Dissertation Haußler - Universität zu Lübeck
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enten, dennoch stand <strong>zu</strong>nächst die Heilung im Vordergrund, an plastische Verfahren wurde erst<br />
sekundär gedacht. Der Zeitpunkt für die plastischen Rekonstruktion hing von der Art des ursächli-<br />
chen Faktors ab, im Allgemeinen waren 6 Monate akzeptiert, bei bösartigen Tumoren sollte min-<br />
destens 1 Jahr zwischen Tumorresektion und plastischer Deckung liegen. Für kleinere Defekte<br />
konnte die Fascia lata oder Fett genommen werden, für größere Defekte eigneten sich Knochen<br />
und Rippenknorpel. Zunächst wurde ein Abdruck vom Gesicht genommen werden, um die Aus-<br />
dehnung des Defektes <strong>zu</strong> bestimmen. Mit Hilfe dieses Abdruckes wurde ein Muster entworfen, das<br />
mit in den Operationssaal genommen wurde. Die Operation fand in Vollnarkose statt, der Schnitt<br />
wurde im Bereich des Haaransatzes, der Augenbraue oder in einer alten Narbe gesetzt. Nachdem<br />
der Rippenknorpel eingefügt worden war, wurde die Haut mit Seide verschlossen und für 10 Tage<br />
ein Druckverband angelegt [264]. New und Dix gaben allerdings keine Langzeitergebnisse be-<br />
kannt.<br />
Nachdem bereits im Jahre 1928 in der Neurochirurgie über die Verwendung von gekochten Kno-<br />
chentransplantaten berichtet wurde, entstand die Überlegung, durch Konservierung oder Kühlung<br />
<strong>zu</strong> ermöglichen, das Knorpelgewebe erst <strong>zu</strong> einem späteren Zeitpunkt ein<strong>zu</strong>setzen. Brown verglich<br />
im Jahre 1940 konserviertes mit frischem Knorpelgewebe. Er fasste seine Beobachtungen der<br />
vergangenen 11 Jahre <strong>zu</strong>sammen und kam <strong>zu</strong> dem Ergebnis, dass konserviertes Knorpelgewebe<br />
gegenüber dem frischen Gewebe zwar keinen Ersatz bildete, es aber dennoch als zweite Wahl<br />
beibehalten wurde, falls beispielsweise kein frisches Material <strong>zu</strong>r Verfügung stand. Beim Fremd-<br />
Knorpel handelte es sich überwiegend um Leichenknorpel; <strong>zu</strong>r Konservierung wurde Alkohol ver-<br />
wendet, das Transplantat kurz vor der Implantation gründlich in einer salzhaltigen Lösung gewa-<br />
schen, aber auch das Einfrieren war möglich. Die Vorteile des konservierten Knorpels gegenüber<br />
dem frischen waren: es war kein weiterer Eingriff am Brustkorb des Patienten nötig und eine große<br />
Menge stand <strong>zu</strong>r Verfügung. Die Nachteile waren: das schlechte ästhetische Ergebnis durch die<br />
Absorptionsgefahr des Gewebes und die fehlende Resistenz gegen Infektionen. Es wurden auch<br />
Versuche mit anderen Materialien durchgeführt: Elfenbein, Holz, Gummi, Zellulose, Vitallium; diese<br />
Versuche scheiterten jedoch aufgrund frühzeitiger Abstoßung, eine Paraffininjektion wurde auf-<br />
grund befürchteter Gefahren vermieden [117].<br />
In der deutschen Literatur wurde <strong>zu</strong> dieser Zeit (1940) die intranasale Methode nach Halle und bei<br />
Komplikationen und starken Beschwerden die Killian’sche Radikaloperation mit Ausräumung der<br />
vorderen Siebbeinzellen oder die Methode nach Jansen-Ritter empfohlen [52].<br />
Nachdem Hilding Anfang der 30er Jahre anhand von Kaninchen demonstrieren konnte, dass die<br />
Drainage des Sinus maxillaris von funktionsfähigen Zilien der Schleimhaut an der natürlichen Si-<br />
nusöffnung abhängig war, zeigte Walsh 1943 in Versuchen an Hunden, dass ein funktionaler Duc-<br />
tus nasofrontalis für die postoperative Heilung in der Stirnhöhle notwendig war [137, 17, 178, 179,<br />
180, 291, 314]. Während Smith und Lynch die Schleimhautauskleidung vollständig entfernten, Ho-<br />
warth empfahl, die Schleimhaut, wenn möglich <strong>zu</strong> belassen, betonte Walsh, die Schleimhaut des<br />
Ductus nasofrontalis intakt <strong>zu</strong> lassen [289, 314]. Er hatte anhand von Tierversuchen herausgefun-<br />
den, dass sich dadurch die Stirnhöhlenauskleidung vollständig regenerierte [114, 188, 233]. In den<br />
Fällen, in denen er die Schleimhaut aus der Stirnhöhle und dem Ductus nasofrontalis entfernte,<br />
obliterierten nachfolgend das Ostium und der Sinus durch Osteogenese und Fibrose [114]. Walsh<br />
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