Dissertation Haußler - Universität zu Lübeck
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endonasalen Hilfsoperationen), bei großem Leidensdruck des Patienten oder bei drohenden Kom-<br />
plikationen radikal operiert werden sollte. Bei einem radikalen Eingriff kam Brüggemann mit den<br />
Methoden von Riedel, Killian und Jansen-Ritter aus. Wichtig für ihn waren die Schaffung eines<br />
weiten Stirnhöhlennasenganges für einen gleichmäßig guten Sekretabfluss und eine kontinuierli-<br />
che Ventilation, die radikale Entfernung der Schleimhaut und die Vermeidung von toten Räumen<br />
[24, 25, 118].<br />
Bezüglich der Kosmetik nach radikalen Eingriffen war die Injektion von Paraffin eine zeitlang sehr<br />
beliebt, wobei auf Empfehlung von Stein ein Gemisch aus Hartparaffin und Vaselin verwendet wur-<br />
de [25]. Die Erfahrungen schließlich lehrten, dass die Technik nur bei kleinen Defekten angewen-<br />
det werden sollte, da Jahre nach dem Eingriff Doppelbildsehen, Eiterungen, Nekrosen sowie „Pa-<br />
raffinome“ beobachtet wurden. Schon Kümmel [55] wies 1921 darauf hin, dass eine Paraffininjekti-<br />
on nicht in <strong>zu</strong> kurzem Abstand an die Operation erfolgen sollte, da sonst leicht eine neue Entzün-<br />
dung entsteht. Brüggemann [25] berichtete <strong>zu</strong>r Beseitigung größerer Einsenkungen von neueren<br />
Verfahren: Fetttransplantationen vom Oberschenkel (Marx, 1910), Blutkoagel (Davis), Periost-<br />
Weichteillappen aus der Umgebung (von Eicken) und Rippenknorpel (Marschik). Während mit dem<br />
Blutkoagel und dem Periost-Weichteillappen gute Resultate erzielt wurden, wurden die Fetttrans-<br />
plantationen wegen Bildung von Ölzysten wieder verlassen. Der Einsatz von Rippenknorpel wurde<br />
in der Hajek’schen Klinik wegen der Gefahr einer pulmonalen oder pleuralen Komplikation wieder<br />
verlassen, er empfahl eine osteoplastische Deckung mit Material vom Darmbeinkamm. Brügge-<br />
mann [25] empfahl <strong>zu</strong>r Vermeidung der Dysmorphie die Erhaltung der Stirnhöhlenvorderwand mit-<br />
tels der Methoden nach Jansen-Ritter und Halle.<br />
Lillie und Anderson befürworteten 1927 einen zwei-phasischen Zugang: in der ersten Phase be-<br />
handelten sie über einen intranasalen Zugang unter Lokalanästhesie die Siebbeinhöhle und korri-<br />
gierten die intranasalen Deformitäten. Falls die Symptome persistierten, wurde in einer zweiten<br />
Phase eine von außen durchgeführte Frontoethmoidektomie nach Killian oder Lynch durchgeführt<br />
[188, 226, 239]. Jacobs [188] und Lyman [233] berichteten, dass der bereits primäre intranasale<br />
Zugang in 19 von 60 Fällen erfolgreich war.<br />
Mithoefer befürwortete 1928 eine komplette intranasale Ethmoidektomie bevor andere intra- oder<br />
extranasale Maßnahmen an der Stirnhöhle durchgeführt wurden [56, 188, 246]. Mithoefer war nach<br />
Lyman [233] auch der Erste, der es befürwortete, für die Auskleidung des Ductus nasofrontalis<br />
nach einer Lynch-Operation Transplantate <strong>zu</strong> verwenden. Er nutzte da<strong>zu</strong> Schleimhauttransplantate<br />
aus der Nase und in einigen Fällen von der Lippe.<br />
Boenninghaus jr. [110], seinerzeit Hals-Nasen-Ohrenarzt in Breslau, war der Ansicht, dass die<br />
1926 erschienen Zusammenfassungen von Brüggemann und Hajek über die Indikationsstellung<br />
bei der Stirnhöhlenchirurgie nicht vollständig waren und bemühte sich durch eine eigene Zusam-<br />
menstellung diese Lücken aus<strong>zu</strong>füllen. Er empfahl, bei einem chronischen Empyem der Stirnhöhle<br />
mit größter Schonung vor<strong>zu</strong>gehen. Misslang die Spülung, beseitigte er die Septumdeviation, reich-<br />
te dies nicht aus, schloss er eine „hohe Resektion“ der mittleren Nasenmuschel nach Hajek an und<br />
schließlich folgte die Schaffung freier Verhältnisse <strong>zu</strong>r Sondierung und Spülung durch eine Freile-<br />
gung des Stirnhöhleneingangs nach Uffenorde (Entfernung der frontalen und infundibularen Sieb-<br />
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