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Die Alpenbiotopkartierung (ABK) in Bayern Der Alpenanteil Bayerns ...

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<strong>Die</strong> <strong>Alpenbiotopkartierung</strong> (<strong>ABK</strong>) <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

<strong>Der</strong> <strong>Alpenanteil</strong> <strong>Bayern</strong>s nimmt mit rund 4 200 km 2 im Vergleich zu anderen<br />

Alpenanra<strong>in</strong>erstaaten flächenmäßig nur e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Anteil am Nordsaum der<br />

Alpen e<strong>in</strong>. Gleichzeitig birgt diese Randlage, im Gegensatz zu den Zentralketten e<strong>in</strong><br />

äußerst vielfältiges Ersche<strong>in</strong>ungsbild mit unverwechselbarem Charakter, das von<br />

geologischen, geomorphologischen und klimatischen Faktoren geprägt wird.<br />

<strong>Der</strong> bayerische Alpenraum zwischen Berchtesgaden und L<strong>in</strong>dau birgt die reichste<br />

und großflächigste Naturausstattung <strong>Bayern</strong>s. <strong>Die</strong>ser Raum ist zunehmenden<br />

Flächenbeanspruchungen durch Siedlung, Verkehr oder Freizeitaktivitäten<br />

ausgesetzt. E<strong>in</strong>e steigende Zahl von E<strong>in</strong>griffen erfordert für Beurteilungen und<br />

Abwägungen e<strong>in</strong> hohes Maß an Fach- und Detailwissen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>ABK</strong> liefert e<strong>in</strong>e aktuelle Inventur wertvoller Landschaftsteile der Bayerischen<br />

Alpen, die für die Erhaltung der Artenvielfalt, für die Erhaltung speziell angepasster<br />

Tier-und Pflanzenarten und damit für den Naturhaushalt von Bedeutung s<strong>in</strong>d. Sie ist<br />

e<strong>in</strong>e vegetationskundlich-floristisch ausgerichtete Kartierung.<br />

Durch genaue Erfassungen und e<strong>in</strong>e detaillierte Beschreibung und Bewertung der<br />

vorgefundenen Arten- und Vegetationsausstattung soll es dem Nutzer, z.B. bei der<br />

Beurteilung von geplanten Vorhaben ermöglichen, diesen E<strong>in</strong>griff möglichst objektiv<br />

abzuwägen. Darüber h<strong>in</strong>aus dient die <strong>ABK</strong> auch dazu, den Kenntnisstand über die<br />

Flora und die Vegetation der Bayer. Alpen zu vertiefen.<br />

Während die Biotopkartierung im Flachland, <strong>in</strong> den Städten und auf militärischen<br />

Liegenschaften <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ersten Durchgang abgeschlossen ist und dort nur noch<br />

Aktualisierungen stattf<strong>in</strong>den, bef<strong>in</strong>det sich die <strong>ABK</strong> noch <strong>in</strong> der Ersterhebungsphase.<br />

Untersuchungsgebiet:<br />

Es wird der gesamte Bayer. <strong>Alpenanteil</strong> von den Tallagen bis <strong>in</strong> die Gipfelregionen<br />

kartiert. <strong>Die</strong> Kartiergrenze zum Flachland h<strong>in</strong> bildet e<strong>in</strong>e, im wesentlichen auf der<br />

naturrämlichen Gliederung <strong>Bayern</strong>s von Meynen – Schmidhüsen basierende Grenze<br />

am unmittelbaren Alpenfuß.<br />

Stand der <strong>ABK</strong>:<br />

<strong>Die</strong> <strong>ABK</strong> wird mit e<strong>in</strong>er Unterbrechung 1994 – 97 seit 1991 durchgeführt.<br />

In neun von 10 Landkreisen mit <strong>Alpenanteil</strong> ist die <strong>Alpenbiotopkartierung</strong><br />

abgeschlossen.<br />

<strong>Der</strong>zeit (2006) laufen die Erhebungen im Landkreis Berchtesgadener Land.<br />

Das Gesamtprojekt ist 2008 beendet.<br />

Durchführung der <strong>ABK</strong>:<br />

<strong>Die</strong> <strong>ABK</strong> wird landkreisweise an Firmen vergeben, deren Mitarbeiter mit den hohen<br />

fachlichen und physischen Anforderungen e<strong>in</strong>er Kartierung <strong>in</strong> den Alpen vertraut<br />

s<strong>in</strong>d. Das Landesamt für Umwelt (LfU) ist <strong>in</strong> erheblichem Maß an den Kosten beteiligt<br />

und stellt die fachliche Betreung und den e<strong>in</strong>heitlichen Standard der Kartierung<br />

sicher.<br />

<strong>Die</strong> Kartierung erfolgt überwiegend nach vegetationskundlich – floristischen Kriterien.<br />

Ob e<strong>in</strong>e Fläche als Biotop erfasst wird, richtet sich danach, ob ihr Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />

e<strong>in</strong>em oder mehreren (Komplexbiotope) , der <strong>in</strong> der Kartieranleitung des LfU<br />

beschriebenen Biotoptypen zuordnen lässt.


Bei den Geländebegehungen soll e<strong>in</strong> möglichst umfassender E<strong>in</strong>druck von der zu<br />

beurteilenden Fläche gewonnen werden, wobei im Gebirgsraum das Relief e<strong>in</strong>e<br />

Begehung manchmal nur marg<strong>in</strong>al zulässt. <strong>Die</strong> Biotope s<strong>in</strong>d meist um e<strong>in</strong> vielfaches<br />

größer als die Biotope im Flachland. Sie setzen sich meist aus Komplexen<br />

verschiedener mite<strong>in</strong>ander verzahnter Biotoptypen zusammen. <strong>Die</strong> Abgrenzungen<br />

folgen meist natürlichen Gegebenheiten wie Grate, Nordhang, Südhang etc., aber<br />

flächenscharf und ohne Pufferzone. In Wäldern wird nur <strong>in</strong> soweit kartiert, als es sich<br />

um nach dem Bayer. Naturschutzgesetz geschützte Waldbiotope handelt<br />

(Schluchtwald, Sumpfwald, Schneeheide-Kiefernwald etc.). Sogenannter<br />

„Normalwald“, wie z.B. der Bergmischwald, ist nicht Gegenstand der Kartierung.<br />

Zur Orientierung und zur E<strong>in</strong>zeichnung der Biotopgrenzen im Gelände dienen<br />

Ortholuftbilder im Maßstab 1:5000 und Flurkarten mit Höhenl<strong>in</strong>iene<strong>in</strong>trag.<br />

Besonderer Wert wird auf aussagekräftige Artenlisten und deren Interpretation<br />

gelegt. Dabei erfolgt <strong>in</strong>sbesondere bei der Bestimmung kritischer Sippen und zur<br />

Absicherung bemerkenswerter Nachweise e<strong>in</strong>e enge Zusammenarbeit mit der<br />

Botanischen Staatssammlung München. Pro Jahr werden m<strong>in</strong>destens 250 Belege<br />

abgegeben.<br />

Ausarbeitung und vorläufige Ergebnisse:<br />

<strong>Die</strong> vorgefundenen Biotope, die auf Teilflächen verteilt se<strong>in</strong> können, werden <strong>in</strong><br />

Flurkarten e<strong>in</strong>getragen und pro TK 25 durchnummeriert.<br />

Dazu erfolgt e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> e<strong>in</strong> speziell erstelltes Programm e<strong>in</strong>zugebende<br />

Biotopbeschreibung mit Artenliste und auswertbaren Codeangaben zu Standort,<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigungen oder Pflege.<br />

Nach der Digitalisierung der Flächen können vom Nutzer Karten <strong>in</strong> jedem Maßstab<br />

erstellt werden.<br />

Nach der Ausarbeitung der Kartierung werden die Ergebnisse vom LfU auf fachliche<br />

und formale Richtigkeit überprüft und abgenommen.<br />

Bisher s<strong>in</strong>d rund 3/4 des bayerischen <strong>Alpenanteil</strong>s mit 8000 Biotopen und über<br />

25000 E<strong>in</strong>zelflächen kartiert.<br />

Wie zu erwarten ist die Biotopfläche am jeweiligen <strong>Alpenanteil</strong> e<strong>in</strong>es Landkreises mit<br />

16 bis fast 40% wesentlich höher als im Flachland (Gesamtdurchschnitt dort 3,7%).<br />

Generell nehmen den Hauptanteil an Biotoptypen Alp<strong>in</strong>e Rasen, Fels, Schuttfluren<br />

und Latschengebüsche e<strong>in</strong>. Zusammen s<strong>in</strong>d diese Biotoptypen <strong>in</strong> den höheren<br />

Lagen des Gebirgsraumes nahezu flächendeckend präsent.<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigungen von Biotopen kommen zwar <strong>in</strong> den Tallagen gehäuft vor, können<br />

aber selbst <strong>in</strong> abgelegenen Hochlagen auftreten (z.B. Schafweideproblematik,<br />

Almwegebau.<br />

Wo ist die <strong>ABK</strong> erhältlich?<br />

Neben den Landratsämtern, Regierungen, Forstbehörden und<br />

Privatwaldvere<strong>in</strong>igungen erhalten auch die Geme<strong>in</strong>den digital die für sie zutreffenden<br />

Biotopkarten und Beschreibungen der <strong>ABK</strong>.<br />

<strong>Die</strong> Kartierung ist allgeme<strong>in</strong> am Landratsamt oder den Geme<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>sehbar.<br />

Außerdem können die Daten über die Internetseite des LfU von jedermann kostenfrei<br />

heruntergeladen werden.<br />

Analoge Karten und Ausdrucke können am LfU kostenpflichtig bestellt werden.


Beitrag der <strong>ABK</strong> zur Floristischen Erforschung der Bayer. Alpen:<br />

Mit der Vollmann`schen „Flora von <strong>Bayern</strong>“ aus dem Jahr 1914 hat der Bayer.<br />

Alpenraum zum letzten Mal e<strong>in</strong>e umfassende Bearbeitung erfahren.<br />

Seitdem gab es zwar zahlreiche Bearbeitungen für Teilgebiete, die jedoch nur für<br />

diese Bereiche den Wissensstand verbesserten. Insbesondere „unattraktive“<br />

Gebiete, wie die Flysch-Vorberge oder Bereiche unterer und mittlerer Lagen erfuhren<br />

bis heute ke<strong>in</strong>e wesentliche Verbesserung des Vollmann´schen Kenntnisstandes.<br />

Durch die systematischen Erhebungen im Rahmen der <strong>ABK</strong> ist die Chance gegeben,<br />

quasi als „Nebenprodukt“, quer durch die Bayerischen Alpen Aussagen zum<br />

Vorkommen und zur Verbreitung diverser Taxa zu machen. <strong>Die</strong> Absicht, mit dem<br />

Projekt auch den floristischen Kenntnisstand <strong>in</strong> den Bayerischen Alpen<br />

voranzubr<strong>in</strong>gen, bestand seit Beg<strong>in</strong>n der Kartierung. Insofern ist die Genauigkeit der<br />

Artenerfassung als wesentliches Merkmal der <strong>ABK</strong> bis heute durchgängig<br />

vorhanden.<br />

<strong>Die</strong> Artnachweise bei der <strong>ABK</strong> führten trotz aller immer noch vorhandenen<br />

Schwachstellen (enger Erfassungszeitraum für bestimmte Gebiete, unterschiedlicher<br />

Kenntnisstand der Bearbeiter, e<strong>in</strong>geschränkte Begehungsmöglichkeiten von Flächen,<br />

Erhebungen nur <strong>in</strong> gesetzlich geschützten Waldbiotopen) bei erstaunlich vielen<br />

Sippen zu neuen Erkenntnissen über ihre Seltenheit, ihre Verbreitung und ihre<br />

ökologischen Ansprüche <strong>in</strong> den Bayer. Alpen. Nachfolgend e<strong>in</strong>ige Beispiele:<br />

- Erweiterung des Arealbildes ( Luzula glabrata, Primula m<strong>in</strong>ima)<br />

- Verr<strong>in</strong>gerung von Areallücken ( Hieracium piliferum, Gentianella tenella)<br />

- Erweiterung e<strong>in</strong>es bekanntenTeilareals ( Aquilegia e<strong>in</strong>seleana)<br />

- Verdichtung e<strong>in</strong>es sche<strong>in</strong>bar lückigen Arealbildes ( Anthriscus nitida)<br />

- Bestätigung historischer, <strong>in</strong> neuerer Zeit nicht mehr belegter Fundorte ( Crepis<br />

bocconi)<br />

- Neufunde für den Bayer. Alpenraum ( Hierochloe odorata, Lappula deflexa)<br />

- Verbesserung des Kenntnisstandes über ökologische Ansprüche von Sippen<br />

(Agrostis schleicheri, Juniperus sab<strong>in</strong>a)<br />

Auch bei verbreiteten Arten konnten bisher vorhandene, sche<strong>in</strong>bare<br />

Verbreitungslücken durch Nachweise der <strong>ABK</strong> geschlossen werden.<br />

Bei e<strong>in</strong>igen Gattungen, wie Hieracium, Alchemilla oder Rosa wird durch<br />

Belegmaterial der <strong>ABK</strong> die Forschung über die systematische Stellung und<br />

Verbreitung der e<strong>in</strong>zelnen Taxa unterstützt.<br />

Es ist beabsichtigt, zur Aktualisierung von Verbreitungskarten, die gesicherten<br />

Sippennachweise der <strong>ABK</strong> nach Abschluß des Projektes an die Zentralstelle für die<br />

Floristische Kartierung zu übermitteln.<br />

Literatur zu Zwischenständen der <strong>ABK</strong>:<br />

MAYER, A. & R. URBAN 1991: Übersicht und Stand der <strong>Alpenbiotopkartierung</strong>. Ber.<br />

des LfU (20 Jahre LfU <strong>Bayern</strong>), Heft 117: S. 154-162; München<br />

URBAN, R. & MAYER, A. 1992: Floristische und vegetationskundliche Besonderheiten<br />

aus den Bayerischen Alpen – Funde im Rahmen der <strong>Alpenbiotopkartierung</strong> Teil1. -<br />

Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 63: 175 – 190; München


URBAN, R. & A. Mayer 1996: <strong>Die</strong> <strong>Alpenbiotopkartierung</strong> – E<strong>in</strong> Beitrag zur floristischen<br />

Erforschung der Bayerischen Alpen. Ber. des LfU (7), Heft 132: S. 135-147;<br />

München<br />

Anton Mayer<br />

Bayerisches Landesamt für Umwelt<br />

Bürgermeister-Ulrich-Str. 160<br />

86179 Augsburg<br />

Tel. 0821/9071-5089<br />

anton.mayer@lfu.bayern.de<br />

http://www.bayern.de/lfu/natur/biotopkartierung/<br />

http://www.bayernflora.de/de/forum_gesellschaften.php?id=VR_ALP

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