mit den<br />
für die Enzymkatalyse charakteristischen milden Reaktionsbedingungen kombinieren.<br />
Das divergente Reaktionssystem der Benzaldehydlyase (BAL) aus Pseudomonas fluorescens<br />
Biovar I stellt ein attraktives Ziel für eine reaktionstechnische Arbeit dar.<br />
Ausgehend von den Substraten Benzaldehyd und Acetaldehyd sind folgende Reaktionen<br />
möglich.<br />
Bildung von (R)-Benzoin aus Benzaldehyd.<br />
O<br />
H<br />
+<br />
O<br />
H<br />
BAL/ThDP<br />
Benzaldehyd Benzaldehyd (R)-Benzoin<br />
ee > 99%<br />
Spaltung von (R)-Benzoin in Benzaldehyd.<br />
O<br />
OH<br />
(R)-Benzoin<br />
BAL/ThDP<br />
O<br />
H<br />
+<br />
O<br />
O<br />
H<br />
OH<br />
Benzaldehyd Benzaldehyd<br />
Bildung von (R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon ((R)-HPP) ausgehend von Benzaldehyd<br />
und Acetaldehyd, wobei intermediär die Bildung von (R)-Benzoin beobachtet<br />
wird 1 .<br />
O<br />
H<br />
+<br />
O<br />
H<br />
Benzaldehyd Acetaldehyd<br />
(R)-Benzoin<br />
(R)-HPP<br />
ee > 99%<br />
O<br />
BAL/ThDP BAL/ThDP<br />
OH<br />
O<br />
OH<br />
119
11. Zusammenfassung<br />
Kinetische Racematspaltung von Benzoin. Nur das (R)-Enantiomer wird durch die<br />
BAL zu HPP umgesetzt 1 .<br />
O<br />
OH<br />
rac-Benzoin<br />
+<br />
O<br />
H<br />
Acetaldehyd<br />
BAL/ThDP<br />
O<br />
OH<br />
(S)-Benzoin<br />
ee > 99%<br />
Bei den Untersuchungen wurden die folgenden Ergebnisse erzielt.<br />
+<br />
O<br />
OH<br />
(R)-HPP<br />
ee > 99%<br />
• Für die BAL-katalysierte Carboligation wurden Reaktionsbedingungen entwickelt,<br />
die sowohl eine hohe Enzymaktivität als auch eine hohe Enzymstabilität<br />
gewährleisten (Kapitel 3).<br />
• Für die kinetische Charakterisierung der BAL wurde das Reaktionssystem<br />
ausgehend von den Substraten Benzaldehyd, Benzoin und Acetaldehyd in Einzelreaktionen<br />
aufgeteilt. Die kinetischen Parameter der Reaktionen wurden bestimmt<br />
(Kapitel 4).<br />
• Basierend auf den Ergebnissen der kinetischen Charaterisierung konnte ein Modell<br />
entwickelt werden, das die Simulation der Bildung von (R)-HPP ausgehend<br />
von Benzaldehyd und Acetaldehyd in verschiedenen Reaktortypen erlaubt<br />
(Kapitel 5).<br />
• Der kontinuierlich betriebene Rührkessel (CSTR) erwies sich als vorteilhafter<br />
Reaktortyp für die enzymatische (R)-HPP-Synthese. In einem Enzym-Membran-Reaktor<br />
konnte eine maximale Zyklenzahl (ttn) von 188000 und eine<br />
Raum-Zeit-Ausbeute von 1120 g L −1 d −1 erreicht werden (Kapitel 5).<br />
• Das etablierte Reaktorkonzept konnte erfolgreich auf die kontinuierliche Synthese<br />
von (R)-1-(3-Chlorphenyl)-2-hydroxypropanon ausgeweitet werden.<br />
Für dieses Produkt wurde eine Raum-Zeit-Ausbeute von 1214 g L −1 d −1 erreicht<br />
(Kapitel 5).<br />
• Für begrenzt wasserlösliche Substrate der BAL bietet sich die Verwendung eines<br />
organisch / wässrigen Zweiphasensystems an (Kapitel 7).<br />
• In einem breit angelegten Lösungsmittelscreening zeigte die BAL eine hohe Lagerstabilität<br />
im Zweiphasensystem, wenn offenkettige Ether mit verzweigten,<br />
aliphatischen Seitenketten als organische Phase verwendet werden (Kapitel<br />
8).<br />
1 Durch einen Überschuss an Acetaldehyd kann ein vollständiger Umsatz mit quantitativer HPP-<br />
Ausbeute erzielt werden. Eine Rückreaktion im Sinne einer HPP-Spaltung wird unter diesen<br />
Bedingungen nicht beobachtet (vgl. Kapitel 3)<br />
120
• Für Biotransformationen im Zweiphasensystem erwies sich ein Reaktorkonzept<br />
mit membranunterstütztem Phasenkontakt als vorteilhaft (Kapitel<br />
9).<br />
121
11. Zusammenfassung<br />
122
12. Material und Methoden<br />
12.1. Geräte<br />
Bruker Analytische Meßtechnik,<br />
Rheinstetten<br />
NMR spectrometer AMX-300<br />
Bronkhorst B.V (Niederlande) Massenflussmesser<br />
Büchi, Constanz, Schweiz Membranpumpen<br />
vacubrand, Wertheim Membranpumpen<br />
IKA Laboratoriumstechnik, Staufen Magnetrührer<br />
Millipore YM10 Ultrafiltrationsmembranen<br />
Verder, Düsseldorf<br />
Hamilton (via<br />
Zahnradpumpen<br />
Chromatographie Service, Langerwehe) Spritzen<br />
Werkstätten des <strong>Forschungszentrum</strong>s diverse Glasgeräte<br />
JASCO, Groß-Umstadt HPLC-Anlage<br />
Sycam, Gauting HPLC-Anlage<br />
Agilent Technologies, Heilbronn Gaschomatograph 6890<br />
Amersham Pharmacia Biotech P500 Wechselkolbenpumpe<br />
Swagelock (B.E.S.T., Köln) Klemmringverschraubung und Ventile<br />
Celgard, Norderstedt Celgard X50 (Liquicel Minimodule)<br />
Pharmacia LBK, Freiburg Säulen<br />
Amicon, Düsseldorf Ultrafiltrationszelle<br />
CS Chomatigraphieservice, Langerwehe diverse Glassgeräte<br />
Branson, via Gerhard Heinemann<br />
Laboratoriums-<br />
Ausrüstung, Schwäbisch-Gemünd<br />
Sornifiert<br />
Beckman Coulter Zentrifuge GS15-R<br />
Shimadzu, Duisburg Spektrophotometer UV160<br />
Satorius, Göttingen Analysenwaage BP 211-D<br />
Metrohm, Herisau (Schweiz) pH-Meter 691; pH-Elektrode InLab 421<br />
Labsystems, Frankfurt Finnpipette<br />
Eppendorf, Hamburg Centrifuge 5415 D<br />
Merck, Darmstadt LiChrosphere<br />
250x4 mm<br />
100 RP-8 HPLC-Säule,<br />
Dacielle Chiracel OD-H HPLC Säule<br />
123
12. Material und Methoden<br />
12.2. Chemikalien<br />
Alle verwendeten Chemikalien waren mindestens von analytischer Qualität (p.a.) und<br />
wurden soweit nicht anders angegeben von Fluka, Sigma oder Merck bezogen. Die<br />
verwendeten Aldehyde wurden als Redestillate eingesetzt und mittels Schlenk-Technik<br />
unter Argon aufbewahrt.<br />
Thiamindiphosphat Merck, Darmstadt<br />
Ni-Nitrilo-tri-Essigsäure (NTA) Qiagen GmbH, Hilden<br />
Coomassie Brilliant Blue G250 Bio-Rad, München<br />
NAD + , NADH <strong>Jülich</strong> Fine Chemical, <strong>Jülich</strong><br />
12.3. Aufreinigung der Benzaldehydlyase<br />
Bei der in dieser Arbeit verwendeten Benzaldehydlyase handelt es sich um ein rekombinantes<br />
Protein, das als Hexahistidinfusionsprotein in E.coli überexpremiert wurde.<br />
Die genaue Bezeichnung des Stamms lautet E.coli SG13009 / BALHIS.<br />
Aufschlusspuffer (2 L) Waschpuffer (1 L)<br />
50 mM KPi, pH = 7 50 mM KPi, pH = 7<br />
2mMMgSO4<br />
2mMMgSO4<br />
0,1mMThDP 0,1mMThDP<br />
50 mM Imidazol<br />
Elutionspuffer (1 L) Entsalzungspuffer (1 L)<br />
50 mM KPi-Puffer, pH = 7 10 mM KPi-Puffer, pH = 6,5<br />
2mMMgSO4<br />
2mMMgSO4<br />
0,1mMThDP 0,1mMThDP<br />
250 mM Imidazol<br />
Alle Lösungen müssen vor Verwendung mit Helium entgast werden. Durch die Zugabe<br />
von Imidazol in die Pufferlösung steigt der pH-Wert an. Im Laufe der Arbeiten<br />
hat sich herausgestellt, dass sich nur dann befriedigende Proteinausbeuten erzielen<br />
lassen, wenn der pH-Wert nicht wieder auf den ursprünglichen Wert gebracht wird.<br />
Dabei ist jedoch zu beachten, dass das Enzym bei einem höheren pH-Wert eine geringere<br />
Stabilität aufweist. Die Exposition des Enzyms in diesen Löungen sollte daher<br />
möglichst kurz sein.<br />
Zellaufschluss Für den Zellaufschluss werden ca. 20 g E.coli Zellenin80mLAufschlusspuffer<br />
und einer Spatelspitze Lysozym durch vorsichtiges Rühren 40 Minuten<br />
suspendiert. Der Aufschluss erfolgt unter Eiskühlung durch gepulsten Ultraschall (Sornifier).<br />
Es werden 3 - 4 Intervalle (5 min) mit dazwischen liegenden Kühlintervallen<br />
(5 min) durchgeführt. Anschließend werden die Zellfragmente durch Zentrifugation<br />
abgetrennt (30 min, Rotor CO650, 4 ◦C, 10000 UpM).<br />
Immobilisierte Metallionenaffinitätschromatographie (IMAC) Die immobilisierte<br />
Metallionenaffinitätschromatographie (IMAC) stellt einen besonderen Fall<br />
124
12.4. Arbeitsvorschriften für das homogene Reaktionssystem<br />
der Affinitätschromatographie dar, einer effektiven Feinreinigungsmethode, der das<br />
Prinzip der spezifischen Wechselwirkung zwischen der Zielsubstanz und dem auf der<br />
Matrix kovalent gebundenen Liganden zugrunde liegt. IMAC beruht auf der Fähigkeit<br />
bestimmter Aminosäuren (insbes. Histidin) bei neutralem pH-Wert einen Chelatkomplex<br />
mit den bivalenten Metallionen Cu 2+ ,Zn 2+ ,Ni 2+ ,Co 2+ zu bilden. Diese Methode<br />
ermöglicht eine effektive Aufreinigung natürlicher Proteine mit hohem Histidingehalt,<br />
wie auch von Fusionsproteinen, denen ein His-Tag angefügt wurde. Für die präparative<br />
Reinigung wurde eine Agarosematrix mit Nitrilo-tri-Essigsäure (NTA)-Liganden<br />
und zweiwertiges Nickel als Metallion verwendet. Durch vier chelatisierende Gruppen<br />
gewährleistet der NTA-Ligand sehr feste Bindung mit Ni 2+ -Ionen. Die zwei freibleibenden<br />
Koordinationsstellen der Ni 2+ -Ion werden für die Wechselwirkung mit den<br />
Histidin-Resten benutzt.<br />
Der Zell-Rohextrakt wird im Aufschlusspuffer auf die Säule gebracht (2 mL/min).<br />
Die nicht bindenden Proteine werden mit Aufschlusspuffer im Durchbruch eluiert<br />
(4 mL/min). Die unspezifische gebundenen Proteine werden mit Waschpuffer von der<br />
Säule entfernt. Das Fusionsprotein wird mit Elutionspuffer eluiert.<br />
Gelmatrix Ni-NTA-Agarose [Qiagen]<br />
Flussrate 2 ml/min<br />
Probe Rohextrakt (bis 5 mg BALHis/ml Säulenmaterial)<br />
Gelpermeationschromatographie Die für die Gelpermeationschromatographie<br />
verwendete Matrix Sephadex G-25 ist stark vernetzt und besitzt für den Molekulargewichtsbereich<br />
von 1 - 5000 Dalton ein lineares Trennvermögen. Aufgrund ihrer<br />
niedrigen oberen Ausschlussgrenze, die die Abtrennung niedermolekularer Substanzen<br />
von Proteinen erlaubt, diente die Gelfiltration an G-25 Sephadex der Entsalzung<br />
und Umstellung des Puffers nach der IMAC. Das Volumen der Proteinprobe ist bei<br />
der Gelfiltration durch den Säulendurchmesser und das Volumen der Matrix limitiert.<br />
Nach der Probenaufgabe wird das Protein mit Entsalzungspuffer eluiert. Das proteinhaltige<br />
Eluat wird lyophylisiert und die erhaltene Proteinpräparation wird bei -20 ◦ C<br />
gelagert.<br />
Gelbettvolumen 950 ml (5 cm)<br />
Probenvolumen max. 100 ml<br />
Flussrate max. 20 ml/min<br />
12.4. Arbeitsvorschriften für das homogene<br />
Reaktionssystem<br />
Für alle präparativen Ansätze sowie bei den kontinuierlichen Versuchen wurden die<br />
verwendeten Pufferlösungen vor Gebrauch mit Helium entgast. Darüber hinaus wurde<br />
bei den präparativen Batchreaktionen unter einer Argonatmosphäre gearbeitet.<br />
125
12. Material und Methoden<br />
12.4.1. Aktivitätsbestimmung (Standardassay)<br />
Die Entwicklung des Assays zur Bestimmung der Carboligaseaktivität der Benzaldehydlyase<br />
wurde bereits in Kapitel 3.1 auf Seite 21 behandelt. Die Substratlösung für den<br />
Standardassay setzte sich wie folgt zusammen.<br />
35 mM TEA-Puffer, pH = 8<br />
0,35 mM ThDP<br />
0,35 mM MgSO4<br />
30 vol% DMSO<br />
20 mM Benzaldehyd<br />
20 ◦C Durchgeführt wurden die Assays in 4 mL Schraubdeckelgläsern (CS-Chromatographieservice).<br />
Während der gesamten Versuchsdauer wird das Reaktionsmedium durch<br />
einen magnetischen Rührer intensiv vermischt (700 UpM). 3 mL Substratlösung werden<br />
vorgelegt. Die Reaktion wird durch Zugabe von 0,1 mL Enzymlösung gestartet.<br />
Es werden 3 Proben im Abstand von 2 min entnommen. Die enzymatische Reaktion<br />
kann durch Verdünnen der Proben mit Acetonitril gestoppt werden (1:1). Die Konzentration<br />
der Reaktionspartner wird durch HPLC-Analytik ermittelt. Um die Benzoinkonzentration<br />
möglichst genau betimmen zu können ist darauf zu achten, dass die<br />
Grenzlöslichkeit von Benzoin während der Versuchsdauer nicht überschritten wird.<br />
Für die kinetischen Messungen wurde das gleiche Prinzip zugrunde gelegt. Die beteiligten<br />
Reaktionspartner und deren Konzentrationen wurden je nach Fragestellung<br />
variiert. Auch hier wurden alle Konzentrationen per HPLC-Analytik ermittelt.<br />
12.4.2. Analytische Batchversuche<br />
Die Vorgehensweise bei analytischen Batchversuchen im homogenen Reaktionssystem<br />
wird am Beispiel der HPP-Bildung erläutert. Die Versuche wurden in 4 mL Schraubdeckelgläsern<br />
(CS-Chromatographieservice) durchgeführt. Die Substrate Benzaldehyd<br />
(20 mM) und Acetaldehyd (60 mM) werden in 3 mL Triethanolaminpuffer (35 mM,<br />
pH = 8, 0,35 mM ThDP, 0,35 mM MgSO4, 30 vol% DMSO) bei 20 ◦ C gelöst. Die Reaktion<br />
wird durch Zugabe von 2 U Benzaldehydlyase gestartet. Dem Reaktionssystem<br />
werden periodisch Proben entnommen und die Konzentrationen der Reaktionspartner<br />
sowie der Enantiomerenüberschuss werden per HPLC Analytik bestimmt. Zum<br />
Abstoppen der enzymatischen Reaktion in den Proben werden diese mit Acetonitril<br />
verdünnt (1:1).<br />
12.4.3. Repetitive Batch<br />
Der repetitive Batch wird in einer Ultrafiltrationszelle (Nennvolumen 6 mL, Flüssigkeitsvolumen<br />
3 mL, Amicon) mit hängend angeordnetem magnetischen Rüherer<br />
durchgeführt. Die Zelle wurde dahingehend modifiziert, dass die Gaszuleitung über<br />
ein Dreiwegeventil erfolgt und in den Auslass ein Absperrventil (Upchurch, GAT)<br />
126
12.4. Arbeitsvorschriften für das homogene Reaktionssystem<br />
integriert wurde. Die Zelle mit eingelegter Ultrafiltrationsmembran wird mit Reaktionslösung<br />
befüllt und die Reaktion durch Zugabe von Enzym gestartet. Während<br />
der Reaktion wird die Zelle mit Druck (Argon) beaufschlagt. Dadurch ist eine Probenahme<br />
durch periodisches Öffnen des Ventils möglich. Die Zelle wird nach Abschluss<br />
der Reaktion bis auf ein Restvolumen (ca. 0,2 mL) entleert. Dabei ist darauf zu achten,<br />
dass die Zelle nicht bis zur völligen Trockenheit entleert wird, um ein Verblocken<br />
der Membran durch das Enzym zu vermeiden. Der nachfolgende Zyklus wird durch<br />
Zugabe vom 3 mL frischer Substratlösung gestartet.<br />
12.4.4. Präparative Batchversuche<br />
Synthese von (R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon 15,9 g (0,15 mol) Benzaldehyd<br />
und 17,6 g Acetaldehyd (0,4 mol) werden in 5 L Pufferlösung (50 mM TEA-Puffer,<br />
pH = 8, 0,5 mM MgSO4, 0,5 mM ThDP) gelöst. Die entgaste Pufferlösung wurde<br />
zuvor mit MTBE gesättigt. Dabei stellt sich eine MTBE-Konzentration von ca.<br />
5 vol% ein. Die Reaktion wird durch Zugabe von 2,35 kU Benzaldehydlyase (E0 =<br />
0,5 U/mL) gestartet und per HPLC-Analytik verfolgt. Bei einem Umsatz von 98 %<br />
wird die wässrige Reaktionslösung dreimal mit Diethylether extrahiert. Die vereinigten<br />
organischen Phasen werden über Natriumsulfat getrocknet und das Lösungsmittel<br />
im Vakuum entfernt. Es konnten 18,2 g (R)-2-Hydroxy-1-phenylpropanon als weißer<br />
Feststoff erhalten werden. Dies entspricht einer isolierten Ausbeute von 80 %. Das Ergebnis<br />
einer NMR-Untersuchung entspricht den Literaturwerten (Demir et al., 2002).<br />
Der Enantiomerenüberschuss liegt bei über 99 %. Das erhaltene Rohprodukt wird in<br />
einem letzten Aufreinigungsschritt in Isohexan umkristallisiert. Dazu wird das Rohprodukt<br />
bei Raumtemperatur bis zur Sättigung in Isohexan gelöst und bei -20 ◦ C<br />
auskristallisiert.<br />
Synthese von (R)-Benzoin 3,2 g (0,03 mol) Benzaldehyd wurden in 1 L Pufferlösung<br />
(35 mM TEA-Puffer, pH = 8, 0,35 mM MgSO4, 0,35 mM ThDP, 30 vol%<br />
DMSO) gelöst. Die Reaktion wird duch Zugabe von 1 kU Benzaldehydlyase (E0 =<br />
1 U/mL) gestartet und per HPLC-Analytik verfolgt. Bei einem Umsatz von 95 %<br />
wird das ausgefallene Produkt durch Filtration von der Reaktionslösung abgetrennt,<br />
mit Wasser gewaschen und im Hochvakuum getrocknet. Es wurden 2,86 g eines weißen<br />
Feststoffs erhalten, was einer Ausbeute von 90 % entspricht. Das Ergebnis einer<br />
NMR-Untersuchung entspricht den Literaturwerten (Demir et al., 2002). Der Enantiomerenüberschuss<br />
liegt bei über 99 %. Das erhaltene Rohprodukt wurde in Isohexan/Diethylether<br />
(1:1) umkristallisiert.<br />
Synthese von (S)-Benzoin 4,2 g (0,01 mol) rac-Benzoin und 1,7 g (0,04 mol)<br />
Acetaldehyd werden in 0,5 L Pufferlösung (50 mM TEA-Puffer, pH = 8, 0,5 mM<br />
MgSO4, 0,5 mM ThDP, 30 vol% DMSO) gelöst bzw. suspendiert. Die Reaktion wird<br />
durch Zugabe von 1 kU Benzaldehydlyase (E0 = 2 U/mL) gestartet und per HPLC-<br />
Analytik verfolgt. Bei einem Umsatz von 50 % wird das nicht umgesetzte (S)-Benzoin<br />
durch Filtration von der Reaktionslösung abgetrennt, mit Wasser gewaschen und im<br />
Hochvakuum getrocknet. Es wurden 1,7 g eines weißen Feststoffs erhalten, was einer<br />
Ausbeute von 83 % bezogen auf das eingesetzte (S)-Benzoin und 40 % bezo-<br />
127
12. Material und Methoden<br />
gen auf die eingesetzte Menge racemischen Benzoins entspricht. Das Ergebnis einer<br />
NMR-Untersuchung entspricht den Literaturwerten (Demir et al., 2002). Der Enantiomerenüberschuss<br />
liegt bei über 99 %. Das erhaltene Rohprodukt wurde in Isohexan/Diethylether<br />
(1:1) umkristallisiert.<br />
12.4.5. Kontinuierliche Versuche<br />
Ein Fließbild des Enzym-Membran-Reaktor ist in Abbildung 5.9 auf Seite 60 gezeigt.<br />
Die Substratlösung wird unter Argon aufbewahrt. Nach dem Einlegen der Membran<br />
und dem Verschließen des Reaktorraums wird der Reaktor zunächst solange mit Substratlösung<br />
gespült, bis die am Auslauf gemessene Substratkonzentration der eingestellten<br />
Konzentration entspricht. Die Membran wird durch Zugabe von Rinder Serum<br />
Albumin (BSA, 1 mg/mL) belegt. Die Enzymlösung wird mit Hilfe einer Spritze über<br />
das Septum der Blasenfalle in den Reaktor eingespült. Die gewünschte Verweilzeit<br />
wird über den Fluss eingestellt. Die Probenahme erfolgt am Auslauf des Reaktors.<br />
Die Konzentrationen der Reaktionspartner und der Enantiomerenüberschuß werden<br />
per HPLC-Analytik bestimmt.<br />
12.5. Arbeitsvorschriften für das Zweiphasensystem<br />
12.5.1. Stabilitätsuntersuchungen<br />
Die Untersuchungen zur Stabilität der BAL im Zweiphasensystem wurden in 4 mL<br />
Schraubdeckelgläser (CS-Chromatographieservice) durchgeführt. 5 U BAL werden in<br />
2 mL Kaliumphosphatpuffer (50 mM, pH = 7, 0,5 mM ThDP, 0,5 mM MgSO4) gelöst.<br />
Die Startaktivität wird vor der Zugabe des Lösungsmittels mittels des in Kapitel<br />
12.4.1 auf Seite 126 beschriebenen Standardassays bestimmt. Nach der Zugabe des<br />
wassergesättigten Lösungsmittels (2 mL) wird der zeitabhängige Verlauf der Enzymaktivität<br />
verfolgt. Dazu werden der wässrigen Phase periodisch Proben entnommen<br />
(0,1 mL) und unter Standardbedingungen hinsichtlich der Enzymaktivität analysiert<br />
(Kapitel 12.4.1). Um eine kontinuierliche Emulsion zu gewährleisten werden die Lösungen<br />
mit Hilfe eines magnetischen Rührers über die gesamte Versuchsdauer intensiv<br />
durchmischt (700 UpM). Zur Minimierung der thermischen Enzymdesaktivierung wird<br />
die Versuchstemperatur auf 4 ◦ C eingestellt.<br />
12.5.2. Analytischer Batchversuch<br />
Die Vorgehensweise bei den analytischen Batchversuchen im Zweiphasensystem wird<br />
am Beispiel der Racematspaltung von Benzoin erläutert. 20 U BAL werden in 2 mL<br />
Triethanolaminpuffer (35 mM, pH = 8, 0,35 mM ThDP, 0,35 mM MgSO4, 30vol%<br />
DMSO) bei 20 ◦ C gelöst. Die Substrate (rac)-Benzoin (10 mM) und Acetaldehyd<br />
(60 mM) werden in 2 mL wassergesättigtem tert-Butylmethylether gelöst. Die Reaktion<br />
wird durch Zugabe der organischen Phase zur wässrigen Phase gestartet. Um eine<br />
128
12.6. Analytik<br />
kontinuierliche Emulsion zu gewährleisten werden die Lösungen mit Hilfe eines magnetischen<br />
Rührers über die gesamte Versuchsdauer intensiv durchmischt (700 UpM).<br />
Zur Dokumentaion des Reaktionsverlaufs werden der organischen Phase periodisch<br />
Proben entnommen und per HPLC-Analytik untersucht.<br />
12.5.3. Repetivitve Batch im Emulsionsreaktor<br />
80 U BAL werden in 2 mL Triethanolaminpuffer (50 mM, pH = 8, 0,5 mM ThDP,<br />
0,5 mM MgSO4) bei20 ◦ C gelöst. Die Substrate Benzaldehyd (30 mM) und Acetaldehyd<br />
(60 mM) werden in 2 mL wassergesättigtem tert-Butylmethylether gelöst. Die<br />
Reaktion wird durch Zugabe der organischen Phase zur wässrigen Phase gestartet.<br />
Um eine kontinuierliche Emulsion zu gewährleisten, werden die Lösungen mit Hilfe<br />
eines magnetischen Rührers über die gesamte Versuchsdauer intensiv durchmischt<br />
(700 UpM). Zur Dokumentation des Reaktionsverlaufs werden der organischen Phase<br />
periodisch Proben entnommen und per HPLC-Analytik untersucht. Ist der gewünschte<br />
Umsatz erreicht, werden die Phasen getrennt. Der nachfolgende Reaktionszyklus wird<br />
durch Zugabe von frischer organischer Substratlösung zur wässrigen Phase gestartet.<br />
12.5.4. Repetitive Batch mit membranunterstütztem<br />
Phasenkontakt<br />
Ein Fließbild des Reaktoraufbaus ist in Abbildung 9.7 auf Seite 104 gezeigt. 400 U<br />
BAL werden in 50 mL Triethanolaminpuffer (50 mM, pH = 8, 0,5 mM ThDP, 0,5 mM<br />
MgSO4) gelöst. Die wässrige Phase wird in der Lumen-Seite des Moduls mit 50 mL h −1<br />
rezykliert. Die Substrate Benzaldehyd (20 mM) und Acetaldehyd (60 mM) werden in<br />
50 mL wassergesättigtem MTBE gelöst und im Gegenstrom zur wässrigen Phase mit<br />
50 mL h −1 rezykliert. Der organischen Phasen werden periodisch Proben entnommen<br />
und die Konzentration der Reaktionspartner per HPLC-Analytik betimmt. Bei einem<br />
Umsatz von 75 % wird der organische Kreislauf entleert, mit wassergesättigtem MTBE<br />
gespült und für den nachfolgenden Reaktionszyklus mit frischer Substratlösung befüllt.<br />
12.6. Analytik<br />
12.6.1. Proteinbestimmung<br />
Die Proteinkonzentration wurde durch Färbung mit Coomassie-Brilliant-Blue G250<br />
bestimmt (Sedmark & Grossberg, 1977). Die Kalibrierung erfolgte mit BSA als Standard.<br />
Die Absorption wird bei λ=620 nm gemessen.<br />
12.6.2. Thermische Massenflussmessung<br />
Das Prinzip der thermischen Massenflussmessung beruht darauf, dass sich die Temperaturdifferenz<br />
∆T eines Fluids bei Zuführung einer Wärmemenge Q proportional<br />
129
12. Material und Methoden<br />
zur Masse m und der Wärmekapazität cp verhält:<br />
∆T = cp mQ (12.1)<br />
Zur Messung werden drei aufeinander folgende Widerstände verwendet. Zwischen<br />
dem letzten und dem ersten wird die Temperaturdifferenz bestimmt, während der<br />
mittlere eine Wärmemenge Q an das strömende Fluid abgibt. Alternativ kann auch die<br />
Temperaturdifferenz konstant gehalten werden, indem die Wärmemenge variiert wird.<br />
Durch Serienschaltung vieler Messungen kann mit geringer Wärmemenge und mit<br />
Temperaturdifferenzen von insgesamt etwa 1Keine hohe Genauigkeit und zeitliche<br />
Auflösung erzielt werden.<br />
Der Zusammenhang nach (12.1) ist nur unter bestimmten Voraussetzungen erfüllt.<br />
Es wird ein idealer Wärmeübergang angenommen. Damit zumindest ein linearer Zusammenhang<br />
gegeben ist, wird ein laminarer Fluss durch Strömungslaminatoren erzwungen<br />
(Baureihe L1). Dies schränkt den effektiven Messbereich ein, da für höhere<br />
Flüsse ein Strömungsteiler eingesetzt werden muss, und nur ein definierter Anteil des<br />
Fluids durch das Messrohr gelangt. Dies ist in der Baureihe L2 realisiert. Weiterhin ist<br />
die Wärmekapazität cp eine Funktion von Druck, Temperatur und der Konzentration<br />
gelöster Stoffe. In der Praxis geht man daher so vor, dass eine Kalibrierung mit dem<br />
geförderten Fluid durchgeführt wird.<br />
Die Geräte sind kommerziell von verschiedenen Anbietern erhältlich, für diese Arbeiten<br />
wurden die Geräte der Firma Bronkhorst verwendet.<br />
12.6.3. HPLC-Analytik<br />
RP-HPLC<br />
130<br />
LiChrosphere 100 RP-8 HPLC-Säule, 250x4 mm<br />
TEA-Puffer (0,2 %, pH = 3) : Acetonitril 60:40 (25 min)<br />
Fluss 1,0 mL min −1 , 200 bar, 20 ◦ C<br />
chirale HPLC<br />
Chiracel OD-H HPLC-Säule<br />
i-Hexan : i-Propanol 98:2 (120 min)<br />
Fluss 0,5 mL min −1 ,25bar,40 ◦ C
Teil V.<br />
Anhang<br />
131
A. Modelle für die Simulation<br />
A.1. Modell HPP-Bildung im Batch<br />
// MicroMath Scientist Modell (R)-2-HPP-Synthese (Modell 05)<br />
// Modell für Batchreaktor<br />
IndVars: T<br />
DepVars: BA,BZ,HPP,AL,U<br />
Params:KMBADO,KMBAACC,KIPHPP,KIPAL,KMBZ,KMAL,VM1,VM3,VM4,E<br />
R1=VM1* E*BA/(KMBAACC*(1+HPP/KIPHPP)*(1+AL/KIPAL)+BA)<br />
R3=VM3*E*BZ/(KMBZ*(1+HPP/KIPHPP)+BZ)*AL/(KMAL+AL)<br />
R4=VM4*E*BA/(KMBADO*(1+HPP/KIPHPP)+BA)*AL/(KMAL+AL)<br />
Equations:<br />
BA’=-2*R1+R3-R4<br />
BZ’=R1-R3<br />
HPP’=R3+R4<br />
AL’=-R3-R4<br />
U=(BA0-BA)/BA0<br />
// Initial conditions<br />
T=0<br />
BA=21.5<br />
BZ=0<br />
AL=60<br />
HPP=0<br />
// Parameter values<br />
VM1=0.80626<br />
VM3=0.01616<br />
VM4=0.01254<br />
KMBADO=2.49506<br />
KMBAACC=96.09738<br />
KIPHPP=7.68405<br />
KIPAL=6.83315<br />
KMBZ=0.2234<br />
KMAL=7.03884<br />
E=20<br />
// Constants<br />
BA0=21.5<br />
***<br />
133
A. Modelle für die Simulation<br />
A.2. Modell HPP-Bildung im CSTR<br />
// MicroMath Scientist Modell (R)-2-HPP-Synthese (Modell 05)<br />
// Modell für CSTR mit Enzymdesaktivierung<br />
IndVars: T<br />
DepVars: BA,BZ,HPP,AL,U<br />
Params:KMBADO,KMBAACC,KIPHPP,KIPAL,KMBZ,KMAL,VM1,VM3,VM4,E,Tau,kdes<br />
R1=VM1* E*BA/(KMBAACC*(1+HPP/KIPHPP)*(1+AL/KIPAL)+BA)<br />
R3=VM3*E*BZ/(KMBZ+BZ)*AL/(KMAL+AL)<br />
R4=VM4*E*BA/(KMBADO*(1+HPP/KIPHPP)+BA)*AL/(KMAL+AL)<br />
Equations:<br />
BA’=(BA0-BA)/Tau-2*R1+R3-R4<br />
BZ’=(BZ0-BZ)/Tau+R1-R3<br />
HPP’=(HPP0-HPP)/Tau+R3+R4<br />
AL’=(AL0-AL)/Tau-R3-R4<br />
U=(BA0-BA)/BA0<br />
//Enzymdesaktivierung<br />
E’=-E*kdes<br />
// Initial conditions<br />
T=0<br />
BA=21.5<br />
BZ=0<br />
AL=60<br />
HPP=0<br />
// Parameter values<br />
VM1=0.80626<br />
VM3=0.01616<br />
VM4=0.01254<br />
KMBADO=2.49506<br />
KMBAACC=96.09738<br />
KIPHPP=7.68405<br />
KIPAL=6.83315<br />
KMBZ=0.2234<br />
KMAL=7.03884<br />
E=125<br />
Tau=60<br />
kdes=0.00011386<br />
// Constants<br />
BA0=21.5<br />
BZ0=0<br />
HPP0=0<br />
AL0=60<br />
***<br />
134
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Zaks, A. & Klibanov, A. M. 1984. Enzymatic catalysis in organic media at 100 ◦ C.<br />
Science, 224, 1249 – 1251.<br />
Zaks, A. & Klibanov, A. M. 1986. Substrate specificity of enzymes in organic<br />
solvents vs. water is reversed. Journal of the American Chemical Society, 108,<br />
2767 – 2768.<br />
Zaks, A. & Klibanov, A. M. 1988. The effect of water on enzyme action in organic<br />
media. Journal of Biological Chemistry, 263, 8017 – 8021.<br />
Zelinski, T. & Kula, M.-R. 1997. Asymmetric enzamatic reduction of lipophilic<br />
ketones in aqueous solution containing cyclodextrin. Biocatalysis and Biotransformation,<br />
15, 57 – 74.<br />
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Literaturverzeichnis<br />
Zelinski, T., Liese, A., Wandrey, C. & Kula, M.-R. 1999. Asymmetric reductions<br />
in aqueous media: Enzymatic synthesis in cyclodextrin containing buffer.<br />
Tetrahedron: Asymmetry, 10, 1681 – 1687.<br />
146
Schriften des <strong>Forschungszentrum</strong>s <strong>Jülich</strong><br />
Reihe Lebenswissenschaften / Life Sciences<br />
1. Toxizitätsprüfungen in Zellkulturen für eine Vorhersage der akuten Toxizität<br />
(LD50) zur Einsparung von Tierversuchen<br />
von W. Halle (1998), 92 Seiten<br />
ISBN: 3-89336-221-5<br />
2. Die Rolle der Reaktionstechnik in der mikrobiellen Verfahrensentwicklung<br />
von D. Weuster-Botz (1999), II, 320 Seiten<br />
ISBN: 3-89336-245-2<br />
3. Cell Culture Models as Alternatives to Animal Experimentation for the<br />
Testing of Neuroprotective Compounds in Stroke Research<br />
Practical Handbook of Methods<br />
edited by A. J. Carter, H. Kettenmann (1999), 144 pages<br />
ISBN: 3-89336-250-9<br />
4. Action and Visuo-Spatial Attention<br />
Neurobiological Bases and Disorders<br />
Book of Abstracts<br />
collected by P. H. Weiss (2000), XIV, 56 pages<br />
ISBN: 3-89336-272-X<br />
5. Genomweite Genexpressionsanalysen mit DNA-Chips zur Charakterisierung<br />
des Glucose-Überflussmetabolismus von Escherichia coli<br />
von T. Polen (2003), 100 Seiten<br />
ISBN: 3-89336-337-8<br />
6. Auslegung des Detektorsystems für einen hochauflösenden Positronen-<br />
Emissions-Tomographen mit hoher Sensitivität<br />
von U. Heinrichs (2003), IV, 238 Seiten<br />
ISBN: 3-89336-340-8<br />
7. Biological Principles Applied to Technical Asymmetric Catalysis<br />
by A. Liese (2003), VI, 206 pages<br />
ISBN: 3-89336-344-0<br />
8. Designstudie eines µCT-Zusatzes für einen hochauflösenden Positronen-<br />
Emissions-Tomographen: Beispiel für ein multimodales bildgebendes<br />
System<br />
von M. Khodaverdi (2004), III, 162 Seiten<br />
ISBN: 3-89336-360-2<br />
9. Bioprocess Development for the Generation of Monocyte-Derived Dendritic<br />
Cells: Applicability in Breast Cancer Immunotherapy<br />
by H.R. Bohnenkamp (2004), XLII, 128 pages<br />
ISBN: 3-89336-364-5
Schriften des <strong>Forschungszentrum</strong>s <strong>Jülich</strong><br />
Reihe Lebenswissenschaften / Life Sciences<br />
10. Regulation der clp-Genexpression durch ClgR und Definition des ClgR-<br />
Regulons aus Corynebacterium glutamicum<br />
von S. Engels (2004), V, 125 Seiten<br />
ISBN: 3-89336-379-3<br />
11. Metabolomanalyse zur Untersuchung der Dynamik im<br />
Aromatenbiosyntheseweg in L–Phenylalanin Produzenten von Escherichia<br />
coli<br />
von M. Oldiges (2005), XVI, 181 Seiten<br />
ISBN: 3-89336-380-7<br />
12. Identifizierung und Charakterisierung eines Transkriptionsregulators der<br />
Aconitase von Corynebacterium glutamicum<br />
von A. Krug (2005), VI, 122 Seiten<br />
ISBN: 3-89336-382-3<br />
13. Prozessentwicklung der elektroenzymatischen Sulfoxidation mit<br />
Chloroperoxidase<br />
von S. Lütz (2005), XIV, 178 Seiten<br />
ISBN: 3-89336-387-4<br />
14. Export von Proteinen mit Zwillingsarginin-Signalsequenzen über den<br />
Tat-Weg in Escherichia coli<br />
von P. J. Kreutzenbeck (2005), 118 Seiten<br />
ISBN: 3-89336-388-2<br />
15. Untersuchungen zur Fettsäure- und Zellwandsynthese sowie zur<br />
Glutamatbildung mit Corynebacterium glutamicum<br />
von E. Radmacher (2005), 130 Seiten<br />
ISBN: 3-89336-389-0<br />
16. Monomodale und multimodale Registrierung von autoradiographischen<br />
und histologischen Bilddaten<br />
von A. Vieten (2005), 116 Seiten<br />
ISBN: 3-89336-390-4<br />
17. Biosynthese von Phosphonaten: Charakterisierung des rekombinanten<br />
Enzyms Phosphonopyruvat-Decarboxylase aus Streptomyces<br />
viridochromogenes Tü494<br />
von S. Johnen (2005), 128 Seiten<br />
ISBN: 3-89336-400-5<br />
18. Ex-vivo Generierung von neutrophilen Zellen zur Prävention und Therapie<br />
der Sepsis<br />
von R. Herbold (2005), 202 Seiten<br />
ISBN: 3-89336-407-2
Schriften des <strong>Forschungszentrum</strong>s <strong>Jülich</strong><br />
Reihe Lebenswissenschaften / Life Sciences<br />
19. Entwicklung eines Donor/Akzeptor-Konzeptes für die asymmetrische<br />
Synthese unsymmetrischer Benzoine mit Hilfe ThDP-abhängiger Enzyme<br />
von P. Dünkelmann (2005), 222 Seiten<br />
ISBN: 3-89336-408-0<br />
20. Analyse der Bindungsspezifität der humanen Lck-SH3-Domäne anhand<br />
artifizieller und physiologischer Peptid-Liganden und strukturelle<br />
Charakterisierung dieser Peptide im Komplex mit SH3-Domänen<br />
von T. T. Tran (2005), 155 Seiten<br />
ISBN: 3-89336-412-9<br />
21. Modeling Based Process Development of Fed-Batch Bioprocesses:<br />
L-Valine Production by Corynebacterium glutamicum<br />
by M. Brik Ternbach (2005), 202 pages<br />
ISBN: 3-89336-413-7<br />
22. Charakterisierung der Ausscheidung von L-Glutamat bei Corynebacterium<br />
glutamicum<br />
von K. C. Stansen (2005), 151 Seiten<br />
ISBN: 3-89336-416-1<br />
23. Metabolic and Bioprocess Engineering – a Fruitful Symbiosis<br />
by R.Takors (2005), 399 pages<br />
ISBN: 3-89336-420-X<br />
24. Reaktionstechnische Untersuchungen zur enzymatischen de novo<br />
Synthese von GDP-�-L-Fucose und der in situ Fucosylierung von<br />
Oligosacchariden<br />
von C. Hoh (2005), 240 Seiten<br />
ISBN: 3-89336-423-4<br />
25. Humane Primärzellen als Feederzellen für die Kokultur mit<br />
hämatopoetischen Stammzellen aus Nabelschnurblut<br />
von A. S. Magin (2006), 206 Seiten<br />
ISBN: 3-89336-424-2<br />
26. Vergleichende Analyse der Sec- und Tat-abhängigen sekretorischen<br />
Proteingewinnung mit Gram-positiven Bakterien als Wirtsorganismen<br />
von D. Meißner (2006), 140 Seiten<br />
ISBN: 3-89336-427-7<br />
27. Energie- und Redoxstoffwechsel von Corynebacterium glutamicum<br />
von A. Kabus (2006), VI, 115 Seiten<br />
ISBN: 3-89336-439-0<br />
28. NMR-Lösungsstruktur der humanen Hck SH3-Domäne im Komplex mit<br />
einem artifiziellen, hochaffinen Peptid-Liganden<br />
von H. Schmidt (2006), XII, 115 Seiten<br />
ISBN: 3-89336-441-2
Schriften des <strong>Forschungszentrum</strong>s <strong>Jülich</strong><br />
Reihe Lebenswissenschaften / Life Sciences<br />
29. Entwicklung und Untersuchung eines Verfahrens zur integrierten<br />
Aufreinigung von Plasmid DNA mittels wässriger Zweiphasenextraktion<br />
von A. Frerix (2006), VII, 127 Seiten<br />
ISBN: 3-89336-442-0<br />
30. Advanced Methods in Multiplexing Multi-Pinhole Imaging<br />
Design and Implementation of a High-Resolution and High-Sensitivity Small-<br />
Animal SPECT Imaging System<br />
by C. Lackas (2006), XX, 176 Seiten<br />
ISBN: 3-89336-451-X<br />
31. Enantioselektive C-C Knüpfung mit Enzymen<br />
Charakterisierung und reaktionstechnische Bearbeitung der Benzaldehydlyase<br />
aus Pseudomonas fluorescens Biovar I<br />
von T. Stillger (2006), XIV, 146 Seiten<br />
ISBN: 3-89336-457-9
Band / Volume 31<br />
ISBN 3-89336-457-9<br />
Lebenswissenschaften<br />
Life Sciences